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Monats-Archiv: Februar 2018 − News & Stories


Wär­me­rekor­de in der Ark­tis

Wäh­rend Mit­tel­eu­ro­pa in einer Käl­te­wel­le erstarrt, bricht die Ark­tis wie­der ein­mal Tem­pe­ra­tur­re­kor­de. In Lon­gye­ar­by­en lie­gen die Tem­pe­ra­tu­ren seit Novem­ber 2010, also seit über 7 Jah­ren, über dem Mit­tel der Nor­mal­pe­ri­ode (1960-90), wobei man den Begriff „Nor­mal­pe­ri­ode“ eigent­lich nur noch in Anfüh­rungs­stri­chen ver­wen­den kann. Aktu­ell (Mon­tag und Diens­tag, 26. und 27. Febru­ar) erlebt man in Lon­gye­ar­by­en Plus­gra­de und Regen!

Min­des­tens so auf­se­hen­er­re­gend ist aber die Wet­ter­la­ge aus aller­höchs­ten Brei­ten, bis hin­auf zum Nord­pol. Selbst dort gibt es jetzt, im tiefs­ten Polar­win­ter, zur „nor­ma­ler­wei­se“ käl­tes­ten Zeit des Jah­res, Plus­gra­de. Direk­te Mes­sun­gen am Boden gibt es am Nord­pol zwar nicht, aber die Fern­erkun­dungs­da­ten und indi­rek­ten Mes­sun­gen der Wis­sen­schaft­ler sind ein­deu­tig genug. Damit ist die Tem­pe­ra­tur am Nord­pol der­zeit 30 Grad höher als nor­mal. In Wor­ten: drei­ßig Grad!

Das ist prin­zi­pi­ell auf die gesam­te Hoch­ark­tis über­trag­bar, also auf den Ark­ti­schen Oze­an nörd­lich von 80 Grad Nord. Auf die gesam­te Flä­che betra­gen, muss man mit 20 Grad mehr als nor­mal rech­nen. Das Däni­sche Meteo­ro­lo­gi­sche Insti­tut ver­fügt über Daten, die bis 1958 zurück­rei­chen und Ver­glei­che erlau­ben. In die­ser Daten­rei­he gibt es nichts Ver­gleich­ba­res.

Seit 1980 tre­ten win­ter­li­che Warm­luft­ein­brü­che in der Hoch­ark­tis ver­mehrt auf. Man wird also auch künf­tig wei­ter­hin mit sol­chen Ereig­nis­sen rech­nen müs­sen. Die der­zei­ti­ge Epi­so­de bricht aber alle Rekor­de, zumin­dest bis­lang, und die Häu­fig­keit nimmt in jün­ge­ren Jah­ren dras­tisch zu. Laut Robert Gra­ham vom Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut gab es ver­gleich­ba­re Wit­te­rungs­la­gen zwi­schen 1980 und 2010 vier Mal, aber allein vier Mal in den letz­ten fünf Jah­ren.

Offe­nes Was­ser im Advent­fjord bei Lon­gye­ar­by­en, mit­ten in der Polar­nacht. Dar­über wun­dert sich mitt­ler­wei­le kei­ner mehr.

Polarnacht Adventfjord

Das aktu­el­le Ereig­nis ist ver­mut­lich mit den schwa­chen Eis­ver­hält­nis­sen im Ark­ti­schen Oze­an ver­bun­den. Im Janu­ar gab es weni­ger Eis als jemals zuvor zu die­ser Zeit beob­ach­tet. Der­zeit gibt es sogar nörd­lich von Grön­land offe­nes Was­ser, also in einer Regi­on, die sich his­to­risch immer zuver­läs­sig durch dich­tes, schwe­res, soli­des, mehr­jäh­ri­ges Pack­eis aus­zeich­ne­te. Die mil­den Tem­pe­ra­tu­ren tra­gen der­zeit auch nicht zur erneu­ten Eis­bil­dung bei: Bei der auto­ma­ti­schen Wet­ter­sta­ti­on Mor­ris Jesup ganz im Nor­den von Grön­land wur­den 2018 bereits 61 Stun­den mit Plus­gra­den ver­zeich­net. Der bis­he­ri­ge Rekord liegt bei 16 Stun­den bis Ende April und stammt von 1980.

