Das nordpolare Meereis hat seine größte Ausdehnung im Winter. Im Frühjahr bilden sich unter dem Eis, in einem schummrigen Licht Algenteppiche. Dann steigen kleine Krebstierchen aus den Tiefen des Polarmeeres hinauf zum Eis, um diese Algen abzuweiden. Wenn die Krebschen dick und fett sind, werden sie von größeren Meereslebewesen gefressen, die wiederum gefressen werden, bis die Nahrungskette schließlich beim Eisbären angelangt ist. – Das kennen die meisten von uns noch aus der Schule oder wir haben es spätestens in einem der vielen Filmreportagen über die Arktis gesehen.
Meeresforscher der Universität auf Spitzbergen (UNIS) haben nun herausgefunden, daß diese winzigen Krebstiere (im speziellen Fall Calanus glacialis) ideal an den Meereiszyklus des Frühjahrs angepaßt sind. Die erwachsenen Weibchen fressen sich im Dämmerlicht unter der geschlossenen Eisdecke satt, bis sie in der Lage sind sich zu reproduzieren. Ihre Nachkommen sind dann zu einer zweiten Algenblüte, die beim Aufbrechen des Meereises zwei Monate später stattfindet groß genug, um von dieser zu profitieren. Diese vielen kleinen, fetten Krebschen sind dann das ideale Kraftfutter für Polardorsch und Lummenvögel, Robben und Wale.
Wird nun das Meereis auf Grund der Klimaerwärmung dünner, dann bräche es eher auf und die zweite Algenblüte würde vorverlegt. Die jungen Krebstierchen wären noch nicht alt genug, um vom Tischlein-Deck-Dich zu fressen und werden nicht fett. Folglich werden Dorsch, Robbe & Co. auch nicht satt und noch bevor das Meereis komplett verschwunden ist, sind seine Bewohner verschwunden…
Die Verfärbungen am Eis stammen von Algen. In der Mitte ein gestrandeter Vertreter der algenfressenden Krebstierchen.