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Monats-Archiv: Juli 2014 − News & Stories


Isfjord

Letz­te Nacht hat­te die Stra­ße wohl ein paar Schlag­lö­cher. Nun, das kommt vor.

Auf die­sen Insel­chen im Ekm­anfjord kommt alles zusam­men. Da erzählt man 2 Wochen lang fast jeden Tag irgend­was Geo­lo­gi­sches und hat dann auf ein­mal so viel davon vor der Nase. Und die Tun­dra ist die Feins­te von ganz Spitz­ber­gen. Ehr­lich! So ein bun­ter Fli­cken­tep­pich, der braucht Jahr­tau­sen­de, um so zu wer­den, wie er jetzt ist. Mee­re von Rasen­stein­brech. Bül­ten, einen Fuß hoch, 4000 Jah­re alt. Und­so­wei­ter.

Und für die Fein­schme­cker ein Odins­hühn­chen.

In der Skans­buk­ta konn­te man dann zuschau­en, wie unter­schied­lich man Spitz­ber­gen erle­ben kann. Wäh­rend wir uns an Land fast 2 Stun­den Zeit genom­men haben (so lan­ge haben gar nicht alle durch­ge­hal­ten), ist die Lan­gøy­sund, auf Tages­fahrt von Lon­gye­ar­by­en, mit 8 Kno­ten im Halb­kreis durch die Bucht gerauscht und fer­tig.

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Nun hof­fen wir, dass hier in Pyra­mi­den der Eis­bär, der gera­de im Ort rum­hängt, nicht nachts aufs Schiff spa­ziert.

Gute Nacht erst­mal.

Bell­sund

Man­che Tage neh­men wie von selbst Form an, ent­wi­ckeln sich von unsi­che­rer Aus­gangs­la­ge hin zu einem gran­dio­sen Tag, bekom­men aus dem Nichts her­aus Schwung und ent­wi­ckeln eine kraft­vol­le Eigen­dy­na­mik, der man nur ihren Lauf las­sen muss.

Mit ande­ren Schif­fen war zu rech­nen und mit mit­tel­mä­ßi­gem Wet­ter, so dass ich eine Wei­le über­legt habe, bis der Gro­schen fiel. Und tat­säch­lich erwies sich Mid­ter­huk­ham­na als ein­wand­freie Wahl, auch wenn die Thor­s­hühn­chen gestreikt haben. Ansons­ten – Genuss pur in Spitz­ber­gens lokal­kli­ma­tisch bes­tem Gebiet.

Spä­ter wur­de aus einer geplan­ten Wan­de­rung dann die mit Abstand kür­zes­te Lan­dung der Rei­se. Schuld war ein Eis­bär, der faul zwi­schen den Fel­sen lun­ger­te. Aber das hat­te alles sein Gutes: spä­ter war die betref­fen­de Stel­le näm­lich fast durch­ge­hend im Regen, wäh­rend wir auf der Akseløya, von ein paar Trop­fen abge­se­hen, Son­nen­schein hat­ten, mit präch­ti­gem Abend­licht auf dem Nord­hang des Mid­ter­huk­fjel­let mit sei­nen wun­der­ba­ren Fal­ten­struk­tu­ren. Sowas gibt es nur dort, die­ser Berg ist ein­ma­lig unter den Ber­gen die­ser Welt. Das­sel­be gilt für die Insel selbst.

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Thor­s­hühn­chen gleich zu Dut­zen­den, und gefühlt eine Mil­li­ar­de Küs­ten­see­schwal­ben, die anschei­nend alle sau­er auf uns waren. War­um auch immer. Die dunk­le Mor­phe der Schma­rot­zer­raub­mö­we gleich im Dop­pel­pack. Was war noch? Ach, reicht ja. Weit übers Soll hin­aus. Scha­de, dass die letz­ten Tage begin­nen, ihre Wir­kung zu zei­gen; bei eini­gen reich­te die Ener­gie nicht mehr aus für den Land­gang.

