Sa
5. Aug
2017
Nachts hatte der Nebel sich gesenkt, und als wir morgens aufwachten, war die Welt um uns herum grau. Gut, dass wir gestern schon bei so schönem Licht an Land waren. Und nun mal schauen, ob wir nicht noch ein paar Meter weiter nach Norden kommen können …
Wir konnten. Wer hätte es gedacht, dass wir ein paar Stunden später vor der Rossøya liegen würden? Svalbards allernördlichste Insel, mehr ein Fels als eine Insel, eine Schäre, schildkrötenrückenförmig. Direkt südlich ragt die Vesle Tavleøya steil in den Nebel wie ein drohender Schatten, dort brüten eine Menge Seevögel, Svalbards nördlichste Kolonie, darunter eine ganze Menge Papageitaucher.
Rossøya ist zwar nur eine Schäre, aber als nördlichster Punkt Svalbard natürlich einer dieser markanten Punkte. Es ist interessant, die Rossøya mal zu sehen, aber dort an Land zu gehen – das ist dann noch mal etwas anderes. Und nicht gerade einfach. Eis und Nebel waren etwas an der Grenze, aber die Sicht war ausreichend und Heinrich ankerte die Arctica II so schön dicht an der Insel, geschützt vor den treibenden Eisschollen, dass es losgehen konnte. Timon und ich haben erst mal zwei Routen getestet, um einen praktikablen Aufstieg zu finden. Die Insel ist ziemlich steil. Aber dann haben wir einen funktionierenden Weg entdeckt, und nach einiger Krabbelei über die Felsen waren alle oben, die sich auf die exponierte Tour aufgemacht hatten. Hoch oben auf Svalbards nördlichster Insel! Jawoll! Es gibt dort sogar ein einsames Löffelkraut, viele Flechten, drei Steinmänner, von denen der größte der nördlichste der Russisch-Schwedischen Gradmessungsexpedition sein dürfte, und ein Paar Schmarotzerraubmöwen. Svalbards nördlichste Brutvögel sind Schmarotzerraubmöwen, wer hätte das gedacht?
Galerie – Rossøya – 05. August 2017
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Wieder an Bord, hat der Nebel sich pünktlich wieder gesenkt, und mehr und mehr Eis trieb herein. Also haben wir auf 80°50’N unsere nördlichste Kurve gemacht und sind nach Süden gedampft, Richtung Nordaustland.