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Monats-Archiv: Juni 2016 − News & Stories


Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

Es lässt sich nicht wei­ter hin­aus­schie­ben, heu­te ist der Tag, an dem wir das Camp abbau­en und uns von Jan May­en ver­ab­schie­den müs­sen. Immer­hin haben wir dazu bes­tes Wet­ter, was das Zusam­men­pa­cken und ver­la­den deut­lich ange­neh­mer macht.

Und so haben wir auch noch Zeit, um zum Abschied ein­mal um die Insel her­um zu fah­ren. Der Bee­ren­berg grüßt uns noch eini­ge Male, indem er sei­ne präch­ti­ge Kro­ne durch die Wol­ken zeigt, dann pas­sie­ren wir den Wey­precht­breen und die ande­ren Glet­scher, von denen meh­re­re noch das Ufer errei­chen. Beein­dru­ckend sind sie, die sehr spal­ti­gen Eis­strö­me, wie sie wild und zer­trüm­mert den Bee­ren­berg hin­ab­ge­kro­chen kom­men.

Gale­rie 1 – Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

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An der Nord­spit­ze pas­sie­ren wir den jüngs­ten Teil von Jan May­en, ent­stan­den erst bei einem Vul­kan­aus­bruch im Jahr 1970. Auf der Ost­sei­te fal­len wei­te­re Glet­scher vom Bee­ren­berg hin­ab zum Meer, und die stei­len Klip­pen erlau­ben Ein­bli­cke in das Inne­re eines Vul­kans. Die Eggøya kommt in den Blick, und über die Stun­den zie­hen Mid und Sør Jan an uns vor­bei, wo wir so vie­le Ein­drü­cke aus der Nähe sam­meln durf­ten, die Sta­ti­on, das Kapp Wien …

Gale­rie 2 – Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

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Dann hat der Oze­an uns wie­der. Drei Tage lang schau­keln wir nun nach Island.

Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

Ein Besuch auf der Sta­ti­on ist natür­lich obli­ga­to­ri­scher Bestand­teil einer Fahrt nach Jan May­en, aber strikt nur auf Ein­la­dung. Wir haben unse­re Ein­la­dung für heu­te, ab 13 Uhr nor­we­gi­scher Zeit (11 Uhr islän­di­sche Zeit = unse­re Zeit). Früh­stück und Abmarsch erfol­gen also zu dis­zi­pli­nier­ter Zeit. Zwei Stun­den braucht man für die 8 Kilo­me­ter ent­lang der Stra­ße zur Sta­ti­on.

Unter­wegs pas­siert man diver­se wich­ti­ge Tei­le der loka­len Infra­struk­tur: Jan May­en Inter­na­tio­nal Air­port (hört sich ganz stark nach deut­lich mehr an, als es ist), die Wet­ter­sta­ti­on (liegt 1-2 km nörd­lich der eigent­li­chen Sta­ti­on) und natür­lich die diver­sen Bestand­tei­le des ört­li­chen Schil­der­wal­des, die eher den spe­zi­el­len Humor einer Eis­meer­sta­ti­on reflek­tie­ren als ver­kehrs­re­geln­de Not­wen­dig­kei­ten.

Eine Wei­le dür­fen wir uns den übli­chen Gast­freund­lich­kei­ten einer sol­chen Sta­ti­on hin­ge­ben: ange­neh­mer Auf­ent­halt in zivi­li­sier­ter Umge­bung, neu­gie­ri­ge Bli­cke in die öffent­li­chen Berei­che der Sta­ti­on und – der Höhe­punkt – aus­gie­bi­ges Shop­pen im klei­nen Sou­ve­nir­la­den. Fra­gen wer­den zwi­schen­durch beant­wor­tet.

Gale­rie 1 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Als es schließ­lich wie­der Rich­tung Auf­bruch geht, scheint die Son­ne, und vom Tag ist noch eine Men­ge übrig. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Gele­gen­heit da, Jan May­en süd­lich der Sta­ti­on mal zu erkun­den? Und die Ecke hat eine Men­ge zu bie­ten: ange­fan­gen beim Borg­da­len, das ich neu­lich schon ein­mal her­un­ter­ge­lau­fen kam, aber im dicken Nebel, so dass vom schö­nen Berg­rü­cken Schiert­zeg­ga abso­lut nichts zu sehen war. Grü­ne, wei­te Flä­chen, bei­na­he wie Wie­sen, erstre­cken sich im unte­ren Blind­da­len, bevor es über ein paar hef­ti­ge Anstie­ge hin­auf geht zum Fly­kol­len ober­halb vom Kapp Wien.

Dort ist im Juli 1942 ein deut­sches Wet­ter­erkun­dungs­flug­zeug an einem stei­len Hang zer­schellt, die vier Besat­zungs­mit­glie­der kamen ums Leben. Das Wrack soll dort noch lie­gen, als eines von zwei Flug­zeug­wracks aus dem Zwei­ten Welt­krieg auf Jan May­en. Das ande­re, am Dani­el­sen­kra­ter­et in der Nähe der Nord­la­gu­ne, ist ja ver­gleichs­wei­se leicht zugäng­lich.

Das kann man hier nicht behaup­ten. Ich habe mich schon eine Wei­le lang einen stei­len Hang hin­auf­ge­kämpft, mich selbst per­ma­nent fra­gend, wie weit ich hier ent­lang tat­säch­lich gehen will. Schließ­lich öff­net sich hin­ter einem Rücken der Blick abwärts. In einer stei­len Rin­ne liegt das alte Flug­zeug in meh­re­re Tei­le zer­bro­chen: hier liegt ein Flü­gel, dort der Rumpf mit Heck­flos­se. Mir ist das Gelän­de zu steil, um mich allei­ne ohne jeg­li­che Siche­rung wei­ter vor­zu­wa­gen, ich habe genug gese­hen und dre­he nach ein paar Fotos wie­der ab.