Eis­bär aus Nylon­schlin­ge befreit

Ein Eis­bär, der vor eini­gen Wochen im Nor­den Spitz­ber­gens mit einer Nylon­schnur um den Hals beob­ach­tet wur­de, konn­te nun loka­li­siert und von Mit­ar­bei­tern des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts aus der Schlin­ge befreit wer­den. Der Fall zeigt anschau­lich, wel­che Gefahr von der zuneh­men­den Men­ge ange­trie­be­nen Plas­tik­mülls für die Tier­welt der Ark­tis aus­geht.

Bereits Ende Juni war der Eis­bär von Teil­neh­mern einer Boots­tour mit der »Arc­ti­ca II« im Wood­fjord gese­hen und foto­gra­fiert wor­den. Sie infor­mier­ten den Sys­sel­mann, der dar­auf­hin ver­stärkt nach dem Tier Aus­schau hielt und dar­um bat, es zu mel­den, soll­te der Bär von jeman­dem gese­hen wer­den. Das dün­ne Seil, das das Tier um den Hals trug, stamm­te ver­mut­lich aus der Schlepp­netz­fi­sche­rei. Es hat­te sich zu einer fes­ten Schlin­ge ver­kno­tet und das lose Ende hing etwa einen Meter her­un­ter. Glück­li­cher­wei­se hat­te die Schlin­ge noch genug Spiel um das Tier nicht direkt zu ver­let­zen oder es bei der Atmung zu behin­dern. Exper­ten des Sys­sel­manns sahen die größ­te Gefahr dar­in, dass der Eis­bär in kur­zer Zeit viel frisst, falls er z.B. einen Kada­ver fin­det oder eine Rob­be erbeu­tet und dadurch so stark zunimmt, dass die Schlin­ge ihm den Hals ein­schnürt und in die Haut schnei­det.

Die Wahr­schein­lich­keit, ein ein­zel­nes Tier in dem gro­ßen, fast men­schen­lee­ren Gebiet wie­der zu fin­den, ist prin­zi­pi­ell eher gering. Daher war es umso erfreu­li­cher, als der Sys­sel­mann am 22. Juli die Mel­dung bekam, dass der Bär in der Nähe der Trap­per­sta­ti­on auf Aus­t­fj­ord­nes, im inne­ren Wij­defjord, gese­hen wur­de. Noch am glei­chen Tag flo­gen Mit­ar­bei­ter des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts mit dem Heli­ko­pter dort­hin. Sie konn­ten den Bären loka­li­sie­ren und betäu­ben. Nach­dem sie die Schlin­ge ent­fernt und den Eis­bä­ren unter­sucht hat­ten, ver­ge­wis­ser­ten sie sich, dass er wie­der auf­wach­te und sich in Bewe­gung setz­te.

Der Eis­bär hat­te Glück, dass er gefun­den wur­de, und dass er ein Eis­bär war. Für ein Ren­tier oder für einen ein­zel­nen Vogel hät­te man die­sen Auf­wand nicht betrie­ben. Gera­de eini­gen Vogel­ar­ten droht durch den Plas­tik­müll eine ande­re Gefahr: Sie ver­schlu­cken klei­ne­re Kunst­stoff­tei­le, die dann nicht ver­daut wer­den und zum Tod des Tie­res füh­ren kön­nen. Eine jün­ge­re Unter­su­chung bei Eis­sturm­vö­geln auf Spitz­ber­gen hat erge­ben, dass sich bei 90% der Tie­re klei­ne Kunst­stoff­tei­le im Magen befin­den.

