Nordaustlands große Eiskappe aus der Vogelperspektive
Bråsvellbreen ist der südliche Teil der Eiskappe Austfonna, Nordaustland.
Die Bedeckung durch Eiskappen und Gletscher ist auf dem Nordaustland, Svalbards zweitgrößter Insel, deutlich höher als im Durchschnitt der Inselgruppe. Große Teile der weitläufigen Insel verschwinden unter den Eiskappen, von denen Austfonna die größte ist; zusammen mit der kleineren Eiskappe Vegafonna, mit der sie verwachsen ist, bedeckt Austfonna über 8400 Quadratkilometer.
Die gesamte Südost- und Ostküste des Nordaustlands besteht aus der Abbruchkante von Austonna. Diese Eisklippe ist zwar meist nicht allzu hoch – oft „nur“ 10-15 Meter – aber dafür etwa 160 Kilometer lang, je nachdem, von wo bis wo genau man rechnet.
Der südliche Teil von Austfonna ist der Bråsvellbreen. In der Antarktis würde man den Bråsvellbreen als „Eisstrom“ bezeichnen: Ein Teil der Eiskappe, wo das Eis deutlich schneller fließt als in der Umgebung und der so erheblich zur Drainage der Eiskappe beiträgt. Das muss man diesem Eisstrom nicht unbedingt direkt mit bloßem Auge ansehen können.
Man kann es immerhin gut auf der Karte erkennen, dass der Bråsvellbreen ein Eisstrom ist, denn hier ist die eisige Küstenlinie in einem riesigen Bogen ins Meer hinaus gewölbt, wodurch sich die Vorwärtsbewegung auf breiter Front andeutet.
Dass der Bråsvellbreen eine eigene Dynamik entfalten kann, zeigte sich schon früher: Um 1936 machte dieser Teil der Eiskappe in recht kurzer Zeit – es ging sicher immer noch um Jahre – einen kräftigen Vorstoß von etlichen Kilometern: ein Phänomen, das als „Surge“ („Woge“) bezeichnet wird. Der Begriff wird auch im Deutschen so verwendet.
Auch in jüngerer Vergangenheit, in den Jahren um 2020, waren große Teile der Gletscher auf der Südseite des Nordaustlands sehr aktiv, so dass man auch hier wohl von einem Surge sprechen kann. Das betrifft sowohl den Bråsvellbreen als auch weiter östlich gelegene Teile der Eiskappe, und es führt unter anderem dazu, dass im Meer vor den ewig lang erscheinenden Abbruchkante auf weiter Fläche zahllose Gletschereisstücke treiben.
Der Bråsvellbreen ist ein sehr spezieller, unglaublich beeindruckender Gletscher, wozu in seinem westlichen Teil auch die Schmelzwasserflüsse beitragen, die als Wasserfälle über die Eiskante ins Meer stürzen. Diese eisige, unwirkliche Landschaft erleben zu dürfen, ist ungeheuer beeindruckend – zumal an einem makellos schönen Tag wie an jenem Tag, an dem ich die einmalige Gelegenheit hatte, diese Panoramen aufnehmen zu können.
Fotogalerie: Austfonna, Bråsvellbreen
Eine Sammlung fotografischer Eindrücke vom Bråsvellbreen und seiner eisigen Umgebung. Zu Beginn ein paar Eisbärenbilder, denen man zwar ansieht, dass sie aus der analogen Frühzeit der Fotografie stammen. Aber sowohl die Erlebnisse damals, im dichten Eis vor dem Bråsvellbreen unter der untergehenden Mitternachtssonne Ende August 2002, waren für mich so beeindruckend, dass ich es nie vergessen habe, obwohl später noch (gefühlt) zahllose Eisbärensichtungen und sehr, sehr, sehr viel Eis folgten.
Diese Fotosammlung geht bis Anfang September 2022.