Natur und Geschichte von den Pomoren bis Kinnvika: ein Polarwüstenfjord auf dem Nordaustland
Lage des Murchisonfjords auf dem Nordaustland.
Allgemeines
Der Murchisonfjord ist ein inselreicher Fjord im Nordwesten des Nordaustlandes, im nördlichen Teil der Hinlopenstraße. Er ist 15 km lang und 10 km breit. Benannt wurde er nach Sir Roderick Murchison, einem englischen Geographen aus dem 19. Jahrhundert. Als Präsident der Royal Geographical Society förderte Murchison Polarexpeditionen.
Polarwüstenlandschaft auf der Kvalrosshalvøya im Murchisonfjord.
Die polarwüstenhafte Landschaft beeindruckt durch ihre Kargheit, die aber dennoch viele landschaftliche Details aufweist.
Es gibt nehrere historisch interessante Stellen, darunter die schwedisch-finnische Station in Kinnvika.
Murchisonfjord Panorama
Es gibt mehrere Seiten zu einzelnen Orten im Murchisonfjord, jeweils mit weiteren Informationen und Fotos, darunter meist auch 360-Grad-Panoramabildern.
Schwachmetamorphe, zum Grundgebirge gehörende Sedimente, vor allem Dolomite und Quarzite, meist senkrecht stehend. Dieselben Gesteine setzen sich nach Norden hin bis zur Lågøya fort. Stellenweise finden sich gut erhaltene Stromatolithe: Kolonien von Kalkalgen, die zun den ältesten, mit bloßem Auge sichtbaren Fossilien Spitzbergens gehören.
Stromatolith.
In den Bereichen im inneren Murchisonfjord (Florabukta, Snaddvika), in denen die Gesteine weniger karbonatisch (Dolomit), sondern eher quarzitisch sind, gibt es durch mineralische „Verunreinigungen“, vor allem Eisenoxide, teilweise auffällig schöne Farben.
Rotgefärbter quarzitischer Sandstein südlich von Snaddvika im inneren Murchisonfjord.
Karbonate und Quarzite gehören in den gleichen geologisch-stratigraphischen Kontext, das Alter liegt zwischen 600 und 700 Millionen Jahren (Jungproterozoikum).
Landschaft
Karge, offene Polarwüste. Das Umland des Murchisonfjord ist weitgehend eisfrei. Auffällig sind die vielen kleinen Inseln im Fjord. Diese werden durch oft steilstehende, harte Schichten gebildet und haben daher im Karten- oder Luftbild eine auffällige, NNW-SSE verlaufende, längliche Struktur. Einige dieser Inseln sind eher flach, andere sind stärker von kuppigen Felshügeln und Buchten und Lagunen gegliedert.
Felsige Kuppe auf der Kvalrosshalvøya.
Im flachen Gelände findet man fast überall gut entwickelte, sehr schöne Serien gehobener Strandwälle und Eiskeilnetze.
Muster von Eiskeilen auf der Krossøya.
Flora und Fauna
Sehr karg, vor allem Steinbrech und Svalbardmohn. Nennenswerte Vegetation gibt es nur lokal bei einer Vogelkolonie am Floraberget.
Svalbardmohn in Kinnvika.
Walrosse werden regelmäßig gesichtet …
Walrosse im Murchisonfjord.
… und Eisbären streifen natürlich auch regelmäßig durch den Murchisonfjord.
Eisbär in Kinnvika.
Geschichte
Russische Jäger (Pomoren) haben hier bis ins 19. Jahrhundert hinein ihre Jagdgründe gehabt. Davon zeugen noch ein paar Überreste, vor allem zwei noch stehende, orthodoxe Kreuze auf zwei Inseln im Murchisonfjord – die einzigen, noch stehenden Originalkreuze ihrer Art in Spitzbergen.
Pomorenkreuz auf der Nordre Russøya.
Im 20. Jahrhundert wurde der Murchisonfjord vergleichsweise wenig von Trappern genutzt, allerdings zieht sich dort die Geschichte der professionellen Eisbärenjagd in die jüngste Vergangenheit, in der dies noch legal war. Westlich von Kinnvika liegt die alte Trapperhütte Caribou an der Küste der Hinlopenstraße. Der Name ist ungewöhnlich und deutet auf nordamerikanischen Einfluss hin, aber es waren die Norweger Fredrik Rubach und sein Sohn Odd Ivar Ruud, die diese Hütte wohl bauten und 1972-73 dort überwinterten. Es war die letzte Überwinterung von Jägern auf dem Nordaustland, 1973 wurden Eisbären in Spitzbergen endgültig unter Schutz gestellt.
Kinnvika
Der sicherlich bekannteste Ort ist Kinnvika, eine recht gut geschützte Bucht auf der Nordseite des Murchisonfjord. Dort baute eine schwedisch-finnische Expedition während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957-59 eine umfangreiche Station: 10 Gebäude einschließlich Sauna, die nördlichste Sauna Spitzbergens.
Die alte Forschungsstation Kinnvika.
Ein Amphibienfahrzeug steht dort noch herum und sonst auch so einiges, was teilweise noch aus dem Geophysikalischen Jahr stammt, teilweise auch aus jüngeren Zeiten: 2003-04 überwinterten Marie Tieche und Hauke Trinks dort, und 2007-08 bekam das Geophysikalische Jahr von 1957-59 mit dem Internationalen Polarjahr einen Nachfolger, während dessen die alte Station in Kinnvika wieder in Betrieb genommen wurde. Wissenschaftler aus 10 Ländern rückten den Geheimnissen der umgebenden Natur zuleibe, vor allem der Eiskappe Vestfonna und ihrem Verhalten in Zeiten des sich ändernden Klimas.
Hauke Trinks und Maria Tieche in Kinnvika.
Bildergalerie Murchisonfjord
Eine Sammlung verschiedener Eindrücke aus dem Murchisonfjord.
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