Es war schon der letzte Tag draußen in Spitzbergens Natur. Der Landgang in der Eidembukta war der krönende Abschluss der Fahrt. Ein magischer Morgen, mit dem warm-goldenen Licht, das man sich vom September erhofft, einem ordentlichen Hauch Winter, wunderbarer Landschaft, einem freundlichen Eisfuchs …
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Dieser Landgang war nicht nur der letzte dieser Fahrt, sondern für mich auch der letzte in Spitzbergen von gefühlt zahllosen Ausflügen dieser Art über Monate hinweg in diesen Sommer. Da kann einem schon beinahe etwas wehmütig werden. Die Runde in der Eidembukta langsam und still anzugehen, war genau das richtige, fand ich. An dieser Stelle danke ich Daniel und Marcel, die wie immer bereit waren, jegliche Tour meiner Wahl zu machen, so dass alle auf ihre Kosten beziehungsweise Interessen kamen. So soll es sein, so machen wir das. Deshalb sind wir auf unseren Fahrten drei Guides auf der guten, alten Antigua. Auch in Bezug auf das Schiff kommt ja etwas Herbststimmung auf. 2024 wird laut Mitteilung des Eigners der letzte Spitzbergen-Sommer der Antigua sein. Aber auf den können wir uns somit immerhin ja nun freuen.
Aber zurück zur Fahrt, die nun zu Ende gegangen ist. Nachmittags war es Zeit, Kurs auf Longyearbyen zu nehmen, es lagen ja immer noch so einige Meilen vor uns. Abends ging die Fahrt dann zu Ende. Was für eine Fahrt – rund um Spitzbergen herum, ohne nennenswerten Seegang oder Wind, viele schöne Touren an vielen schönen, interessanten Orten, all die Tiere, die wir gesehen haben, das Licht, das Wetter, das uns erst Spätsommer und dann Winter brachte … wunderbar. Und die Stimmung ebenfalls.
Ich danke allen ganz herzlich, die dazu beigetragen haben, dass es so schön war und dass alles so prima funktioniert hat. Vorneweg natürlich Kapitän Serge und seiner Mannschaft! Ihr seid klasse! ☺️⛵️⚓️💪👍
Die Mannschaft der Antigua am 23.9. in Longyearbyen! Danke, es war klasse!
Bis bald in Norwegen! 😀
Die Fahrt zum Ankerplatz bei der Blomstrandhalvøya im Halbdunkeln gestern Abend war durch das dichte treibende Eis von den Gletschern noch verzögert worden, und das gleiche war trotz schönstem Tageslicht der Fall, als wir uns während des Frühstücks in Richtung der Lovénøyane aufmachten. Treibendes Gletschereis überall, und zudem beginnt der Fjord zuzufrieren. Langsam schob sich die Antigua durch diese Pracht.
Die Lovénøyane sind eine wunderbare kleine Welt für sich mit grandiosen Ausblicken auf die Umgebung, wenn das Wetter passt. Und es passte. Mal wieder waren wir zur richtigen Zeit am absolut richtigen Ort. Einen Eindruck von den Lovénøyane, die Vogelreservat sind und daher vom 15. Mai bis 15. August nicht besucht werden dürfen, gibt es in den Seiten über die Nachbarinseln Juttaholmen und Sigridholmen. Wir waren auf Midtholmen, eine Seite über dieses schöne Inselchen folgt dann auch gelegentlich noch 🙂
Den Nachmittag haben wir in Ny-Ålesund verbracht und innerhalb weniger Stunden wieder einmal zumindest gefühlt alles erlebt, was die Arktis im September an Wetter zu bieten hat, von goldenem Licht bis hin zu dichtem Schneetreiben.
Abends hat Piet in der Küche gezeigt, was er kann … fantastisch!
