Auf dieser Seite geht es um die Natur und Geschichte des Grønfjords und der Isfjord-Küste östlich davon. Zu Barentsburg gibt es eine eigene Seite, daher wird diese russische Bergbausiedlung hier weitgehend ausgeklammert. Früher war der Grønfjord als Green Harbour bekannt. Beide Namen haben dieselbe Bedeutung, ursprünglich bezogen sie sich auf die teilweise saftig-grüne Vegetation.
Der Grønfjord von oben als Schneelandschaft im März,
aus dem Linienflieger (Blick nach Nordwesten).
Trotzdem wird dieser Abschnitt der Südküste des Isfjord natürlich stark von Barentsburg und der aufgegebenen Doppelsiedlung Colesbukta und Grumantbyen geprägt. Fast überall stößt man auf Spuren menschlicher Aktivitäten, vor allem Bergbau. Das ist nicht immer wirklich schön, sondern bedeutet oft einfach Dreck und Industriemüll in der Landschaft.
Blick über Barentsburg in den Grønfjord hinein als Schneelandschaft im Oktober,
von nicht ganz so hoch oben.
Dennoch ist dies ist eines der biologisch wertvollsten Gebiete Spitzbergens mit reicher Tundra auf weiten Flächen, vor allem im Grønfjord und im Colesdalen. Dort und um Grumantbyen herum wird empfohlen, Trinkwasser abzukochen, da es dort eingeschleppte Mäuse gibt, die den Fuchsbandwurm verbreiten können. Eine Infektion damit ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn sie eintritt, ist sie für Menschen äußerst gefährlich.
Die Gegend bietet gute Wandermöglichkeiten in schönen Tundrengebieten, von Tagestouren – ab Bjørndalen nach Westen oder um Barentsburg – bis hin zu längeren Touren. Eine Wanderung von Longyearbyen nach Barentsburg (oder umgekehrt), wobei der andere Weg mit einem Tagestourenboot zurückgelegt wird, ist für einen Einstieg in mehrtägige Wandertouren auf Spitzbergen eine naheliegende Möglichkeit. Landschaftlich finde ich persönlich allerdings beispielsweise das Dickson Land attraktiver, das über Pyramiden ebenfalls recht gut erreichbar ist.
Tourengelände im Grønfjord. Von diesen kleinen Einschnitte gibt es viele in der Region.
Vor allem mit schwerem Gepäck kosten sie Zeit und Kraft.
Der Küstenstreifen zwischen der Colesbukta und dem Grønfjord wird im Winter viel befahren, denn hier führt eine der beiden Hauptrouten für Motorschlittentouren zwischen Longyearbyen und Barentsburg entlang. Eine andere Strecke führt durch mehrere Täler im Inland (eine genaue Beschreibung beider Routen gibt es im Spitzbergen-Reiseführer). Beide Routen können auch im Sommer zu Fuß genutzt werden, allerdings hat man es im Colesdalen mit nasser Tundra auf weiter Fläche und einigen Flussquerungen zu tun.
Mit dem Motorschlitten im Grønfjord, auf dem Weg nach Barentsburg.
Die ufernahe Strecke zwischen Colesbukta und Grønfjord – in Longyearbyen meist als „Kapp Laila-Route“ bezeichnet – ist aber alles andere als eine Strandwanderung beziehungsweise, im Winter, Strandfahrt. Das Ufer selbst besteht überwiegend aus einer kleinen Steilküste. Vor allem aber sind es mehrere tief eingeschnittene Flusstälchen, die einem das Leben schwer machen, egal wann und wie man hier unterwegs ist. Für Motorschlittenfahrer, gerade für Anfänger, sind die nicht gerade einfach zu manövrieren.
Motorschlittentour nach Barentsburg: Nordhallet, die Hänge zum Isfjord zwischen Colesdalen und Hollendardalen. Blick nach Westen, Richtung Hollendardalen.
Viel hängt von der Witterung der letzten Tage ab: Ist der Untergrund vereist und glatt, kann das Fahren auf steilen Hängen, direkt bei den tiefen Einschnitten, schwierig und gefährlich und durchaus auch unmöglich sein. Der so zerschnittene, weitläufige Hang heißt Nordhallet; die Gegend ist mehr Hindernis als alles andere, landschaftlich reizvoll ist der Blick über den weiten Isfjord, anonsten ist das sicher nicht der schönste Teil Spitzbergens. Wenn man nicht selbst entsprechende Erfahrung und Ortskenntnis hat, sollte man sich auf jeden Fall einer geführten Gruppe anschließen oder einen eigenen Guide anheuern, mindestens aber in Barentsburg oder Longyearbyen nachfragen, wie die Verhältnisse im Gelände aktuell sind.
Das einzige Schutzgebiet in diesem Bereich ist das Festningen-Geotop, ein geologisches Schutzgebiet an der Isfjord-Küste westlich vom Grønfjord. Besondere Zugangsbeschränkungen bestehen aber auch hier nicht.
Sandsteinklippe Festningen am Eingang zum Grønfjord.
Geologie
Auf der Westseite des Grønfjord stehen überwiegend alte Sedimentgesteine an, vor allem harter, fossilreicher Kalkstein aus dem oberen Karbon und unteren Perm. Diese Schichten laufen auffällig steilstehend durch die Berge (Productustoppen, Braganzatoppen, Vardeborg, bis Kapp Starostin). Siehe auch Abschnitt Geologie (Kapp Starostin) auf der Seite Kapp Linné-Festningen.
Bergklippen aus harten Sedimentschichten (Karbon-Perm) südlich vom Grønfjord.
