Grumantbyen: russischer Kohlebergbau auf Spitzbergen 1932-62
Kartenskizze von Grumantbyen zur Zeit maximaler Aktivität.
Nur die schwarz dargestellten Gebäude existieren noch (Stand 2020) in stark ruinösem Zustand. Die grau dargestellten Gebäude existieren nicht mehr bzw. nur noch als Grundriss im Gelände. Auch die eingezeichneten Kaianlagen existieren nicht mehr.
Auf der Vorlage ist wiederum keine Topographie (Höhenlinien, Lage des Flusses) eingezeichnet, was die Beziehung zwischen Zeichnung und Realität zu einem Ratespiel werden lässt.
Die Betonung liegt somit auf „Skizze“: die Orientierung ist ungenau und die Zuordnung der gelben Punkte, welche die einzelnen Panoramen auf dieser Seite markieren, nur eine Annäherung.
Eigene Zeichnung auf Basis einer Skizze in Hoel (1966, weitere Angaben am Ende der Seite).
Grumantbyen liegt am Fuß eines Tals, unter steilen Hängen.
Das Gelände hat oft Schwierigkeiten bereitet.
Ab 1912: Grumant – Das Handelshaus A.G. Agafeloff & Co
Von Russland gingen ab 1912 mehrere Expeditionen aus, um Kohlevorkommen auf Spitzbergen zu erkunden und für Russland zu sichern. Diese Expeditionen wurden zunächst von Rudolf L. Samoilowitsch und Vladimir Rusanov geleitet; Rusanov verschwand jedoch im Spätsommer 1912 mit dem Expeditionsschiff Herkules und einem großen Teil der Mannschaft spurlos in der Nordostpassage. Samoilowitsch verfolgte die russischen Interessen auf Spitzbergen bis 1915 weiter und sicherte die Rechte auf mehrere Gebiete, darunter Colesbukta und den Bereich östlich davon, wo später Grumant (Grumantbyen) entstand. Hinter den Expeditionen stand das Handelshaus Grumant – A.G. Agafeloff & Co, dem auch die daraus resultierenden Rechte gehörten.
Auch vom Wasser her ist Grumantbyen nur bei ruhiger See erreichbar.
Vor dem Ufer liegt viel Schrott im Wasser.
Nach 1915 zogen die Russen sich jedoch zunächst aus Spitzbergen zurück. Mehr zu dieser frühen, russischen Geschichte steht auf der Seite Russischer Bergbau auf Spitzbergen.
1920 wurde in London die Anglo Russian Grumant Company Ltd gegründet. Der Direktor, Bergingenieur Gregory Mikhailovitsj Nachimson, war seit 1918 Teilhaber des Handelshauses Grumant – A.G. Agafeloff & Co und kannte das Revier auf Spitzbergen. Man kann vermuten, dass er angesichts der russischen Revolution das Firmeneigentum vor der Kollektivierung bewahren wollte; das ist Spekulation, aber immerhin plausibel. 1920 kam es zu einer ersten Expedition der ARG mit 21 Teilnehmern. An der Isfjordküste im Grumantdalen wurde auf der Ostseite ein Wohnhaus aufgestellt und auf der Westseite nach und nach die technische Infrastruktur: ein Kraftwerk (Diesel), Kohlehalde, Anleger und die Grubenbahn. Noch 1920 wurde mit dem Abbau an einem Flöz begonnen, das auf der Westseite des Tals in 35 m Meereshöhe zutage trat. 2000 Tonnen Kohle wurden verschifft. Der übrige Ausbau erfolgte schrittweise bis 1925.
Panorama 3 – Denkmal
Eine Art Denkmal oberhalb des Ortes. Der Hintergrund ist nicht bekannt.
