In den Polargebieten spricht man von einem ausgeprägten Jahreszeitenklima, im Gegensatz zum Tageszeitenklima niedriger Breiten. Der übliche Tagesverlauf von Tag und Nacht ist zeitweise aufgehoben, dafür hat man sehr stark ausgeprägte jahreszeitliche Gegensätze. Siehe auch Abschnitt Spitzbergen Reisezeiten.
Die Sonne bleibt im Isfjord in der Polarnacht vom 26. Oktober bis 15. Februar vollständig unter dem Horizont. Die genauen Daten schwanken je nach genauer Position und aktuellen atmosphärischen Verhältnissen: Bei sehr kalten bodennahen Temperaturen, die von wärmeren Luftschichten überlagert werden, können sich die Daten durch die Reflexion des Lichts an der thermischen Sprungschicht (die Grenze zwischen den verschieden warmen Luftschichten) um etliche Tage verschieben. Dadurch sieht man bei entsprechenden Wetterlagen die Sonne über dem Horizont, auch wenn sie tatsächlich unter dem Horizont steht, und die wahrgenommene Polarnacht wird etliche Tage kürzer.
Polarnacht im Adventdalen bei Longyearbyen. Das Bild wirkt heller als die Realität. 07. Januar kurz nach 13 Uhr, 8 Sek. Belichtungszeit, Blende 4.0, 800 ISO.
Im engeren Sinne spricht man nur von Polarnacht, wenn die Sonne mindestens 6° unter dem Horizont steht. In Longyearbyen ist das vom 11. November bis zum 30. Januar der Fall. Die gesamte Zeit vom 26. Oktober bis zum 15. Februar, in der die Sonne unsichtbar ist, sich aber doch über weite Strecken kurz unter dem Horizont durch Dämmerung bemerkbar macht, ist die Dunkelzeit (mørketid).
Polarnacht beim Bjørndalen. Auch dieses Bild wirkt heller als die Realität. Links oben der Mond, dazu das Licht einer Hütte, ein Hauch von Nordlicht und rechts etwas Licht aus Barentsburg. Anfang Januar abends, 15 Sek. Belichtungszeit, Blende 5.0, 1600 ISO.
Wie man die Polarnacht empfindet, hängt sowieso sehr stark vom Wetter ab. Die Palette der Möglichkeiten reicht von stockdunkel bei bewölktem Himmel bis zu erstaunlich hellem Licht bei klarem Himmel, Mond und Polarlicht, so dass man sich im Gelände recht gut orientieren kann. Man muss sich nur eine Winternacht in einer offenen mitteleuropäischen Schneelandschaft vorstellen, dann bekommt man eine Vorstellung. Sämtliche Sonnenstände, die man in Spitzbergen über den Jahresverlauf hinweg erlebt, bietet Mitteleuropa innerhalb von 24 Stunden: Man muss sich nur die zur Jahreszeit passende Uhrzeit heraussuchen. Die Stunden vor und nach Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang bieten alle Sonnenstände, wenn auch nur für Minuten, die in der Arktis Stunden, Tage oder gar Wochen anhalten.
Polarnacht im Adventdalen. Auch hier war die Realität dunkler als das Foto. Anfang Januar abends, 5 Sek. Belichtungszeit, Blende 3.2, 1600 ISO.
Von Mitte November bis Mitte Januar, also in den Wochen um die Wintersonnenwende, ist von der Sonne wirklich überhaupt nichts zu sehen: echte Polarnacht, die Sonne steht mindestens 6° unter dem Horizont (11.11.-30.1.). Gelegentlich kann man zur Mittagszeit am Südhimmel die Silhouette der Berge erahnen. Anfang Januar beginnt diese Silhouette deutlicher zu werden, und bald kann man mittags schon von Dämmerung sprechen. Diese wird länger und länger, und wenn am 15. Februar die Sonne wieder am Horizont erscheint, hat man vor- und nachmittags schon wieder für mehrere Stunden die Menge von Licht, die man in Mitteleuropa kurz nach dem Sonnenuntergang hat. Wann die Sonne tatsächlich wieder zu sehen ist, hängt wesentlich vom Gelände und vom Wetter ab. In Longyearbyen lässt sich die Sonne erst am 08. März wieder über den Bergen im Süden blicken, vorher gibt es kein direktes Sonnenlicht.
Nun werden die Tage schnell länger, und um die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche am 23. März hat man einen ganz normalen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Unterschied ist der, dass die Sonne sich weder nachts noch tagsüber weit vom Horizont entfernt, so dass sehr lange Dämmerungen und unglaublich schöne Lichtstimmungen entstehen. Die Geschwindigkeit des Übergangs ist wirklich beeindruckend.
Rückkehr der Sonne im März.
Schon um den 20. April scheint im Isfjord wieder die Mitternachtssonne: der Polartag hat begonnen. Ende April ist nachts nicht einmal mehr von Dämmerung die Rede, und im Mai und Juni ist es rund um die Uhr so hell, dass das Licht für Fotografen relativ wenig Reiz hat.
Tundra im Adventdalen Ende Mai.
Das Maximum der Helligkeit ist um die Sommersonnenwende erreicht. Ab Mitte Juli wird wieder wahrnehmbar, dass die Sonne sich nachts dem Horizont wieder annähert, aber es dauert noch bis zum 20. August, bis die Sonne tatsächlich wieder hinterm Horizont verschwindet, wenn auch nur für Minuten.
Mitte August kommt das Abendlicht zurück. Eisberge und Gletscherfront am Negribreen, Storfjord.
Umgekehrt analog zur Situation Ende März-April, werden die Tage nun rapide kürzer: Vom Ende des Polartages am 23. August bis zur Herbst-Tagundnachtgleiche am 23. September ist es gerade ein Monat, und schon hat man wieder einen normalen Tag-Nacht-Rhythmus, nur mit sehr langen Dämmerungen. Diese Übergangszeiten sind für Fotografen sehr reizvoll.
Abendlicht Mitte September auf Moffen.
Im Oktober fressen Dämmerung und Dunkelheit den Tag schnell auf, bis am 26. die Dunkelzeit wieder anfängt. Nun ist es nicht mehr lang hin bis zur dunklen Polarnacht.
Übrigens sind Polarnacht und Mitternachtssonne in Arktis und Antarktis auf jeweils gleicher Breite nicht genau gleich. Mehr dazu im Beitrag Polarnacht, Polartag (Spitzbergen.de-Nachrichten vom Februar 2014).
Letztes Tageslicht gegen Ende Oktober. Fridtjovbreen, Bellsund.
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