Der Verlust großer Eisflächen im Arktischen Ozean geht seit Jahrzehnten vor sich. Im September 2012 wurden erneut aufsehenerregende Negativrekorde erreicht. Jetzt gibt es ein wenig mehr Klarheit darüber, dass das Eis nicht nur in der Fläche verlorengeht, sondern auch in der Dicke deutlich nachlässt. Die Minimalausdehnung, die im September erreicht wird, liegt bei mittlerweile nur noch einem Fünftel im Vergleich zu 1980 – ein Verlust von bis zu 80 % innerhalb von gut 2 Jahrzehnten. Soweit Daten vorliegen, ist auch die Dicke kräftig zurückgegangen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Auswertung von Daten amerikanischer und europäischer Forschungssatelliten. Die für den Verlust im Detail erforderlichen Mechanismen liegen sowohl im Meer als auch in der Atmosphäre und sind noch nicht genau untersucht. Der künftige Verlauf, etwa der Zeitpunkt der erstmaligen vollständigen Abwesenheit einer Eisdecke im Sommer, ist nicht genau vorhersagbar, aber dass die Zukunft weitere kräftige Verluste an Treibeis in der Arktis bringen wird, steht nicht infrage.
Die Eröffnung der Samenbank bei Longyearbyen gegen Ende Februar 2008 war auch der Anlass zur Einrichtung dieser Spitzbergen.de-Nachrichtenseite, die somit ebenfalls in diesen Tagen ihren 5. Geburtstag feiert. Tassen hoch!
Diese Mitteilung ist die 267. Nachricht auf dieser Seite, deren Erscheinungsbild sich seitdem grundlegend geändert hat. Auch die Nachrichten-Häufigkeit, im Schnitt über den gesamten Zeitraum gut 1 pro Woche, ist mittlerweile angestiegen. 245 dieser Nachrichten sind auch auf dem englischen Teil dieser Seite erschienen.
Screenshot der ersten Spitzbergen.de-Nachricht vom Februar 2008.
Am 26. Februar wird das Samenlager bei Longyearbyen 5 Jahre alt. Seit der Eröffnung, die seinerzeit weltweit Medienaufmerksamkeit auf sich zog, sind über 770.000 Proben aus fast allen Ländern der Erde eingelagert worden. Das Lager besteht aus 3 Hallen, in deren Regalen bis zu 1,5 Millionen Proben Platz finden sollen. Der umgebende Permafrost hat natürlicherweise eine Temperatur von -3 bis -4 Grad Celsius. Die Lagertemperatur wird künstlich bei -18 Grad gehalten.
Der Eingang befindet sich knapp 1 km oberhalb des Flughafens und ist gut sichtbar und über einen befahrbaren Weg einfach erreichbar. Das Innere ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Finanziert wird das Lager wesentlich von der Bill and Melinda Gates Foundation, aber auch von Konzernen wie Monsanto, die ansonsten nicht gerade als Hüter der globalen Artenvielfalt von Nutzpflanzen bekannt sind.
Der Eingang zum Samenlager bei Longyearbyen.
Die Siedlung mit dem derzeit stärksten Bevölkerungswachstum Spitzbergens ist Barentsburg. Anfang 2013 waren dort 471 Personen gemeldet, 101 mehr als 2 Jahre zuvor. Im Vergleich dazu ist Longyearbyen nur um 30 Personen gewachsen. Das Minimum wurde 2010 mit 370 Einwohnern erreicht.
Der Bergbau bringt unverändert pro Jahr 120.000 Tonnen Kohle hervor, ein Bruchteil der Produktion einer modernen Grube anderswo. Die Vorräte sollen noch mindestens 12-15 Jahre reichen. Darüber hinaus will man künftig sowohl in Barentsburg als auch in Pyramiden verstärkt auf Tourismus setzen, in Barentsburg auch auf Forschung. Über eine eventuelle neue Kohlegrube im Colesdalen soll ab 2015 entschieden werden.
„Unser Ziel: Kommunismus“. Dieses Schild hat nur noch zweifelhaften nostalgischen Wert, die Zukunft Barentsburgs soll durch Bergbau und Tourismus möglichst kapitalistisch geprägt sein.
Die Trapperstation am Austfjordneset im inneren Wijdefjord wird möglicherweise ab Herbst 2014 wieder für die Überwinterungsjagd eröffnet. Bis vor 2 Jahren war die traditionsreiche Hütte, die dem Sysselmannen gehört, jeweils für mindestens ein Jahr an interessierte Jäger ausgeliehen worden, um dort erwerbsmäßig Jagd v.a. auf Eisfüchse und Rentiere zu betreiben. Seitdem ist die Station geschlossen, die Gründe sind recht undurchschaubar. Zunächst wurde der hohe Bedarf an öffentlichen Ressourcen zum Betrieb angegeben, was verwundert, da die Erhaltung unabhängig vom Gebrauch vorgenommen wird und der Gebrauch für die Überwinterung selbst durch die jeweiligen Nutzer finanziert wurde. In einer jüngsten Pressemitteilung werden hingegen Registrierungsarbeiten an historischen Gegenständen sowie die Erholung und statistische Erfassung der Rentierbestände hervorgehoben.
