Bereits zum Herbst 2023 will man Longyearbyen auf eine kohlefreie Energieversorgung umstellen, wie die Verwaltung am Mittwoch noch einmal bestätigte. Die Umstellung war bereits früher von Longyearbyen Lokalstyre (kurz LL, Stadtrat) beschlossen worden. Nun hat der Verwaltungssausschuss sich damit noch einmal beschäftigt.
Wer nun eine Energieversorung ohne fossile Energieträger erwartet, wird sich allerdings getäuscht sehen: Zunächst soll ein Dieselkraftwerk die Strom- und Wärmeversorgung in Longyearbyen übernehmen. Dazu wird das derzeitige Reservekraftwerk entsprechend ausgebaut. Längerfristig ist eine möglichst klimaneutrale Lösung angestrebt: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 70-80 % gesenkt werden. Dazu soll ein Technologiemix beitragen, in dem Photovoltaik, Wind und Stromspeicherung in großen Batterieanlagen sicher eine Rolle spielen werden.
Das Kraftwerk in Longyearbyen: Die Diskussion um eine neue Lösung ist gefühlt beinahe so alt wie das Kraftwerk selbst.
Für den bald angestrebten Übergang spielen aber laut Svalbardposten andere Aspekte die Hauptrolle: Einmal die Versorgungssicherheit, die das längst in die Jahre gekommene Kohlekraftwerk längst nicht mehr gewährleisten kann. Stromausfälle sind in Longyearbyen ein vergleichsweise häufiges Phänomen, zuletzt am späten Mittwoch Nachmittag für insgesamt etwa 1,5 Stunden. Zudem würde der weitere Betrieb des Kraftwerks erheblichen technischen und finanziellen Aufwand voraussetzen, und die Arbeitsbedingungen für das Personal sind nicht mehr zeitgemäß.
Aufgrund der Entwicklung der Energiepreise wird durch die Umstellung zunächst ein Preisanstieg von etwa 14 % für die Verbraucher in Longyearbyen erwartet. Wie man sich vorstellen kann, sorgte der erneute Beschluss am Mittwoch in den lokalen Gruppen auf sozialen Medien für heftige Diskussionen. In Longyearbyen sind viele auf die Bergbautradition stolz, und viele wollen sich nicht damit abfinden, dass von weither gebrachter, zu Weltmarktpreisen eingekaufter Diesel sinnvoller sein soll als vor Ort abgebaute Kohle.