Arktische Natur, Landschaft und Geschichte auf der Isfjord-Nordseite
Die Bucht Trygghamna liegt auf der Isfjord-Nordseite.
Allgemein
Die Bucht Trygghamna liegt auf der Isfjord-Nordseite, gegenüber von Barentsburg. Trygghamna ist die westlichste einer ganzen Reihe von Buchten auf der Isfjord-Nordseite. Das Gebiet ist Nationalpark, Touristen dürfen hier aber überall Landgänge und Wanderungen machen.
Blick über Trygghamna vom Linienflugzeug über dem Isfjord,
auf dem Anflug auf Longyearbyen. Vorne links das Alkhornet.
Trygghamna ist von Bergen umgeben, nur nach Süden, zum Isfjord hin, ist die Bucht offen. Bei östlichem oder westlichen Wind bietet die Bucht meist guten Schutz, daher auch der Name: Trygghamna ist die Übersetzung des ursprünglich englischen Namens „Safe Harbour“ („Sicherer Hafen“). Trygghamna ist die erste Bucht auf der Nordseite, die ein in den Isfjord einlaufendes Schiff erreicht, und daher ein früher wie heute häufig genutzter Ankerplatz. Bei Wind in Nord-Süd-Richtung kann es in der kleinen, geraden und von Bergen umgebenen Bucht allerdings auch stürmisch sein. Und wie die Walfänger das zu ihrer Zeit mit dem Ankern gemacht haben, ist mir auch nicht ganz klar, denn der größte Teil der Bucht ist mit Tiefen von mehr als 100 Metern viel zu tief zum Ankern. Der innerste Teil von Trygghamna bietet kleinen Schiffen gute Ankertiefen, aber diesen Bereich gab es zu Walfängerzeiten im 17. und 18. Jahrhundert noch nicht, denn damals haben sich dort noch die Gletscher erstreckt, die sich seitdem zurückgezogen haben.
Blick nach Südosten über Trygghamna, vom Berg Knuvlen.
Auf der Ostseite von Trygghamna gibt es eine recht flache Stelle, die aber an einer Stelle mit 4,4 Metern gleich so flach ist, dass sie Schiffen gefährlich werden kann. Nah bei dieser Untiefe liegt auch ein historisches Schiffswrack. Es ist auf der Seekarte eingezeichnet, Ankern und Tauchen sind dort verboten.
Trygghamna ist eine landschaftlich beeindruckende Bucht mit schroffen Bergen und mehreren Gletschern. Um das Alkhornet, ein markanter Berg im Eingangsbereich auf der Westseite, erstreckt sich eine weite, saftig-grüne Tundraebene. Insgesamt gibt es in der Bucht viel zu entdecken!
Das Alkhornet ist eine beliebte touristische Landestelle, während der Sommersaison ist dort häufig Besucherverkehr.
Trygghamna im Panorama
Folgende Seiten sind einzelnen Stellen in der Bucht gewidmet, dort gibt es jeweils weitere Bilder, darunter 360-Grad-Panoramabilder, und Info.
Der kleine, teilweise von Gletschern umgebene Berg Knuvlen im nördlichen Bereich von Trygghamna.
Geologie
Auf der Westseite, ums Alkhornet und etwas weiter in die Bucht hinein, findet man den alten geologischen Sockel Spitzbergens: Das sogenannte Grundgebirge, das an der gesamten Westküste zutage tritt und sich am Westufer von Trygghamna vor allem mit Schiefer und Quarzit zeigt.
Gefalteter Schiefer am Ufer beim Alkhornet.
Dem markanten Värmlandryggen auf der Ostseite der Bucht sieht man direkt an, dass er geologisch aus ganz anderem Holz geschnitzt ist. Hier ist der Untergrund deutlich jünger, das Gestein besteht aus Ablagerungen aus dem oberen Paläozoikum (oberes Erdaltertum), dem Karbon und Perm. Vor allem das Karbon besteht teilweise aus quarzitischem Sandstein, der an Berghängen durch Frostsprengung zu so groben Blöcken verwittert, dass die Fortbewegung dort ziemlich anstrengend sein kann. Das ist an einigen Stellen im inneren Teil von Trygghamna so, etwa um den Berg Knuvlen.
Verwitterter Sandstein am Knuvlen.
Andernorts besteht das „Permokarbon“ (Sammelbegriff für Perm und Karbon) aus harten Kalksteinschichten, in denen man stellenweise schöne Fossilien finden kann.
