Natürlich hatte ich mich hier schon vor einer Weile wieder zu Wort melden wollen. Aber hier in Farmhamna findet das Leben primär offline statt, und das ist auch sehr schön so.
Nun ist die Welt seit einigen Tagen nicht mehr so, wie sie vorher war. Die aus derzeit zwei Personen bestehende Bevölkerung von Farmhamna ist geschockt und entsetzt über die Nachrichten, die aus der Welt hierher kommen. Es fühlt sich falsch an, über die Schönheit der Natur im Norden und des einfachen, guten Lebens auf einer abgelegenen Fangststasjon zu schreiben, während woanders die Welt brennt.
Es sind gut 40 Kilometer Luftlinie von Farmhamna nach Barentsburg. Bei bestimmten Wetterlagen können wir den Lichtschein der Siedlung am Horizont erahnen. Barentsburg ist eine russische Siedlung, aber unter den 300-400 Einwohnern sind auch viele Ukrainer. Bislang, auch nach der russischen Okkupation der Krim und den Konflikten im Osten der Ukraine 2014 und seitedem, leben Russen und Ukrainer nach allem, was man weiß, in Barentsburg friedlich zusammen. Was mögen die Menschen dort wohl jetzt denken? Wie geht es ihnen mit dem Wissen um die Lage in ihren Heimatländern? Sysselmester Lars Fause ist, der üblichen Routine folgend, mit Barentsburg im Kontakt und berichtet von einem „guten und normalen Dialog“, ohne viel konkreter zu werden.
Daher schließe ich die Februarbeiträge mit einem Bild, das derzeit oft in sozialen Medien geteilt wird. Es drückt das Entsetzen über die Situation und den Protest gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aus und die Abscheu für diejenigen, die dafür verantwortlich sind.
Nachdem die Sonne wieder da ist, werden die Tage ja direkt wieder deutlich länger 🙂 das ist tatsächlich so, es ist unglaublich, wie schnell das geht. Schon 2-3 Tage nach dem ersten Sonnenaufgang steht die Sonne bereits wieder mehrere Stunden über dem Horizont.
Wobei auch der Umstand, dass wir nach einer ziemlich wolkenreichen Woche nun wieder einen klaren Himmel haben, sicher zu diesem Eindruck mit beiträgt.
Zeit also, sich etwas in die Umgebung zu begeben. Die Eidembukta, einigen von den sommerlichen Segelschifftouren bekannt, liegt ja nur ein paar Kilometer nördlich von Farmhamna. Ein naheliegendes Ziel, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Kleine Skiwanderung von Farmhamna zur Eidembukta. Der Sonne entgegen 🙂
Der längere Aufenthalt im Freien ist durchaus ein erfrischendes Erlebnis. Eine ganz genaue Temperaturmessung haben wir nicht. Wenn wir die Werte aller hier verfügbaren Thermometer mitteln, liegt man bei etwa -15 Grad, was gefühlt sicher nicht zu warm gemessen ist. Dazu kommt der eisige und ziemlich ausdauernde Ostwind.
Ich teile mir die Zeit so ein, dass ein guter Teil der Tour während der „sonnigen“ Stunden des Tages erfolgt, wobei die Vorstellung, Farmhamna aus der Entfernung mit dem Tele vor der untergehenden Sonne zu fotografieren, an einer Wolkenbank scheitert. Macht nichts, schöne Eindrücke und Fotomotive gibt es überall, ganz egal, in welche Richtung ich schaue. Das weite, schneebedeckte Land im zarten, rot-rosa-blauen Licht, der vom Wind über die flachen Hügel geblasene Treibschnee. Die weit geschwungene Eidembukta mit ihrem großen Strand, dem ich ein Stück weit folge, ohne ein einziges Stück Treibholz zu entdecken. Ein kleiner Canyon, geschaffen vom Schmelzwasserfluss des Venernbreen, eines der großen Gletscher, die direkt hinter der Küstenebene zwischen den Bergen herab fließen. Ich folge dem Canyon ein Stück, wobei ich ein sehr waches Auge auf die überhängenden Schneewächten habe; an den fraglichen Stellen ist es aber möglich, weit genug auf die gegenüberliegende Seite auszuweichen.
Der mutmaßlich windgeschützte Platz, den ich mir für eine kleine Futterpause ausgesucht habe, erweist sich als der wohl windigste Platz weit und breit. Allzu lange bleibe ich nicht hinter der nicht schützenden Felswand sitzen, lieber mache ich mich auf den Rückweg und freue mich auf den knisternden Ofen in der Hütte.
In Longyearbyen wird das Sonnenfest ja erst am 8. März gefeiert, nicht zuletzt, weil der Ort gerade nach Süden so von Bergen umgeben ist.