Statt­des­sen genie­ße ich lie­ber noch eine Wei­le die gran­dio­se Küs­ten­land­schaft um den Bran­der­pyn­ten her­um. Bran­dungs­pfei­ler und Küs­ten­höh­len, Vogel­fel­sen und die ent­spre­chend dich­ten Blüm­chen machen aus die­sem Ufer­strei­fen ein ganz beson­ders schö­nes Stück Jan May­en. Man müss­te hier mehr Zeit ver­brin­gen kön­nen …

Gale­rie 2 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Wie so oft, geht die Tour mit eini­gen zähen Stra­ßen­ki­lo­me­tern zu Ende. Schließ­lich sind es genau 30 Kilo­me­ter, die ich heu­te zurück­ge­legt habe, und als ich nach einem lan­gen Tag im Basis­la­ger die ande­ren um ein gemüt­li­ches Lager­feu­er her­um ver­sam­melt fin­de, haben alle von span­nen­den Erleb­nis­sen zu erzäh­len.

Gale­rie 3 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

Die Ankunft im Camp war gran­di­os, alle haben Geschich­ten zu erzäh­len, die um einen islän­di­schen Lam­mein­topf her­um aus­ge­tauscht wer­den. Anne­li und Mar­tin haben mit Glet­scher­gui­de Magnus den Bee­ren­berg-Gip­fel erreicht. Gute Sache, Glück­wunsch!

Und dar­über hin­aus haben alle den Nor­den aus­gie­big erkun­det, mit allem, was er so zu bie­ten hat. Nach­dem ich nun als letz­ter Mohi­ka­ner zurück ins Küchen­zelt gestol­pert bin, wol­len natür­lich auch alle wis­sen, was der Süden so alles zu bie­ten hat.

Nach den vie­len Kilo­me­tern der letz­ten Tagen mel­det das Fahr­werk mei­ner­seits Bedarf für einen ruhi­ge­ren Tag an. Ich leis­te mir den Luxus, zunächst ein paar Stun­den rei­ne Erho­lung zu betrei­ben, bevor ich einen klei­nen Tages­ruck­sack packe und einen klei­nen Strand­spa­zier­gang mache. Der Hau­gen­st­ran­da stand eben­falls schon län­ger auf mei­ner Wunsch­lis­te. Drei Kilo­me­ter lang, erstreckt er sich nord­öst­lich vom Kval­ros­sen, zunächst ewig weit, dann schma­ler wer­dend.

Er ist mit rie­si­gen Men­gen von Treib­holz bedeckt, und das ist immer span­nend. So lau­fe ich lang­sam den Hau­gen­st­ran­da ent­lang und schaue mir das gan­ze alte Treib­holz an. Vie­le Stü­cke sind stark ver­wit­tert, ande­re erschei­nen fri­scher. Wie auch in Spitz­ber­gen, sind die meis­ten Stäm­me abge­sägt, Wur­zeln haben die wenigs­ten. Auch in Jan May­en hat das Treib­holz größ­ten­teils die­se lan­ge Drift on Sibi­ri­en über den ark­ti­schen Oze­an hin­weg gemacht, bis es hier ankam. Nur bei weni­gen Stü­cken zei­gen die grö­ße­ren Löcher von Bohr­wür­mern ihre Her­kunft aus wär­me­ren Gewäs­sern an.

Lei­der gibt es auch hier die unver­meid­li­chen Men­gen Plas­tik­mülls, größ­ten­teils aus der Fische­rei. Aber auch aller­hand abstru­ses gibt es, von Schu­hen über Hygie­ne­ar­ti­kel bis hin zu nicht iden­ti­fi­zier­ba­ren Objek­ten. Ja, scha­de, dass Tou­ris­ten hier nicht mehr Anlan­dun­gen machen dür­fen. Die machen die Strän­de näm­lich schon mal ger­ne sau­ber, wie jeder weiß, der die­sem Blog schon ein Weil­chen folgt. So bleibt der Plas­tik­müll eben an den ark­ti­schen Strän­den lie­gen. Ganz toll gemacht, Oslo.

Am Ende des Stran­des liegt schließ­lich auf einer klei­nen Anhö­he ein ein­sa­mes Grab. Sive­rt Eide 1909 steht auf einer Metall­plat­te auf dem höl­zer­nen Kreuz. Sive­rt gehör­te der zwei­ten Grup­pe nor­we­gi­scher Trap­per an, die sich zur Fal­len­stel­le­rei auf Füch­se über einen Win­ter nach Jan May­en begab. Im Febru­ar 1909 starb er an Skor­but. Sei­ne Grup­pe nutz­te neben der öster­rei­chi­schen Sta­ti­on in der Maria Musch­buk­ta noch eine eigens gebau­te Hüt­te, die ein paar Meter nörd­lich des Grab­kreu­zes gestan­den hat. Die Stür­me haben sie kom­plett rasiert, nur noch ver­ros­te­te Tei­le des Ofens und ein paar unschein­ba­re Res­te der höl­zer­nen Wän­de las­sen das auf­merk­sa­me Auge wis­sen, wo sie ein­mal gestan­den hat.

