Natur und Geschichte der Umgebung von Longyearbyen
Karte: Adventfjord und Longyearbyen.
Allgemein
Zunächst ein kleiner Rückzieher: Diese Seite geht nicht weiter auf den Ort Longyearbyen ein, sondern widmet sich dem Adventfjord weitgehend so, als wäre er unbesiedelt. Eine genauere Beschreibung Longyearbyens würde den Rahmen sprengen, auch im Hinblick auf die ständig erforderlichen Aktualisierungen, da sich dort immer wieder was ändert. Daher verweise ich für weitere Informationen über Longyearbyen auf den Reiseführer Spitzbergen – Svalbard, der regelmäßig in neuen Auflagen aktualisiert erscheint. Dort sind dem Ort viele Seiten gewidmet, bis hin zu Adressen von Veranstaltern und Hotels, Läden und verschiedenen Routen für Wanderungen und so weiter.
Der Adventfjord ist der am stärksten besiedelte Bereich von Svalbard. Dort liegt Longyearbyen und damit der Sitz der norwegischen Regierungsvertretung (Sysselmester = Gouverneur), Bevölkerung, Dienstleistung aller Art, Wissenschaft (Polarinstitut, Uni, diverse weitere Einrichtungen), Krankenhaus, Flughafen, Hafen, diverse touristische Infrastruktur wie mehrere Hotels, Restaurants, Supermarkt, Veranstalter, Campingplatz etc. Aber auch für naturkundlich Interessierte hat die Gegend einiges zu bieten, was Landschaft sowie Tierwelt angeht.
Der Adventfjord. Blick vom Hiorthfjellet Richtung Longyearbyen.
Regeln und Sicherheit
Es bestehen einige wichtige Vorschriften und Regeln, damit Tourismus in Spitzbergen einschließlich der Umgebung von Longyearbyen umweltschonend und für alle Anwesenden erträglich und ungefährlich funktioniert. Siehe hier. Wie wichtig es ist, das ernst zu nehmen, zeigte beispielsweise der tragische Angriff eines Eisbären auf dem Campingplatz am 28. August 2020, bei dem ein Mann ums Leben kam.
Eisbär bei einer Hütte im Adventfjord. Vorsicht ist immer und überall geboten!
Panoramen Adventfjord
Es gibt auf spitzbergen.de gerade für den Adventfjord und Longyearbyen eine Menge Seiten mit Panoramafotos und viel Information, die es Ihnen ermöglichen, einige schöne und interessante Orte dort virtuell zu besuchen, wie beispielsweise:
Longyearbyen: von dieser Seite aus sind über eine interaktive Karte viele Unterseiten mit Panoramen und Infos zu erreichen, die Eindrücke vom Ort vermitteln.
Das berühmte Svalbard Global Seed Vault oder der Saatguttresor oder meinetwegen auch die Samenbank, wie immer man das nennen will. Rein kommt man im echten Leben normalerweise nicht, aber hier geht’s digital!
Longyearbreen: Besuch in einer Gletscherhöhle – ein faszinierendes Erlebnis.
Larsbreen: Gletschertour südlich von Longyearbyen.
Unterkreide und Alttertiär, jeweils flachlagernde, weitgehend tektonisch unverstellte Sedimente, v.a. Sandstein, Siltstein und Konglomerate, von einer Schichtlücke getrennt (die Oberkreide fehlt generell in Svalbard). Aufgrund eines sanften Einfallens der Schichten nach Süden bildet die Kreide auf der Nordseite des Adventfjord auch die höheren Hangbereiche, auch hier steht in den Gipfelbereichen jedoch das Alttertiär an.
Strukturen der Schichten südlich von Longyearbyen. Blick nach Norden (Richtung Longyearbyen und Adventfjord).
Die Sandsteine gehen auf Deltaschüttungen zurück, die Silt- und Tonsteine deuten auf verstärkten marinen Einfluss hin. Offensichtlich gab es mehrere Transgressions-/Regressions-Zyklen (relativer Meeresspiegel-Anstieg und Rückzug).
Einst ufernah abgelagerter Sandstein macht sich heute beim Wandern hinderlich bemerkbar.
Das wird z.B. bei einer Tagestour auf das Nordenskiöldfjellet deutlich. Die Sandsteinschichten sind teilweise fossilführend, hier sind z.B. schön erhaltene Abdrücke von haselnussähnlichen Blättern zu finden.
Feinkörnige Silt- und Tonsteine weisen auf marinen Einfluss hin.
Sowohl die Kreide als auch das Tertiär sind flözführend. Die Steinkohle wurde im 20. Jahrhundert auf beiden Seiten des Adventfjord abgebaut (s.u.).