Auf der Ostseite des Grønfjord besteht das Festgestein aus flachlagernden Sedimenten des Alttertiärs: Sand-/Silt- und Tonstein und natürlich die Kohleflöze. Die Ablagerungen sind teilweise fossilreich (haselnussähnliche Blätter u.a.). Der Wechsel von Sand- zu Tonstein verdeutlicht den Wechsel zwischen Ablagerung im Bereich des tieferen Schelfmeeres und den Wechsel zu küstennäheren Ablagerungsräumen (Deltas etc.). Dabei wechseln harte Sandsteinbänke mehrfach mit weicheren Hängen aus dunklen Tonsteinen ab. In den Sandsteinen findet man immer wieder schöne Rippelmarken. Der Wechsel der Gesteinsart spiegelt schön den Wechsel des mehrfach steigenden (Tonstein) und fallenden (küstennahe Sedimente, Sandstein) Meeresspiegels dar.
Schichten aus dem Alttertiär am Finneset.
Die Schichten liegen im gesamten Bereich zwischen Grønfjord und Adventfjord (Longyearbyen) weitgehend horizontal und ungestört, von einigen kleineren Störungen abgesehen. Eine kleine Überschiebung verläuft östlich von Grumantbyen durch das Fuglefjella und ist vom Isfjord aus gut sichtbar. Diese hat den russischen Kohlebergbau in Grumantbyen erschwert, was einer der Gründe für die Aufgabe der Siedlung 1962 war. Der Bergbau dauert in Barentsburg bis heute an, hier werden die Flöze mehrere hundert Meter unter dem Meeresspiegel abgebaut.
Buchempfehlung für weitere, ausführliche und allgemeinverständliche (ja, wirklich) Information zu den Themen Geologie/Landschaft.
Landschaft
Blick vom Grønfjordfjellet südlich von Barentsburg über den inneren Grønfjord.
Das Nordenskiöld Land östlich des Grønfjords ist eine Plateauberglandschaft mit weitläufigen Hochplateaus in Höhen zwischen 400-600 Metern, aus der wenige Gipfel in Höhen bis über 1000 Meter aufragen (Zeugenberge). Hier gibt es einige große, eisfreie Täler wie das Colesdalen und das Grøndalen. Die weiten Talgründe werden von vielfach verzweigten Zopfstromsystemen eingenommen, die größeren Flussarme sind teilweise schwierig zu queren, wie auch die Abflüsse der Lagunen im inneren Grønfjord, je nach Wasserstand.
Querung eines Schmelzwasserflusses der Grønfjordbreane im inneren Grønfjord.
Die netzartigen Muster aus sich immer wieder verzweigenden und vereinigenden Flussarmen haben aber auch ihren eigenen ästhetischen Reiz, vor allem, wenn man sie aus der Höhe betrachtet. Eine weitere Besonderheit, die es vielfach in den großen Tälern gibt, sind Pingos; Permafrostphänomene, die aus großen, eisgefüllten Hügeln bestehen, bis zu 30-40 Meter hoch.
Blick über die Mündung des Grøndalen.
Flora und Fauna
Die Tundra in Küstennähe gehört zu den reichsten Tundrengebieten Spitzbergens, etwa im Grøndalen und im Colesdalen, aber auch im Grønfjord selbst.
Rentiergeweih in der Tundra am Sandefjordneset.
Salzwiesenartige Tundra in Ufernähe im Abendrot, Ende August im inneren Grønfjord.
Eine faunistische Besonderheit im ansonsten Nagetier-freien Spitzbergen sind die eingeschleppten Mäuse im Bereich der Siedlungen, die in Grumantbyen bis heute überlebt haben, obwohl der Ort seit 1962 verlassen ist. Sie haben sich noch nicht weitläufig in Spitzbergen angesiedelt, werden aber schon mal bis in die Umgebung von Longyearbyen gesehen.
Walross auf Treibeisscholle: beides eher seltener Besuch im Grønfjord.
Barentsburg hat natürlich seinen ganz eigenen Einfluss auf Flora und Fauna, vor allem durch das Einschleppen unerwünschter Arten, aber auch durch den Eintrag von Schadstoffen und Müll.
Katze in Barentsburg: gehört nicht wirklich nach Spitzbergen.
Geschichte
Der Isfjord gehört zu den am längsten bekannten und genutzten Bereichen Svalbards, entsprechend hat auch dieser Küstenstreifen eine lange Geschichte. Der Name Hollendardalen verrät schon, dass auch hier die Walfänger des 17. Jahrhunderts ihr Unwesen getrieben haben, und später waren auch Pomoren und norwegische Trapper hier aktiv, also die üblichen Verdächtigen. Viel zu sehen ist davon aber nicht mehr, wohl auch da die spätere Überbauung durch Barentsburg und umliegende Infrastruktur davon nicht viel übrig gelassen hat.
Am Finneset südlich von Barentsburg wurde im frühen 20. Jahrhundert eine Walfangstation betrieben sowie eine Radiostation, die allerdings 1933 wegen der besseren Funkverbindung nach Kapp Linné verlagert wurde. Zum Finneset gibt es hier eine eigene, informative Seite.
Die Grubensiedlung Barentsburg wurde, wie schon der Name sagt, ursprünglich von Holländern angelegt, ging aber bald in russischen Besitz über. Zu Barentsburg gibt es, wie erwähnt, eine eigene, informative Seite mit weiteren geschichtlichen Hintergründen.
Alter Grubeneingang auf der Südseite des Gladdalen direkt oberhalb von Barentsburg.
In diesem Bereich muss auch die erste Kohlegrube aus der Holländerzeit gelegen haben.
Zu Colesbukta gibt es ebenfalls eine eigene Seite.
Galerie Grønfjord
Bilder rund um den Grønfjord. Verschiedene Touren, verschiedene Jahreszeiten.
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.