Die Informationen sind spärlich, aber ein paar nackte Zahlen verdeutlichen, dass der Betrieb für ein paar Jahre kontinuierlich und produktiv war, wenn auch nicht auf hohem Niveau:
Bevölkerung
Davon Frauen / Kinder
Geförderte Kohlemenge (Tonnen)
Verschiffte Kohlemenge (Tonnen)
Sommer 1920
21
2000
2000
Winter 1920-21
38
-/-
Sommer 1921
45
?
7000
Winter 1921-22
22
-/-
Sommer 1922
20
?
?
Winter 1922-23
?
-/-
Sommer 1923
20
0
?
Winter 1923-24
25
-/-
Sommer 1924
90
?
16000
Winter 1924-25
66
-/-
Sommer 1925
?
20200
?
Winter 1925-26
42
-/-
Sommer 1926
Gut 80
9000
?
Winter 1926-27
Nur Wachmannschaft
-/-
Sommer 1927
6
?
Die Produktion wurde, soweit überhaupt Angaben vorhanden sind, als Jahresproduktion angegeben und nicht nach Sommer/Winter aufgeschlüsselt. Im Winter wurde keine Kohle verschifft. Angaben aus Hoel (1966): Svalbards historie.
1923 konzentrierte man sich auf den weiteren Ausbau der Infrastruktur, der Abbau lag in dieser Zeit still.
Die Angaben liegen nicht vollständig im Einzelnen vor, aber von 1920 bis 1924 lag die Produktion bei 33.000 Tonnen, bei einem Kapitalaufwand von 90.000 Pfund im gleichen Zeitraum.
Ab 1926: Das Ende der Anglo Russian Grumant
Der Preisverfall von Kohle auf dem Weltmarkt Mitte der 1920er Jahre brachte alle Bergbaugesellschaften auf Spitzbergen in Schwierigkeiten und zwang die ARG, im Herbst 1926 den Betrieb einzustellen. Im Winter 1926-27 blieb nur eine Wachmannschaft, im Sommer 1927 waren 6 Leute vor Ort (Verwalter, Koch, Steiger, drei Arbeiter). Im Herbst 1927 wurde der Betrieb schließlich ganz aufgegeben. Bis dahin waren 62.200 Tonnen Kohle produziert worden. Der ARG blieb nur noch der Verkauf.
Ab 1931: die russische Zeit beginnt – erst Sojusljesprom, dann Trust Arktikugol
Im Sommer 1931 began die russische Gesellschaft Sojusljesprom auf dem Grumant-Feld mit dem Abbau. Am 12. Juli traf der Eisbrecher Sibiriakoff aus Arkangelsk ein. An Bord befanden sich 80 Menschen, die den Betrieb aufnahmen, darunter 12 Frauen. Die Arbeiter kamen überwiegend aus dem Donezk-Becken in der Ukraine und wurden gut bezahlt (NOK 300,-/Monat, bei freier Kost und Logis).
Überblick über das, was vom Ort Grumant noch übrig ist.
Die Arbeiter begannen umgehend damit, diverse Gebäude zu bauen, u.a. zwei größere Wohnhäuser. Wegen der für das Verladen sehr ungünstigen Uferverhältnisse bestand perspektivisch der Plan, Colesbukta als Hafen zu nutzen.
Ende Juli kamen weitere 117 Personen, darunter 10 Frauen, nach Colesbukta/Grumant. Zunächst wurden Wohngebäude und eine Radiostation gebaut. Am Ende des Sommers standen zwei Baracken für je 100 Leute bereit, sowie ein Klubhaus und ein Krankenhaus. Bevor der Bergbau aufgenommen werden konnte, mussten umfangreiche Reparaturen durchgeführt werden.
Alte Kessel (?) oberhalb der Gebäude.
Insgesamt war die direkte Aufnahme des Betriebs durch die Sojusljesprom bemerkenswert, da die ARG Ltd. formal immer noch die Rechte am Grumant-Feld hielt. Diese gingen aber am 17. November 1931 an den russischen Trust Arktikugol über, eine öffentliche Gesellschaft zur Gewinnung von Kohle und anderen Mineralien an der Nordmeerküste.