Ange­schwemm­ter Müll kann für Tie­re zur Fal­le wer­den

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(Gene­rell zur Plas­tik­müll-Pro­ble­ma­tik sie­he auch »Oce­an­cle­a­nup: eine Lösung für die Plas­tik­müll-Schwem­me in den Ozea­nen« Spitzbergen.de-Nachrichten Juni 2014)

Quel­le: Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut

Horn­sund

Der Horn­sund kann ein übler Ort sein sein. Wind­stär­ke 9, Nebel, Regen. Dann hat man da wenig Freu­de.

Aber das Glück ist uns hold geblie­ben (müs­sen wir dafür irgend­wann noch was bezah­len?). Ein Tag wie im Para­dies. Oder, bes­ser: ein Tag im Para­dies. Eine der gran­dio­ses­ten Land­schaf­ten Spitz­ber­gens unter glei­ßen­der Son­ne. Eine lan­ge Genuss­tour so mit­ten im Horn­sund, wie man mit­ti­ger nicht sein kann. Horn­sund­tind und Bau­taen vor der Nase, Bre­pol­len links, Gnå­lod­den und­so­wei­ter rechts. Die Land­schaft könn­te man unmit­tel­bar als Pos­ter ver­kau­fen.

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Die gro­ßen Glet­scher tief hin­ten waren dann ganz, ganz gro­ßes Ark­tis-Kino. Vor der Abbruch­kan­te Glet­scher­eis in Men­gen, dass man das Was­ser kaum noch sah. Der Glet­scher, gut­ge­launt, hat eini­ge Male Eis­ber­ge spen­diert. Die Krö­nung war dann noch die­ser Eis­bär auf einem Eis­berg, der dort mal saß wie auf einem Thron und mal lag wie auf einem Sofa, auf dem Rücken, gäh­nend, alle Vie­re von sich stre­ckend. Lei­der etwas weit weg, sonst wäre er das Titel­blatt für den nächs­ten Kalen­der gewor­den oder so etwas.

Sør­kapp

Hur­ra! Was für ein Tag! Die­ses Süd­kap, und die vie­len, vie­len See­mei­len, die zurück­zu­le­gen sind, um drum­her­um zu kom­men. Ein meist sehr uner­freu­li­ches Gewäs­ser, wo die Fische regel­mä­ßig gefüt­tert wer­den. Schön für die Fische.

Und die­ses Mal? Auf all­ge­mei­nen Wunsch wur­de erst mal aus­ge­schla­fen. Früh­stück bis mit­tags, und sonst gar nichts. Kei­ne Vor­trä­ge, kei­ne Land­gän­ge, kei­ne Wale. Also, fast kei­ne Wale.

Und dann sowas von ruhig und ent­spannt ums Süd­kap her­um. Man hät­te an Bord fast Bil­lard spie­len kön­nen!

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Natür­lich haben wir die Chan­ce genutzt und sind dann doch noch an Land gegan­gen. In der Storm­buk­ta. Da war ich über 10 Jah­re nicht mehr! Es wur­de also auch mal wie­der Zeit. Wie oft kommt man schon zum Sør­kapp Land? Ver­bo­te­nes Land, eigent­lich. Ver­bor­gen hin­ter schlech­tem Wet­ter, abge­schirmt von Untie­fen. Aber heu­te sehr ein­la­dend. Spitz­ber­gens größ­te Quel­le, Trol­lo­sen, ist ent­ge­gen anders­lau­ten­den Gerüch­ten in bes­ter Form. Und die Eis­füch­se, fast wie dres­siert. Frü­he­re Erin­ne­run­gen an „nie wieder“-Erlebnisse an die­ser sonst so unfreund­li­chen Küs­te sind jetzt ange­nehm über­la­gert von den Ein­drü­cken von einem 1A-Land­gang in der Storm­buk­ta. Prost!

Barent­søya

Düs­te­res Land, düs­te­res Wet­ter, das passt atmo­sphä­risch her­vor­ra­gend zusam­men. Ein Sonn­tag­mor­gen auf der Barent­søya, mit Besuch im loka­len Gos­pel­chor, der aus tau­send Schnä­beln enga­giert und laut­stark den ewi­gen Gesang der Möwen zu Gehör bringt.