Gale­rie 1 – Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

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Der Rück­weg führt über den nied­ri­gen Hügel­rü­cken Låg­heia, der die Küs­ten bei­der­seits von Mid Jan von­ein­an­der trennt. Bereits weni­ge Höhen­me­ter ver­än­dern die Per­spek­ti­ve und erlau­ben schö­ne Bli­cke auf den mäch­ti­gen Hau­gen­st­ran­da, wäh­rend Stein­brech und Sten­gel­lo­ses Leim­kraut das Auge am Boden erfreu­en. Auf­ge­reg­te Eis­mö­wen schrei­en und ver­trei­ben den Wan­de­rer mit hef­ti­gen Sturz­an­grif­fen. Mehr noch als die Vögel bringt ein leich­ter Regen dazu, den Weg Rich­tung Camp ein­zu­schla­gen; der Neu­may­er­kra­ter, ansons­ten ein schö­nes Ziel auf die­ser Stre­cke, hat sich schwei­gend in tief­graue Wol­ken gehüllt.

Ver­schie­de­ne Boden­struk­tu­ren spre­chen eine kla­re Spra­che ob der Hef­tig­keit der Stür­me, die hier toben kön­nen. Heu­te streicht hier aber nur eine Bri­se über die vul­ka­ni­schen Hügel.

Gale­rie 2 – Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

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Der auf der Anhö­he recht ste­ti­ge Wind fällt aller­dings in hef­ti­gen Böen in die Kval­ross­buk­ta hin­ab, um sich in Ruhe­pau­sen wie­der auf den nächs­ten Angriff vor­zu­be­rei­ten. Nachts müs­sen wir alle noch ein­mal aus den Schlaf­sä­cken und Stei­ne und Treib­holz­stü­cke her­an­schlep­pen, um das Küchen­zelt stär­ker zu sichern, das sich auf Wan­der­schaft bege­ben woll­te.

Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

Die Son­ne lacht, der Wind macht einen Bogen um Jan May­en. Unter die­sen Umstän­den ver­lie­ren wir kei­ne Zeit, son­dern machen uns direkt start­klar für die grö­ße­ren Tou­ren. Die meis­ten zieht es natür­lich nach Nor­den, zum Bee­ren­berg und in des­sen Umge­bung, zur Nord­la­gu­ne, zur Maria Musch­buk­ta, zur Eggøya und so wei­ter.

Ich mache es anders und schla­ge die Gegen­rich­tung ein. Nord Jan ist mir ins­ge­samt schon gut bekannt, im Süden hin­ge­gen wei­sen die Land­kar­te in mei­nem Kopf sowie mein Foto­ar­chiv noch bedenk­li­che Lücken auf. Dage­gen muss etwas getan wer­den! Die Gele­gen­heit ist güns­tig.

Wäh­rend also die Mehr­heit nach Nor­den zieht – drei von ihnen wer­den, das sei bereits ver­ra­ten, in einem ziem­lich schnel­len, effi­zi­en­ten Gip­fel­sturm den Bee­ren­berg-Gip­fel errei­chen – geht es für mich nach Süden. Der Blick über den buck­li­gen Hügel­rü­cken von Mid Jan zum Bee­ren­berg, der sich nach und nach in vol­ler, son­ni­ger Pracht zeigt, könn­te kaum über­wäl­ti­gen­der sein. Im Süden erstreckt sich das ver­wir­ren­de Laby­rinth aus Hügeln und Kra­tern von Sør Jan.

Gale­rie 1 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Das tie­fe, wei­che Moos, das hier auf wei­ten Flä­chen wächst, die unge­naue Kar­te, die Unvor­her­seh­bar­kei­ten im Gelän­de, all das trägt dazu bei, aus einer län­ge­ren Tour auf Jan May­en schnell einen Marsch mit Expe­di­ti­ons­cha­rak­ter zu machen. Dafür sorgt zudem auch der stän­di­ge, laten­te Was­ser­man­gel: bald nach der Schnee­schmel­ze trock­nen die weni­gen Bäche aus, und Seen gibt es ohne­hin kaum. Somit ist man auf die Schnee­fel­der ange­wie­sen, um sich Was­ser zu ver­schaf­fen. Ohne Kocher also kein Was­ser. Unter­wegs ein schnel­ler Schluck ist nicht bezie­hungs­wei­se nur in dem Maße, in dem man auch schleppt. Ich ler­ne den Durst auf die­ser Tour, wie schon frü­her auf Jan May­en, als gro­ßen, gemei­nen Bru­der des Hun­gers ken­nen. Wäh­rend der vie­len Kilo­me­ter über stau­bi­ge, tro­cke­ne Lava­fel­der aus scharf­kan­ti­gen Fels­bro­cken habe ich mir Roma­ne über­legt, die ich über den Durst schrei­ben könn­te. Er beherrscht bald nicht nur das Gefühl im Mund, son­dern bald auch die Gedan­ken im Kopf. Die Vor­stel­lung von einem spru­deln­den Wäs­ser­lein wird zum Para­dies, ein küh­les Bier­chen sein Gewicht in Gold wert.

Natür­lich alles fern jeg­li­cher ech­ter Gefahr, nur ein schon eini­ger­ma­ßen aus­ge­präg­tes, mit­un­ter sehr unbe­hag­li­ches Gefühl ist mein stän­di­ger Beglei­ter auf wei­ten Tei­len die­ser Tour. Immer habe ich das nächs­te Schnee­feld im Blick, die Pla­nung rich­tet sich nach Kilo­me­tern im Gelän­de und Litern Trink­was­ser im Ruck­sack.

Natür­lich tra­gen auch die seit 2010 neu­en gesetz­li­chen Bestim­mun­gen dazu bei, Wan­de­rern hier das Leben schwer zu machen. Genau das und wohl nichts ande­res ist auch der Sinn der Sache. Ein Camp im Gelän­de ist genau­so ver­bo­ten wie ein Land­gang außer­halb der Kval­ross­buk­ta (oder bei der Sta­ti­on). Trotz sel­ten ruhi­ger Ver­hält­nis­se am Ufer ist ein schnel­les Brin­gen oder Abho­len mit dem Boot kei­ne Opti­on, dage­gen ste­hen unge­zähl­te Kilo­me­ter auf der schnell sehr lang­wei­li­gen Stra­ße nach Nor­den oder Süden, dort­hin, wo land­schaft­lich das Feu­er brennt. Nun, über den Sinn oder viel­mehr den Unsinn die­ser Geset­ze habe ich mich schon aus­ge­las­sen und wer­de das bei pas­sen­der Gele­gen­heit sicher wie­der tun. Hier nun genug davon.

