Panorama der letzten norwegischen Kohlegrube Spitzbergens
Grube 7, elf Kilometer südöstlich von Longyearbyen im Adventdalen.
Die Grube 7 liegt in rund 400 Metern Höhe im Berg Breinosa, elf Kilometer südöstlich von Longyearbyen auf der Südseite des Adventdalen. Sie ist über eine Straße mit Longyearbyen verbunden und die letzte norwegische Kohlegrube in Spitzbergen, die noch in Betrieb ist – jedenfalls Stand Frühjahr 2025. Im Juli soll die Grube 7 geschlossen werden. Damit wird der norwegische Kohlebergbau auf Spitzbergen nach über 100 Jahren ab dem Sommer 2025 Geschichte sein.
Die Grube 7 ist die letzte Kohlegrube, die im Gebiet um Longyearbyen erschlossen wurde. Als einziges Bergwerk bei Longyearbyen war sie nie an die Kohleseilbahn („taubane“) angeschlossen, mit deren Hilfe die Kohle aller anderen Gruben zum Hafen transportiert wurde. Die Kohle aus der Grube 7 wurde von vornherein mit Lastern zum Hafen gebracht.
Nach ersten Untersuchungen in den 1960er Jahren wurde die Produktion in der Grube 1976 aufgenommen. Von 1978 bis 1981 wurde der Betrieb für Ausbesserungen unterbrochen, und 1988 gab es nach einem Brand einen mehrmonatigen Betriebsstopp.
In den letzten Betriebsjahren lag die jährliche Produktion in der Größenordnung von 100.000 Tonnen Kohle (zum Vergleich: eine Ruhrgebietszeche konnte beispielsweise eine Jahresproduktion von 6-7 Millionen Tonnen haben). Etwa zwei Drittel davon wurden nach Europa exportiert, wo sie von Industriekunden in der Chemie- und Metallindustrie gekauft wurde, etwa zur Herstellung hochwertiger Stahlsorten für die Autoindustrie. Mit der Abnahme von 20-30.000 Tonnen war das Kohlekraftwerk in Longyearbyen ein wichtiger Kunde. Im Herbst 2023 wurde die Energieproduktion in Longyearbyen jedoch von Kohle auf Diesel umgestellt. Daraufhin wurde beschlossen, den eigentlich bis 2031 geplanten Betrieb der Grube 7 schon 2025 zu beenden. Aber abseits politischer und wirtschaftlicher Erwägungen gehen die Vorkommen im Bereich der Grube 7 ohnehin zur Neige, und wenn Norwegen noch deutlich über 2025 hinaus Kohle abbauen wollte, müsste dafür ohnehin eine neue Grube erschlossen werden. Vor Jahren wurden dafür schon Vorkommen im Berg Bassen erkundet, der zum Massiv des Operafjellet auf der Nordseite des Adventdalen gehört. Politisch ist derzeit aber kaum vorstellbar, dass das passiert, zumal dafür eine Straße durch bislang unberührte Tundragebiete gebaut werden müsste.
Die Steinkohle aus der Grube 7 stammt aus dem Paläogen (früher Alttertiär), sie ist rund 60 Millionen Jahre alt.
Panorama 1: Tagesanlage
Das erste Panorama zeigt die Tagesanlagen (die an der Oberfläche befindlichen Anlagen) einschließlich der Verladeanlage mit Panoramablick aufs Adventdalen.
Die große Werkhalle der Tagesanlage. Im Alltag ist hier der Zugang zur Grube 7, der Stollen beginnt direkt hinter dem roten Rolltor. In dieser spannenden Umgebung fand während des Polarjazz-Festivals 2025 aber auch schon mal ein Konzert statt!
Der Hauptstollen bildet heute nur noch den Zugang zu den tiefer im Berg gelegenen, hinteren Teilen der Grube 7, in denen noch abgebaut wird. In diesem Bereich wurde in den frühen Jahren des Betriebs abgebaut, aber das ist schon lange vorbei.
Dieser Raum seitlich des Hauptstollens wird von den Bergleuten „Valhall“ genannt, hier wird Material gelagert. An der Decke – dem „Hangenden“, wie Bergleute und Geologen sagen – sind schöne Rippelmarken zu sehen, wie man sie von sandigen Ufern und dem Wattenmeer kennt. Sie entstehen, wenn fließendes Wasser sich über sandigen Untergrund bewegt.
Noch ein Eindruck vom Hauptstollen, auf der Höhe des Aufenthaltsraums für die Pause. Im Hauptstollen wird, wie man sieht, mit Geländewagen (Toyota Hilux, in Longyearbyen weit verbreitet) gefahren, der Stollen ist über zwei Meter hoch und damit kann man darin bequem gehen und stehen.
