Die wissenschaftliche Feldarbeit mit Eisbären ist oft alles andere als tierschonend. Bilder und Videos von Eisbären, die von Hubschraubern über längere Strecken „gejagt“ werden, haben schön öfter die Gemüter erregt. Als persönliche Beobachtung kann ich anfügen, dass wir in Spitzbergen auf Schiffsreisen nur noch ausnahmsweise Eisbären erleben, die nicht bereits in irgendeiner Form (Halsband mit Sender, Knopf im Ohr, Nummer auf dem Hintern) markiert sind. Nahkontakt mit Wissenschaftlern, was sicherlich für Eisbären ein äußerst stressiges, wenn nicht traumatisches Erlebnis ist, ist somit in Spitzbergen für Eisbären die Regel und nicht die Ausnahme.
Nun hat ein Eisbär die Behandlung im Dienst der Wissenschaft nicht überlebt. Ein 2 oder 3 Jahre alter Eisbär, physisch gut in Form, wurde 2 Tage nach Betäubung und Markierung auf der Edgeøya tot aufgefunden. Möglicherweise hat das Tier sich so bewegt, dass die Atemwege nicht mehr frei waren, und ist erstickt. Betäubte Bären werden in Seitenlage zurückgelassen, was ein Ersticken verhindern soll, aber das sichere Aufwachen aus der Betäubung wird nicht überwacht. Daher kann die Gefahr des Erstickens nach Veränderung der Lage bei nachlassender, aber noch wirkender Betäubung genausowenig ausgeschlossen werden wie Kannibalismus durch andere Eisbären.