Temperaturen in Longyearbyen seit 100 Monaten über dem langfristigen Mittel
Obwohl es im Februar und März 2019 viel kräftigen Frost mit Temperaturen um -20 Grad und mitunter darunter gab, hat es nicht gereicht, um die monatliche Mitteltemperatur zu erreichen oder gar zu unterschreiten. Auch im März lag das monatliche Temperaturmittel in Longyearbyen wieder oberhalb des langfristigen Mittelwerts. Das ist damit nun seit genau 100 Monaten so – seit über 8 Jahren, ohne Unterbrechnung am Stück, wie Klimaforscher Kjetil Isaksen in der Svalbardposten mitteilt.
Referenzzeitraum: 1960-1990
Als Referenzzeitraum für den „Normalwert“ wird die Periode 1960-1990 herangezogen. Die Mitteltemperaturen dieser Zeit werden so schnell wohl nicht wieder erreicht: Auf Spitzbergen erwärmt das Klima sich drei mal so schnell wie auf dem norwegischen Festland und sechs mal so schnell wie im globalen Mittel. Das liegt laut Isaksen zu einem großen Teil an Rückkopplungseffekten, die mit dem Meer verknüpft sind: die gestiegenen Wassertemperaturen führen zu einer kürzeren und kleinerflächigen Eisbedeckung des Wassers, was zu einer höheren Wärmeabgabe vom Meer an die Luft führt sowie zu weniger Reflektion des Sonnenlichts, das stattdessen in Wärme umgesetzt wird.
Lawinensicherung als Anpassungen an den Klimawandel in Longyearben
Mit einer baldigen Umkehr dieses Trends rechnet niemand, der auch nur halbwegs vom Fach ist. In Longyearbyen stellt man sich derzeit auf die neue klimatische Realität ein:
Lawinensicherungen am Sukkertoppen bei Longyearbyen.
Nachdem die tragische Lawine vom 19. Dezember 2015 zwei Menschenleben gekostet hat, leben hunderte Bewohner jeden Winter mit teilweise monatelangen Zwangsevakuierungen, wenn Witterung und Schnee eine Gefährdung möglich machen. Große Summen wurden und werden weiter für technische Lawinensicherungen ausgegeben, und derzeit laufen Planungen zum Abriss von Häusern mit 142 Wohnungen in lawinengefährdeten Gebieten. Wohnungsnot und ein überhitzter Wohnungsmarkt gehören zu den Problemen, mit denen viele in Longyearbyen derzeit zu kämpfen haben.
Barentsburg
Auch in Barentsburg wurde kürzlich erstmals eine Karte zur Lawinengefährdung erstellt. Einzelne Gebäude liegen ebenfalls in gefährdeten Gebiete, was bedeutet, das gefährliche Lawinen häufiger als einmal in 100 Jahren eintreten – soweit die Theorie. In der Praxis geht man in Barentsburg davon aus, dass die Situation mit Sicherungsmaßnahmen in den Griff zu bekommen ist; Verlegung oder Abriss von Gebäuden ist dort wohl nicht nötig.