In Spitzbergen geht der Sommer derzeit ruhig dahin, was sehr gut ist. Das Thema, das Mitteleuropa beherrscht, die Hitzewelle, ist in Spitzbergen weniger präsent. Warm ist es dort derzeit auch, um 10 Grad, und für morgen (Sonntag) werden laut Vorhersage auf yr.no bis zu 13 Grad erwartet – angenehme Temperaturen, wenn man mich fragt. Aber von Hitzewelle spricht man dort nicht ernsthaft. Arktischer Hochsommer eben.
Man diskutiert kontrovers über Touristen von Kreuzfahrtschiffen, die an manchen Tagen zu tausenden durch das kleine Longyearbyen mit seinen 2500 Einwohnern laufen. Man wettet, wann der Stiel des Sektglases brechen könnte – ein von Longyearbyen aus gut sichtbares Schneefeld am Operafjellet, das auffällig wie ein Sektglas aussieht. Wenn der Schnee so weit geschmolzen ist, dass die Verbindung zwischen Kelch und Fuß nicht mehr durchgängig ist, dann ist Sommer, so sagt man vor Ort, und jedes Jahr wird öffentlich gewettet, wann genau der Tag ist. Die Lokalzeitung Svalbardposten lobt dazu einen kleinen Wettbewerb aus. Meist „geht“ der Stiel des Sektglases gegen Ende Juli.
Das „Sektglas“ am Operafjellet östlich von Longyearbyen.
Die erste lokale Initiative, in Longyearbyen eine Pride Parade („Christopher Street Day“) zu organisieren, ruft nicht nur Begeisterung hervor; die Initiatorin erhielt auch kritische Anmerkungen in den üblichen sozialen Netzwerken im Internet, bis hin zu Anfeindungen. Die Menschen in Longyearbyen sind auch nicht anders als sonstwo in der Welt. Leider, manchmal.
Im Isfjord gab es auf einer kleinen Segelyacht einen Brand, aber echte Gefahr für die Menschen an Bord soll nicht bestanden haben. Auf jeden Fall sind alle schnell in Sicherheit gebracht worden.
Naturkundlich interessierte Einheimische und Touristen können im Isfjord und anderswo derzeit viele Wale sehen, darunter Blauwale, Finnwale, Buckelwale und Weißwale. Um Longyearbyen herum werden derzeit immer wieder Rostgänse beobachtet, die laut Wikipedia eigentlich in „innerasiatischen Steppen und Halbwüsten“ zuhause sind. Der kleine Trupp Rostgänse, der sich derzeit zwischen Adventdalen und Bjørndalen herumtreibt, hat sich verflogen. Es ist, soweit bekannt, die zweite Beobachtung von Rostgänsen in Spitzbergen. Auch weitere vogelkundliche Seltenheiten wurden in den letzten Wochen und Monaten berichtet, wie der Zwergschwan im Adventdalen oder ein Gelbschopflund (pazifischer Papageitaucher) bei der Bjørnøya. Experten schreiben diese gestiegene Sichtung von Seltenheiten aber eher der gewachsenen Zahl von Interessierten im Gelände zu als einer Änderung der natürlichen Entwicklung. Das ist doch eine erfreuliche Sache – wir schauen genauer hin und lernen dabei.
Unterm Strich: das Leben geht in Spitzbergen seinen normalen Gang.
Das lässt Zeit, sich mit anderem zu beschäftigen. Die Panorama-Sammlung ist wieder mal gewachsen:
Neue Spitzbergen-Panoramen
Fjortende Julibukta im Krossfjord, aufgenommen während der Antigua-Reise im Juli. Ein sehr schöner Ort mit vielen Blumen, Gletscher, Vogelfelsen und schöner Landschaft, der gerne von Touristenschiffen angesteuert wird.
Der Markhambreen an der Ostküste Spitzbergens. Ein sehr interessanter, abgelegener Ort mit spannender Landschaftsentwicklung. Hier waren mit Sicherheit noch nicht viele Leute.
Die „neue Grube 2“, auch Weihnachtsmanngrube genannt, in Longyearbyen.
Einer von mehreren Neuzugängen in der Spitzbergen-Panoramasammlung: der Markhambreen, ein ziemlich unzugänglicher Gletscher an der Ostküste.