Das Regelwerk für Überwinterungsjagd wird derzeit überarbeitet. Grundlage soll in jedem Fall die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen im Rahmen einer traditionspflegenden, erwerbsmäßig betriebenen Jagd sein. Derzeit gibt es drei in Verwendung befindliche Jagdstationen: Kapp Schollin im Bellsund, Farmhamna im Forlandsund und Kapp Wijk im Isfjord.
Die Trapperstation am Austfjordneset, innerer Wijdefjord.
Die erste Fahrt der MV Ortelius ins Rossmeer ist kürzlich in Neuseeland zu Ende gegangen. Umfangreiche Fotogalerien und das Reisetagebuch sind jetzt veröffentlicht (hier klicken).
Die Rossmeerküste bei Coulman Island vom Hubschrauber.
Als Folge der Klimaerwärmung sind mildere Winter in Spitzbergen zu beobachten und künftig noch verstärkt zu erwarten. Dies wird den Tieren vor Ort das Leben allerdings nicht unbedingt leichter machen: Mildere Witterung führt selbst mitten in der Polarnacht verstärkt zu Regen anstelle von Schnee. Das ist in maritim geprägten Polargebieten wie Spitzbergen grundsätzlich nichts Neues, hat Tiere wie Rentiere aber immer schon in ohnehin schwierigen Jahreszeiten vor Herausforderungen gestellt und dies wird künftig wohl schwieriger werden. So führt Regen auf kaltem Untergrund zu einer Eisschicht, die den Zugang zu Nahrung erschwert. Auch Eisbären, insbesondere trächtige Eisbärinnen, sind im Winter auf zuverlässige Schneeverhältnisse und im Frühjahr auf Treibeis angewiesen. Beides wird durch mildere Witterung und wärmere Wassermassen, wie sie in jüngerer Vergangenheit verstärkt auftreten, zunehmend unzuverlässig.
Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt das norwegische Institut für Naturforschung (NINA).
Spitzbergen-Rentier im späten Winter. Anfang Mai 2010, Eskerdalen.
Trotz insgesamt tieferen Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten ist der Tempelford (nordöstlicher Teil des Isfjord) auch in diesem Jahr mit nur sehr wenig Eis bedeckt, sodass der Zweimaster Noorderlicht für die touristischen Winteraktivitäten nicht an der gewohnten Stelle ankern und sich ins Eis einfrieren lassen kann. Der Segler liegt nun weiter im Inneren des Fjords vor Kapp Schoultz.
Die relative Pause bei den Spitzbergen.de-Nachrichten ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass derzeit in Spitzbergen relativ wenig passiert: Es ist schlicht und einfach recht ruhig im hohen Norden, wie gut informierte Quellen bestätigen – was ja immer gut ist nach dem Motto »keine Nachrichten sind gute Nachrichten”.
Darüber hinaus ist der Hauptautor der Spitzbergen.de-Nachrichten derzeit als stellvertretender Fahrtleiter auf einer längeren Reise mit der Ortelius in der Antarktis unterwegs. Diese »Antarktische Odyssee«, die man sicher zutreffend als »Antarktis für Fortgeschrittene« bezeichnen kann, führt von Ushuaia über die Antarktische Halbinsel und die sehr abgelegene Peter I Insel, auf der mit Hubschraubern erfolgreich gelandet werden konnte, ins Rossmeer. Wegen ungewöhnlich schwerer Eisverhältnisse dauerte die Anfahrt mehrere Tage länger als geplant, die verbleibenden Tage im Rossmeer brachten aber mit mehreren erfolgreichen Anlandungen und Hubschrauberflügen eine Reihe sehr spannender und schöner Eindrücke, unter anderem von den historischen Hütten von Shackleton (Cape Royds) und Scott (Cape Evans), den Dry Valleys, der McMurdo-Station, Kaiserpinguinen und dem Ross-Eisschelf. Neben geographischem Neuland wurde mit HDR und Panorama auch fotografisch neues Gebiet betreten. Ergebnisse werden demnächst auf dieser Seite in der Rubrik »Reiseberichte mit Bildergalerien« präsentiert.
Königin Sonja von Norwegen hat in Longyearbyen das nördlichste Jazzfestival der Welt, »Polarjazz«, eröffnet, sowie die Ausstellung »Tre reiser – tre landskap« (Drei Reisen, drei Landschaften) in der Svalbard Gallerie. Dabei hat sie auch eigene Fotos von einer Spitzbergen-Reise von 2006 präsentiert, unter anderem mit Bildern aus der Eisgrotte im Gletscher im Bolterdalen.