Hier ist der Hauptstollen zu Ende. Die Autos müssen hier geparkt werden, weiter geht es mit tiefergelegten Gefährten. Das sind aber keine schicken Flitzer mit Alufelgen, sondern Fahrzeuge, in denen man mehr liegt als sitzt. Der Grund ist, dass das Flöz (die Kohleschicht) von nun an dünner ist und daher ist der Stollen deutlich niedriger, so an die 1,5 Meter. Aufrecht stehen ist Menschen mit mindestens durchschnittlicher Größe damit nicht mehr möglich, was den Aufenthalt in diesem Bereich auf Dauer recht mühsam macht, selbst wenn man nicht schwer in der Kohle arbeitet. Man geht und arbeitet gebückt oder liegend und beim Fahren zieht man besser den Kopf ein und spätestens jetzt ist man froh, für alle Fälle einen Helm auf dem Kopf zu haben.
Es gab allerdings auch Kohlegruben auf Spitzbergen, in denen die Stollen noch niedriger waren, im Extremfall war es gerade mal gut ein halber Meter!
Panorama 8: Transportband
In diesem Stollen verläuft das Transportband für die Kohle. Hier ist die Deckenhöhe normal, man kann also stehen.
Hier sieht man, was die Grube 7 für Geologen spannend und für Bergleute schwierig macht, nämlich eine der vielen Verwerfungen. Das macht sich dadurch bemerkbar, dass es im Stollen merklich auf- und abwärts geht.
Eine Verwerfung ist ein Bruch im Gestein, entlang dessen die Gesteinsschichten gegeneinander versetzt sind. Für den Bergmann bedeutet das, dass die Kohleschicht plötzlich zu Ende ist und er vor taubem Gestein steht, also vor wertlosem Sandstein. Durch die Sprunghöhe der Verwerfung bedingt, liegt das Flöz hinter der Verwerfung höher oder tiefer, was dank der sorgfältigen Erkundung, die dem Abbau in modernen Bergwerken immer vorangeht, schon vorher bekannt ist. Dennoch sind damit Aufwand und Kosten verbunden und wenn die Sprunghöhe zu groß ist, kann der Bergbau an dieser Stelle zu Ende sein.
Im Hangenden (oben, die „Decke“) sieht man schön das Wurzelgeflecht von Bäumen, die einst in den Sumpfwäldern wuchsen, aus denen später die Kohle entstand.
Im Fall dieser Verwerfung beträgt die Versetzung gut 3,60 Meter, was für dieses Gebiet schon recht viel ist. Wenn man die Landschaft im Freien betrachtet, bekommt man zunächst den Eindruck, dass die geologischen Schichten gar nicht durch Tektonik (Bewegungen in der Erdkruste) beeinflusst sind, sondern ungestört nahezu horizontal liegen. Das ist aber bei näherem Hinschauen nicht der Fall, sie sind von kleineren Falten und Brüchen durchzogen. Das sieht man in der Grube 7 sehr deutlich, da die Fahrt im Stollen ständig wellenartig auf- und abwärts geht.
Die eigentlichen Brüche sind oft nur schwer oder gar nicht sichtbar, da die Wände im Stollen aus Brandschutzgründen mit Kalk bedeckt werden oder von stabilisierenden Holz- oder Blechwenden abgedeckt sind.
Panorama 10: der niedrige Stollen
Dieses Panorama existiert leider nicht, was schade ist, da es das einzige aus dem Bereich gewesen wäre, in dem die Stollenhöhe nur wenig mehr als einen Meter beträgt. Aber in der Nähe wurde gearbeitet und ich musste unterbrechen, bevor ich fertig war.
In diesem hintersten – östlichsten – Teil der Grube 7 ist man etwa fünf Kilometer vom Eingang in der Halle entfernt. Dafür ist man ganz in der Nähe des Foxdalen. Es gibt sogar einen Notausgang, der am Foxdalen ins Freie führt, allerdings in mehreren hundert Metern Höhe an einem steilen Hang.
Baumfossilien
Neben der Tektonik (Störungen und Falten) sind für Geologen natürlich die Fossilien interessant. Wie man sich denken kann, findet man in der unmittelbaren Umgebung eines Kohleflözes, das ja aus organischer Substanz von Pflanzen entstanden ist, jede Menge Fossilien von Pflanzen. Darunter sind Wurzeln, Äste und Stämme von Bäumen, die einst im Alttertiär die sumpfigen Kohlewälder bildeten.
Spuren des Pantodont
In den Kohlesümpfen liefen Tiere herum, die im Matsch ihre Fußabdrücke hinterließen. Unter idealen Bedingungen sind diese erhalten geblieben und man kann sie im Hangenden, also an der Stollendecke, von unten sehen. Früher wurden in der Grube 7 Spuren von Pantodonten gefunden. Pantodonten waren frühe Säugetiere, die man sich in etwa ähnlich wie Hunde vorstellen kann. Allerdings waren Pantodonten Pflanzenfresser. Tantsächlich waren Pantodonten eine große Gruppe von Tieren mit verschiedensten Arten, die weltweit zu finden waren.
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