Es ist genau das Scenario, vor dem man sich fürchtet: Das Auflaufen eines Schiffes mit Beschädigung eines Treibstofftanks.
Was genau gestern Vormittag im Fuglefjord im Nordwesten Spitzbergens passierte und was für Folgen es haben wird, ist derzeit noch nicht (öffentlich) bekannt. Klar ist, dass das kleine schwedische Expeditionskreuzfahrtschiff MS Virgo gestern (Dienstag, 14.6.) gegen 10 Uhr Vormittags im Fuglefjord Grundberührung hatte. Wahrscheinlich geschah die Grundberührung bei der Anfahrt von Norden während der Passage einer Gruppe kleiner Felsen und Inselchen, die als Fugleholmane bekannt sind. Diese Passage ist kleinen Schiffen normalerweise bei vorsichtiger Navigation problemlos möglich, die Gewässer sind sind Jahren gut kartiert und es gibt mehrere Routen, die zwar schmal sind, aber oft befahren werden. Der Fuglefjord selbst ist durchgehend tief (von einer 7,5 Meter Untiefe im Eingangsbereich abgesehen, die einem kleinen Schiff wie der Virgo mit einem deutlich geringeren Tiefgang aber nicht gefährlich werden kann). Nur der innerste Teil des Fjords in Gletschernähe ist unkartiert.
Enge Passage zwischen Felsen und Untiefen im Bereich der Fugleholmane bei der Einfahrt in den Fuglefjord von Norden.
Was gestern schief ging und wie es zur Grundberührung kam, ist noch nicht bekannt.
Der Sysselmester hat aber bekannt gegeben, dass nicht nur der Rumpf, sondern auch ein Treibstofftank beschädigt wurden, so dass die Gefahr des Treibstoffaustritts besteht. Die MS Polarsyssel, das mit Ausrüstung zur Verhinderung von Ölausbreitung ausgerüstete Dienstschiff des Sysselmesters, war in wenigen Stunden zur Stelle. Arbeiten zum Abdichten des Lecks und zur Verhinderung der Ausbreitung von Treibstoff wurden sofort begonnen.
Verletzt wurde niemand. Es waren 13 Passagiere und eine siebenköpfige Mannschaft an Bord.
Wie alle Schiffe in den meisten Teilen Spitzbergens fährt die Virgo mit marinem Diesel. Schweröl darf sich in den Nationalparks und Naturreservaten, die einen Großteil der Inselgruppe umfassen, seit Jahren nicht mehr an Bord befinden. Schwere, lang andauernde Ölpesten werden durch Roh- oder Schweröl verursacht, das aber hier glücklicherweise nicht vorhanden ist; diese Gefahr besteht also immerhin nicht. Eine leichtere, weniger lang andauernde Verschmutzung durch Diesel ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand aber nicht auszuschließen. Da sich in der Umgebung große Vogelkolonien befinden wie die Krabbentaucherkolonien auf den vorgelagerten Inseln Fuglesongen und Nachbarinseln, könnte eine Verschmutzung mit Treibstoff potenziell ökologisch verheerende Folgen haben.
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