Wind und Wetter gibt es derzeit hier praktisch nicht, Fjord und Meer liegen wie ein Ententeich um uns herum, und so konnten wir kurz vorm Kapp Mitra ankern, ganz außen im Krossfjord, kurz vor der Westküste. Dort, wo der berühmte Eisbärenjäger Henry Rudi 1910 eine Hütte gebaut hatte; bald darauf wurde diese auch von Kurt Wegener, Max Robitzsch und ihrer Mannschaft für photogrammetrische Nordlicht-Untersuchungen genutzt. Das waren die, die ein paar Kilometer weiter in Ebeltofthamna das Geophysikalische Observatorium des Grafen Zeppelin betrieben; Wegener war im Frühjahr 1913 auch an einer Hilfsexpedition für Schröder-Stranz beteiligt.
Ich schweife ab, aber genau das kann man ja auch herrlich tun, wenn man an die Orte kommt, an denen sich so etwas abgespielt hat. Dazu eine herrliche Landschaft mit mittelmeerartigen Stränden und Felsufern unter strahlender Sonne – man könnte meinen, wir hätten uns verfahren, wenn da nicht dieser Walrossschädel am Ufer läge …
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Die Fahrt entlang der nördlichen Westküste, genannt Dei Sju Isfjella oder „Die sieben Eisberge“, ist ja sonst schon mal so eine Durststrecke auf See, mit Wind, Wetter und Seegang, wo der Blick aus dem Fenster dem in eine Waschmaschine gleicht. Und heute? Strahlend blauer Himmel, und das Meer liegt so ruhig, dass wir auch genauso gut mit dem Tretboot fahren könnten. Natürlich nutzen wir die Chance, ein oder zwei Vogelfelsen anzufahren und sogar einen kleinen Landgang an einem der wenigen brauchbaren Ufer an diesem sonst so ungastlichen Küstenstreifen zu machen.
Wir wollen die Dinge ja nehmen, wie sie kommen, und gerade kommen sie gut. Im nördlichen Forlandsund ist es weiterhin ausgesprochen ruhig, so dass einem Landgang an einem weiteren Strand auf dem Prins Karls Forland nichts im Wege steht. Schöne Blicke auf die wilde Berg- und Gletscherlandschaft tun sich von einem Moränenrücken aus auf.
Später machen wir einen kleinen Halt in Ny-Ålesund, ein wenig obligatorisches Sightseeing, shoppen und die Dieseltanks auffüllen. So sind wir gerüstet für die nächsten gut 2 Wochen, ganz gleich, woher und wohin der Wind so weht.
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Der Tag ist noch nicht alt genug, um ihn als beendet zu erklären, und so machen wir noch einen dritten Landgang und steigen zu einem Vogelfelsen hinauf. Der etwas anstrengende Anstieg (zugegeben, ein schönes Stück Fisch im Magen verleiht dabei nicht gerade Flügel) ist das Erlebnis wert: mehrere hundert Dickschnabellummen und Dreizehenmöwen haben wir von der Aussichtsterrasse aus vor der Nase! Ganz zu schweigen von der Eisfuchsfamilie, die vor unseren Nasen und Linsen ihr sommerlich-gutes Leben genießt.
Das Wetter hätte besser nicht sein können, als wir gemütlich in den Forlandsund hineindampften. Und während wir gemütlich der Küste nach Norden fuhren, ganz entspannt nach einer Landestelle für eine kleine Nachmittagstour Ausschau haltend, stapfte doch neben diversen Rentieren tatsächlich ein Eisbär über die Tundra! Die erste Eisbärensichtung, gleich am zweiten Tag der Fahrt! Es war nun kein allzu fotogener Eisbär, recht weit weg und überwiegend hinter einem Strandwall verborgen, aber immerhin, während einiger schöner Augenblicke für alle sichtbar.