Nir­gend­wo gibt es saf­ti­ge­re Tun­dra als hier im Süd­os­ten, auf Barent­søya und Edgeøya. Wahr­schein­lich könn­te man hier Scha­fe züch­ten. Irgend­wer macht das ja schon mit eini­gem Erfolg. Die Scha­fe haben hier Gewei­he.

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Und wenn sie ganz, ganz gro­ßes Pech haben, ver­fan­gen die­se Schaf-Ren­tie­re sich mit ihren Gewei­hen in Schnü­ren oder Net­zen aus Plas­tik, die acht- und gewis­sen­lo­se Men­schen von Fische­rei­schif­fen aus ins Meer wer­fen. So wie die drei oder vier Ren­tie­re, deren Geweihstan­gen wir völ­lig ver­kno­tet mit­ten auf der Tun­dra gefun­den haben. Teil­wei­se hin­gen noch Stü­cke der Schä­del dar­an. Eine Schan­de für die Zivi­li­sa­ti­on in der so fer­nen, unbe­rühr­ten ark­ti­schen Wild­nis. Der ein­zi­ge Trost liegt in der Vor­stel­lung, dass wahr­schein­lich ein Eis­bär das Lei­den ver­kürzt hat, von Wochen auf Tage. Nur ein paar Tage.

Heley­sund

Sch… tech­nik! Das fängt das Blog-Schrei­ben gera­de an, Spaß zu machen, und schon gibt die­se blö­de Satel­li­ten-Email­tech­nik halb­wegs den Geist auf. Meh­re­re Tage lief gar nichts, jetzt sieht es so aus, als könn­te ich wenigs­tens wie­der Tex­te schi­cken, wenn auch kei­ne Bil­der­chen. Ich hof­fe, es lohnt sich, dass ich jetzt wie­der etwas schrei­be.

Der Heley­sund ist für mich eine der schöns­ten und fas­zi­nie­rends­ten Gegen­den Spitz­ber­gens. Ich fin­de star­ke Strö­mung ja immer wie­der beein­dru­ckend, und im Heley­sund läuft die Gezei­ten­strö­mung manch­mal zu Best­form auf. Heu­te war es noch ver­gleichs­wei­se mode­rat, aber ein paar schö­ne Stru­del und Wir­bel gab es.

Vor allem gab es eine schö­ne, lan­ge Tour über Tun­dra und Basalt­hü­gel. Leicht neb­li­ge Bli­cke zwi­schen Fels­säu­len hin­durch auf den Sund. Ein Eis­bär, auf einem Insel­chen im Sund, der aber nicht viel ande­res mach­te als Mit­tag­schläf­chen.

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Die wei­te­re Fahrt nach Süden dann am Abend wie­der im Nebel. Gar nicht schlecht. Gele­gent­lich muss man ein­fach auch mal schla­fen.

Nord­aus­t­land

Wir hat­ten uns vor­ge­nom­men, Wal­ros­se zu fin­den. Wir hat­ten sie auch gefun­den, auf einer fla­chen Land­spit­ze, mit­ten in der Nacht, und dann in der Nähe gean­kert, um ihnen mor­gens einen Besuch abzu­stat­ten. Aller­dings haben sie sich tat­säch­lich ver­krü­melt, fast alle, bis auf 2 ein­sa­me Übrig­ge­blie­be­ne. Wahr­schein­lich waren das 2 Außen­sei­ter, mit denen nie­mand was zu tun haben will.

Frech­heit, ein­fach abzu­hau­en! Nun, viel­leicht lag es am Wind, es war wirk­lich sehr unge­müt­lich und kalt.

