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pfeil DER Spitzbergen-Reiseführer pfeil

Adventfjord-Longyearbyen

Ho = Hotell­ne­set (Flug­ha­fen, Cam­ping­platz), Afj = Advent­fjord, L = Lon­gye­ar­by­en, H = Hjorthamn/Moskushamn, A = Advent City

All­ge­mein: Am stärks­ten besie­del­ter Bereich von Sval­bard. Sitz der nor­we­gi­schen Admi­nis­tra­ti­on (Sys­sel­man­nen = Gou­ver­neur), Bevöl­ke­rung, Dienst­leis­tung, Wis­sen­schaft (Polar­in­sti­tut, Uni, diver­se wei­te­re Ein­rich­tun­gen), Hos­pi­tal, Flug­ha­fen, Hafen, diver­se tou­ris­ti­sche Infra­struk­tur wie meh­re­re Hotels, Restau­rants, Super­markt etc. Aber auch für natur­kund­lich Inter­es­sier­te hat die Gegend eini­ges zu bie­ten, was Land­schaft sowie Tier­welt angeht.

Lon­gye­ar­by­en.

Es bestehen eini­ge wich­ti­ge Vor­schrif­ten und Regeln, damit Tou­ris­mus in Sval­bard und in der Nähe von Lon­gye­ar­by­en umwelt­scho­nend und für alle Anwe­sen­den erträg­lich und unge­fähr­lich funk­tio­niert. Sie­he hier.

Geo­lo­gie: Unter­krei­de und Alt­ter­ti­är, jeweils flach­la­gern­de, weit­ge­hend tek­to­nisch unver­stell­te Sedi­men­te, von einer Schicht­lü­cke getrennt (die Ober­krei­de fehlt gene­rell in Sval­bard). Auf­grund eines sanf­ten Ein­fal­lens der Schich­ten nach Süden bil­det die Krei­de auf der Nord­sei­te des Advent­fjord auch die höhe­ren Hang­be­rei­che, auch hier steht in den Gip­fel­be­rei­chen jedoch das Alt­ter­ti­är an. Der Fest­nin­gen-Sand­stein ist eine auf­fäl­li­ge Schicht aus quar­zi­ti­schem Sand­stein, die auf­grund ihrer rela­ti­ven Här­te oft mor­pho­lo­gisch als Steil­klip­pe aus Hän­gen her­vor­steht. Dies ist z.B. auf der Nord­sei­te des Isfjord der Fall, wo im obe­ren Bereich der Ber­ge zwei kliff­bil­d­en­de Schich­ten deut­lich sicht­bar sind. Die unte­re ist der Fest­nin­gen-Sand­stein, die obe­re eine alt­ter­tiä­re Sand­stein­schicht (»Fir­kan­ten-For­ma­ti­on«). Litho­lo­gisch bestehen sowohl Krei­de als auch Ter­ti­är aus mehr oder weni­ger flach­ma­ri­nen bzw. küs­ten­nah abge­la­ger­ten Sand-, Silt- und Ton­stei­nen. Die Sand­stei­ne gehen auf Del­ta­schüt­tun­gen zurück, die Ton­stei­ne deu­ten auf ver­stärk­ten mari­nen Ein­fluss hin. Offen­sicht­lich gab es meh­re­re Trans­gres­si­ons-/Re­gres­si­ons-Zyklen (rela­ti­ver Mee­res­spie­gel-Anstieg und Rück­zug). Das wird z.B. bei einer Tages­tour auf den Nor­dens­ki­öld-Top­pen deut­lich, einen gut 1000 Meter hohen Berg bei Lon­gye­ar­by­en, wo vor allem im obe­ren Bereich (ober­halb des Pla­tåf­jel­let) dunk­le Ton­stei­ne (eher küs­ten­fern abge­la­gert, trans­gres­si­ve Pha­se) sich mit teil­wei­se kliff­bil­d­en­den Sand­stei­nen (grö­be­res Korn, küs­ten­nä­her in fla­che­ren Gewäs­sern abge­la­gert, regres­si­ve Pha­se) abwech­seln. Die Sand­stein­schich­ten sind teil­wei­se stark fos­sil­füh­rend, hier sind z.B. zahl­rei­che, sehr schön erhal­te­ne Abdrü­cke von hasel­nuss­ähn­li­chen Blät­tern zu fin­den (sie­he z.B. die Aus­stel­lungs­stü­cke im Muse­um von Lon­gye­ar­by­en).