Galerie – Forlandsund – 29. Juli 2017 (immer noch)
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Und weil wir schon mit den großen Tieren dabei waren, haben wir am Abend gleich noch einer kleinen Gruppe Walrosse einen Besuch abgestattet. Was für ein Tag! Die Tour quer über die Erdmannflya (siehe letzter Blog), das war ja auch schon heute …
Wir haben eine etwas späte, aber wunderbar stille Nacht in der Borebukta verbracht und von dort aus vormittags eine Wanderung über die Erdmannflya gestartet. Flache, weite Tundra, über die die Rentiere streifen. Schönes, friedliches Land! Die Eindrücke lassen sich schwierig in Worte fassen. Wie beschreibt man Weite und zeitlose Landschaftseindrücke?
Nach einigen Stunden erreichten wir die Ymerbukta, wo Heinrich bereits mit der Arctica II auf uns wartete. Die Reste des gestrigen Abendessens erfreuten sich schnell einiger Beliebtheit.
Heute geht es los: die Fahrt „Spitzbergen für Fortgeschrittene“ mit der Arctica II. Ein weiterer Höhepunkt der sommerlichen Arktis-Saison!
Der Himmel lächelt, als wir uns an Bord versammeln, Skipper Heinrich, Kollege Timon, 9 fortgeschrittene Spitzbergenfahrer und ich. 18 spannende Tage haben wir vor uns.
Still und spiegelglatt liegt der Isfjord vor uns, und wir lassen uns die Chance nicht entgehen, am Bohemanneset an Land zu gehen. Diese weitläufe, flache Landzunge liegt so exponiert mitten im weiten Isfjord, umgeben von derartig untiefen Gewässern, dass man einfach Glück mit dem Wetter braucht, um da etwas machen zu können. Und wenn man dieses Glück hat, darf man es natürlich nicht einfach von der Bettkante schubsen! Also machen wir schon heute, am ersten Tag, unseren ersten Landgang, und daraus wird direkt eine mehrstündige Tour. Man könnte den Eindruck bekommen, als hätte die Natur hier einen botanischen Garten angelegt, eine Art Themenpark Tundra-Flora. Meere aus Polarschaumkraut, Stengellosem Leimkraut, Arktischem Hornkraut, Moorsteinbrech, Knöllchenknöterich, … you name it. Wir gehen bis zu den Hütten von Rijpsburg, wo 1899 die Zeit des kommerziellen Steinkohlebergbaus begann. Einige Jahre später überwinterten dort Hjalmar Johansen, seinerzeit Tourenkamerad und Schlafsackgenosse von Fridtjof Nansen, und Theodor Lerner, seines Zeichens Journalist. Auch Hilmar Nøis hat dort später überwintert. Diese Abenteuer sind übrigens beide im Buch „Arktische Weihnachten“ verewigt, das heute früh – heute früh! – in wesentlichen Teilen zur Druckerei gegangen ist. Jawoll! Damit ist die eher seltene Gelegenheit einer Landung am Bohemanneset mit Besuch von Rijpsburg doch auch mehr als hochverdient. Und wie könnte man ein neues Buch besser feiern als mit einem Besuch bei einem der Orte des Geschehens?
Zwischen der Fahrt mit der Antigua und der Tour mit der Arctica II liegen nun einige Tage, in denen die Arbeit des Autors und Verlegers auch wieder zu ihrem Recht kommen. Man kann sich auf den Spitzbergen(.de)-Kalender 2018 und die „Arktischen Weihnachtsgeschichten“ freuen!
Natürlich bleibt daneben aber Zeit für die eine oder andere kleine Tour. Man muss gar nicht weit, um einiges zu sehen. Genau genommen muss ich das heimische Sofa gar nicht verlassen (ich tue es trotzdem, so ab und an), um Schmarotzerraubmöwen und Weißwangengänse auf der Tundra zu sehen, jeweils mit Küken. Unter den Weißwangengänsen ganz in der Nähe sind mindestens zwei leuzistische, also Tiere mit Farbfehlern, die weitgehend weiß sind. Ein Altvogel und ein Küken.
Als Eiderente will man nicht in der Nähe sein, wenn Schmarotzerraubmöwen futtern. Dabei wird nämlich derzeit regelmäßig der schon recht weit entwickelte Inhalt von Enteneiern mit roher Gewalt in schnabelgerechte Teile zerlegt. Nun ja, auch die Schmarotzerraubmöwen wollen leben. Trotzdem bin ich froh, keine Eiderente zu sein.