Das sind also die Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen wir nun über Jan May­en zie­hen. Fast gleich wie die Tour auf den Bee­ren­berg, umfasst mei­ne Wan­de­rung gut 60 Kilo­me­ter und eine gan­ze Men­ge Höhen­me­ter, wenn auch nicht hin­auf auf einen pro­mi­nen­ten Berg, son­dern hügel­auf und han­gab in mun­te­rem Wech­sel, dut­zen­de von Malen.

Die kur­ze Que­rung der Insel vom obe­ren Troll­d­a­len zurück auf die Nord­sei­te bringt mich in die Sju­hol­lend­ar­buk­ta. Dort und nicht in der Kval­ross­buk­ta haben nach Mei­nung der öster­rei­chi­schen Expe­di­ti­on von 1882-83 (Ers­tes Inter­na­tio­na­les Polar­jahr) die tra­gi­schen Hel­den der berühm­ten Über­win­te­rung von 1633-34 die Dun­kel­zeit ver­bracht, nur um im Früh­jahr alle­samt an Skor­but zu ster­ben. Wo genau sie tat­säch­lich ihre letz­ten Mona­te ver­brach­ten, weiß heu­te kei­ner mehr. Heu­te ist die Sju­hol­lend­ar­buk­ta eine fried­li­che, schö­ne Bucht mit wei­tem, schwar­zem Strand aus zer­rie­be­nem Vul­kan­ge­stein, inmit­ten wei­ter, schrof­fer, moos­be­wach­se­ner Lava­fel­der.

Ähn­li­ches gilt für die Titeltbuk­ta. Auch hier waren vor 400 Jah­ren die nie­der­län­di­schen Wal­fän­ger vor Ort, von ihren „10 Häu­sern“ (zehn Zel­te = ti telt) ist natür­lich eben­falls nichts mehr zu sehen. Dafür trotzt dort schon seit über 100 Jah­ren eine klei­ne Trap­per­hüt­te dem Wind. Auf dem schwar­zen Sand wächst über­all die in Spitz­ber­gen so sel­te­ne Mer­ten­sie, in den Lava­fel­dern erstre­cken sich unglaub­lich bun­te Fli­cken­tep­pi­che aus Moo­sen und Flech­ten.

Über­haupt, die Lava­fel­der. Wenn Jan May­en kei­ne eige­nen Sagen und Mythen über Elfen und Trol­le hat, dann liegt das nur dar­an, dass es nicht schon seit mehr als 1000 Jah­ren besie­delt ist wie das benach­bar­te Island. Natür­lich gibt es hier Gno­me, Kobol­de und alle mög­li­chen Gestal­ten aus der Unter­welt wie eben die bekann­ten Rie­sen mit der kräf­ti­gen Son­nen­all­er­gie, die auf die direk­ten Strah­len unse­res Mut­ter­ge­stirns mit unmit­tel­ba­rem Ver­stei­nern reagie­ren. Einer woll­te mir gera­de den Weg wei­sen, als es ihn traf.

Ansons­ten hier unter­wegs: Schild­krö­ten, Kämp­fer, Bur­gen und Tür­me, Rie­sen­wür­mer und Rei­ter … alles mög­li­che und noch eini­ges mehr. Unglaub­lich, was hier frü­her los gewe­sen sein muss! Heu­te ste­hen sie alle zu scharf­kan­ti­gem Lava­ge­stein erstarrt in der Moo­stun­dra her­um und schau­en stumm der Welt­ge­schich­te hin­ter­her, die hier und heu­te nur aus einem ein­sa­men Wan­de­rer mit einem gro­ßen Ruck­sack besteht.

Gale­rie 2 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Allei­ne bin ich aber nicht. In den Lava­fel­dern brü­ten über­all Krab­ben­tau­cher unter den Fel­sen, über Kilo­me­ter hin­weg in Zah­len, die kei­nen Ver­gleich mit den dich­tes­ten und größ­ten Kolo­nien Spitz­ber­gens zu scheu­en brau­chen. Stän­di­ges Geschrei und irres Geläch­ter, in der Luft rauscht und surrt es bestän­dig, wenn die gro­ßen Schwär­me im Tief­flug über mich hin­weg­ra­sen. In fla­che­rem Gelän­de ver­tei­di­gen Sku­as und Schma­rot­zer­raub­mö­wen mit aggres­si­ver Hin­ga­be ihre Ter­ri­to­ri­en, und auf einer Ufer­la­gu­ne in der Gui­neabuk­ta gur­ren Eide­r­en­ten, die ver­steckt in den Lava­strö­men ihre Gele­ge haben.

Am Süd­west­ende von Jan May­en erstreckt sich ein halb­wegs fla­ches Land, die Kra­ter­flya. Hier ist der Name Pro­gramm: meh­re­re schö­ne, klei­ne Kra­ter und Schla­cken­ke­gel erhe­ben sich ver­streut über ihre Umge­bung, dar­un­ter der Rich­ter­kra­ter, der aus wel­chen Grün­den auch immer bekann­ter ist als sei­ne vie­len Kol­le­gen. Nicht, dass er anders aus­sä­he als die­se. Auch an den Eis­kei­len, die sei­ne stei­len, moos­über­wach­se­nen Hän­ge mit geo­me­tri­schen Mus­tern deko­rie­ren, kann es nicht lie­gen, die gibt es noch andern­orts auch auf Jan May­en. Viel­leicht ein­fach, weil er ganz am Ende der Insel so schön nah am Ufer steht, dass man, wenn man mit dem Schiff vor­bei fährt, ein­fach den­ken muss: was für ein schö­ner Kra­ter, dich will ich mal besu­chen! Genau das habe ich schon so eini­ge Male gedacht, und nun hat­te sich eine Tür geöff­net, Zeit und Wet­ter spie­len auf mei­ner Sei­te. Also bin ich hier.

