Genau, so fing der letzte Beitrag ebenfalls an. Es ist ziemlich bitter. Ja, Warmlufteinbrüche mit Tauwetter und Regen hat es immer schon gegeben, ja auch zu jeder Zeit im Winter in Spitzbergen. Das ist nun einmal maritim geprägt Arktis.
Aber gleich eine Woche lang? Mitten im als eher stabil geltenden April? Das ist schon heftig.
So sah am Mittwoch der Wetterbericht aus. Rote Plusgrade und Regen, so war es praktisch die ganze Woche lang, von Montag bis Freitag. Erst heute (Samstag) fallen die Temperaturen langsam wieder unter den Gefrierpunkt, wenigstens knapp.
Der Longyearelva (-fluss) musste freigebaggert werden,
um eine Überschwemmung der Straße zu verhindern.
Jeder Blick in die Landschaft: ein Trauerspiel. Es schmilz, es fließt überall. Teiche bilden sich, kleinere Flüsse fangen an zu fließen, Tundraflächen schauen aus dem löchrig werdenden Schnee hervor.
Die Tundra schaut durch den Schnee, hier im Bjørndalen zu Beginn der Schmelzwoche.
Im Longyearelva, der durch Longyearbyen fließt (eigentlich nur im Sommer, jetzt wirklich), musste am Donnerstag in einer nächtlichen Aktion der Schnee weggebaggert werden, damit die Straße nicht überschwemmt wird. So weit so normal – nur ein paar Wochen zu früh, vor allem in dieser Intensität.
Auch der Campingplatz steht unter Wasser. Anfang der Woche gab es tatsächlich einen einsamen Camper, der sein Lager aber fluchtartig aufgegeben hat:
Der Campingplatz bei Longyearbyen: eine Teichlandschaft.
Osterwochenende mit Fragezeichen
Nun hat das Osterwochenende begonnen, eine der Haupt-Tourenzeiten in Norwegen. Alle, die noch kriechen können, sind irgendwie auf Hütte, auf Tour, im Urlaub oder hier oder dort zu Besuch. Vorzugsweise irgend etwas, was mit Schnee, Hütte und Ski zu tun hat, alternativ irgendwas mit Boot.
Letzteres würde sich hier aktuell tatsächlich eher anbieten als die Art von Touren, an die man im April sonst selbstverständlich denkt, in Spitzbergen. Weiße, weite Schneelandschaften, Motorschlittentouren in die Ferne, Hundeschlittenfahrten oder Skiwanderungen in der Umgebung von Longyearbyen.
Stattdessen ist alles grau und fließt. Nun sind die Hotels voll, die Ostertouristen haben zu horrenden Preisen Zimmer und Touren gebucht und freuen sich auf die Arktis.
Fehlanzeige.
Stattdessen hat die Grube 3, die Museumsgrube oberhalb des Flughafens, derzeit sicher guten Zulauf. Da kann man weitestgehend wetterunabhängig – solange die Straße dorthin eben befahrbar ist – eine interessante Tour machen. Wenn auch nicht so, wie die meisten sich das derzeit hier vorgestellt haben dürften.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass einige Motorschlittentouren immer noch gefahren werden, offensichtlich bei recht marginalen Bedingungen.
Besuch im Museumsbergwerk in der Grube 3.
Heute (Ostersamstag) gibt es immerhin wieder leichten Frost, und ab morgen soll es wieder kälter werden. Ob es noch einmal richtig Winter gibt, oder ob die Saison vorbei ist? Die Frage stellen sich derzeit viele in Longyearbyen.
Mitternachtssonne: nächster Sonnenuntergang August
Von wegen nächtliche Aktion: „Nacht“ gibt es seit gestern nicht mehr. Karfreitag war der erste Tag mit Mitternachtssonne. Den nächsten Sonnenuntergang gibt es in Longyearbyen nun am 26. August um 00:05 Uhr früh, also astronomisch gesehen am 25. August (Sommerzeit – astronomische Mitternacht ist um 01 Uhr früh).
News-Auflistung generiert am 28. März 2023 um 14:34:26 Uhr (GMT+1)
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