Etwas weiter im Adventdalen präsentiert sich ein Sterntaucher mit Küken am Nest. Ein Familienfoto habe ich von dieser Art noch nie vorher machen können ! Und das bei dem Licht!
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In Longyearbyen selbst blüht es gerade überall. Der früher recht seltene Svalbard-Hahnenfuß ist lokal jetzt zahlreich, und das berühmte Wollgras steht nun wieder als postkartenbewährtes Fotomotiv bereit.
Wer besonders umweltfreundlich nach Spitzbergen anreisen möchte, sollte sich vielleicht diesen fünf Herren hier anschließen: Der Norweger Tor Wigum, der Waliser Jeff Willis, der Amerikaner Carlo Facchino, der Inder Roy Tathagata und der Isländer Fiann Paul wollen heute von Tromsø aus nach Spitzbergen rudern!
Fiann Paul leitet die Expedition mit dem Namen „Polar Row“. An seiner Qualifikation dürften kaum Zweifel bestehen: Er hat bereits den Atlantik, den Stillen und den Indischen Ozean in Rekordzeit im Ruderboot überquert. Nun hat er sich das Polarmeer vorgenommen und sich ein Jahr lang auf diese Expedition vorbereitet. Da die Ruderer keine Hilfe von Meeresströmungen erwarten können, werden sie ununterbrochen rudern müssen, 24 Stunden am Tag. Dabei wechselt das Team sich mit den Aufgaben ab: Jeweils zwei Stunden wird gerudert. Wer grade Pause hat, darf in dieser Zeit essen, schlafen, notwendige Reparaturen durchführen oder die eigenen Wunden lecken.
Geplant ist, die knapp 1.000 Kilometer lange Strecke in 9 bis 13 Tagen zurückzulegen. Spätestens Anfang August will die Expedition in Longyearbyen ankommen.
Reichlich Ausrüstung und starke Nerven
Um die körperliche Anstrengung oder die Kälte macht sich Expeditionsleiter Fiann Paul kaum Sorgen. Alle Teilnehmer seien physisch und mental sehr stark, verriet er der Zeitung Svalbardposten. Ein Begleitboot ist zwar nicht dabei, jedoch Sicherheitsausrüstung wie u.a. Überlebensanzüge, Rettungswesten, ein Rettungsboot und ein Satellitentelefon. Nur wenn die Ausrüstung streikt oder es Probleme mit dem Boot gibt, könnte es brenzlig werden.
Wenn die Expedition gelingt, dürfte es die erste registrierte Rudertour dieser Art sein. Allerdings gibt es Geschichten von Menschen, die die Strecke zwischen Tromsø und Spitzbergen bzw. einen Teil davon schon früher aufgrund eines Schiffsunglücks unfreiwillig im Ruderboot zurückgelegt haben.
Die Barentssee, auch „Teufels Tanzboden“ genannt, auf einem Segelschiff ist eine Sache. Aber in einem Ruderboot ..?
Rudern für den guten Zweck
Zwei weitere Ziele verfolgt die Expedition außerdem: Zum Einen wird die Universität in Cambridge erforschen, wie sich die Extremtour auf die Psyche der Teilnehmer auswirkt.
Außerdem sollen über eine Crowdfunding Plattform 20.000 britische Pfund (rund 22.600 €) an Spenden gesammelt werden. Von dem Geld soll 2018 der Bau einer Schule in der Himalaya Region finanziert werden.
Und Longyearbyen ist noch nicht das Ende der Expedition. Nach ein paar Tagen Pause geht es von hier weiter zur nördlichsten Stadt Islands nach Siglufjörður – rund 2000 Kilometer, natürlich auch im Ruderboot.
1374 Rentiere hat das Norwegische Polarinstitut im Adventdalen rund um Longyearbyen in diesem Jahr gezählt. Außerdem wurden viele Kälber beobachtet und nur wenige tote Rentiere gefunden. Damit setzt sich ein seit Jahren beobachteter Trend fort: Der Rentierbestand steigt in dieser Region seit Jahren leicht an.