Die Danskøya bot die Gelegenheit für eine Tour in den Schnee. Auf der Karte war die Länge recht überschaubar, aber im tiefen Schnee im steinigen Gelände blieb doch die eine oder andere Kalorie zurück. Dabei zeigte der Smeerenburgfjord, was er an Landschaft zu bieten hat, und der September, was er an Licht zu bieten hat.
Der Segelwind später zeigte genau gar nichts, entgegen früheren verheißungsvoller Wettervorhersagen gab es ihn nicht. Dafür gab es abends einen kleinen Besuch in Ebeltofthamna, bei der Wetterstation von 1912-14.
Weiter zur westlichen Nordküste – es wurde Zeit, von den vielen Meilen, die noch vor uns lagen, ein paar hinter uns zu bringen. Ein Vormittag im Liefdefjord. Die Landschaft grandios, das Licht auch. Zum Träumen schön.
Natürlich hätten wir dort den ganzen Tag verbringen können, oder auch zwei oder drei … aber wir hatten uns entschieden, das auch weiter nördlich gute Wetter zu nutzen und der sagenumwobenen Insel Moffen einen abendlichen Besuch abzustatten. Taten wir auch. Herrlich!
Ein Tag auf der zweitgrößten Insel Svalbards. Auch hier ist der Winter schon eingekehrt, es liegt Schnee, kleine Seen und Lagunen sind zugefroren, hier im innersten Murchisonfjord (Fotos hier). Wieder hatten wir Glück und blieben von Schneeschauern, die die Sicht trüben, verschont; im Gegenteil legt sich ein schweres, grau-goldenes, herbstliches Licht über das Land.
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In Kinnvika ließen wir dann doch erst mal einen Schneeschauer durchziehen, bevor wir uns die alte Station anschauten und in die Umgebung zogen.
Weil es so schön war, wir gestern den optimalen Moment aber doch offenbar gerade verpasst hatten, haben wir noch mal bei der Wahlbergøya Halt gemacht. Dieses Mal hätte das Timing besser nicht sein können. Es hat sich gelohnt.
Unterdessen hat die Jahreszeit sich gefühlt wie quasi auf Knopfdruck geändert. Der Winter ist da. Schnee liegt am Boden und in der kalten Luft. In der Luft lag beziehungsweise fiel so viel Schnee, dass wir für einen kurzen Gang schon den richtigen Moment abwarten mussten, um das Minimum an Sicht zu haben, das wir einfach brauchen, um zu sehen, was um uns herum eventuell so unterwegs ist.
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Am Alkefjellet (Fotos zu Alkefjellet hier) ist nicht mehr viel unterwegs, jedenfalls keine Dickschnabellummen, was Mitte September niemanden überrascht. Was für eine Veränderung für die, die diesen Vogelfelsen im Sommer gesehen haben. Aber die Felsen sind auch ohne Lummen grandios. Und die Möwen bieten ja auch so einiges.
Auf der Von Otterøya liegt Neuschnee bis hinab zum Ufer. Das arktische Land erscheint in einem neuen, schönen Licht. Die Touren führen auf die Hügel und entlang der Ufer über lange Halbinsel. Ein weit entfernter Eisbär kürzt die Touren etwas ab. Völlig undramatisch, aber sicher ist sicher.
Ein deutlich besser sichtbarer Eisbär läuft später auf der Wahlbergøya am Ufer entlang. Eine schöne Sichtung, so wünscht man sich das 🙂
Irgendwann in der Nacht waren wir bei der Kiepertøya angekommen. Und ob man es glaubt oder nicht: kein Nebel, kein Eisbär. Nichts, was uns davon hätte abhalten können, sich die Insel gut anzuschauen. Und da gibt es so viel, was spannend, interessant und schön ist. Und jetzt ein paar Säcke Plastikmüll weniger. Und eine traurige Geschichte, die man auf der Kiepertøya Panoramaseite nachlesen kann.
Zunächst unter Segeln ging es dann Richtung Bråsvellbreen. Über 8000 Quadratkilometer Eis, die in einer unendlich erscheinenden Gletscherfront auslaufen. Gigantisch.