Ein paar Mei­len wei­ter die nächs­te Wal­ross-Halb­in­sel. Dort waren sie dann. Viel­leicht auch die von der ers­ten Insel? Ich kann es mir vor­stel­len. Wal­li sagt: „Ver­dammt, Tou­ris! Auf die hab’ ich ja gar kei­nen Bock. Ich hau ab. Kommt jemand mit?“ Und dann tau­chen wir ein paar Stun­den spä­ter schon wie­der auf …

Es hat sie aber offen­sicht­lich nicht gestört. Sie waren wie üblich voll­auf mit sich selbst beschäf­tigt, sich zu krat­zen, mit harm­lo­sen Ran­ge­lei­en und damit, unan­stän­di­ge Geräu­sche zu machen.

Spä­ter dann Mee­res­früch­te aus einer ganz ande­ren Zeit. Über 270 Mil­lio­nen Jah­re alt. Stum­me Über­bleib­sel einer tro­pi­schen, längst ver­gan­ge­nen Vor­zeit. In unglaub­li­chen Men­gen. Gan­ze Las­ter hät­te man damit fül­len kön­nen. Und nun lie­gen die­se unzäh­li­gen tro­pi­schen Koral­len, See­li­li­en und Bra­chio­po­den im Frost­schutt und ver­wit­tern, in direk­ter Nach­bar­schaft zu einem über 8000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßen Glet­scher.

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Des­sen end­los lan­ger Abbruch­kan­te wir dann noch einen Besuch abge­stat­tet haben. Sau­kalt. Aber end­los beein­dru­ckend.

Hin­lo­pen

Wie­der so ein Tag wie eine gan­ze Woche. Eigent­lich viel zu viel, um es rich­tig auf­zu­neh­men. Es ging um 6 Uhr früh mit 2 Finn­wa­len in der Hin­lo­pen­stra­ße los, die bei­den früh­stück­ten gemüt­lich rund ums Schiff her­um. Nur etwa 6 Stun­den nach der Eis­bä­ren­sich­tung von ges­tern Nacht. Schlaf ist, wie so oft hier unter der Mit­ter­nachts­son­ne, ein guter Freund, der aber immer wie­der zu früh geht.

Gegen Müdig­keit hilft ja Bewe­gung, und die haben wir uns im Lom­fjord reich­lich ver­schafft. Wen stö­ren ein paar gele­gent­li­che Regen­trop­fen, wenn es eine gran­dio­se Aus­sicht über den Lom­fjord und quer über die Hin­lo­pen gibt?

Neue Orte zu „ent­de­cken“, ist für mich das Salz in der Sup­pe, und im Lom­fjord ergab sich dazu eine pas­sen­de Gele­gen­heit. Schnell vor dem Abend­essen an einer klei­nen Land­zun­ge noch ein­mal hin­aus, ein klei­nes Kap, das nie­mand kennt, wo kein Mensch hin­geht. Das Was­ser vor dem Ufer war so tief, dass Kapi­tän Joa­chim die Anti­gua mit dem Bug in den Kies gesetzt hat, um das Schiff für eine Wei­le zu sta­bi­li­sie­ren, man hät­te sich vom Klü­ver­baum aus absei­len kön­nen.

Die Rui­ne einer Trap­per­hüt­te, genau 90 Jah­re alt. Gebaut aus Treib­holz, muss sie frü­her ein­mal sehr schön gewe­sen sein, wenn auch klein. Heu­te weht der Wind durch die lee­ren Fens­ter­rah­men.

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Zum Nach­tisch meh­re­re hun­der­tau­send Dick­schna­bell­um­men, ange­rich­tet auf Basalt, gewürzt mit Gua­no und viel fri­scher See­luft. Umwer­fend!