Das ist in Farmhamna ausgeprägt anders 🙂 und daher hatten wir schon heute, am 16. Februar, die Freude, hier ein kleines Sonnenfest zu feiern. 112 Tage hat die Polarnacht hier gedauert, am 25. Oktober war die Sonne letztmalig auf- und untergegangen und hat sich seitdem nicht mehr blicken lassen. Auch wenn man, wie ich, noch nicht mal drei Wochen hier ohne Sonne verbracht hat, ist ihre Rückkehr ein Grund zur Freude. Umso mehr für Rico, der diesen schönen Anblick monatelang nicht hatte.
Freier Blick nach Süden: in Farmhamna kein Problem.
Also haben wir uns am späten Vormittag auf dem Telefonhügel installiert, wobei wir fototechnisch schon ganz gut ausgestattet waren. Kamera mit Flügeln oder drei Beinen – alles war dabei.
„Sonnenfest“ in Farmhamna. Von einem Massenauflauf konnte man nicht unbedingt reden.
Und etwas Glück war auch dabei, denn tatsächlich war der Himmel vormittags komplett bewölkt gewesen. Rechtzeitig bildete sich aber am südlichen Horizont unter der Wolkendecke ein freier Streifen, in dem das orange Glühen über den flachen Hügeln der Westküste heller und heller wurde, bis die Sonne sich tatsächlich zeigte – ein schöner, intensiver Augenblick!
Der erste Sonnenaufgang nach 112 Tagen.
Umso schöner, als dass die Wolken bald wieder den gesamten Himmel verhüllten …
Wer Lust hat, etwas mehr über das Phänomen von Polarnacht und Mitternachtssonne zu lesen, ist hier genau richtig. Oder bei der nächsten Auflage meines Vortrags „Das Licht des Nordens“. Dann gibt’s die gesamte Geschichte im Detail. Könnte im Herbst passieren, mal schauen.
Hier und jetzt aber erst noch ein paar Eindrücke von diesem schönen Tag in Spitzbergen – Vollmond war nebenbei heute ja auch noch.
Nun bin ich ja schon ein Weilchen hier in Farmhamna an Spitzbergens Westküste und die Fragen kommen, wie es denn hier so ist. Ja, wenn ich etwa im Sommer unter Segeln hier unterwegs bin, lasse ich in der Abteilung „Reiseblog“ regelmäßiger von mir hören, das stimmt schon. Aber die Tage sind nicht nur schön, sondern auch voll, und der Sinn des Daseins an so einem schönen, ruhigen, recht abgelegenen Ort ist ja auch nicht, jeden freien Moment vor dem Rechner zu sitzen 🙂
Farmhamna: Trapperstation an Spitzbergens Westküste.
Natürlich wird’s demnächst hier mehr zu sehen und zu lesen geben, aber ich dachte, ich stelle diesen wunderschönen Ort erst mal ein wenig vor und habe Farmhamna daher nun eine eigene Seite gewidmet, mit den üblichen Panoramen, aber auch zwei Galerien mit reichlich Fotos, die Farmhamna und Umgebung im Sommer und auch im winter zeigen – also natürlich auch aktuelle Bilder, die auch schon einen Eindruck davon geben, was Rico und ich und die 7 Hunde hier so tun. Hier geht’s zur Farmhamna-Seite – viel Spaß!
Die Beschädigung von einem der beiden Datenkabel, die Spitzbergen mit dem norwegischen Festland verbinden, hat vor einigen Wochen für Unruhe gesorgt (hier klicken für mehr Info dazu). Der Fall ist weiterhin in keiner Weise abgeschlossen, aber der Betreiber des Kabels, Space Norway, und die zuständige Polizeibehörde Troms (Nordnorwegen) waren mit einem Schiff vor Ort und konnten mit einem Unterwasserroboter erste Daten sammeln.
Laut NRK hat die Polizei der Presse zwischenzeitlich mitgeteilt, dass erste Daten auf menschliche Einwirkung zu deuten scheinen. Eine natürliche Ursache wirkt hingegen weniger wahrscheinlich.
Telefonieren in Spitzbergen: geht heute etwas moderner als hier im Bild.
Und es geht noch eine Menge mehr.
Aber nicht ohne die Tiefseekabel zum Festland.
Über die Art des Schadens und des Vorgangs oder gar mögliche Verursacher wurden keine Angaben gemacht; mitgeteilt wurde nur, dass es bislang keine Verdächtigen gibt. Es ist bislang auch nicht öffentlich bekannt, in welcher Tiefe der Schaden vorliegt. Die fragliche Kabelstrecke, innerhalb der der Schaden vorliegt, ist rund 100 Kilometer lang. Innerhalb dieses Bereichs fallen die Tiefen vom relativ flachen Schelf bis in die Tiefsee ab.
Das eigentliche, 2 cm starke Kabel ist tatsächlich gar nicht beschädigt, sondern die dazugehörige Stromversorgung.
Eine Reparatur ist für Frühjahr oder Sommer dieses Jahres angeplant.
Farmhamna ist eine kleine Trapperstation an der Westküste Spitzbergens im Forlandsund, nördlich vom Isfjord. Ein weitläufiges, wetterhartes Flachland; meist ist es an diesem exponierten Küstenstreifen windig.