Von dem Betrieb, der 1931 in Grumant/Colesbukta aufgenommen wurde, ist relativ wenig bekannt. Überwiegend sind es nackte Zahlen und ein paar nüchterne technische Details, die Adolf Hoel in seinem dreibändigen Werk Svalbards Historie gesammelt hat; sie stammen ursprünglich aus den Inspektionsberichten des norwegischen Bergmesters, der die amtliche Aufsicht über alle Bergbauanlagen auf Spitzbergen führte und diese regelmäßig besuchte. Immerhin wissen wir dadurch, dass der Trust Arktikugol direkt im relativ großen Stil auf den Bergbau in Grumant setzte. Der Trust rechnet zunächst dort mit einer Jahresproduktion von 120.000 Tonnen. Bis 1962 spielte der Ort eine größere Rolle als Pyramiden, jedenfalls was Bevölkerungszahl und Kohleförderung betraf; auch Barentsburg blieb oft hinter der Doppelsiedlung Grumant/Colesbukta zurück.
Aufgang zum am weitesten westlich stehenden Gebäude.
Da die Quellenlage für die Geschichte der russischen Siedlungen Spitzbergen insgesamt sehr schlecht ist, sollen die wenigen vorliegenden Informationen hier recht vollständig wiedergegeben werden.
Ältere Gebäude in Grumant wurden bis Sommer 1932 entfernt und durch neue ersetzt,die etwa 400 Menschen Unterkunft boten. Im Sommer 1932 wurden Ort und Infrastruktur weiter aufgebaut. Große Kaianlagen waren nicht geplant, sondern zunächst der Transport der Kohle mit Lastkähnen zum Schiff im Fjord und später die Nutzung des Hafens in Colesbukta.
Stark verfallene Treppe im westlichen Gebäude.
Der Sommer 1933 brachte Grumant einen zeitweiligen Betriebsstop, da das Gelände dort insgesamt zu ungünstig erschien und man hoffte, dass die Vorkommen in Colesbukta den weiteren Betrieb von dort aus rechtfertigen würden. Allerdings war der Ausbau in Grumant mit Unterkünften und sonstiger Infrastruktur für 250 Leute fertig, darunter ein kleines Krankenhaus, Versammlungshaus, Verwaltung, Radiostation und Kraftwerk (mit Dieselgenerator). Bald ging der Bergbau in Grumant aber weiter.
Stark verfallener Korridor im westlichen Gebäude.
Im Winter 1934-35 arbeiteten in Grumant 190 Bergarbeiter, dazu eine unbekannte Belegschaft über Tage, die aber sicher mindestens so viele Personen umfasste, eher noch einige mehr. Das zahlenmäßige Verhältnis Bergarbeiter/Gesamtbevölkerung lag oft etwa bei 1:3.
Zum Vergleich: in Barentsburg überwinterten 1934-35 1447 Menschen, darunter 200 Frauen.
1935 wurde an zwei Flözen mit je 60 cm Mächtigkeit gearbeitet. Zwischen den beiden Flözen lag eine 60 cm Sandsteinschicht. Die aktuelle Strosse (Bereich des Abbaus) lag 18 m unter dem Meeresspiegel. 1937 wurde in Grumant damit begonnen, einen neuen Schacht auf der Ostseite des Baches aufzufahren.
Blick in einen alten Stolleneingang.
1938 musste ein neues Kraftwerk mit einem 300 kW Dieselgenerator gebaut werden, nachdem der alte Generator nach einem Kurzschluss am 14. Dezember 1937 abgebrannt war. Hätte die norwegische Bergbaugesellschaft Store Norske nicht zwei alte, noch aus der Amerikanerzeit stammende Generatoren aus Longyearbyen geliefert, hätte Grumant bis zum nächsten Sommer aufgegeben werden müssen. So aber gab es nur einen vier Wochen langen Betriebsstop. 1939 wurde das Kraftwerk ausgebaut und der Bach im Ort wurde in Tunnel verlegt, um Lagerplatz für Kohle zu gewinnen.