Das Flach­land zwi­schen Gui­neabuk­ta und Rich­ter­kra­ter hat man ein­mal Hel­hei­men genannt, das Heim der Höl­le. Ganz so schlimm ist es nicht, aber ganz ohne Grund eben­falls nicht, denn dort erstreckt sich noch ein­mal ein beson­ders gemei­ner, zacki­ger, schrof­fer Lava­strom, der Wan­der­stie­feln und Geh­mus­keln kräf­tig zusetzt. Bloß vor­sich­tig, hier darf man sich kei­nen Fehl­tritt erlau­ben, ein Bein­bruch wäre hier nicht nur ein Bein­bruch.

Dann ste­he ich bald auf dem Rand des Rich­ter­kra­ters und erfreue mich an den bizar­ren Ein­drü­cken der Lava­strö­me und Vul­kan­kra­ter in mei­ner Umge­bung und dar­an, dass ich wie­der ein­mal ein schon lan­ge geheg­tes Ziel erreicht habe. Mei­ne Füße wei­sen mich dar­auf hin, dass das nicht ganz ohne Preis zu haben ist, aber bevor ich wie­der den Weg nach Nor­den ein­schla­ge, gehe ich noch hoch auf die Klip­pen Rich­tung Süd­kap von Jan May­en. Senk­rech­te, schrof­fe Fel­sen, auf denen Eis­mö­wen und Eis­sturm­vö­gel krei­schen und mich miss­trau­isch beäu­gen. Wie hin­durch­ge­sto­ße­ne Klin­gen ragen Klip­pen aus vul­ka­ni­schen Gang­ge­stei­nen über das Ufer. Um die Ecke im Osten rollt nun der Nebel her­an, wie um mir zu sagen: bis hier­hin woll­test du, bis hier­hin habe ich dich gelas­sen, aber wei­ter nicht. Ich kann nur zustim­men und mache mich auf den Rück­weg. Der ist auch noch weit genug.

Gale­rie 3 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Über­fahrt nach Jan May­en – 14.-16. Juni 2016

14.-16. Juni 2016 – Die Über­fahrt ver­läuft gran­di­os ruhig, selbst auf die­sem klei­nen Segel­boot gehen die Tage ent­spannt dahin. Mei­nen klei­nen Über­blick über Jan May­en kann ich sogar drau­ßen an Deck machen, da ist die Maschi­ne weni­ger laut. Ansons­ten wird die Fahrt über den wei­ten Oze­an nur von der Sich­tung eines Blau­wals unter­bro­chen, auch eher unge­wöhn­li­che Enten­wa­le las­sen sich ein paar Mal bli­cken.

Gale­rie Über­fahrt nach Jan May­en – 14.-16. Juni 2016

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Am drit­ten Tag auf See taucht Jan May­en schließ­lich am Hori­zont auf. Eini­ge Stun­den lang fol­gen wir der süd­li­chen Nord­küs­te, bis wir die Kval­ross­buk­ta errei­chen. Nach 440 Mei­len fällt der Anker, und bald dar­auf steht das Basis­la­ger.

Island – 13. Juni 2016

Über den gest­ri­gen Tag hül­len wir den Man­tel des Schwei­gens. Ein etwas has­ti­ger Abschied von der Anti­gua und ihren Men­schen, nächt­li­ches Aus-, Um- und Ein­pa­cken gefolgt von einem Tag des über­näch­tig­ten Abhän­gens in Flug­hä­fen und Flug­zeu­gen. So etwas will doch nie­mand! Nur ist es lei­der manch­mal not­wen­dig.

24 Stun­den, nach­dem ich die Anti­gua hin­ter mir gelas­sen habe, sit­ze ich bereits in einer schlich­ten Unter­kunft in Reykja­vik und kom­me lang­sam wie­der zu mir.

Schon früh geht es am nächs­ten Mor­gen wei­ter. Mit einer kräf­ti­gen Pro­pel­ler­ma­schi­ne geht es nach Ísaf­jörður, der Metro­po­le der abge­le­ge­nen Nord­west­fjor­de.

Unter Metro­po­le darf man sich nicht zu viel vor­stel­len. In einer Stun­de ist man durch das gesam­te, klei­ne Ört­chen spa­ziert. Aber Ísaf­jörður, unser Tor nach Jan May­en, ist heu­te sehr freund­lich, die Son­ne strahlt vom makel­los blau­en Him­mel. Es bleibt Zeit für eine klei­ne Tour auf den Berg Kub­bi süd­lich der Stadt. Fort­be­we­gungs­mit­tel: Fahr­rad und Wan­der­schu­he. Nichts, was Sprit ver­brennt oder fliegt. Wun­der­bar! So macht es Spaß. An der fri­schen Luft etwas aus der Pus­te kom­men, in ein paar hun­dert Metern Höhe bar­fuß in der islän­di­schen Berg­hei­de sit­zen, fri­sche, unge­fil­ter­te Luft in den Lun­gen, einen herr­li­chen Blick vor Augen – da steckt schon eine gan­ze Men­ge gutes, ech­tes Leben drin. Ich will mehr davon! Nun, in ein paar Tagen, auf Jan May­en, gibt es hof­fent­lich ein Kon­zen­trat aus eini­gen Zuta­ten ähn­li­cher Art.

