Die Umweltprobleme, die für Polargebiete tatsächlich existenzbedrohend sind, lassen sich recht gut eingrenzen: neben dem Klimawandel und langlebigen Umweltgiften sowie regional der Öl- und Gasindustrie sind es die gewaltigen Mengen Plastik, die in den Weltmeeren driften und selbst die entlegenen Regionen erreichen. In Spitzbergen sehen wir nahezu täglich Plastikmüll an den Stränden liegen oder im Meer treiben. Vieles davon stammt aus der Fischerei: Riesige Netze, Plastikseile, bunte Netzbälle, Fender, um nur einige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus ist es aber auch der alltägliche Zivilisationsmüll, von Feuerzeugen über Zahnbürsten, endlose Mengen von Plastiktüten, die man bei jedem Einkauf fast aufgedrängt bekommt (vermutlich da es sich um Werbeträger handelt), Flaschendeckel … die Liste ist endlos. Für ein paar konkrete Eindrücke lohnt sich beispielsweise ein Blick in die Fotogalerie von Chris Jordan (hier klicken), der auf den abgelegenen Midway Islands im Pazifik Albatros-Küken fotografiert hat, die an Plastikmüll gestorben sind.
Auf praktisch jeder Spitzbergen-Reise sammeln wir kubikmeterweise Plastikmüll von den Stränden, was über die letzten 10 Jahre zu deutlich sichtbaren Verbesserungen geführt hat (übrigens ist der Tourismus der einzige Akteur, der die Kapazitäten hat, dies in diesem Umfang in so abgelegenen Gebieten tun zu können. Ein guter Grund, die Bewegungsfreiheit der kleineren Touristenschiffe nicht weiter einzuschränken), angesichts der Größenordnung des globalen Plastikmülls aber natürlich keine echte Lösung sein kann.
Ein paar Eindrücke von den Plastikmüllmengen, die sich an den Stränden in Spitzbergens finden, und von den Müllsammelaktionen, die wir regelmäßig dort machen. Die Fotos stammen von weiten Teilen der Inselgruppe, von der Bäreninsel im Süden bis zum Nordaustland im Norden.
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Um wirksam gegen den Müll vorzugehen, dem ständig Fische, Seevögel, marine Säuger von Robben bis zu Walen, Schildkröten usw. in dramatischer Zahl und somit letztlich ganze marine Ökosysteme zum Opfer fallen und der (vielleicht noch schlimmer) in zerkleinerter Form die Nahrungskette eingeht, wäre es nötig:
Viel weniger Plastik im Alltag nur kurz zu Verwenden und anschließend wegzuwerfen. Hier sind wir alle gefragt, gut 7 Milliarden Menschen. Wie wäre es mit einer Baumwolltasche beim nächsten Einkauf, nur so als Anfang?
Plastik durch abbaubare Materialien zu ersetzen. Hier sind neben Verbrauchern vor allem Industrie, Forschung und Politik gefragt.
Die in den Ozeanen bereits vorhandenen Riesenmengen Plastik möglichst wieder zu entfernen. Hier wird es gerade spannend: Nach mehreren Jahren Arbeit hat das Projekt The Ocean Cleanup ein Konzept vorgestellt, das es ermöglichen soll, über einige Jahre Plastikmüll in global relevanten Mengen aus den Ozeanen zu entfernen. Kern der Idee ist, Strömungen zu nutzen, damit Plastikmüll sich in Barrieren verfängt, konzentriert wird und dann mit vergleichsweise wenig Aufwand abgeschöpft werden kann. Das Wasser strömt unter den recht flachen Barrieren durch, wodurch auch Beifang von Tieren verhindert werden soll. Anfang Juni wurde ein umfangreicher Bericht veröffentlicht, der die Machbarkeit dokumentiert. Die Kosten werden mit 4,50 Euro pro kg Plastik angegeben, was um den Faktor 33 geringer sein soll als andere Methoden. Über einen Zeitraum von 10 Jahren sollen sich so etwa die gigantischen Müllmengen im riesigen Müllstrudel im Pazifik halbieren lassen, zu Kosten, die im Vergleich zu den Schäden geringfügig sind.
Der Eindruck scheint berechtigt zu sein, dass das The Ocean Cleanup Projekt in der Lage wäre, einen wichtigen Beitrag zur Lösung des ozeanischen Müllproblems zu leisten. Um das Projekt auf die nächste Stufe zu heben, wird aktuell ein Crowdfunding durchgeführt. Derzeit (18.6.) wurde schon über eine halbe Million Dollar gespendet, angestrebt sind 2 Millionen. Spitzbergen.de hat sich bereits beteiligt und ruft dazu auf, The Ocean Cleanup zu unterstützen. Wer den Müll an Spitzbergens Stränden oder sonstwo oder Chris Jordans Fotos aus dem Pazifik gesehen hat, wird das Projekt vermutlich gerne unterstützen. Hier klicken, um The Ocean Cleanup zu unterstützen.
Und beim nächsten Einkauf an eine Baumwolltüte denken … 🙂
Mannschaft und Gäste der SV Antigua bei einer Müll-Sammelaktion in Mushamna im Woodfjord, im Norden von Spitzbergen. Solche Aktionen finden praktisch auf jeder Spitzbergen Reise statt, auch andere Schiffe beteiligen sich.
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.