Eis – Murch­ison­fjord

Nach den Blu­men­mee­ren im Nord­wes­ten ist das Pack­eis im Nord­os­ten von Spitz­ber­gen eine völ­lig ande­re Welt. Abwei­send und rau, man spürt deut­lich, dass man als Mensch nicht für die­se Welt geschaf­fen ist und ohne Hilfs­mit­tel hier nicht lan­ge über­le­ben wür­de. Käl­te und Wind, Wel­len bre­chen sich an blau­ge­wa­sche­nen Eis­rän­dern. Der Wind schiebt die Eis­schol­len zu einer kom­pak­ten Mas­se mit einer schar­fen Eis­gren­ze zusam­men. Eine Dau­nen­ja­cke, eine hei­ße Tas­se Tee und ein gutes Schiff sind defi­ni­tiv eine gute Sache.

Bei den Tie­ren ist das natür­lich etwas ande­res. Die Sat­tel­rob­ben plan­schen fröh­lich an der Eis­kan­te, und zwei Wal­ros­se lie­gen gemüt­lich auf einer Eis­schol­le. Ein Rie­sen­bul­le, die Enden der gewal­ti­gen Zäh­ne berüh­ren sich bei­na­he, zusam­men mit einem jün­ge­ren Freund.

Wir ver­las­sen die­se fas­zi­nie­ren­de, aber doch so abwei­sen­de Welt des Eises. Ein paar Stun­den spä­ter sind wir wie­der­um in einer völ­lig ande­ren, eben­so abwei­sen­den, eben­so fas­zi­nie­ren­den Welt: die hoch­ark­ti­sche Käl­te­wüs­te auf dem Nord­aus­t­land. Kar­ges Polar­land tief im Murch­ison­fjord. Bun­te Stei­ne, Far­ben aus ältes­ter Vor­zeit.

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Und zu tief schla­fen­der Stun­de dann eine Eis­bä­rin auf einer klei­nen Insel, die auf einem Schnee­feld Sies­ta hält. Am Ufer die Res­te einer Rob­be. Im schöns­ten Schein der Mit­ter­nachts­son­ne schaut sie uns ein paar Mal müde an, frisst etwas Schnee zum Ver­dau­en, wälzt sich ein wenig, schläft wie­der. Und macht 28 Polar­fah­rer, Gui­des und Mann­schaft ziem­lich glück­lich.

Wood­fjord

Schon der drit­te son­ni­ge Tag. Hoch­som­mer in der Ark­tis! Auf die Gefahr hin, dass ich mich wie­der­ho­le: Es gibt nichts Schö­ne­res. Vie­le Stun­den waren wir heu­te drau­ßen, so eini­ge Kilo­me­ter über die kar­ge Tun­dra im nörd­li­chen Wood­fjord. Und ein paar hun­dert Meter in die Höhe. Ein „neu­er“ Berg, er funk­tio­nier­te her­vor­ra­gend und brach­te gran­di­os schö­ne Aus­bli­cke über Mus­ham­na und den Wood­fjord.

Ich habe heu­te auch gelernt, war­um ich immer das GPS mit­lau­fen las­se, damit es einen Track auf­zeich­net: Damit ich mei­ne Son­nen­bril­le wie­der­fin­de, die ich eine gan­ze Wei­le davor neben einem Sten­gel­lo­sen Leim­kraut zum Foto­gra­fie­ren abge­legt habe. Sehr prak­tisch.

Zur Rit­ter­hüt­te am Gråhu­ken zu kom­men, ist immer wie­der ein Erleb­nis. Es hat so etwas von Nach-Hau­se-Kom­men. Etwas Ver­trau­tes. Nicht nur, weil ich dort schon oft gewe­sen bin. Am Schöns­ten hat Hil­mar Nøis es viel­leicht getrof­fen, als er die Hüt­te 1928 „Kapp Hvi­le“ nann­te: Kap der Ruhe, Kap der Stil­le, Kap des Aus­ru­hens, so in der Art. Ich fin­de kei­ne Über­set­zung, die es wirk­lich trifft. Ein Ort, an dem der Geist Ruhe fin­det und aus­ru­hen kann, weil man sich dort zuhau­se fühlt, auf eine Art.
Vor allem, wenn man vor­her eine Wei­le zu Fuß unter­wegs gewe­sen ist, über die graue Tun­dra am grau­en Huken.