Für 1939 ist die Jahresproduktion nicht auf die einzelnen Orte aufgeschlüsselt, aber aus den russischen Anlagen wurden insgesamt 313.246 Tonnen verschifft. In Pyramiden wurde noch nicht abgebaut, die Produktion stammte also vollständig aus Barentsburg und Grumant. Der Kriegsbeginn beeinflusste die Arbeit der Russen auf Spitzbergen zunächst nicht.
1940 entstand in Grumant auf der Westseite des Grumantdalen ein neues, zweigeschossiges Gebäude. Die Arbeit in der alten Grube auf der Westseite des Tals wurde eingestellt und der Abbau auf die Ostseite des Tals verlagert. Für 1940 ist die Jahresproduktion im Einzelnen ebenfalls nicht bekannt, aber aus Barentsburg und Grumant wurden zusammen 269.729 Tonnen Kohle verschifft.
Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 war der Wendepunkt für alle Orte auf Spitzbergen. Alle Siedlungen wurden evakuiert, die wichtige Infrastruktur wurde gegen Protest der Bergbaugesellschaften gleich während der Evakuierung zerstört. Im Sommer 1941 wurde im Bergwerk in Grumant noch wie gewohnt gearbeitet, aber da keine Kohle verschifft wurde, wurden große Kohlehalden angelegt. In Grumant lebten und arbeiteten 609 Personen: die größte Bevölkerung, die es dort bis dahin gegeben hatte.
Bis zum 1. August förderten die russischen Bergwerke zusammen 183.674 Tonnen Kohle, wovon aber nur 109.414 Tonnen verschifft wurden. Im September 1941 kam es schließlich zur Evakuierung. Die russischen Bewohner von Barentsburg, Colesbukta/Grumant und Pyramiden wurden nach Arkhangelsk gebracht.
Der Bach trennt den Ort in zwei Teile.
Beim groß angelegten deutschen Angriff auf Spitzbergen am 8. September 1943 wurde Barentsburg fast vollständig zerstört, und von Grumant blieben nur ein paar kleinere Gebäude übrig.
Nach dem Krieg: Wiederaufbau ab 1946
Der Wiederaufbau der russischen Siedlungen Spitzbergens begann erst im November 1946. Im Sommer 1947 waren in Grumant 120 Mann mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Fünf kleinere Häuser und ein größeres waren bereits fertig, in der völlig zerstörten Grube war allerdings noch nichts passiert. Im Herbst 1947 wurde die Belegschaft in Grumant auf 200 erhöht, da der Norden Russlands die Kohle aus Spitzbergen dringend brauchte.
Das östlichste der noch stehenden Gebäude ist stark verfallen und wirkt so gefährlich, dass ich hier nur von außen durch ein Fenster fotografiert habe.
Im Winter 1947-48 waren insgesamt etwa 1200 Russen auf Spitzbergen, die Verteilung auf die Ort im Einzelnen ist unbekannt. Im Sommer 1948 waren in Grumant weiterhin mehrere Gebäude im Bau. Teile der Infrastruktur waren aber wieder einsatzbereit, darunter kleines Krankenhaus und das Dieselkraftwerk. Auch der Bergbau hatte wieder begonnen. In Colesbukta hatte man ein kleines Kai und vier Gebäude gebaut und geologische Untersuchungen angestellt.
Im Dezember 1948 sank der kleine Eisbrecher Herkules mit 25 Mann an Bord wahrscheinlich in einem Sturm in der Nähe der Bjørnøya. Genaueres weiß man nicht, denn das Schiff verschwand spurlos. Im Jahr zuvor war die Herkules in Spitzbergen stationiert gewesen und hatte die Verbindung zwischen den russischen Siedlungen aufrecht erhalten. Ihr Verlust muss für die kleinen Orte, wo jeder jeden kannte, ein harter Schlag gewesen sein.
