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pfeil DER Spitzbergen-Reiseführer pfeil

Pyramiden - Dickson Land - Billefjord

D = Dick­son Land
P = Pyra­mi­den
B = Bruce­by­en
L = Long-
year­by­en

All­ge­mein: Das Dick­son Land ist die Halb­in­sel zwi­schen Dick­son­fjord und Bil­lefjord, benannt nach einem schwe­di­schen Indus­tri­el­len aus dem spä­te­ren 19. Jahr­hun­dert, der ver­schie­de­ne schwe­di­sche Polar­ex­pe­di­tio­nen finan­zi­ell för­der­te. Der Bil­lefjord ist land­schaft­lich sehr reiz­voll und gehört auf­grund sei­ner Nähe zu Lon­gye­ar­by­en, dem hier­ge­le­ge­nen (1998 auf­ge­ge­be­nen) Ort Pyra­mi­den und natür­lich wegen der schö­nen Land­schaft, inklu­si­ve des gro­ßen Nor­dens­ki­öld­glet­schers, zu den durch Tages­tou­ren mit Fjord­boo­ten im Som­mer am häu­figs­ten besuch­ten Regio­nen des Isfjord. Seit Pyra­mi­den auf­ge­ge­ben ist, haben die Akti­vi­tä­ten zwar etwas nach­ge­las­sen, aber den­noch fin­det man hier eines der schöns­ten und am bes­ten zugäng­li­chen Trek­king­ge­bie­te in Spitz­ber­gen. Lan­ge Wan­de­run­gen durch ver­schie­de­ne, weit­ge­hend eis­freie Täler sind mög­lich wie auch Glet­scher­tou­ren und eine Rei­he recht ein­fa­cher Berg­be­stei­gun­gen – Tritt­si­cher­heit und Kon­di­ti­on vor­aus­ge­setzt.

Geo­lo­gie: Das Gebiet um den Bil­lefjord gehört geo­lo­gisch zu den inter­es­san­tes­ten von Sval­bards. Das Grund­ge­bir­ge steht nur in klei­nen Berei­chen in der Nähe des Nor­dens­ki­öld­glet­schers sowie nörd­lich des Bil­lefjords ober­fläch­lich an. Bei­der­seits des Bil­lefjords ver­lei­hen die braun­ro­ten Sand­stei­ne und Kon­glo­me­ra­te des devo­ni­schen Old Red der Land­schaft eine war­me Fär­bung. In die­sen Gestei­nen gefun­de­ne Schup­pen­baum­fos­si­li­en sind Baum­res­te wahr­haft respek­ta­blen Alters, und die devo­ni­sche Stein­koh­le, die in Pyra­mi­den abge­baut wur­de, gehört zu den welt­weit ältes­ten Koh­le­vor­kom­men – die meis­ten Koh­le­la­ger glo­bal sind aus dem jün­ge­ren Kar­bon. Poten­ti­ell koh­le­bil­den­de Vege­ta­ti­on war im Devon gera­de erst im Begriff, die Land­flä­chen zu erobern. Im Kar­bon und Perm kam es weit­flä­chig zur Abla­ge­rung ver­schie­de­ner Sedi­men­te, u.a. zur Bil­dung von Eva­po­ri­ten wie Gips und Anhy­drit. Die bunt gefärb­ten Gip­se geben der Land­schaft schö­ne Fär­bun­gen, z.B. um Bruce­by­en her­um sowie nörd­lich des Bil­lefjord. Ein Berg dort heißt z.B. ‚Tri­ko­lorf­jel­let‘ (Drei­far­ben­berg). Im Perm kam es zur Abla­ge­rung fos­sil­rei­cher Kar­bo­na­te (Kapp Sta­ros­tin For­ma­ti­on u.a.), die im Dick­son Land teil­wei­se pro­mi­nen­te Kliffs in den Berg­hän­gen bil­den, über die oft klei­ne­re Was­ser­fäl­le her­ab­stür­zen. Im Meso­zoi­kum schließ­lich wur­den in Sval­bard weit­flä­chig fein­kör­ni­ge, klas­ti­sche Sedi­men­te abge­la­gert (Ton­stein, Silt­stein), die im süd­li­chen Dick­son Land anste­hen. Dort fal­len immer wie­der die wegen ihrer Här­te aus den sonst wei­chen hän­gen her­aus­ste­hen­den dole­ri­ti­schen Intru­sio­nen aus dem obe­ren Jura und der Krei­de ins Auge. Phos­phe­rit­knol­len in Tri­as-Sedi­men­ten im süd­li­chen Dick­son Land waren im 19. Jahr­hun­dert von schwe­di­schen Inves­to­ren, u.a. A.E. Nor­dens­ki­öld, als poten­ti­ell abbau­wür­dig unter­sucht wor­den. Der Name »Sau­ri­erd­a­len« deu­tet auf in der Gegend gemach­te Fos­sil­fun­de hin.