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Nun fah­ren wir unter immer noch strah­len­der Son­ne durch stil­les Was­ser nörd­lich vom Wij­defjord Rich­tung Ver­le­gen­hu­ken und Treib­eis. Ich bin sehr gespannt, wo wir das Treib­eis fin­den und was sich dort so tut. Fürs ers­te wäre ich aber, ehr­lich gesagt, sehr dank­bar, wenn bis mor­gen früh kei­ne Wale auf­tau­chen oder so …

Lief­defjord

Es gibt die­se Tage, die sind ein­fach unbe­schreib­lich. Da lau­fen die Din­ge fast von allei­ne. Wir haben die Natur ja ohne­hin nicht in der Hand. Heu­te früh war ich schon ziem­lich gespannt, wie der Tag sich ent­wi­ckeln wür­de. Der Wind war wirk­lich hef­tig.

Und, was kam? Eine wun­der­ba­re klei­ne Tour, die Hügel hoch, mit dem bes­ten Blick, der im Lief­defjord zu haben ist. Vom Mona­co­b­reen ganz innen bis zur Reins­dyr­flya ganz außen. Die Län­ge gera­de aus­rei­chend für das ange­neh­me Gefühl, etwas getan zu haben.

Ein Nach­mit­tag am Mona­co­b­reen. Blau­es Eis unter der Son­ne. Hier und da ein Stück Eis, das kra­chend ins Was­ser fällt. Eine fünf Kilo­me­ter lan­ge Eis­wand, blau und weiß.

Dann, wäh­rend der Pas­sa­ge zwi­schen den klei­nen Inseln, tau­chen plötz­lich wei­ße Rücken aus dem Was­ser auf. Weiß­wa­le! Zwi­schen den Inseln konn­ten wir nicht viel machen, aber nörd­lich davon hat Kapi­tän Joa­chim dann sein genia­les Weiß­wal-Manö­ver durch­ge­zo­gen. Weit­räu­mig über­ho­len, dicht unters Ufer, Anker run­ter, Maschi­ne, Gene­ra­tor und Echo­lot aus, Rede­ver­bot an Deck.

Kurz dar­auf kamen sie. Über 50 Weiß­wa­le, die sich von unse­rer still­ge­leg­ten Anwe­sen­heit über­haupt nicht stö­ren lie­ßen. Wir haben jedes Geräusch von den Walen gehört, jedes Atmen, jedes Rülp­sen. Die cre­mig-wei­ßen Kör­per voll­stän­dig unter Was­ser sicht­bar, die Käl­ber fle­ckig dun­kel­grau. So zogen sie zwi­schen Schiff und Ufer durch, in ihrem erstaun­lich zügi­gen Marsch­tem­po, auf dem Weg von nir­gend­wo nach irgend­wo.

Ein Erleb­nis, das uns alle tief berührt hat.

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Die Eis­bä­ren-Klein­fa­mi­lie auf die­ser klei­nen Insel am Abend war dann noch die Sah­ne auf einem ohne­hin schon sehr, sehr süßen Kuchen …

Ich wünsch­te, ich könn­te mehr und bes­se­re Bil­der durch die­ses blö­de Satel­li­ten­dings schi­cken.

Raud­fjord

Was für ein Tag, was für ein Leben! Strah­len­de Son­ne und blau­er Him­mel im Raud­fjord. Ein Tag wie aus dem Ark­tis-Bil­der­buch. Eine schö­ne Tour, nicht zu anstren­gend, gera­de genug, um die­ses ange­neh­me Gefühl einer gewis­sen Müdig­keit in den Bei­nen zu haben. Ein klein wenig, jeden­falls. Und die­se Sicht über den Raud­fjord aus 325 Metern Höhe. Mehr braucht es gar nicht für ein gran­dio­ses Pan­ora­ma!