1949 war der Wiederaufbau in Grumantbyen abgeschlossen. Es gab große, zweistöckige Holzgebäude mit Unterkünften, ein Bade-/Waschgebäude mit getrennten Teilen für Männer und Frauen, Verwaltung, Messe, Warmlager und Krankenhaus. Der Plan, eine Seilbahn nach Colesbukta zu bauen, war aufgegeben worden, aber stattdessen hatte man einen Weg gebaut. Die Belegschaft/Bevölkerung lag bei 600 Personen, davon 160-170 unter Tage und 48 in Colesbukta. Bis Herbst 1949 wuchs die Belegschaft auf 965 Personen. In Colesbukta gab es keinen Bergbau, sondern nur geologische Untersuchungen. Dort standen drei große Häuser und ein kleines. Es gab einen Schweinestall, Kai und Öltanks.
Im Herbst 1949 lebten insgesamt 2438 Menschen in den russischen Siedlungen Spitzbergens (Barentsburg, Colesbukta/Grumant, Pyramiden), darunter 51 Kinder. Die Gesamtproduktion lag bei 125.000 Tonnen, davon wurden 105.446 Tonnen verschifft.
Östliches Ende der kleinen Bahn in Grumant, die ab 1952 bis Colesbukta reichte.
Im Winter 1949-50 wurde der Bergbau in Grumant östlich des Tals in nördlicher Richtung weiter vorangetrieben, aber es traten zunehmend Probleme mit geologischen Verwerfungen auf. Gleichzeitig liefen Arbeiten mit dem Bau einer elektrischen Eisenbahn nach Colesbukta.
1951 war die kleine Eisenbahn zwischen Colesbukta und Grumantbyen fast fertig. Auf einer Strecke von 1400 m westlich von Grumantbyen musste ein Tunnel gebaut werden, der aber auch schon fast fertig war: nur noch 140 m mussten gesprengt werden. 1951 wurden aus den russischen Gruben 248.791 Tonnen Kohle verschifft. Zur Produktion der einzelnen Orte gibt es keine näheren Angaben.
Stahlschrott am östlichen Ende der kleinen Bahn in Grumant.
1952 wurde dem norwegischen obersten Bergbaubeamten, dem Bergmester, unter fadenscheinigen Gründen die Inspektion in den russischen Siedlungen verweigert: Ein neuer Zug in den Beziehungen, die davor durchgehend als gut und freundlich beschrieben wurden, soweit es Angaben gab, was aber recht regelmäßig der Fall war.
Die Eisenbahnstrecke Colesbukta-Grumant war fertig, und die ersten Ladungen Kohle waren von Grumantbyen nach Colesbukta gebracht worden, um das dortige Kraftwerk zu versorgen. Für die Strecke von rund acht Kilometer wurden 40 Minuten Fahrtzeit benötigt; ein Zug bestand aus 30 Lastwaggons mit jeweils drei Tonnen Kohle.
1954-55 stand in Grumant viel Arbeit mit der Umgehung einer großen geologischen Störung (= Verwerfung = Bruch im Gestein mit erheblichem Versatz) an, die den Abbau östlich des Ortes behinderte. Diese Arbeiten zogen sich bis 1958, der Abbau ging aber südlich und östlich des Ortes weiter. 1958 konnte endlich mit dem Abbau östlich der großen Verwerfung begonnen werden.
1959 wurde in Grumant ein neues Wohnhaus fertiggestellt, dazu waren ein Badehaus und Wäscherei im Bau. Das neue Gebäude mit Bad, Wäscherei und Büros wurde 1960 fertig.
Ruinen von Häusern in Grumantbyen. Genau zuordnen lassen diese Gebäude sich nicht mehr, aber sie wurden mit Sicherheit nach dem Krieg gebaut.