Karte Hütten

Blick auf Lon­gye­ar­by­en durch die Web­cam von UNIS: Regen und Plus­gra­de im Febru­ar 🙁

Die pro­zes­sua­len Details sind unbe­kannt, aber Wis­sen­schaft­ler haben kei­ne Zwei­fel, dass die über­durch­schnitt­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren im Was­ser der Grön­land­see (Nord­at­lan­tik) und in der Atmo­sphä­re in der Hoch­ark­tis mit­ein­an­der zu tun haben. Eis, war­mes Was­ser und die Zug­bah­nen von Sturm­tiefs sind mit­ein­an­der ver­knüpft und auch mit der hohen Atmo­sphä­re: in der Stra­to­sphä­re, mit Höhen über 10.000 Metern über dem nor­ma­len Wet­ter­ge­sche­hen, lagen die Tem­pe­ra­tu­ren vor ein paar Wochen eben­falls höher als nor­mal. Die genau­en Zusam­men­hän­ge müs­sen aber erst noch erforscht wer­den.

Immer­hin soll es ab Mitt­woch in Lon­gye­ar­by­en wie­der deut­lich käl­ter wer­den.

Zusam­men­fas­sen­de Quel­le: Washing­ton Post

Dis­kus­si­on um neue Hüt­ten für kom­mer­zi­el­le Tou­ren

Wäh­rend in Spitz­ber­gen nun im Febru­ar die Son­ne nach der Polar­nacht lang­sam wie­der über den Hori­zont zu stei­gen beginnt, wird heiß dis­ku­tiert: Soll es mehr kom­mer­zi­ell nutz­ba­re Hüt­ten im Gelän­de geben?

Hin­ter­grund ist die letz­te Stortings­mel­ding, eine Art Blau­pau­se der nor­we­gi­schen Regie­rung für die mit­tel­fris­ti­ge Poli­tik, die für Spitz­ber­gen letzt­ma­lig 2016 her­aus­ge­ge­ben wur­de. Vor dem Hin­ter­grund des schwin­den­den Berg­baus soll der Tou­ris­mus ent­wi­ckelt wer­den, und zwar so, dass er mehr ganz­jäh­ri­ge Arbeits­plät­ze in Lon­gye­ar­by­en schafft. Akti­vi­tä­ten sol­len mög­lichst in Sied­lungs­nä­he statt­fin­den, zumin­dest aber inner­halb des Ver­wal­tungs­ge­bie­tes 10, zwi­schen Isfjord und Van Mijenfjord.

Zu die­sem Zweck soll es prin­zi­pi­ell mög­lich sein, Hüt­ten kom­mer­zi­ell zu betrei­ben. Grund­sätz­lich steht man dem Hüt­ten­tou­ris­mus, wie er auf dem nor­we­gi­schen Fest­land ver­brei­tet ist, auf Spitz­ber­gen ableh­nend gegen­über, und die pri­va­te Nut­zung von Hüt­ten ist aus­schließ­lich Ein­hei­mi­schen erlaubt. Bis­lang gibt es nur drei Hüt­ten außer­halb der Sied­lun­gen, die Ver­an­stal­tern gehö­ren und von die­sen im Rah­men ihrer orga­ni­sier­ten Tou­ren genutzt wer­den kön­nen. Eine davon steht beim Nor­dens­ki­öld­breen im Bil­lefjord, eine am Brents­kar­det im inne­ren Advent­da­len und eine in der Nähe von Sveagru­va im Van Mijenfjord.