Nur mit dem Segeln woll­te es dann nicht so recht klap­pen. Kaum sind die Lap­pen oben, schläft der Wind ein oder er kommt einem plötz­lich ent­ge­gen. Typisch Spitz­ber­gen!

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P.S. Wer hat eigent­lich gesagt, dass das mit dem Segeln nicht so gut geklappt hät­te? Bis zu 9 Kno­ten, nicht weit weg von Voll­zeug … 🙂

Der Nord­wes­ten

18. & 19. Juli 2014 – Zwei Tage vom Kongsfjord bis zum Raud­fjord, von der West­küs­te bis zur Nord­küs­te. Zwei Tage lang West­küs­ten­wet­ter mit viel Wind und Regen. Aber das hat uns immer­hin schön unter Segeln bis zum Mag­da­le­nefjord gebracht, mit ordent­li­chen 7-8 Kno­ten.

Dort war es dann ges­tern genau­so nass­kalt wie heu­te früh in Vir­go­ham­na. Über­all um uns Polar­ge­schich­te, von den Wal­fän­gern bis den Trap­pern. Die haben alle mehr gefro­ren als wir und nie­mand hat ihnen etwas War­mes zu essen hin­ge­stellt, wenn sie in ihre unge­heiz­te Hüt­te zurück­ka­men.
Und im Ver­gleich zu Jan May­en ist es auch immer noch sehr, sehr ange­nehm ☺ kein Sand über­all, unse­re schwim­men­de Unter­kunft ist viii­iel kom­for­ta­bler und­so­wei­ter.

Gera­de ankern wir in der Hamil­ton­buk­ta im Raud­fjord und erfreu­en uns am schö­nen abend­li­chen Son­nen­licht, das wir schon eine Wei­le ver­misst haben, und hof­fen, dass wir mor­gen wie­der eine län­ge­re Tour machen kön­nen. Mal schau­en, wie win­dig es mor­gen noch ist.

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Ach ja, nett war es auch, für die Sys­sel­man­nen Feld­po­li­zei in Sal­ly­ham­na ein Buch zu signie­ren. Das bauch­pin­selt doch ☺ ich fin­de, mein Spitz­ber­gen-Buch gehört in jede Hüt­te hier und in jeden Haus­halt sonst­wo!

Kongsfjord

Die Nacht war ja etwas schau­ke­li­ger als gedacht, aber nach der Abhär­tung neu­lich zwi­schen Island und Jan May­en ein Stück Kuchen, wie der Eng­län­der sagt (man­che hier auf der Anti­gua mögen ande­rer Mei­nung gewe­sen sein 😉 aber das ist schnell ver­ges­sen, wenn man auf der Blom­strand­hal­vøya im Kongsfjord stun­den­lang über die Hügel streift und den gran­dio­sen Aus­blick über die Glet­scher genießt! Eis­fuchs und Fal­ken­raub­mö­we, alle waren sie zuhau­se.

Ny Åle­sund kommt aus dem Bau­stel­len­sta­di­um irgend­wi­en nicht so recht her­aus, das ist somit eher ein kur­zer Pflicht­stop. Aber schön, mei­ne Bücher dort end­lich wie­der im Laden zu sehen, nach­dem das Manage­ment dort über Jah­re mein­te, dass Bücher es all­ge­mein nicht brin­gen. (Ist das so? Lie­ber Schlüs­sel­an­hän­ger und Schnaps­glä­ser?)

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Das abend­li­che Enter­tain­ment, die Ny Åle­sund Was­ser­ski-Ama­teu­re in vol­ler Akti­on, war ganz gro­ßes Kino! Auch, weil die Ski­fah­rer mehr Zeit im Was­ser lie­gend als dar­auf ste­hend ver­brach­ten 🙂

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News-Auflistung generiert am 13. Dezember 2024 um 17:56:37 Uhr (GMT+1)
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