Ein paar Besor­gun­gen und einen gebra­te­nen Dorsch spä­ter ver­sam­meln sich alle im Hafen von Ísaf­jörður auf Sigur­durs Auro­ra. Elf Aben­teu­rer sit­zen hier um den Tisch: neben Skip­per Sig­gi, Steu­er­mann Vidar und Berg­füh­rer Magnus, alle aus Island, und mir ist Anne­li aus Est­land dabei, die von abge­le­ge­nen Plät­zen ange­zo­gen wird, wo man schwer hin­kommt („man kommt da nicht in? Super, nichts wie los!“), Domi­ni­que aus Eng­land, Freund abge­le­ge­ner Inseln, Erling aus Nor­we­gen, der schon als Kind nach Jan May­en woll­te und als ein­zi­ger hier dabei qua­si Heim­spiel hat, Fred aus Ame­ri­ka, der kürz­lich erst eine lan­ge, aben­teu­er­li­che Rei­se nach Heard Island gemacht hat, Karl, der schon mal mit Sig­gi in Grön­land war, Mar­cus, den die Polar­ge­schich­te fas­zi­niert, und Mar­tin, der sich für die Vul­ka­ne die­ser Welt begeis­tert.

Neben­an liegt Sigur­durs neu­es Schiff, die alte Bør, die nun Ark­ti­ka heißt. Ein schö­nes Schiff! Damit könn­te man mal nach Grön­land fah­ren … nun, jetzt sind wir erst mal auf der Auro­ra und fah­ren nach Jan May­en. Das Aben­teu­er geht los.

Gale­rie Island – 13. Juni 2016

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Los­ge­hen tut es bei schöns­tem Abend­licht, manch­mal liegt der Fjord still und klar um uns, manch­mal pfeift eine Bri­se über die Tafel­ber­ge im Nor­den. Als wir um Mit­ter­nacht die letz­ten Vor­ge­bir­ge pas­sie­ren und Kurs auf Jan May­en set­zen, stamp­fen wir in einen kräf­ti­gen Wind hin­ein. Der soll­te aber nicht lan­ge auf dem Niveau anhal­ten, die Vor­her­sa­ge ist gut und ver­spricht eine eini­ger­ma­ßen ruhi­ge Über­fahrt.

Isfjord – 11. Juni 2016

So uner­freu­lich, wie das Wet­ter ges­tern nach­mit­tag um den Mag­da­le­nefjord her­um, gab es nur eines zu tun: die­sen steu­er­bord lie­gen las­sen und den Hebel auf den Tisch legen, sprich Dampf machen und irgend­wo hin zu flit­zen, weit weg von den tief hän­gen­den Wol­ken. Schö­ne Land­schaf­ten unter einem blau­en Him­mel, das könn­ten wir uns zum Abschluss der Fahrt doch gut vor­stel­len. Vor­trag, Film und Captain’s din­ner lie­ßen den Nach­mit­tag schnell ver­strei­chen.

Und so wach­ten wir heu­te tief hin­ten im Isfjord auf. Die Rech­nung war auf­ge­gan­gen, die schö­nen Ber­ge rund um den Bil­lefjord leuch­ten in der Son­ne. Unter den turm­ho­hen Fes­tungs­mau­ern des Skan­sen spa­zie­ren wir am Ufer zwi­schen den Res­ten einer alten Gips­mi­ne umher, schau­en uns die ein­ge­dampf­ten Res­te alter Lagu­nen an, aus Zei­ten, wo Spitz­ber­gen noch am Äqua­tor zu fin­den war. Eine klei­ne Grup­pe Ren­tie­re zieht dicht an uns vor­bei. Wir genie­ßen die Ein­drü­cke und die Land­schaft drum­her­um in ark­ti­scher Stil­le.

Gale­rie Isfjord – 11. Juni 2016

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Ark­tisch still, aber sonst so ganz anders als die bis­lang erleb­te Ark­tis erscheint Pyra­mi­den, die­ser auf­ge­ge­be­ne Vor­pos­ten der rus­si­schen Koh­le­berg­wer­ke im inne­ren Isfjord. Ein star­ker visu­el­ler Kon­trast zu allem, was Spitz­ber­gen uns bis­lang gebo­ten hat, und ein Abschluss, der die Ein­drü­cke span­nend abrun­det.

Nord­west-Spitz­ber­gen – 10. Juni 2016

Der West­wind an der Nord­küs­te war zwi­schen­zeit­lich so hef­tig, dass wir die Fahrt vom Wood­fjord zur West­küs­te doch noch einen Tag auf­ge­scho­ben hat­ten. So waren wir erst heu­te an der Nord­west­ecke, wo wir im schö­nen Fuglefjord mit Blick auf Glet­scher und viel Eis wach gewor­den sind.

Gale­rie Nord­west-Spitz­ber­gen – 10. Juni 2016

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In Smee­ren­burg lie­gen fünf Wal­ros­se faul am Ufer, ganz in der Nähe der alten Tran­öfen, die wir uns anschlie­ßend in Ruhe anschau­en, einen nach dem ande­ren. Wie grau­sam muss das Leben hier vor vier­hun­dert Jah­ren gewe­sen sein, in Woll­pull­overn, durch die der Wind pfiff, und knö­chel­ho­hen, dün­nen Leder­schu­hen! Uns ist heu­te auch in wind­dich­ter Wet­ter­klei­dung und Gum­mi­stie­feln schnell kalt, und damals war es bestimmt nicht wär­mer.