Nun steht also im Raum, den Bau wei­te­rer Hüt­ten zuzu­las­sen. Inter­es­sen­ten – aus­schließ­lich in Lon­gye­ar­by­en ansäs­si­ge Ver­an­stal­ter – konn­ten ihre Anträ­ge mit­samt detail­lier­ter Ein­schät­zung der Fol­gen für die Umwelt letz­tes Jahr beim Sys­sel­man­nen ein­rei­chen. Bis Ende Janu­ar 2018 konn­te jeder dazu Stel­lung neh­men.

Zwölf Stel­lung­nah­men wur­den ein­ge­reicht (dazu wei­te­re acht ohne rele­van­te Anmer­kun­gen, die nur pro for­ma zu den Akten gege­ben wur­den). Die­se kom­men sowohl von Pri­vat­per­so­nen als auch von Insti­tu­tio­nen wie dem Mil­jø­di­rek­to­rat (nor­we­gi­sches Umwelt­amt), dem nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut und dem Riks­an­tik­var (Denk­mal­schutz). Allen Stel­lung­nah­men ist ein eher zurück­hal­ten­der, teil­wei­se kri­ti­scher Ton gemein­sam. Das Polar­in­sti­tut beleuch­tet alle in Fra­ge kom­men­den Stand­or­te in Bezug auf die jewei­li­ge Tier- und Pflan­zen­welt, um mög­li­che Umwelt­kon­flik­te auf­zu­zei­gen. Stark kri­tisch äußern sich meh­re­re Pri­vat­per­so­nen aus Lon­gye­ar­by­en, dar­un­ter Ver­tre­ter der weni­gen Trap­per, die es in Spitz­ber­gen noch gibt. Bemer­kens­wert ist, dass es mit Aus­nah­men weni­ger um die Fra­ge geht, ob es über­haupt Hüt­ten geben soll­te, die auf kom­mer­zi­el­len Tou­ren genutzt wer­den dür­fen, obwohl es auch hier natür­lich ein pro und kon­tra gibt. Statt­des­sen nimmt die detail­lier­te Dis­kus­si­on der ein­zel­nen, poten­zi­el­len Stand­or­te brei­ten Raum ein.

Dazu zäh­len:

Karte Hütten

Die­se Stand­or­te wer­den für neue, tou­ris­tisch nutz­ba­re Hüt­ten in Spitz­ber­gen dis­ku­tiert.

