A = Alkhornet, T = Trygghamna, F = Festningen, G = Grønfjord, B = Barentsburg, C = Colesbukta, Gr = Grumantbyen, L = Longyearbyen
Allgemein: Kapp Linné liegt an der Westküste auf der Südseite des Isfjordeingangs. Von 1933 an wurde hier eine Radiostation betrieben mit zusätzlicher Funktion als Wetterstation. Nach Automatisierung ist die Station heute aber nicht mehr besetzt und wird nur noch gelegentlich als Hotel genutzt. Direkt bei Kapp Linné befindet sich ein Vogelschutzgebiet, das vom 15. Mai bis zum 15. August nicht betreten werden darf. Die Südküste des Isfjords zwischen Kapp Linné und dem Grønfjord ist geologisch, landschaftlich und historisch interessant und vielseitig.
Geologie: Die Südküste des Isfjords zwischen Kapp Linné und dem Grønfjord ist geologisch sehr interessant und unter der Bezeichnung ‚Festningen-Profil‘ bekannt. Auf einer Strecke von weniger als 10 km steht hier eine vom Grundgebirge bis ins Alttertiär reichende Schichtfolge an. Dies wurde durch die Verstellung während der alpidischen Phase im Alttertiär möglich, die Schichten stehen hier mehr oder weniger senkrecht und ermöglichen einen Spaziergang durch über 300 Millionen Jahre Erdgeschichte in wenigen Stunden. Kapp Linné selbst befindet sich im Bereich metamorpher Grundgebirgsgesteine (Phyllite, Quarzite). Ein Stückchen weiter östlich, zwischen Kapp Linné und dem Ausgang des Flusses (Linnéelva), hat man die Grenze Grund-/Deckgebirge überschritten, sobald man vor dem als Härtlingszug herausragenden Rücken mit karbonischen, groben Konglomeraten steht (die Verlängerung des Bergrückens westlich des Linné-Sees). Auffällig ist der N-S verlaufende Gebirgszug östlich des Linné-Sees, der aus steilstehenden, sehr harten permischen Karbonaten besteht. Diese bilden das ‚Kapp Starostin‘, eine in den Isfjord hineinlaufende Landspitze, welche diesen Ablagerungen den Namen gegeben hat (»Kapp Starostin Formation«). Die Karbonate sind sehr fossilreich (Brachiopoden, Schwämme etc.). Aufgrund von Lösung der Karbonatgesteine gibt es direkt westlich des Kapp Starostin, zwischen dem Bergrücken und dem Ausfluss des Linné-Sees, Lösungshohlformen (»Dolinen«). Östlich des Kapp Starostin beginnt das Mesozoikum, das weitgehend aus Ton- und Siltstein besteht. Es ist ebenfalls immer wieder fossilführend (Ammoniten, Muscheln etc.), allerdings lithologisch nicht so abwechslungsreich. An der Ecke zum Grønfjord stehen mit der Unterkreide die jüngsten mesozoischen Schichten an (die Oberkreide fehlt in Svalbard, wie auch das älteste Alttertiär). Auffällig ist der »Festningen-Sandstein«, eine sehr harte Schicht aus quarzitischem Sandstein, die senkrecht steht und als Schichtrippe in der Landschaft steht. Sie bildet eine mauerartige Fortsetzung vor der Küste: ein kleines Inselchen, das sehr schmal, aber langgezogen ist und aufgrund seiner Erscheinung ‚Festningen‘ heißt, »die Festung«. Bei Festningen wurden in den 60er Jahren Spuren von Dinosauriern gefunden (Iguanodons), ein Gipsabdruck befindet sich im Museum von Longyearbyen. Die Felswand ist allerdings mittlerweile von der Erosion zerstört, neue Fußspuren sollen gelegentlich vorübergehend sichtbar sein, ich habe vor Ort allerdings noch nie welche gesehen. Wenn Sie welche entdecken – lassen Sie es mich wissen! Auf Festningen steht ein kleiner Leuchtturm, hier und auf dem nahen Festland brüten im Sommer Gänse (Abstand halten!!! Wer hier geologische Streifzüge unternehmen will, sollte außerhalb der Brutsaison kommen, am besten im August/Anfang September). Ganz im Osten, auf der Westseite des Grønfjord, stehen mit alttertiären Sand- und Tonsteinen die jüngsten sedimentären Festgesteine der Schichtfolge Svalbards an.
Der Festningen-Sandstein an seiner Typuslokalität (also bei Festningen).
Insgesamt bietet die Gegend einen guten Querschnitt aus der Geologie von Svalbard (es fehlen im Wesentlichen nur magmatische Grundgebirgsgesteine sowie das Old Red. Das Karbon ist hier auschließlich klastisch-sedimentär, ohne die Gipse etc., die sich z.B. um den Billefjord finden). Wer sich hierfür interessiert und eine repräsentative Schichtenfolge begutachten will, die relativ gut zugänglich ist, der sollte sich das Festningen-Profil einmal näher ansehehen – wie gesagt, außerhalb der Brutsaison, da sonst interessante Stellen, an denen Vögel brüten, nicht begehbar sind. Dazu ist die Gegend auch landschaftlich reizvoll und historisch ähnlich abwechslungsreich wie in der Geologie.