Gut genährtes Spitzbergen-Rentier, eine endemische Unterart des Rentieres
Seit 1979 werden die Rentiere auf Spitzbergen vom Norwegischen Polarinstitut, aber auch vom Sysselmannen – dem Gouverneur Spitzbergens – gezählt. Damals zählte man im Adventdalen nur 457 Rentiere. Schätzungen gehen davon aus, dass heute insgesamt 10.000 bis 11.000 Rentiere auf ganz Spitzbergen leben.
Klimawandel mit unterschiedlichen Effekten
Bisher vermutete man, dass Rentiere unter den zunehmenden Regenfällen leiden. Im Winter legt sich der überfrierende Regen als Eisschicht auf den Boden und die Rentiere kommen schlechter an Flechten und Gräser heran. Höhere Temperaturen im Herbst scheinen diese Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Rentiere jedoch auszugleichen. Auch im letzten Jahr führten Plusgrade im Oktober und November dazu, dass die Rentiere sich reichlich Fettreserven anfressen konnten, so dass sie den bevorstehenden kalten Winter besser überstanden.
Etwas anders sieht es bei den Rentieren weiter nördlich auf Spitzbergen aus: Auf der Halbinsel Brøggerhalvøya am Kongsfjorden bleibt der Bestand stabil. Hier führen die in den letzten Jahren eisfrei gebliebenen Fjorde dazu, dass die Rentiere stärker ortsgebunden bleiben und schlechten Nahrungsverhältnissen kaum mehr durch Wanderungen ausweichen können. Die Klimaerwärmung könnte also unterschiedliche Effekte in den verschiedenen Klimazonen auf Spitzbergen haben.
Des einen Tod ist des anderen Brot
Weniger tote Rentiere im Adventdalen könnten allerdings für eine andere Art schlechte Nachrichten bedeuten: Der Polarfuchs ernährt sich gerne von Rentierkadavern. Sterben weniger Rentiere, muss er auf andere Nahrungsquellen ausweichen.
Der letzte Tag dieser langen, schönen Reise. Spät nachts noch haben wir in Pyramiden angelegt, dieser verlassenen, russischen Siedlung. Nach so viel Natur pur ist das ein interessanter Kontrast, und natürlich können wir die damit zusammenhängende Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht vernachlässigen. Spitzbergenvertrag und so.
Touristisch neu ist, dass uns das alte Schulgebäude zugänglich gemacht wird. Sehr interessant, schräge Eindrücke! Sogar Karlsson vom Dach war vertreten und ließ uns das etwas graufeuchte Wetter vergessen. Alex und ich freuen uns auf den ausführlicheren Pyramiden-Besuch im September.
Das konnte man ansonsten auch prima beim obligatorischen Kaffee oder Tee in der Bar des Hotels Tulipan.
Natürlich sollte der letzte Eindruck aber doch aus Spitzbergens schöner Natur stammen und nicht in bizarren Zivilisationsrückständen. Genau rechtzeitig klarte es etwas auf, und wir haben den letzten Landgang in der Skansbukta mit Zeit und Ruhe genossen und sogar noch neue Blumenarten entdeckt, wenn ich mich recht entsinne. Sowie eine weiß blühende Nördliche Himmelsleiter (?) (Polemonium boreale?), wozu das letzte biologische Wort noch nicht gesprochen ist.
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Ein paar Stunden später legten wir in Longyearbyen an, nach 1313 Seemeilen, darin enthalten etwa 24 Landgänge (einschließlich Eisscholle) und all die Wale, Eisbären, Segeln … ein großer Dank und ein warmer Gruß an alle Beteiligten! Es war schön!
Die besten Tage sind ja oft die, an denen alles anders kommt als geplant. Ein Grund mehr, nicht zu sehr an Plänen festzuhalten, sondern einfach mal die Nase in den Wind zu halten!