Der Negribreen ist einer der größten Gletscher der Hauptinsel Spitzbergen – früher hätte man sagen können: der größte. Da bin ich mir aber nicht mehr so sicher.
Eis ohne Ende, darunter Eisberge von überirdischer Farbe. Eine kilometerlange Gletscherfront. Eine ziemlich monströse Kalbung … extrem beeindruckend, extrem schön.
Weniger schön ist, was mit Teilen des Negribreen passiert. Der östliche Teil, noch vor einigen Jahren eine prächtige, große Gletscherfront, ist teilweise verschwunden, und der noch vorhandene Teil ist zu einer toten Eistafel ohne Verbindung zum Gletscher geschrumpft, die auch in den nächsten Jahren verschwinden wird. Dieser Teil des Negribreen ist also praktisch kollabiert, und der einst so große, prächtige Gletscher ist immer noch groß und beeindruckend, aber nur noch ein Schatten seiner früher wahrhaft riesenhaften Existenz.
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Nachmittags ging es in den Heleysund und auf Tour im Straumsland, einem wunderschönen Land mit Tundra, Seen und Feuchtgebieten, Basaltsäulen, Rentieren und Eisfüchsen und Ausblicken auf Heleysund, Kükenthaløya und Barentsøya.
Nach einer wunderbar entspannten nächtlichen Fahrt rund ums Südkap haben wir uns einen der Orte angeschaut, an dem die landschaftlichen Veränderungen in Spitzbergen durch den Klimawandel mit am dramatischsten sind: Den Gletscher Hambergbreen. An der Ostküste gelegen, ist er vom Hornsund durch eine nur noch wenige Kilometer breite Gletscherbrücke getrennt, und die schrumpft Jahr für Jahr kräftig. Es wird nicht mehr ewig dauern, bis es zwischen Hornsund und Hambergbukta eine Wasserstraße gibt. Dann wird aus dem Sørkapp Land eine riesige Sørkappøya.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch ist der Hambergbreen ein riesiger, sehr beeindruckender Gletscher.
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Nachmittags gelang eine Landung an der Landspitze Boltodden, mit den berühmten Dino-Spuren. Ein spannender Ort – klasse, wenn man das Glück hat, hier an Land gehen zu können.
Wir haben Zeit, wir haben Wetter aller Art mehr oder weniger zur Auswahl und wir haben Lust und wahrscheinlich die Möglichkeit, eine Umrundung Spitzbergens zu machen – im September schon lange nicht mehr geschehen. Also gehen wir es an, machen den Versuch. Der erste Schritt in Form einer nächtlichen Fahrt brachte uns weit nach Süden, zunächst zu den Dunøyane, die wir im Laufe des Vormittags erreichen. Später ging es in den Hornsund, weit hinein, in den Samarinvågen. Das Panorama von einem kleinen Hügel aus ist gewaltig.
Noch einmal geht es los mit „Spitzbergen unter Segeln“ in diesem sich dem Ende entgegen neigenden Arktis-Sommer 2023. Mit der guten, alten Antigua haben wir am Sonntag Segel gesetzt – im wörtlichen Sinne, es war ein herrlicher Start, so still und leise unter Segeln über den Isfjord zu gleiten.
Der Anker fiel am Kapp Wijk, wo wir auch den ersten Vormittag an Land verbrachten. Schönes Septemberlicht, schöne Landschaft, farbenfrohe Tundra, freundliche Rentiere, und als wir eigentlich gerade zurück wollten, zogen noch Weißwale (Belugas) direkt vor unserer Nase am Ufer vorbei – eine Gruppe nach der anderen, unglaublich! Unmöglich zu sagen, wie viele es waren, aber 70-80 auf jeden Fall, wahrscheinlich mehr.