Sowohl die Krei­de als auch das Ter­ti­är sind flöz­füh­rend. Die Stein­koh­le wur­de im 20. Jahr­hun­dert auf bei­den Sei­ten des Advenfjord abge­baut (s.u.).

Hori­zon­tal lagern­de Sedi­ment­schich­ten aus dem Alt­ter­ti­är (Fuglef­jel­let west­lich von Lon­gye­ar­by­en).

Buch­emp­feh­lung für wei­te­re, aus­führ­li­che und all­ge­mein­ver­ständ­li­che (ja, wirk­lich) Infor­ma­ti­on zu den The­men Geologie/Landschaft.

Land­schaft: Das Haupt­merk­mal des Advent­fjord ist zunächst sicher­lich ein­mal sei­ne star­ke Besied­lung und Nut­zung, was aber nicht heißt, dass die Natur nicht doch eini­ges zu bie­ten hat. Das Land­schafts­bild bie­tet die für Zen­tral- und Ost­spitz­ber­gen typi­schen Pla­teau­ber­ge mit wei­ten Hoch­ebe­nen in 400-500 Metern Höhe. Auf die­sen Hoch­ebe­nen fin­det man wei­te Stein­wüs­ten, fast vege­ta­ti­ons­frei, mit Frost­mus­ter­bö­den. Eini­ge Zeu­gen­ber­ge, die der Ero­si­on bis­lang ent­kom­men sind, ragen über die­se Pla­teaus hin­aus, nahe bei Lon­gye­ar­by­en z.B. Nor­dens­ki­öld-Top­pen und Troll­stei­nen. In den Berg­hän­gen um Lon­gye­ar­by­en her­um bil­det der alt­ter­tiä­re Fir­kan­ten-Sand­stein eine mar­kan­te Steil­stu­fe, die von der Ero­si­on in gleich­mä­ßi­ge Fels­vor­sprün­ge zer­schnit­ten wur­de. Die Hän­ge sind im all­ge­mei­nen stark von Frost­schutt bedeckt. Das Land­schafts­bild wirkt ins­ge­samt, im Ver­gleich zu ande­ren Gegen­den Sval­bard und auch ande­ren Sei­ten­ar­men des Isfjords, farb­lich wenig kon­trast­reich, da die Gestei­ne eher im Grau­braun­be­reich Fär­bun­gen auf­wei­sen; z.B. das Old Red im Dick­son Land bie­tet mehr Farb­tup­fer. Die Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en ist ver­gleichs­wei­se schwach ver­glet­schert, es gibt aber auch hier drei Glet­scher, einen davon direkt im Lon­gye­ard­a­len, nicht weit vom Ort ent­fernt.

Pla­teaus in 4-500 Metern Höhe rund um Lon­gye­ar­by­en (im Vor­der­grund: Sar­ko­fa­gen, links außer­halb des Bil­des Lon­gye­ar­by­en. Im Hin­ter­grund: Advent­da­len).