1961-62: Betriebsstop und Aufgabe
Die Probleme mit Verwerfungen (geologischen Brüchen) und Flözen, die geringmächtiger (dünner) wurden, stärker mit Gestein vermengt waren und zunehmend höhere Aschegehalte aufwiesen, nahmen allerdings 1961 zu. Daher wurde die Produktion im Herbst 1961 eingestellt. Dieser Produktionsstop sollte zunächst nur vorübergehend sein, tatsächlich markierte er das Ende der russischen Doppelsiedlung von Colesbukta und Grumant. In jenem Jahr lebten insgesamt 2054 Menschen in den drei russischen Siedlungen (oder vier, wenn man Colesbukta einzeln zählt). Zum Vergleich: Insgesamt lebten zu jener Zeit Menschen 2961 in den Siedlungen Spitzbergens. Die russische Bevölkerung lag zahlenmäßig also mit Abstand auf Platz eins.
1962 wurden Colesbukta und Grumant endgültig aufgegeben. Nach Angaben auf der Webseite des Trust Arktikugol soll die Gesamtmenge der bis dahin in Grumant geförderten Kohle bei zwei Millionen Tonnen gelegen haben.
Bevölkerung*
Davon Frauen / Kinder
Geförderte Kohlemenge (Tonnen)
Verschiffte Kohlemenge (Tonnen)
Winter 1946-47
?
?
Sommer 1947
120
Winter 1947-48
200
?
Sommer 1948
450
50000
Sommer 1949
600, im Herbst 965
Winter 1949-50
1008
?/5
116642
Sommer 1951
1106
?/32
Sommer 1952
830
?/10
122107
Sommer 1953
780
?/11
Winter 1953-54
986
?/12
120459
Winter 1954-55
962
?/20
103210
Winter 1955-56
958
?/17
105287
Winter 1956-57
965
?
93959
Sommer 1958
1035
?
73235
Sommer 1959
1047
?
128918
Sommer 1960
?
?
125425
Winter 1960-61
?
?
73727
* Bevölkerung für Grumant zusammen mit Colesbukta. Die meisten Menschen lebten in Grumant, da dort die Gruben waren. Beispiel 1949: von 600 Menschen lebten 48 in Colesbukta, die übrigen in Grumant.
Wo nichts steht, ist auch nichts bekannt bzw. nur zusammenfassende Angaben für alle russischen Siedlungen zusammen, siehe Text.
Angaben aus Hoel (1966): Svalbards historie.
Adolf Hoel erwähnt in Svalbards Historie bis 1965 keinerlei Unglücke in Grumantbyen oder den anderen russischen Bergwerken auf Spitzbergen, mehrfach hob er den hohen technischen Standard hervor. Er hatte wohl keinen Anlass, die Verhältnisse aus politischen Gründen besser darzustellen, als sie tatsächlich waren, aber es ist schwer vorstellbar, dass es nie Grubenunglücke oder sonstige Unfälle gegeben hat, wenn man daran denkt, dass in jenen Jahren in den norwegischen Bergwerken in Longyearbyen und Ny-Ålesund bei einer Reihe von Unglücken, darunter mehrere große Grubenexplosionen, zahlreiche Menschen um Leben kamen.
Der russische Name der ehemaligen Siedlung Grumant ist an den Namen Grönland angelehnt, unter dem schon die Pomoren Spitzbergen kannten, das man früher für einen Teil von Grönland gehalten hatte. Heute ist Grumant meist als Grumantbyen bekannt, die angehängte Silbe „byen“ ist norwegisch und bedeutet „die Stadt“ (bestimmte Form).
Quelle
Als Quelle diente primär Svalbards Historie von Adolf Hoel (1966), hier das Kapitel De Russiske Selskaper (Bd. I, S. 331-418). Eine ausführliche, zusammenfassende Darstellung der russischen Geschichte Spitzbergens gibt es bislang leider nicht, soweit mir bekannt (und ich habe mehrfach danach gesucht). Hier müsste mal ein russischer Historiker ans Werk gehen.
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.