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Landschaft
Das Hauptmerkmal des Adventfjord ist zunächst sicherlich einmal seine starke Besiedlung und Nutzung, was aber nicht heißt, dass die Natur nicht doch einiges zu bieten hat. Das Landschaftsbild bietet die für Zentral- und Ostspitzbergen typischen Plateauberge mit weiten Hochebenen in 400-500 Metern Höhe. Auf diesen Hochebenen findet man weite Steinwüsten, fast vegetationsfrei, mit Frostmusterböden. Einige Zeugenberge, die der Erosion bislang entkommen sind, ragen über diese Plateaus hinaus, nahe bei Longyearbyen z.B. Nordenskiöldfjellet und Trollsteinen.
Die Umgebung von Longyearbyen ist vergleichsweise schwach vergletschert, es gibt aber auch hier drei Gletscher, darunter der Longyearbreen und der Larsbreen, ganz in der Nähe von Longyearbyen. Diese Gletscher sind alle stark auf dem Rückzug. Es gibt in ihnen Schmelzwasserhöhlen, die im Winter trockenfallen und dann spannende Tourenziele bieten.
Gletscherwanderung auf dem Larsbreen südlich von Longyearbyen.
Flora und Fauna
Die Tier- und Pflanzenwelt ist im Adventfjord trotz der starken Nutzung interessant und reichhaltig. Es gibt einiges an Tundra im Bjørndalen sowie am Vestpynten, zwischen Bjørndalen und Campingplatz, und vor allem im Adventdalen. In der unmittelbaren Umgebung von Longyearbyen gibt es mehrere kleine Krabbentaucherkolonien hoch oben in den Schutthängen (z.B. Platåfjellet). Wer Küstenseeschwalben, Dreizehenmöwen, evtl. sogar Thorshühnchen und andere Vögel sehen will, für den ist der Campingplatz unterhalb des Flughafens sowie die dort am Strand gelegene Lagune eine gute Adresse (Vögel nicht stören, Abstand halten v.a. in der Brutsaison).
Rentiere in Longyearbyen.
Im Adventdalen kann man diese und andere Arten wie die Prachteiderenten sehen. Rentiere und Füchse sind selbst im Ortsbereich von Longyearbyen keine Seltenheit. Wer viele Arten arktischer Flora und Fauna sehen will, kann sich in Longyearbyen und der unmittelbaren Umgebung durchaus einige Zeit lang sinnvoll beschäftigen. Auch Eisbären kommen jedes Jahr mehrfach in die unmittelbare Nähe der Siedlung und in seltenen Fällen sogar in den Ort (vor allem nachts während der dunklen Jahreszeit), Vorsicht ist also geboten.
Geschichte
Die Geschichte ist vor allem vom Bergbau geprägt. Die ersten Versuche, im Adventfjord Kohle abzubauen, führten noch vor der Gründung von Longyearbyen zur Anlage von Gruben auf der Blomsterdalshøgda („Trøndergruva“, oberhalb des heutigen Flughafens) und in Advent City (auf der Nordseite des Adventfjord) sowie, gleichzeitig mit Longyearbyens früher Zeit, in Hiorthhamn (ebenfalls Nordseite Adventfjord). Das sind alles entsprechend interessante Tourenziele.
Die „Trøndergruva“ an der Blomsterdalshøgda (oberhalb des Flughafens am Platåberg) war die erste „echte“ Kohlegrube Spitzbergens. Sie war von 1903 bis 1906 in Betrieb.
Altes Grubengelände bei Advent City. Hier war von 1904 bis 1908 überschaubarer Betrieb.
Die Grube war am Berghang im Hintergrund, links von dem kleinen Tal, direkt oberhalb des dunklen Bereiches (Kohle).
Der Amerikaner John Munro Longyear wurde bei einer Kreuzfahrt auf die Kohlevorkommen im Adventfjord aufmerksam und gründete die Arctic Coal Company Ltd. Der Bergbau in »Advent Bay« begann 1906 und 1916 verkaufte Longyear seine Siedlung an die »Store Norske Spitsbergen Kullkompani« (SNSK). Die SNSK, kurz »Store Norske« (»Große Norwegische«) ist aus Longyearbyen immer noch nicht wegzudenken, wenn auch nicht mehr von so zentraler Bedeutung wie im 20. Jahrhundert. Der Bergbau wurde allerdings weitgehend abgewickelt, abgesehen von eher symbolischem Bergbau in der Grube 7 im Adventdalen zur Versorgung des Kohlekraftwerks.
Während des zweiten Weltkrieges kam es auf Spitzbergen mehrfach zu Kampfhandlungen. Die Siedlungen inklusive Longearbyen wurden zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Das Leben in der vorher so abgelegenen Arktis änderte sich 1975 mit der Eröffnung des ganzjährig betriebenen Flughafens.
Auch für den Tourismus hat der Adventfjord schon lange besondere Bedeutung. Im frühen 20. Jahrhundert wurde für die Hurtigroute kurzfristig ein Hotel betrieben, die Stelle heißt heute noch »Hotelneset«. In der Nähe befindet sich heute der Campingplatz.
Galerie Adventfjord
Ein paar kleine Eindrücke, was man auf Tour im Adventfjord so alles sehen und erleben kann.
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.