Fossile Korallenstiele aus dem oberen Karbon/unteren Perm (ca. 300 Millionen Jahre alt) auf der Ostseite von Trygghamna.
Am Värmlandryggen wurden diese Schichten durch tektonische Bewegungen in eine senkrechte Position gekippt, was diesem Bergrücken sein markantes Aussehen verleiht. Besonders schön ist das am Ufer auf der Ostseite des Eingangs von Trygghamna sichtbar, am Selmaneset.
Steilstehende Schichten am Selmaneset und Värmlandryggen.
Landschaft
Spitzbergen in einer Nussschale! Vom Alkornet nach Westen wird die weite Küstenebene breiter und breiter, wie es für große Teile der Westküste Spitzbergens typisch ist. Die Tundra am Alkhornet ist mit ihren Eiskeilen schon ein Erlebnis für sich.
Tundra mit Eiskeilen am Alkhornet.
In Trygghamna selbst ist Flachland am Ufer eher kleinflächig (Westseite) bis gar nicht vorhanden (vor allem auf der Ostseite). Hier steigen die schuttbedeckten Hänge mehr oder weniger vom Ufer aus bis in 500-700 Meter Höhe.
Auf der West- und Nordwestseite der Bucht gibt es mit Protektorbreen, Harrietbreen und Kjerulfbreen mehrere kleinere Gletscher, von denen aber keiner mehr das Fjordufer erreicht. Nach Norden setzt sich der kleine Fjord Trygghamna in ein kleines Tal fort, in dem es auf mehreren Kilometern Länge keine Gletscher mehr gibt, sondern Seen.
Gletschertour auf dem Harrietbreen.
In der geologisch jungen Vergangenheit, bis ins 19. und möglicherweise auch ins frühe 20. Jahrhundert hinein, reichten die Gletscher Harrietbreen und Kjerulfbreen bis zum Fjordufer und bildeten dort Abbruchkanten. Hier macht sich der Gletscherrückzug wie auch anderswo kräftig bemerkbar, früher infolge des Endes der Kleinen Eiszeit im 19. Jahrhundert und heute aufgrund des aktuellen, menschgemachten Klimawandels.
Moränenlandschaft am Ufer vor Harrietbreen und Kjerulfbreen.
Flora und Fauna
Große Teile von Trygghamna sind in Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt eher unauffällig: Das Gelände ist zu steil und von schuttbedeckten Hängen beziehungsweise Gletschern und Moränen geprägt.
Hierzu bietet sich am Alkhornet ein starker Kontrast: Wie der Name „Alken-Horn“ andeutet, brüten oben auf den Klippen zahlreiche Seevögel, auch wenn es sich dabei vor allem um Dreizehenmöwen handelt und weniger um Lummen.
Das Alkhornet mit vorgelagerter Tundra.
Die Düngung durch den Vogelfelsen hat auf der Küstenebene rund ums Alkhornet eine Tundra hervorgebracht, die so grün und saftig ist, wie man es sich nur vorstellen kann. Ein Paradies für Rentiere und Eisfüchse, und während der Brutzeit im Frühsommer halten sich zahlreiche Gänse in der Tundra auf.
Rentier-Kleinfamilie am Alkhornet.
Geschichte
Alle, die nach Spitzbergen kamen, brauchten einen sicheren (Natur)hafen, und den fand und findet man in Trygghamna. Entsprechend waren sie alle hier: Walfänger, Pomoren und später Trapper, und alle haben sie Spuren hinterlassen.
Gräber aus der Walfängerzeit.
Am prominentesten ist wohl die Pomorenstation auf der Westseite von Trygghamna.
Reste der Pomorensiedlung in Trygghamna.
Völlig ruinös, aber immerhin auch noch gut sichtbar ist die 1920 von Hilmar Nøis gebaute Trapperhütte am Ufer in der Nähe des Alkhornet. Es war nicht die erste Hütte an der Stelle, und wenn man genau hinschaut, kann man sehen, wo davor schon mal eine Hütte gestanden hat.
Reste der Trapperhütte von 1920 am Alkhornet.
Das Foto ist von 2014, seitdem ist die Hütte noch weiter verfallen.
Etwas nördlich dieser Trapperhütte steht eine recht moderne Hütte aus den 1970er Jahren oberhalb des Ufers. Diese gehört dem Sysselmester, dort sind während der Sommersaison Feldinspekteure stationiert.
Fotogalerie Trygghamna
Ein paar Eindrücke von Trygghamna: die Vielfalt der Landschaften vom Selmaneset am Eingang bis zu den Gletschern im Norden der Bucht.
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