Es fing damit an, dass wir wegen der Vogelkolonie und dem Blaufuchs gestern Abend etwas spät dran waren und somit nicht im Isfjord aufwachten, sondern im Forlandsund. Was natürlich nicht schlecht ist, das ist eine sehr schöne Gegend, und so haben wir auch direkt eine schöne Landestelle angesteuert und liefen bald mit den Zodiacs in einen wunderbaren, kleinen Naturhafen ein. Es warteten die Schönheiten der weiten Tundra – feine, bunte Blüten, Blicke in die Ferne von kleinen Hügeln, Streifzüge entlang der Küste. Umso größer war die Überraschung, als wir einige hundert Meter vor uns mitten auf der Tundra eine Eisbärin mit Jungem erblickten. Bald stellte sich heraus, dass es sogar zwei kleine Eisbärchen waren, die da mit ihrer Mutter unterwegs waren.
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Natürlich haben wir uns bald zurückgezogen, aber später gelang uns ein etwas näherer Blick auf die bärige Kleinfamilie von den Zodiacs. Die drei nagten an den Resten eines toten Walrosses am Ufer. Ein unvergesslicher Moment und ein unerwarteter Höhepunkt nun, da sich die Reise doch langsam, aber sicher dem Ende zuneigt! Wir haben die tolle Fahrt abends, nach einer eisbärenfreien, kleinen Tour auf der Erdmannflya, dann noch entsprechend mit dem traditionellen Captain’s Dinner gefeiert. Skål!
Es war noch eine lange Nacht gestern, auf dem Weg durch das Eis im Woodfjord unter dem herrlichen Abendlicht. Und ein langer Weg in den Krossfjord. So konnten wir es vormittags auf See langsam angehen lassen, und ich glaube, das war allen recht, nach den intensiven Tagen zuvor.
Mittags ging es in den schönen Krossfjord hinein und etwas später in Signehamna an Land. Flechten und Moose, Steinringe und schiefriger Frostschutt, Reste alter Kriegswetterstationen der Wehrmacht. Es gab eine Tour zu Bergrücken mit Aussicht zur Westküste und entlang des Hajeren-Sees. Der war in einem bemerkenswerten Zustand des Auftauens: Die winterliche Eisdecke bestand aus nadelförmigen Eiskristallen, war aber größtenteils schon in einzelne Stäbchen zerfallen oder in Brocken, die aus Stäbchen bestanden. Diese ließen sich wegen ihrer passgenauen Form nicht voneinander wegziehen, sondern nur gegeneinander verschieben, wie ein Geduldsspiel. Noch erstaunlich war das Geräusch, das der leichte Wind aus den tausenden eisigen Stäbchen hervorlockte, die im Wasser trieben. Ein natürliches Windspiel! Einzigartig.
Es war noch eine dieser magischen Nächte in der Arktis, die man nie vergisst. Glitzerndes Treibeis unter der Mitternachtssonne, warme Farben und schroffe Formen überall um die Fjorde herum.
Morgens im Liefdefjord wurden wir von perfekten Spiegelbildern begrüßt und haben uns auf eine richtig schöne Wanderung aufgemacht, mit grandiosen Ausblicken über den gesamten Liefdefjord von der Reinsdyrflya bis zum Monacobreen unter strahlender Sonne.
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Den Monacobreen haben wir uns später noch aus der Nähe angesehen, bevor es durch das Treibeis wieder aus dem Woodfjord herausging. Bei Christiane Ritters Hütte bei Gråhuken („Eine Frau erlebt die Polarnacht“) haben wir noch eine kleine Ehrenrunde gedreht und dabei auch noch ein dickes Stück Müll aus dem Fjord gefischt, eine losgerissene Boje, die nach einem wissenschaftlichen Messgerät aussieht. Gute Sache.