Nachmittags haben wir dem großen Gletscher Sveabreen einen Besuch abgestattet. Was für ein Einstieg in die Fahrt!
Zwei kleine Mitteilungen in eigener Sache: Mit der Antigua fahren wir ab heute in den Spitzbergen-September hinein und hoffen auf das schöne Licht, das diese Zeit hier bringen kann. Natürlich soll es möglich sein, diese Fahrt auch aus der Ferne über den Reiseblog auf dieser Seite mitzuerleben, aber das wird im Vergleich zu den letzten Wochen nur eingeschränkt möglich sein, da die Verbindung auf dieser Fahrt im Vergleich deutlich weniger komfortabel ist. Ich hoffe aber, dass es dennoch einen Reiseblog geben wird, wenn auch sicherlich mit deutlich geringerer Ausstattung im Bildmaterial. Aber das kommt ja dann später mit dem Reisetagebuch …
Es gibt schon auch mal graufeuchte Tage, die sich recht durststreckig anfühlen können – man will gerne raus, etwas unternehmen, aber überall hängt die tiefgraue Suppe über dem schönen Land, Wind, Wellen und Nebel oder Regen, wo man auch schaut … gut, dass wir vor Abfahrt von Ny-Ålesund dort noch eine kleine Runde gegangen sind, und später wurde es immerhin noch ein kleiner Strandspaziergang bei Poolepynten auf dem Prins Karls Forland. Es gibt Tage, da muss man sich eben etwas bescheiden. Alles andere führt sowieso zu nichts. Die Natur gewinnt immer.
Wobei – es gibt auch nichts zu meckern. Wir waren zweimal draußen unterwegs! Und so hat man zwischendurch auch mal Zeit für einen interessanten Vortrag an Bord.
Dafür klarte es am letzten vollen Tag der Fahrt im Isfjord noch einmal schön auf, in Trygghamna und am Borebreen, mit sogar mitunter sonnigen Blicken auf schöne Landschaften, Berge und Gletscher.
Und auf einmal ist man wieder in Longyearbyen im Hafen … unglaublich, wie schnell die Tage, voll und schön wie sie sind, dahin fliegen! Schon ist die Fahrt vorbei. Toll war sie, viele schöne Orte und Erlebnisse, die Meander war uns ein gutes, schönes, sicheres Zuhause („das Schiff ist nicht gesunken“, wie es während der warmen Abschiedsworte sehr zutreffend hieß 😄). Vielen Dank an Kapitän und Eigner Mario und seine guten Leute! Und vielen Dank an alle, die dabei waren und dazu beigetragen haben, die Tage zu einem so schönen Erlebnis werden zu lassen, an Bord und auf der Tundra!
Nach einer weiteren Nacht mit Dampf auf dem Kessel sind wir nun wieder an der zentralen Westküste, schon fast in heimatlichen Gefilden – also: fast. Genauer gesagt, tuckerten wir morgens in den Krossfjord hinein. Die Sonne machte mal wieder Pause und die Landschaft um uns herum zunächst auch, aber in Nebeltofthamna – äh, Ebeltofthamna heißt das natürlich – hatte der Nebel (deswegen …) sich soweit gelichtet, dass wir unsere Gelegenheit bekamen. Ein durch die Gegend ziehender Eisbär erforderte etwas Aufmerksamkeit, hielt uns aber nicht von einem kurzen Landgang ab, um die Reste der deutschen Wetterstation von 1912-14 zu besichtigen.
Nach einem feuchtfröhlichen (also, regnerischen – bevor hier Missverständnisse aufkommen) Abstecher zum Fjortende Julibreen verzogen wir uns nach Ny-Ålesund. Bei dem trüben Wetter erschien das als die beste Chance, heute noch einen Gummistiefel auf die Tundra zu bekommen. So war’s dann auch. Kulturelle Beiträge auf der Leinwand zu ostdeutschen Unternehmungen in Schnee und Eis rundeten den Tag stimmungsvoll ab.