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Landschaft: Manch einer mag die Landschaft im Vergleich zu anderen Gegenden relativ unspektakulär finden, da es nahe der Küste zwischen Kapp Linné und dem Grønfjord keine Gletscher gibt. Sie hat aber eine Menge zu bieten, dies ist eine der Ecken von Svalbard, die mir persönlich am besten gefallen – keine Ahnung, wie oft ich die Küste zwischen Kapp Linné und Festningen schon auf- und abgelatscht bin, und ich freue mich schon wieder aufs nächste Mal. Die küstennahen Bereiche sind weitgehend flach, stellenweise gibt es schöne Frostmusterböden. Beiderseits des Linné-Sees gibt es schöne, etwa N-S verlaufende Gebirgszüge. Besonders die Tundra östlich des Linné-Flusses, zwischen dem Fluss und Kapp Starostin bzw. dem südlich davon verlaufenden Gebirgsrücken, ist reizvoll, hier gibt es Dolinen (Karstlöcher, entstanden durch unterirdische Höhlenbildung durch Lösung karbonatischer Gesteine und anschließenden Einsturz der Höhlen) und Strandwälle sowie eine schöne Aussicht über den Linné-See. Eine Runde um den Linné-See ist eine anstrengende und steinige, mitunter auch matschige Angelegenheit, aber stellenweise gibt es schöne Steinstreifen (vom Bodenfließen in die Länge gezogene Frostmusterböden). Ein landschaftlicher Höhepunkt ist Festningen (siehe oben, Abschnitt Geologie), eine mauerartige Felswand an der Ecke zum Grønfjord. Annäherung bitte nur außerhalb der Brutsaison, da hier leicht störbare Gänse brüten. Zwischen Kapp Starostin und Festningen wird die Tundra eher sumpfig und von unangenehmen Einschnitten durchzogen, westlich vom Kapp Starostin ist der Untergrund insgesamt sehr schön trocken und einfach begehbar. Der Linné-Fluss ist meist auf halber Strecke zwischen See und Küste einfach querbar.
Flora und Fauna: Diesbezüglich gibt es im Isfjord interessantere Stellen. Die Tundra ist überwiegend recht karg. Es gibt Rentiere und Füchse. Früher haben hunderte von Eiderenten dicht bei der Station Isfjord Radio bei Kapp Linné gebrütet, mit Nestern direkt bei den Hauseingängen. Seit die Station nicht mehr besetzt ist, haben Füchse, die sich früher nicht hergetraut haben, die Nester weitgehend geplündert und die Eiderpopulation entsprechend dezimiert. An der Küste brüten stellenweise Gänse.
Geschichte: Am Küstenstreifen zwischen Kapp Linné gibt es historisch viel aus den verschiedenen Phasen der Nutzung Svalbards zu sehen, wenn die Überreste oft auch eher unscheinbar sind – erwarten Sie keinen Kölner Dom. Die Walfänger haben im Bereich des Grønfjord mehrere Stationen gehabt, so auch bei Festningen. Pomoren haben die Gegend ebenfalls als Jagdrevier genutzt. Bei der Mündung des Linné-Flusses hat eine große Station gestanden, von der einige Überreste gut sichtbar sind (es handelt sich um Fundamentreste; die vollständig stehenden Hütten sind jüngeren Datums). Hier hat auch der legendäre Ivan Starostin gelebt, er soll 32 Jahre hier verbracht haben und kaum aufs Festland zurückgekehrt sein. Er soll in der Nähe begraben sein, ein Steinhaufen auf dem Rücken beim Kapp Starostin (in der Nähe der Richtfunkantennen) ist vielleicht sein Grab, er starb 1826. Zeugnisse aus der »Goldrausch«-Zeit in Spitzbergen, während der verschiedene Bodenschätze untersucht und Claims abgesteckt wurden, gibt es beim Kapp Mineral östlich von Kapp Linné: ein Schachteingang ist hier noch sichtbar. Bei Kapp Linné selbst steht schließlich seit 1933 die Radiostation Isfjord Radio. Diese hat über lange Zeit hinweg die Kommunikation zwischen den norwegischen Siedlungen Spitzbergens und dem Festland besorgt, später über Richtfunk-Antennen, die zwischen Kapp Linné und den jeweiligen Siedlungen im Gelände stehen. Seit 1999 wird diese Station automatisiert betrieben, ihr Betrieb ist seit Verlegung eines Glasfaserkabels nicht mehr notwendig. Die Gebäude wurden während der Saison (Motorschlittensaison Februar-Anfang Mai, Bootsaison Ende Juni-Ende August/Anfang September) eine Zeit lang als Hotel genutzt, wobei Gustav Halsvik, der für mich aus Spitzbergen nicht wegzudenken ist, der gute Geist der Häuslichkeiten war (ich habe dort 1999 eine Saison gearbeitet). Das Hotel wird nach wie vor bei Bedarf betrieben. Die Häuser sind nun als Kulturdenkmal geschützt, bezüglich der weiteren Nutzung darf man gespannt sein.
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