Von dem traurigen Ereignis am Austfjordneset, wo im Juni eine Eisbärin und ihr Junges erschossen worden sind, wurde auf dieser Seite bereits berichtet. Ein Trapper wollte die Eisbärin mit einem Gummigeschoss aus einer Schrotflinte aus der Nähe der Hütte vertreiben, griff aber versehentlich zu einer Patrone mit scharfem Schrot und traf das Tier tödlich. Die hinzugerufene Polizei erschoss noch am gleichen Tag das erstjährige Jungtier, da es alleine in der freien Wildbahn keine Überlebenschance hatte.
Nun wurde in Longyearbyen beschlossen, dass nicht wie üblich beim Sysselmannen über das weitere juristische Vorgehen entschieden werden soll. Stattdessen geht der Fall nun an die Staatsanwaltschaft in Tromsø. Begründet wird diese Entscheidung einerseits mit dem großen öffentlichen Interesse an dem Fall und darüber hinaus damit, dass der Sysselmannen Eigner der Hütte ist, in der die beiden Trapper wohnen. Man will wohl dem Vorwurf der Befangenheit zuvorkommen.
Die Hütte am Austfjordneset war als private Trapperhütte gebaut worden, befindet sich aber seit etlichen Jahren im staatlichen Besitz. Von allen staatlichen Hütten ist dies die einzige, die derzeit an Trapper vergeben wird, die sich um die Überwinterung bewerben können. Dies soll der Traditionspflege dienen. Von den Bewerbern wird verlangt, dass sie aktiv der Jagd nachgehen, wobei Eisbären natürlich streng geschützt sind. Stattdessen wird Jagd auf Rentiere, Eisfüchse, Schneehühner und Robben betrieben.
Eisbären-Kleinfamilie am Nordenskiöldbreen (Archivbild vom September 2012).
Am Austfjordneset im Austfjord (innerer Wijdefjord) ist ein kleine Eisbärenfamilie getötet worden. Der Vorfall ereignete sich bereits am 13. Juni (während der laufenden Saison werden Nachrichten mitunter erst verspätet gebracht, der Schwerpunkt liegt derzeit auf dem Reiseblog) bei der Trapperstation am Austfjordneset, wo sich derzeit zwei Personen zur Überwinterung aufhalten.
Die Eisbärin war bereits mehrfach in die Nähe der Station gekommen, in deren Nähe Eiderenten brüten. Es kommt häufig vor, dass Nester von Tundrabrütern wie Eiderenten von Eisbären geplündert werden. Ungewöhnlich hingegen ist, dass eine Eisbärin mit Nachwuchs die Scheu gegenüber Menschen ablegt und sogar in nächste Nähe einer bewohnten Hütte kommt.
Einer der beiden Bewohner hielt sich in der Hütte auf, während der andere vom Dach aus die Bärin mit Warnschüssen vertreiben wollte. Dabei kam es zu einer fatalen Verwechslung: In der Absicht, die Bärin mit einem gezielten Schuss mit einem Gummigeschoss zu vertreiben, lud der Schütze auf dem Dach eine Flinte mit einem vermeintlichen Gummigeschoss, griff dabei aber versehentlich zu einer Schrotpatrone. Aus einer Entfernung von 8,5 Metern wirkte der Schuss tödlich.
Auf Anraten von Fachbiologen des norwegischen Polarinstitutes erschoss die hinzugerufene Polizei noch am gleichen Tag den kleinen Eisbären der toten Mutter, der zu dieser Zeit ein gutes halbes Jahr alt gewesen sein muss. Alleine hatte der kleine Eisbär in diesem Alter noch keine Überlebenschance.
Wie alle Eisbärenabschüsse, wird der Vorfall nun beim Sysselmannen untersucht, um festzustellen, ob eine strafbare Handlung vorliegt. Eisbären sind geschützt, nur in Fällen von Notwehr bleibt der Abschuss straffrei.
Nach dem Verhör in Longyearbyen sind die beiden Trapper, zwei Norweger im Alter von 28 und 29 Jahren, die zuvor in Longyearbyen bei UNIS studiert und als Guides gearbeitet hatten, wieder zum Austfjordneset zurückgekehrt.
Die Akte zum Fall vom April, wo eine Gruppe finnischer Skiwanderer einen Eisbären am Verlegenhuken anschoss, der später von der Polizei getötet wurde, ist mittlerweile vom Sysselmannen geschlossen worden. Hier lag nach Ansicht der Juristen kein strafbares Verhalten vor.
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Glückliche Eisbären-Kleinfamilie im Kongsfjord. Die Mutter nagt an einem toten Walross, ihr Nachwuchs spielt mit einem Stück Treibholz. Meistens halten Eisbärinnen mit Nachwuchs sich von Menschen fern. Ausnahmen bestätigen aber leider diese Regel.