  • Elve­ne­set (Punkt 1 auf der Kar­te) am Aus­gang vom De Geerd­a­len im Sas­senfjord. Die Aus­sicht auf eine kom­mer­zi­el­le Hüt­te in einem der weni­gen, küs­ten­na­hen Flach­land­ge­bie­te in der mitt­le­ren Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en, wo es bis­lang über­haupt kei­ne Hüt­ten gibt, begeis­tert offen­sicht­lich nie­man­den. Zusätz­lich wird die Bedeu­tung die­ses Tun­d­ra­ge­bie­tes für die Tie­re, v.a. Ren­tie­re und Eis­füch­se, her­vor­ge­ho­ben. Ein even­tu­el­ler Stand­ort für eine Hüt­te wür­de in der Nähe eines Fuchs­baus lie­gen. Ins­ge­samt ste­hen alle dem Stand­ort Elve­ne­set expli­zit kri­tisch gegen­über, auch das Mil­jø­di­rek­to­rat, des­sen Stim­me im wei­te­ren Pro­zess sicher viel Gewicht bekom­men wird.
  • Svel­ti­hel (2), ein Flach­land im Sas­send­a­len an der Küs­te zum Tem­pel­fjord. Mit Blick auf die Umwelt käme die­ser Stand­ort wohl auch infra­ge, aller­dings liegt er dem wich­ti­gen Mil­jø­di­rek­to­rat zu weit weg von Lon­gye­ar­by­en und zu dicht am Sas­sen-Bün­sow-Natio­nal­park.
  • Kre­kling­pas­set (3), zwi­schen De Geerd­a­len und Hel­ve­tia­da­len. Den Stel­lung­nah­men zufol­ge einer von weni­gen Stand­or­ten, die über­haupt dis­kus­si­ons­fä­hig sind, ohne viel Kon­flikt­po­ten­zi­al mit der Umwelt.
  • Tverrd­a­len (4), süd­lich vom Advent­da­len. Ähn­lich wie der Kre­kling­pas­set abseits der Küs­te, zudem auch nicht bei einer häu­fig genutz­ten Tou­ren­rou­te und ohne gro­ßes Kon­flikt­po­ten­zi­al mit der Natur. Die­ser Stand­ort wird damit wohl im Ren­nen blei­ben.
  • Lang­ne­set im Van Mijenfjord, zwi­schen Sveagru­va und Reind­a­len (5). Die­sem Stand­ort ste­hen alle sehr kri­tisch gegen­über. Der Van Mijenfjord ist der ein­zi­ge Fjord an der West­küs­te Spitz­ber­gens, der heut­zu­ta­ge noch nen­nens­wer­te Eis­bil­dung hat, da die Akseløya (eine Insel) sei­ne Mün­dung absperrt. Ent­spre­chend ist er ein wich­ti­ges Wurf­ge­biet für Rob­ben, und daher hal­ten sich auch Eis­bä­ren regel­mä­ßig im Gebiet auf, bis hin zu Weib­chen, die hier ihren Nach­wuchs zur Welt brin­gen. Die Aus­wei­tung tou­ris­ti­scher Tou­ren in die­ses Gebiet wird von allen sehr kri­tisch gese­hen und wenn die Behör­den die Ein­wän­de ernst neh­men, soll­te die­ser Stand­ort kei­ne Chan­ce haben.

Die Zahl der Zulas­sun­gen, die mög­li­cher­wei­se erteilt wer­den, ist nicht vor­ge­ge­ben, es könn­ten alle Stand­or­te oder kei­ner sein. In jedem Fall wird es stren­ge Auf­la­gen für den Betrieb der Hüt­ten geben: Nut­zung aus­schließ­lich auf geführ­ten Tou­ren der jewei­li­gen Ver­an­stal­ter, mög­lichst kein zusätz­li­cher Ver­kehr im Gelän­de und wenn, dann mög­lichst nicht moto­ri­siert etc. Aber es wird gefürch­tet, dass eine lang­fris­ti­ge Aus­wei­tung von Tou­ren in bis­lang wenig genutz­ten Gebie­ten nur schwer auf­zu­hal­ten ist, wenn die Hüt­ten erst ein­mal ste­hen und die dann eta­blier­te Tou­ren­pra­xis Schritt für Schritt über die Jah­re aus­ge­wei­tet wird.

Auch der Autor die­ses Bei­trags steht der Eta­blie­rung neu­er, per­ma­nen­ter Infra­struk­tur in bis­lang natur­be­las­se­nen Wild­nis­ge­bie­ten ableh­nend gegen­über. Wenn man schon zusätz­li­che Infra­struk­tur im Gelän­de schaf­fen will, gäbe es bei­spiels­wei­se auch mobi­le Lösun­gen, die sich sai­so­nal auf­stel­len las­sen und anschlie­ßend wie­der spur­los ver­schwin­den kön­nen, was auch die spä­te­re Steue­rung im Fall von Fehl­ent­wick­lun­gen der Nut­zung oder auf­tre­ten­den Ero­si­ons­schä­den deut­lich erleich­tern wür­de.

Der Hyperitt­fos­sen, ein Was­ser­fall am Elve­ne­set im De Geerd­a­len: Die unbe­rühr­te Land­schaft und Natur wür­den von einer Hüt­te wohl kaum pro­fi­tie­ren.

Hyperittfossen, Elveneset

Quel­le: Sys­sel­man­nen

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