Die internationale Politik rund um Spitzbergen ist weiterhin vom schwierigen Verhältnis zu Russland geprägt. Derzeit sorgt ein russischer Antrag für Diskussionen in Oslo. Das russische Institut für meeresbiologische Forschung in Murmansk will eine Genehmigung für eine vorgebliche Forschungsfahrt vom 15.12.2022 bis zum 10.01.2023 mit dem Schiff Dalnie Zelentsy, die in weiten Teilen innerhalb der Zwölfmeilenzone um Spitzbergen stattfinden soll.
Russische Schiffe wurden früher oft von westlichen Firmen und Forschungseinrichtungen gechartert. Hier ist die Professor Molchanov im Adventfjord – 2013, Jahre nachdem sie die touristische Fahrt für westliche Firmen hinter sich gelassen hatte (Symbolbild).
Experten haben gegenüber der norwegischen Nachrichtenseite NRK geäußert, dass man nicht naiv sein dürfe und annehmen müsse, dass es nicht nur um politisch harmlose Forschung geht. Offiell sollen von der Dalnie Zelentsy aus Wasser- und Bodenproben gesammelt werden, und man geht davon aus, dass Forschung dieser Art wohl auch betrieben werden soll – aber nicht nur. Norwegische Experten für Außen- und Sicherheitspolitik weisen darauf hin, dass das Institut in Murmansk intensiv mit der russischen Marine zusammenarbeitet, etwa innerhalb eines Programms, mit dem Wale und Robben für militärische Zwecke trainiert werden. Das Institut sein „kein unschuldiger Wissenschaftsakteur, sondern eine zivile Einrichtung mit einer schweren militärischen Schlagseite“, und man müsse damit rechnen, dass auch für eine Fahrt in Svalbards Gewässern ein Auftrag in dieser Richtung vorliege. Das könne sich in den Bereichen Sabotage und Spionage bewegen oder auch dem Transport von Material und Personal des Militärs, etwa nach Barentsburg, wo die Dalnie Zelentsy während ihrer winterlichen Fahrt auch anlegen soll. Das schließe zusätzlich einen harmlosen Forschungsauftrag nicht aus. Tatsächlich war das 1978 gebaute, 55 Meter lange Schiff bereits in wissenschaftlicher Mission in Spitzbergen, woran etwa 2019 auch UNIS beteiligt war.
Auch andere russische Forschungsschiffe sollen sich in jüngerer Zeit in der Nähe von beispielsweise norwegischen Öl- und Gasanlagen aufgehalten haben. Auch hier rechnen die Experten damit, dass es bei der „Forschung“ um Informationsbeschaffung auch im politischen Sinn ging. Darüber hinaus sollen durch die russischen Aktivitäten wohl die norwegischen Behörden strapaziert werden, darunter auch die Küstenwache, die solche Aktivitäten möglicherweise überwachen müsste.
Unterm Strich fordern die Experten von der Politik, den russischen Antrag so weit wie möglich abzulehnen, was zumindest innerhalb der Zwölfmeilenzone um Spitzbergen rechtlich möglich sein soll.
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.