Wer hätte vor einer guten Woche gedacht, dass wir bis auf 80 Grad Nord fahren? Da waren wir noch irgendwo tief im Südwesten, mit der Aussicht auf eine Fahrt um Spitzbergens Südkap herum. Und auf einmal findet man sich an der Nordküste wieder. So schnell geht das 🙂
Und tatsächlich sind wir nun auf 80 Grad Nord. Moffen liegt voraus, leider darf man bis Mitte September nicht an Land. Schade, die Bedingungen wären ideal, ganz ruhiges, stilles Wasser, offenes Treibeis. Natürlich haben wir den 80. gebührend zelebriert und dann noch intensiv den Zauber des Treibeises genossen. Wir sind nur ganz knapp einer Überwinterung auf einer Eisscholle entgangen 😉
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Da die Nordküste gerade so schön ruhig ist, haben wir uns die Gelegenheit einer Landung am Velkomstpynten nicht entgehen lassen. An der Nordseite der Reinsdyrflya. Dort, wo Christiane und Hermann Ritter seinerzeit ihren Nachbar besuchen wollten, Stockholm-Sven. Die Ruine seiner Hütte steht dort noch. Nach einer schönen Tour über die frühsommerliche Tundra ist der Velkomstvarden in 95 Metern Höhe erreicht. Nicht der Newtontoppen, aber eine tolle Aussicht über die weite Umgebung. Das Ufer der Reinsdyrflya ist nach unserer Landung von Plastikmüll befreit, der mehrere Säcke füllt, darunter ein ziemlich großes Fischernetz. Gute Sache! Das herrliche Arktis-BBQ, das Sascha, Jana & Co an Deck angerichtet haben, ist wohlverdient und wird in vollen Zügen genossen, während die Antigua sich ihren Weg durch das Treibeis in den Woodfjord hinein bahnt.
Heute war unser Tag. Wir sind mittlerweile ja schon eine ganze Weile unterwegs, und es ist schon erstaunlich, dass wir noch keinen Eisbären gesehen haben. Ich will gerne noch einmal betonen, dass wir hier keine Eisbärensafari machen, aber natürlich würde jeder sich über eine schöne Eisbärensichtung freuen, keine Frage. Das Wetter: eisbärig. Nicht schlecht, nicht unangenehm, aber arktisch.
Zugegeben, so langsam hatte es sich herumgesprochen, dass hier im Smeerenburgfjord ein toter Wal an Land gespült worden ist. Insofern war es nicht völlig zufällig, dass wir hier besonders intensiv Ausschau gehalten haben. Tatsächlich, dort war er an Land. Und wir waren sowas von zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Eine Bärin mit diesjährigem Jungtier kam nach einer Weile zum Wal und hat dort gefrühstück. Wir waren auf der Antigua nahe genug dran, um alles schön zu beobachten, und weit genug weg, um nicht zu stören. Perfekt! Ein weiterer, einzelner Eisbär war noch in der Nähe, den hatten wir direkt zu Beginn kurz gesehen, bevor er im wahrsten Sinne wieder in der Versenkung verschwunden war.
Später, gar nicht so weit, dann noch eine weitere Eisbärensichtung. Kapitän Joachim hat die Antigua wieder an perfekter Stelle geankert und uns so eine absolut optimale Beobachtungsposition verschafft. Dieser Eisbär war nun nicht gerade lauffreudig, hat sich aber gestreckt und geräkelt wie eine Katze. Herrlich!
Weiter geht es in den Kongsfjord – gestern Abend sind wir bei der Einfahrt noch am Kvadehuken angelandet. 1000 Mal dran vorbeigefahren, nie an Land gewesen. Da war ich nicht zum letzten Mal! Ein spannendes Fleckchen Erde, nicht zuletzt aufgrund des Geophysikalischen Observatoriums, das dort zu Beginn der 1920er Jahre stand, und der damit verbundenen Tragödie von Møkleby und Simonsen. Es ist auch eine interessante Landschaft.
Im Kongsfjord stand dann zunächst Ny-Ålesund an (leider kamen wir etwas zu spät in den Hafen für einen Kneipenbesuch). Ortsrundgang in Spitzbergens nördlichster Siedlung, Shoppen im berühmten Kongsfjordbutikken, der obligatorische, kleine Pilgergang zum Luftschiffmast von Amundsen und Nobile.
Später waren wir dann noch auf Blomstrand. Ganz klassisch ging es von Ny London aus los, eine Bergtour, eine Küstenwanderung mit Höhlenbesuch und eine kleine botanische Exkursion.
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Als ob der Tag nicht schon erlebnisreich genug gewesen wäre, haben wir dann noch einen langen Abend vor der Abbruchkante des Blomstrandbreen verbracht, die ständig schon gekracht und geknallt hat. Ach ja, dann war da natürlich noch der Blauwal spät abends.