Wood­fjord – 08. Juni 2016

Mus­ham­na ist tat­säch­lich noch weit­ge­hend zuge­fro­ren – nicht, dass das Anfang Juni erstaun­lich wäre, aber doch bemer­kens­wert, im Licht der sons­ti­gen Ver­hält­nis­se die­ses Jah­res gese­hen. Gera­de so genug Platz für uns, um ruhig und still zu ankern. Abends kön­nen wir unten im Schiff die sehr charak­tis­ti­schen, pfei­fen­den, vibra­to­haf­ten Paa­rungs­ru­fe der Rob­ben hören, da alles ande­re ruhig ist.

Wir erkun­den Mus­ham­na nach Wahl mit Schnee­schu­hen oder ohne, letz­te­res ufer­nah, wo der Schnee das Land schon frei­ge­ge­ben hat. Klei­ne gedank­li­che Aus­flü­ge ins Erd­al­ter­tum machen aus dem stei­ni­gen Strand ein erd­ge­schicht­li­ches Frei­licht­mu­se­um, bevor ein ein­sa­mes Wal­ross, dass sich gemüt­lich an einer Land­spit­ze kratzt und räkelt, die Auf­merk­sam­keit auf sich zieht.

Nach­mit­tags erweist die West­sei­te des Wood­fjord sich ange­sichts des auf­zie­hen­den West­winds als die bes­te Vari­an­te. Die Gegend, wo Chris­tia­ne Rit­ter („Eine Frau erlebt die Polar­nacht“) zusam­men mit ihrem Mann ihren Nach­barn besu­chen woll­te, den Schwe­den Stock­holm-Sven. Ohne Axt wäre Stock­holm-Svens Hüt­te für Chris­tia­ne und Her­mann bei­na­he zur Fal­le gewor­den, wenn Her­mann nicht auf bal­di­ge Rück­kehr gedrängt hät­te, bevor ein Unwet­ter den Weg über das Eis abschnei­den konn­te.

Wir haben es deut­lich gemüt­li­cher, ein paar nas­se Füße in den Schnee­sümp­fen der Reins­dyr­flya bei der Schnee­schuh­grup­pe ist dage­gen gar nichts. Das gehört zu die­ser Jah­res­zeit in der Ark­tis schon fast dazu.

Anstren­gen­der ist die schon fast obli­ga­to­ri­sche Müll­sam­mel­ak­ti­on im Anschluss. Mann­schaft und Frei­wil­li­ge sam­meln nicht nur die übli­chen klei­ne­ren Plas­tik­tei­le und Net­ze, son­dern legen auch Hand an ein rie­si­ges Geflecht aus Plas­tik­tau­en, das mal ein Netz für einen gewal­ti­gen Fen­der gewe­sen sein mag. Das Plas­tik­mons­ter nimmt für eini­ge Stun­den alle unse­re Kräf­te in Anspruch, ver­stärkt von 110 PS sei­tens der vom Was­ser aus zie­hen­den Bei­boo­te. Schließ­lich ist das Mons­ter an Bord, die letz­ten Plas­tik-Mohi­ka­ner ver­sam­meln sich um Mit­ter­nacht end­lich zum hoch­ver­dien­ten Abend­essen. Gelobt sei­en Sascha, Jana, Alex­an­dra und Mai­ke und ihre nie­der­län­di­sche Brot­zeit 🙂

Gale­rie Wood­fjord – 08. Juni 2016

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Das Seil­ge­flecht ist sicher das größ­te Stück Müll, dass je von Anti­gua­nern vom Strand gezerrt und an Deck gehievt wur­de. Es wird wohl auch das größ­te blei­ben, damit waren wir hart am Rand unse­rer Mög­lich­kei­ten. Aber Spitz­ber­gen ist nun um eine gewal­ti­ge Men­ge Plas­tik sau­be­rer gewor­den, ein Netz­werk aus Sei­len, gefähr­li­ches Zeug für aller­lei Tie­re.

Lief­defjord – 07. Juni 2016

Das berühm­te „ice is nice“ ist stark unter­trie­ben für das, was der Mona­co­b­reen heu­te bie­tet. Wobei es zunächst mal anfängt mit „ice wäre nice“. Noch vor ein paar Jah­ren lag das Fjord­eis zu die­ser Zeit 20 km wei­ter drau­ßen. Jetzt kei­ne Spur von Fjord­eis mehr vor dem Mona­co­b­reen.

Aber Glet­scher­eis, und davon reich­lich. In gran­di­os schö­nen Farb­tö­nen in allen Schat­tie­run­gen von Weiß bis Tief­blau.

Am Seli­ger­breen sind Insel­chen auf­ge­taucht. Noch mit Tür­men von Glet­scher­eis bedeckt, kommt der Fels bereits an allen Sei­ten her­aus. Es wird nicht ewig dau­ern, bis es mög­lich sein wird, auf ihnen anzu­lan­den, dort wo bis vor kur­zem noch alles unter Glet­scher­eis war.

Gale­rie Lief­defjord – 07. Juni 2016

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Nach einer klei­nen, land­schaft­lich grön­län­disch anmu­ten­den Tour auf den Ler­nerøya­ne und Aus­schau hal­ten nach Eis­bä­ren im äuße­ren Lief­defjord liegt die Anti­gua nun in Mus­ham­na vor Anker, gut geschützt vor Wind und Schnee­trei­ben. Ein kräf­ti­ger Hauch Win­ter liegt in der Luft. Mal sehen, was der nächs­te Tag brin­gen wird.

Raud­fjord – 06. Juni 2016

Spitz­ber­gen in einer Nuss­scha­le in der Hamil­ton­buk­ta. Spit­ze Ber­ge, wil­de Glet­scher, betrieb­sa­me Vogel­fel­sen – (fast) alles, was das Herz begehrt. Von Eis­bä­ren immer­hin jede Men­ge Spu­ren im Schnee.
Im Ayerfjord liegt tief hin­ten noch Fjord­eis, auf dem sich eini­ge Rob­ben von der Son­ne wär­men las­sen.

