Sveagruva: norwegische Kohlebergbausiedlung in Spitzbergen
360°-Panorama
Sveagruva ist neben Longyearbyen der Ort, in dem der norwegische Kohlebergbau in Spitzbergen im 20. Jahrhundert und bis 2015 hauptsächlich stattfand, wenn auch mit längeren Unterbrechungen. Ursprünglich wurden die Kohlevorkommen 1910 von dem Schweden Bertil Högbom für die Jernkontoret og Trafikaktiebolaget Grängesberg-Oxelösund beansprucht (Högbom brachte gleichzeitig auch in Pyramiden auf gleiche Weise den Stein ins Rollen). Der neue Besitz wurde fantasievollerweise „Sveagrufvan“ genannt, die „Schwedengrube“. Der Name hat bis heute in norwegischer Form überlebt, meist wird der Ort kurz „Svea“ genannt.
Übersicht der Panoramen
Karte Sveagruva
1911 versuchte auch die britische Northern Exploration Company (Ernest Mansfield, bekannt v.a. auch Ny London auf der Blomstrandhalvøya im Kongsfjord), am gleichen Ort durch den Bau zweier Hütten einen Fuß in in die Tür zu bekommen, was aber keine weiteren Folgen hatte.
1917 begann die schwedische AB Spetsbergen Svenska Kolfält mit erstem Bergbau, aber bereits 1921 verkaufte sie ihre Anlagen und Rechte an die Svenska Stenkolsaktiebolaget Spetsbergen. Diese investierte zunächst in den Ausbau der Anlagen, musste 1925 aber aus wirtschaftlichen Gründen ihre Aktiväten in Sveagruva einstellen. Bis 1928 war nur eine Wachmannschaft vor Ort, und dann versuchte die Nya Svenska Stenkolsaktiebolaget Spetsbergen sich erneut am Bergbau.
1934 begann schließlich die norwegische Geschichte Sveagruvas mit dem Kauf durch die Store Norske Spitsbergen Kulkompani (SNSK), wobei zu dieser Zeit hier schon die norwegische Regierung hinter dieser Bergbaugesellschaft stand. Diese wollte hierdurch sowohl die autarke Versorgung des rohstoffarmen Landes mit Kohle als auch ihre faktischer Kontrolle über Spitzbergen stärken. Das war aber mit allerhand wirtschaftlichen Schwierigkeiten verbunden, wie auch die parallele Entwicklung etwa in Ny-Ålesund zeigt.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt auch Sveagruva Zerstörungen durch deutsche Angriffe (nicht der große Angriff von 1943, sondern Beschuss durch ein U-Boot). Danach ging der Bergbau zunächst weiter, wurde aber 1949-1970 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Die SNSK fokussierte ihre Kräfte auf eine ihrer Siedlungen, und da fiel die Wahl auf den Hauptort Longyearbyen. Dort saß nicht nur die Verwaltung, sondern auch der Schiffsverkehr war einfacher, da der Van Mijenfjord, wo Sveagruva liegt, durch die Akseløya vom Ozean abgeschirmt ist, so dass das Fjordeis sich viel früher und solider bildet und oft bis in den Sommer liegen bleibt.
Auch nach 1970 ging es zeitweise holprig weiter. Die besten Zeiten erlebte Svea nach der Öffnung der neuen Grube Svea Nord 2001, wo die bis zu 6 Meter mächtigen Flöze einen zeitweise wirtschaftlich sehr erfolgreichen Betrieb ermöglichten. Für den Zugang musste eine Straße auf einem Gletscher gebaut werden, aber diesem Aufwand standen die größten Kohlevorkommen gegenüber, die in Spitzbergen jemals abgebaut wurden.
Von kürzeren Phasen in früheren Zeiten abgesehen, während derer es Familien in Sveagruva gab, entwickelte Svea sich nie hin zu einer „normalen“ Siedlung mit einer eigenen, halbwegs stabilen Wohnbevölkerung wie Longyearbyen. In jüngeren Jahren wohnten die Arbeiter nur während ihrer Schichten in Sveagruva, etwa für 2 Wochen, und waren sonst in Longyearbyen oder teilweise sogar auf dem norwegischen Festland zuhause. Die Infrastruktur der Siedlung kam daher nie über die für den Betrieb nötigen Anlagen hinaus, es gab dort nie Läden, Schule oder sonstige öffentliche Infrastruktur. Die Fluganbindung an Longyearbyen ermöglichte den Pendelverkehr; im Winter legen geübte, ortskundige Motorschlittenfahrer die Strecke auch mit Motorschlitten in weniger als einer Stunde zurück, quasi im Tiefflug (weniger geübte und nicht ortskundige Fahrer werden dazu allerdings nicht einmal entfernt in der Lage sein).
Im Februar 2013 wurde mit dem Lunckefjellet eine weitere Grube eröffnet, aus der im November die erste, zunächst symbolische Tonne Kohle geholt wurde. Es sollte allerdings bei dieser einen Tonne bleiben: bevor die Grube im Lunckefjellet in den produktiven Betrieb gehen konnte, beschloss die SNSK 2015 die Reduzierung auf einen nur noch erhaltenden Betrieb. Für eine Weile probierte man auch den Tourismus: Zahlende Gäste konnten in den Bergarbeiterbaracken in Svea übernachten und zeitweise gab es sogar Grubenführungen in Svea Nord.
2017 drehte die norwegische Regierung, Eigner der SNSK, der Gesellschaft dann den Geldhahn zu und beschloss politisch das Ende des Bergbaus in Sveagruva. Bald darauf stiegen die Kohlepreise auf dem Weltmarkt, und bereits 2018 konnte die SNSK, die in der Grube 7 bei Longyearbyen weiter Bergbau betreibt, nach mehreren wahrlich schwierigen Jahren wieder die Einstellung von Bergleuten feiern. Mancher norwegische Bergmann wird sich dabei mit dem Gedanken an die Aufgabe von Sveagruva in den Hintern gebissen haben, aber die Regierung in Oslo wies alle Diskussionen um eine Weiterführung des Bergbaus etwa durch private Investoren zurück. Stattdessen soll künftig durch eine Ausweitung des nahegelegenen Nationalparks Nordenskiöld Land die Möglichkeit für Bergbau bei Sveagruva für alle Zeiten unterbunden werden. Der Ort selbst und die Gruben wurden ab 2019 weitgehend zurückgebaut.
Die Lagune Braganzavågen bei Sveagruva ist für größere Schiffe nicht schiffbar. Am Kapp Amsterdam, 5 Kilometer südlich von vom Ort, gibt es einen Anleger, der auch für große Kohlefrachter zugänglich ist.
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