Tief hinten im Kongfjord liegen ein paar kleine Inselchen, genannt Lovénøyane. Die kennt kaum einer. Man darf im Sommer, wenn die meisten im Kongsfjord unterwegs sind, die überhaupt dorthin kommen, dort nämlich nicht hin. Dann brüten dort Gänse und Enten. Daher sind die Lovénøyane dann Vogelschutzgebiet und damit streng geschützt. Nur ein paar Forscher aus Ny-Ålesund kommen mit Sondergenehmigung regelmäßig zu diesen Inseln, um die Brutbestände der Vögel zu zählen. Es werden derzeit weniger, da Eisbären diese Inseln mittlerweile jeden Sommer aufsuchen und die Nestern plündern. Die Bodenbrüter sind leichte Beute.
Ob Eisbären hier ein neues Verhalten gelernt haben, ob sie aus Verzweiflung über den Klimawandel nun Enteneier in der Tundra statt Robben auf dem Eis schmausen, oder ob die in den letzten Jahrzehnten in Spitzbergen gewachsene Eisbärenpopulation (bis 1973 wurden sie heftig gejagt) sich nun wieder mehr in die Peripherie bewegt, zu der aus Sicht eines Eisbären Spitzbergens zentrale Westküste gehört, das wüsste man gerne. Darüber kann man aber nur spekulieren. Möglich ist das alles. Vielleicht auch von allem ein wenig.
Da wir die Lovénøyane also erst nach dem 15. August betreten dürfen, haben wir dort herbstliches Licht. Die Sonne steht tief über den berühmten Bergen und Gletschern, die den Kongsfjord säumen.
Die Tundra ist sehr reich, man muss sich vorsichtig bewegen, um die Vegetation nicht zu beschädigen. Die Lovénøyane wurden über tausende von Jahren von brütenden Vögeln gedüngt. Vor allem Moose haben dicke Schichten organischer Substanz aufgebaut.
Die Lovénøyane bestehen als mehreren kleinen Inseln, die alle ihre Eigenheiten haben. Teilweise bestehen sie geologisch aus altem Grundgebirge (feinkristalline Karbonate, „Marmor“) und teilweise aus tiefrotem Old Red. Eiszeitliche Gletscher haben große Findlinge zurückgelassen.
Juttaholmen, so heißt diese Insel, ist nach der Haushälterin von Gunnar Isachsen benannt, dessen Expedition 1909-1910 die Insel kartierte. So lief das damals, so läuft es heute nicht mehr.
In dieser kleinen Bucht soll Ernest Mansfields berühmte Northern Exploration Company (NEC) Brekkzien abgebaut haben. Der NEC begegnen Touristen häufig auf der Blomstrandhalvøya, wo es Reste der alten Marmorgrube Marble Island gibt, heute eher als (Ny) London oder Camp Mansfield bekannt. Wozu der logistisch aufwändige Abbau dieses wirtschaftlich wenig wertvollen Sediments auf Juttaholmen gedient haben soll, erschließt sich heute kaum noch. Es können auch nur wenige Tonnen gewesen sein, die abgebaut worden sind, wenn überhaupt. Auf Juttaholmen hat die NEC keine Hütte gebaut, was diese Gesellschaft sonst vielerorts auf Spitzbergen getan hat. Auf der Insel gibt es noch sichtbare Reste eines Lagerplatzes, der den NEC-Mitarbeitern wohl als wenig komfortable Unterkunft diente. Als Problem erwies sich der Mangel an Süßwasser.
Die Hütte, die heute auf Juttaholmen steht, wurde 1954-55 von Bewohnern Ny-Ålesunds gebaut, also nach den Zeiten der Northern Exploration Company. Sie wurde zunächst für Freizeitzwecke verwendet. Heute kommt sie vor allem den wissenschaftlichen Besuchern zugute.
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Letzte Änderung: 25. August 2020 ·
Copyright: Rolf Stange
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