Schon ist das neue Jahr beinahe drei Wochen alt. Allzu viel Weltbewegendes ist im hohen Norden nicht geschehen, aber es ist doch Zeit für einen kleinen Überblick über den Stand der Dinge, in eigener Sache wie in und um Spitzbergen.
Der arktische Mittwoch
Der „arktische Mittwoch“ ist vorbei, der letzte Beitrag der dritten Serie lief gestern (Mittwoch, 19.1.) Abend. Natürlich kann ich als Vortragender nicht für mich keine Unvoreingenommenheit in Anspruch nehmen, aber den diversen Nachrichten zufolge darf ich guten Gewissens behaupten, dass es gut war. Ich war offenbar nicht der einzige, dem es Freude gemacht hat. Über 200 Menschen haben zugeschaut, und das ist schon ziemlich umwerfend, genau wie der viele Zuspruch, der mich hinterher erreichte. Danke!
Und nach dem Spiel ist ja bekanntlich vor dem Spiel. Vorträge wird es ohne Zweifel weiterhin geben, sowohl online als auch offline (hoffe ich jedenfalls, letzteres hängt ja nun nicht an mir). Ich habe verschiedene Ideen und rechne mit mehreren Terminen im Herbst/Winter, und wer die Vorträge im „arktischen Mittwoch“ verfolgt hat, wird nicht überrascht sein zu lesen, dass ich primär auf Vorträge aus eigener Hand mit Schwerpunkten im historischen und naturkundlichen Bereich setzen werde. Was nicht heißen soll, dass es nicht auch Vorträge im Bereich Reise, Abenteuer und Erzählungen geben kann – der Herbst ist noch weit weg, das Programm nicht fest gesetzt und Ideen in der Entwicklung.
C & O in Longyearbyen
C wie Corona, O wie Omikron – wer will’s noch hören? Wahrscheinlich niemand. Wen überrascht es, dass C & O sich nun auch in Longyearbyen immer mehr etablieren? Wahrscheinlich niemanden. Die Anzahl positiv Getesteter bewegt sich mittlerweile solide im zweistelligen Bereich, und längst sind nicht mehr alle Fälle importiert, sondern es geht auch um „wilde“ Ansteckung vor Ort, mittlerweile auch in der Schule.
🙁
Für Reisen nach Longyearbyen gilt nach wie vor für alle eine Testpflicht, worüber sich sowohl Anwohner, die wieder nach Hause wollen, als auch die Wirtschaft aufregen, nicht zuletzt der Tourismus. Zumal Norwegen derzeit eher wieder lockert, beispielsweise wurde das Ausschankverbot wieder aufgehoben. Mit der Testpflicht fühlt man sich in Longyearbyen einer restriktiven Behandlung unterzogen, die sonst in Norwegen so für niemanden gilt, und es gibt durchaus Stimmen, die fragen, warum denn an dieser Stelle für Spitzbergen andere Regeln gelten als für das norwegische Festland. Der Tourismus bangt derweil um die wichtige winterliche Hauptsaison, die nun schon zweimal hintereinander weitgehend ausgefallen ist.
Keine Sabotage an der Kabelage
Nein, die Rede ist hier nicht von dem kürzlich beschädigten Tiefseekabel, das die Kommunikation zwischen Spitzbergen und Festland sichert. Was damit passiert ist, weiß noch niemand, und das wird wahrscheinlich auch noch eine Weile so bleiben. Es muss erst mal notwendige Ausrüstung für Untersuchungen und Reparaturen beschafft werden. Bislang ist noch nicht einmal bekannt, wo genau der Schaden aufgetreten ist.
In dem Zusammenhang (siehe dieser Beitrag – hier klicken) drängte sich auch der ähnlich anmutende, mysteriöse Fall eines beschädigten Kabels auf dem Meeresboden vor den Vesterålen in Nordnorwegen ins Bewusstsein. In beiden Fällen wurde hinsichtlich möglicher Ursachen explizit nichts ausgeschlossen, was bedeutet, dass auch Sabotage für möglich gehalten wurde. Man muss sich schon Mühe geben, um dabei nicht an Norwegens großen Nachbarn im Osten zu denken (nein, nicht Schweden), der international derzeit für eher schlechte Stimmung sorgt. Aber zumindest im Fall des Kabels vor Nordnorwegen scheint Sabotage laut NRK wahrscheinlich auszuscheiden: Das noch fehlende Kabelstück wurde „gefunden“ – tatsächlich hat sich zwischenzeitlich gezeigt, dass das abgerissene Kabelstück, das in etwa 11 Kilometern Entfernung gefunden worden war, doch das gesamte herausgerissene Stück war, nachdem die genaue Länge gemessen werden konnte.
Eine Auswertung des Schiffsverkehrs in der Gegend zur fraglichen Zeit hat mittlerweile Hinweise ergeben, dass wahrscheinlich ein Fischtrawler für den Kabelsalat verantwortlich ist. Zuvor war man davon ausgegangen, dass ein Trawler sich nach einem solchen Vorfall wohl gemeldet hätte, aber diesen Vertrauensvorschuss wird man nun wohl nachträglich korrigieren müssen. Immerhin kann man sich darüber freuen, dass damit eine potenzielle weitere Belastung für die internationalen Beziehungen nun wahrscheinlich nicht mehr im Raum steht.
Ob sich für das Spitzbergen-Kabel eine ähnlich „harmlose“ Aufklärung findet, bleibt abzuwarten.
Polar Permaculture: weder Perma noch Kultur
Der Betrieb war weder von Dauer („perma“nent), noch scheint der zumindest in den letzten Zügen buchhalterisch-kulturell hochwertig geführt worden zu sein: Der umweltschonende Gartenbaubetrieb Polar Permaculture, der im kuppelförmigen Dom in Nybyen Kräuter und Gemüse gezogen hat, ist trotz öffentlicher Hilfen während der Corona-Krise pleite gegangen. So weit so nachvollziehbar. Aber: Da die Verwendung der öffentlichen Gelder nicht nachvollziehbar ist, liegen gegen den kleinen Betrieb Anzeigen vor, unter anderem von der Gemeinde (Longyearbyen Lokalstyre). Immerhin geht es um gut 2 Millionen Kronen (gut 200.000 Euro), die von öffentlichen Geldgebern und privaten Gläubigern kamen. Wie sich zeigte, ist die Buchhaltung von Polar Permaculture mit „chaotisch“ wohl noch wohlwollend beschrieben. Nun untersucht der Sysselmester laut Svalbardposten, ob ein formelles Verfahren eingeleitet werden soll.