Und wo ich bei der Antigua bin: die ist jetzt in der Werft. In zwei Hälften zerlegt. Daran Schuld ist kein Eisberg und keine Untiefe, sondern der Plan, das Schiff ein paar Meter länger zu machen. Die Hälfte der Kabinen wird ab 2016 etwas größer sein. Aber es wird nicht mehr Kabinen und nicht mehr Kojen geben, also auch nicht mehr Menschen an Bord, und das ist uns wichtig. Ein längerer Rumpf soll sich unter Segeln sogar besser machen. Wir sind gespannt!
Unterdessen hat sich über Spitzbergen die Polarnacht gesenkt. Was ein friedlicher arktischer Winter werden sollte, wurde kurz vor Weihnachten zu einer Katastrophe, als eine Schneelawine auf ein Wohngebiet niederging und elf Häuser zerstörte. Zwei Menschen kamen ums Leben. So endet das Jahr 2015, das so vielen Menschen in so vielen Ländern Krieg und Terror und den Verlust ihrer Heimat brachte, auch auf Spitzbergen traurig. Hoffen wir, dass 2016 ebenso viele schöne Erlebnisse bringen wird und weniger traurige Ereignisse.
Während dieser Zeit der kurzen Tage werden die Touren der Vergangenheit aufgearbeitet, mit Reisetagebüchern, Videos und Fotogalerien, die ich allen für einen gedanklichen Ausflug in die hohen Breiten empfehle. Neue Reisen werden vorbereitet, mit der Antigua, mit der Arctica II, mit der Ópal (2017), mit der Aurora. Nach Spitzbergen, Grönland und Jan Mayen. Auch verstärkt zu Fuß, Anfang September. Dafür wird jetzt gedacht und geplant. Über 160 Einträge haben die Spitzbergen.de-Nachrichten und der Reiseblog 2015 bekommen, beide sind ab sofort übrigens zusammengelegt, so wie es eigentlich auch von vornherein geplant war. Auch an Büchern wird gearbeitet. Mehrere sind in Arbeit, teilweise schon recht fortgeschritten. Die jahrelange Neuerscheinungspause wird also einmal zu Ende gehen, das kann ich versprechen, wenn ich mich auch nicht auf Termine festlege. Ich plane keine Flughäfen, sondern schreibe Bücher. Dafür bezahlt mich auch niemand. Somit muss ich niemandem erst versprechen, bis wann das ein Buch fertig wird, nur um dann zuerklären, warum es doch länger dauert. Sehr praktisch.
Allen LeserInnen wünsche ich alles Gute fürs neue Jahr! Viele schöne Reisen in hohe Breiten und sonstwo, Glück und Gesundheit sowieso! Vielleicht kreuzen sich unsere Wege, unter den Polen oder irgendwo dazwischen. Unter Mitternachtssonne oder Polarlicht.
Vorsicht, das hier ist kein leichter Stoff! Wahrscheinlich muss ich offiziell warnen: Hier geht es um brutale Vorgänge, die verstörend wirken können.
Auf der Wrangel-Insel in der östlichen russischen Arktis ist es zu einem extremen Fall von Tierquälerei an einer Eisbärin gekommen. Arbeiter auf einer Baustelle hatten die Eisbärin, die in Begleitung von Nachwuchs war und die Baustelle regelmäßig besucht hatte, bereits über längere Zeit gefüttert. Offenbar aus Langeweile gab einer der Arbeiter, soweit bekannt ein Koch, bereits im November einen starken Knallkörper zum Futter. Dieser explodierte im Maul der Eisbärin und verletzte sie schwer. Es handelte sich angeblich um eine „Knallgranate“ mit 80 Gramm Schwarzpulver.
Laut Aussage des Täters soll es sich um Notwehr gehandelt haben. Er habe den Knallkörper geworfen, um die Eisbärin abzulenken, da eine andere Person über das Gelände ging. Lokale Medien bezeichnen dies aber als unglaubwürdig: Die Eisbärin sei an die Arbeiter gewöhnt gewesen und nie aggressiv aufgetreten, Personen hätten sich schon mehrfach zusammen mit dem Tier fotografiert.
Auf youtube gibt es ein Video, das zeigt, wie sich die Eisbärin mit starken Schmerzen quält und zudem blutet. Über den Zustand der Eisbärin seitdem gibt es widersprüchliche Aussagen: Einerseits wurde behauptet, dass sie am Leben sei, anderen Aussagen zufolge wurde sie seitdem nicht mehr gesehen.
Zunächst schien der Täter mit einer kleinen Geldstrafe davonzukommen. Mittlerweile haben sich aber Politik und Justiz eingeschaltet: Der Gouverneur von Tschukotka und der russische Umweltminister Sergej Donskoj forderten ein Verfahren, der Generalstaatsanwalt ermittelt. Die Tötung geschützter Tiere kann mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden; andernorts ist von bis zu drei Jahren Haft die Rede.
Auf thepetitionsite.com gibt es eine online-Petition, mit der die russischen Strafverfolgungsbehörden dazu gebracht werden sollen, konsequent gegen den oder die Täter vorzugehen. Hier ist der Link zur Petition.
Die Seite mit der online-Petition enthält kein brutales Bildmaterial. Das besagte youtube-Video kann dem Betrachter allerdings wirklich den Schlaf rauben. Hier ist der Link zum Video, das, wie gesagt, allerdings wirklich grausam ist und verstörend wirken kann.
Der Täter war (ist?) angestellt bei der Firma Русальянс (Russallians), die im Auftrag des Verteidigungsministeriums auf der Wrangel-Insel tätig ist. Offiziell unterstützt diese Firma eine Stiftung, die sich für den Naturschutz in der Arktis und ein „harmonisches Verhältnis zwischen Mensch und Tier“ einsetzen soll.