Als Neu­heit haben wir auf der Anti­gua jetzt Schnee­schu­he. Das Gehen im flä­chen­de­cken­den Schnee kann so früh in der Sai­son wirk­lich müh­sam sein. Mit Schnee­schu­hen macht es auf ein­mal wie­der sehr viel Spaß.

Gale­rie Raud­fjord – 06. Juni 2016

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Engels­buk­ta, Ny Åle­sund – 05. Juni 2016

Wie gesagt, wir star­ten auf hohem Niveau. Das gute Wet­ter bleibt uns zunächst erhal­ten, so dass wir bei bes­tem Son­nen­schein in der Engelskbuk­ta ers­te Tun­dra-Ein­drü­cke sam­meln. Die Ren­tie­re haben ganz klei­ne Käl­ber, nur weni­ge Tage alt, natür­lich sind sie scheu. Schnee­am­mern sin­gen, Meer­strand­läu­fer pfei­fen, Schnee­hüh­ner knur­ren, ein Eis­fuchs zieht über die Hügel, die Son­ne wärmt und das Leben ist gut. Ein Wal­fän­ger schweigt, seit Jahr­hun­der­ten.

Gale­rie Engels­buk­ta, Ny Åle­sund – 05. Juni 2016

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Zum Nach­mit­tag hin legt sich auch der Nord­wind, was das Anle­gen in Ny Åle­sund erleich­tert. Wie üblich dre­hen wir unse­re klei­ne Run­de mit Ein­bli­cken in Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft des klei­nen Ortes, auch der klei­ne Pil­ger­gang zum Luft­schiff­mast fehlt nicht. Auch ein Ren­tier lauscht den Geschich­ten der alten Nord­pol­fah­rer, und zum Abschied grüßt ein Eis­fuchs.

Isfjord – 04. Juni 2016

Zwei Tage in Lon­gye­ar­by­en gehen viel zu schnell vor­bei, es sind ja auch gar nicht wirk­lich zwei Tage, aber eine Auf­ga­ben­lis­te für eine gan­ze Woche. Aber das ist mit Hil­fe freund­li­cher Hän­de irgend­wann getan, und der Grill bei lie­ben Leu­ten am Isfjord­ufer ist ein Aus­gleich, der kei­ne Wün­sche offen lässt.

Die nächs­te Rei­se soll uns in den Nord­wes­ten Spitz­ber­gens füh­ren. Sie geht gleich auf hohem Niveau los. Die abend­li­che Fahrt durch den Isfjord geht bei feins­tem Wet­ter vor sich und wäre auch ohne die­sen Blau­wal ein Genuss gewe­sen 🙂

Gale­rie Isfjord – 04. Juni 2016

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Tem­pel­fjord – 02. Juni 2016

Schon der letz­te Tag die­ser Fahrt. Unglaub­lich, wie schnell über 1000 Mei­len vor­bei­zie­hen. Die schö­ne Tun­dra am Dia­ba­sod­den – noch vor weni­gen Wochen Schau­platz einer erin­ne­rungs­wür­di­gen Eis­bä­ren­be­geg­nung – ist Wei­de für eini­ge Ren­tie­re, die neu­gie­rig immer wie­der um uns her­um­lau­fen. Auf den Basalt­klip­pen sit­zen Weiß­wan­gen­gän­se und Dick­schna­bell­um­men, auf einem Fels hält ein Schnee­huhn Aus­schau, irgend­wo läuft ein Eis­fuchs her­um.

Gale­rie Tem­pel­fjord – 02. Juni 2016

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Der schö­ne Tem­pel­fjord ist die Kulis­se für eine schö­ne klei­ne Kreuz­fahrt (zuge­ge­ben, wir suchen auch immer noch unse­ren Eis­bä­ren, der aber ein­fach nicht auf­tau­chen will), bevor ein letz­ter Land­gang, geprägt von Land­schaft, Erd­ge­schich­te und ark­ti­scher Stil­le, die Fahrt schön abrun­det.

Barents­burg & Ymer­buk­ta – 01. Juni 2016

Schwups – da ist der Mai vor­bei, und es ist Juni. Dabei sieht es schon fast so aus wie Anfang Juli. Es liegt nur noch recht wenig Schnee, wei­te Tun­dra­flä­chen vor allem an der West­küs­te sind schon frei. Die Eis­kar­te sieht so aus wie sonst im Spät­som­mer.

Und der Blick nach drau­ßen sieht aus wie Irkutsk oder so etwas in der Rich­tung. Natür­lich, es kann nur Barents­burg sein. Was sonst!

Und natür­lich ist Barents­burg wie immer ein beein­dru­cken­des Erleb­nis. Muss man ein­fach gese­hen haben. Und was mich wirk­lich umhau­te: Im Hotel haben sie mitt­ler­wei­le die mit wei­tem Abstand bes­te Trink­scho­ko­la­de Spitz­ber­gens. Der Ham­mer! Die lässt auch das Café Frue­ne in Lon­gye­ar­by­en alt und blass aus­se­hen 🙂

Gale­rie Barents­burg & Ymer­buk­ta – 01. Juni 2016

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Wir ver­brin­gen den Nach­mit­tag zunächst damit, schö­ne Buch­ten abzu­fah­ren, auf der Suche nach schö­nen Land­schaf­ten (fin­den wir auf jedem Meter) und Eis­bä­ren (heu­te nicht), bevor wir noch einen klei­nen Land­gang machen und die Fahrt, die auch ohne Eis­bä­ren sehr schön ist, anschlie­ßend mit einem zünf­ti­gen Essen fei­ern.

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News-Auflistung generiert am 19. März 2024 um 02:34:08 Uhr (GMT+1)
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