Dass man zwischen den Felsen und Steinen und hinter kleinen Halbinseln in oft gut versteckten Buchten trotzdem Schutz finden kann, haben wir in dieser Gegend auf den sommerlichen Segelschiffreisen schon oft festgestellt. Das ist auch jetzt im tiefsten Winter praktisch – das wenige Kommen und Gehen findet auch zu dieser Zeit mit dem Boot statt, über Land ist diese Gegend kaum zu erreichen.
Farmhamna.
Dieses Bild gibt einen Eindruck von der Gegend zu dieser Zeit, Ende Januar/Anfang Februar. So sieht es hier also aus – zur Mittagszeit, zur hellsten Zeit des Tages.
Das Licht des Nordens!
Farmhamna: mittägliche Dämmerung.
Und hier ein Blick zur hellsten Zeit des Tages nach Süden. Mehr als Dämmerung gibt es erst mal nicht, die Sonne sollten wir, rein rechnerisch, am 16.2. erstmals wieder sehen können. Je nach Wetter kann es natürlich auch ein paar Tage später werden. Oder sogar auch früher!
Aber in jedem Fall dauert es noch. Was aber schon jetzt jeden Tag stundenlang dauert, ist die Dämmerung. Die Sonne steht stundenlang etwa tiefer als -5° unter dem Horizont und lässt den südlichen Himmel schon jetzt in den schönsten Farben verhalten leuchten.
Abends leuchten oft noch ganz andere Lichter. Viel schwächer als die Sonne, aber unendlich schön.
Das Licht des Nordens!
Abendliches Nordlicht. Recht schwach, aber ein schöner Anfang gleich am allerersten Abend!
Ja, es könnte sein, dass es in den nächsten Wochen wieder das eine oder andere frische Nordlichtfoto auf diesen Seiten gibt 🙂
Norwegen schafft ab quasi sofort (genau: ab 23 Uhr des 1.2.) die meisten Coronaregeln ab. Die Regierung begründet dies in einer offiziellen Pressemitteilung mit den leichteren Krankheitsverläufen der Omikron-Variante, dem guten Schutz der Impfung vor schweren Verläufen und der Impfquote (78,9% mindestens einmal geimpft, 73,0% mindestens zweimal geimpft, 49,1% vollständig mit dritter Immunisierung geimpft, Stand 1.2.).
Zu den zahlreichen Änderungen gehören eine weitgehende Öffnung in Bildung, Kultur und Gastronomie, aber auch Erleichterungen im Reiseverkehr: So müssen internationale Reisende sich nicht mehr nach Ankunft an der Grenze (Flughafen) testen lassen. Das wird den Verkehr gerade zu Stoßzeiten erheblich erleichtern. Wer ausreichende Impfung oder Genesung nachweisen kann, muss kann ohne Test an- und einreisen; wer das nicht kann, muss einen negativen Test vor der Einreise machen und vorweisen können. Weiterhin gilt zunächst, dass alle Einreisenden, darunter auch norwegische Staatsangehörige, sich vor der Einreise online registrieren müssen.
Corona-Teststation Oslo Gardermoen: hier gerade mal ruhig. Sonst ist es hier oft sehr voll.
Demnächst wird es hier aber wohl dauerhaft ruhig werden.
(Die zusätzliche Dekoration rechts im Bild wurde nachträglich digital vom Autor eingefügt).
Darüber hinaus gibt es lang ersehnte Erleichterungen für den Reiseverkehr nach Spitzbergen: Die Testpflicht vor Abreise entfällt weitgehend, und zwar für registrierte Anwohner sowie für Vollgeimpfte bzw. Genesene mit anerkanntem Nachweis. Erhalten bleibt die Pflicht zu einem Test innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft (Selbsttest).
Generell soll es zunächst bei einem Meter Abstand bleiben sowie zur Maskenpflicht, wenn die Einhaltung von Abständen nicht gewährleistet werden kann.
Die norwegische Regierung strebt den Entfall aller noch bestehenden Beschränkungen bis zum 17. Februar, wenn die Entwicklung der Erwartung entsprechend verläuft.
Sonntag, 06.02., 20.15 Uhr, NDR: „Fjorde, Nordkapp und Polarlicht“ (Doku Hurtigruten, D 2018)
Mittwoch, 09.02., 20.15 Uhr, NDR: „Haie eiskalt! Jäger zwischen Nordsee und Grönland“ (Doku, D 2020)
Mittwoch, 09.02., 21.00 Uhr, NDR: „Naturwunder Nordalaskas“ (Doku, D 2020)
Sonntag, 13.02., 17.15 Uhr, ZDF: „Arctic Blue – Machtpoker im schmelzenden Eis (1/2)“. Marga sagt: „wer es noch niocht gesehen hat … lohnend!!“
Sonntag, 13.02., 20.15 Uhr, WDR: „Trauminseln – Mit dem Rad auf Island/Sardinien“.
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.