Flo­ra und Fau­na: Sind trotz der star­ken Nut­zung sehr inter­es­sant und reich­hal­tig. Es gibt eini­ges an Tun­dra im Bjørn­da­len sowie strand­nah zwi­schen dort und Lon­gye­ar­by­en sowie vor allem im Advent­da­len. Dort gibt es sogar stel­len­wei­se die in Spitz­ber­gen sehr sel­te­ne Polar­bir­ke – viel Erfolg beim Suchen :). In der unmit­tel­ba­ren Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en gibt es meh­re­re klei­ne Krab­ben­tau­cher­ko­lo­nien hoch oben in den Schutt­hän­gen (z.B. Pla­tåf­jel­let). Wer Küs­ten­see­schwal­ben, Drei­ze­hen­mö­wen, evtl. sogar Thor­s­hühn­chen und ande­re Vögel sehen will, für den ist der Cam­ping­platz unter­halb des Flug­ha­fens sowie die dort am Strand gele­ge­ne Lagu­ne eine gute Adres­se (Vögel nicht stö­ren, Abstand hal­ten v.a. in der Brut­sai­son). Im Advent­da­len kann man mit etwas Glück und Orts­kennt­nis Prachtei­de­r­en­ten sehen, und die hoch­ark­ti­sche Elfen­bein­mö­we wird immer wie­der beim Hun­de­hof im Ein­gangs­be­reich zum Advent­da­len gesich­tet. Ren­tie­re und Füch­se sind selbst im Orts­be­reich von Lon­gye­ar­by­en kei­ne Sel­ten­heit – wer vie­le Arten ark­ti­scher Flo­ra und Fau­na sehen will, kann sich in Lon­gye­ar­by­en und der unmit­tel­ba­ren Umge­bung durch­aus eini­ge Zeit lang sinn­voll beschäf­ti­gen.

Geschich­te: Die Geschich­te ist vor allem vom Berg­bau geprägt. Der Ame­ri­ka­ner John Mun­ro Lon­gyear wur­de bei einer Kreuz­fahrt auf die Koh­le­vor­kom­men im Advent­fjord auf­merk­sam und grün­de­te die Arc­tic Coal Com­pa­ny Ltd. Der Berg­bau in »Advent Bay« begann 1906 und wur­de 1916 an die »Store Nor­ske Spits­ber­gen Kull­kom­pa­ni« (SNSK) ver­kauft. Wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten auf­grund der Abge­le­gen­heit, der Ent­wick­lung der Welt­markt­prei­se und wegen Pro­ble­men der nor­we­gi­schen Kum­pel mit ihren ame­ri­ka­ni­schen Chefs wur­den bald abseh­bar und führ­ten schließ­lich zum Ver­kauf. Die SNSK exis­tiert heu­te noch unter dem Namen ‚Store Nor­ske‘ (Gro­ße Nor­we­gi­sche) und ist der Grund­eig­ner in Lon­gye­ar­by­en. Der Berg­bau wur­de aller­dings weit­ge­hend abge­wi­ckelt, abge­se­hen von eher sym­bo­li­schen Berg­bau in einer Gru­be im Advent­da­len. Das Zen­trum des nor­we­gi­schen Koh­le­berg­baus in Spitz­ber­gen ist heu­te Sveagru­va im Van Mijenfjord, süd­öst­lich von Lon­gye­ar­by­en.

Wäh­rend des zwei­ten Welt­krie­ges kam es auf Spitz­ber­gen mehr­fach zu Kampf­hand­lun­gen mit Toten. Die Sied­lun­gen inklu­si­ve Lon­ge­ar­by­en wur­den zer­stört und nach dem Krieg wie­der auf­ge­baut. Das Leben in der vor­her so abge­le­ge­nen Ark­tis änder­te sich 1975 mit der Eröff­nung des ganz­jäh­rig betrie­be­nen Flug­ha­fens.

Auch für den Tou­ris­mus hat der Advent­fjord schon lan­ge beson­de­re Bedeu­tung. Im frü­hen 20. Jahr­hun­dert wur­de für die Hur­tig­rou­te kurz­fris­tig ein Hotel betrie­ben, die Stel­le heißt heu­te noch »Hotel­ne­set«. Dort befin­det sich heu­te der Cam­ping­platz.

Pla­teaus in 4-500 Metern Höhe rund um Lon­gye­ar­by­en (im Vor­der­grund: Sar­ko­fa­gen, links außer­halb des Bil­des Lon­gye­ar­by­en. Im Hin­ter­grund: Advent­da­len).

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Letzte Änderung: 30. September 2010 · Copyright: Rolf Stange
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