Flach­la­gern­de Sedi­men­te aus Kar­bon und Perm, von Ero­si­on in turm­ar­ti­ge Vor­sprün­ge zer­schnit­ten (Skans­buk­ta).

Auf­grund der beweg­ten Geschich­te der regio­na­len Tek­to­nik gibt es eine hohe geo­lo­gi­sche Viel­falt auf recht klei­nem Raum. Die Gestei­ne sind teil­wei­se auf ästhe­tisch anspre­chen­de Art gefal­tet. Durch den lan­gen Wij­defjord und durch den Bil­lefjord ver­läuft die soge­nann­te Bil­lefjor­den-Stö­rungs­zo­ne. Die­se gehört zu den pro­mi­nen­tes­ten tek­to­ni­schen Zonen in Sval­bard, ihre Geschich­te ist lang und kom­plex. Schon vor vie­len 100 Mil­lio­nen Jah­ren, ver­mut­lich lan­ge vor der kale­do­ni­schen Gebirgs­bil­dung im Sil­ur, haben hier inten­si­ve Bewe­gun­ge statt­ge­fun­den. Von Ruhe­pha­sen unter­bro­chen, hiel­ten die­se bis ins Meso­zoi­kum hin­ein und und haben die regio­na­le Sedi­ment­bil­dung sowie die Lage­rung der Gestei­ne ent­schei­dend beein­flusst. Zwi­schen Bil­lefjord und Aus­t­fjord (süd­li­cher Arm des Wij­defjord) gibt es einen auf­fäl­li­gen, klein­räu­mi­gen Wech­sel zwi­schen Grund­ge­birgs- und Deck­ge­birgs­ge­stein, da die Stö­rungs­zo­ne hier in meh­re­ren Ver­zwei­gun­gen ver­läuft – es han­delt sich, wie deut­lich sicht­bar wird, nicht um eine ein­zel­ne Stö­rung, son­dern um eine mehr­fach gestör­te Zone, also eine Serie von nahe bei­ein­an­der lie­gen­den Brü­chen.

Ein wei­te­res tek­to­ni­sches Ereig­nis, eine Art Nach­zu­ckung der kale­do­ni­schen Pha­se im Sil­ur, fand im obers­ten Devon statt, die soge­nann­te Sval­bar­di­sche Pha­se. Die­se wird durch eine Win­kel­dis­kor­danz zwi­schen dem devo­ni­schen Old Red und den auf­la­gern­den kar­bo­ni­schen Kar­bo­na­ten sicht­bar. Die Gren­ze fällt oft ins Auge, da das rela­tiv wei­che Old Red ver­gleichs­wei­se sanf­te Hän­ge bil­det, die von auf­fäl­li­gen Steil­stu­fen aus den jün­ge­ren Kar­bo­na­ten gekrönt wer­den (z.B. der Berg Pyra­mi­de hin­ter der gleich­na­mi­gen Sied­lung sowie Tri­un­gen, Lyk­ta, Kina­murf­jel­let etc.).

Auch bezüg­lich der Quar­tär­geo­lo­gie hat die Gegend eini­ges zu bie­ten. Neben einer Rei­he von Morä­nen der ver­schie­de­nen Glet­scher gibt es immer wie­der schö­ne Strand­wall­se­ri­en, z.B. bei Bruce­by­en. Lösung von Sul­fa­ten und Kar­bo­na­ten führ­te zur Bil­dung von Karst­phä­no­me­nen z.B. im Mathie­son­da­len und im Gips­da­len (Bün­sow Land), das Aus­fal­len gelös­ter Mine­ra­le hin­ge­gen ließ jung­quar­tä­re Del­ta­schüt­tun­gen und Morä­nen stel­len­wei­se sehr schnell aus­här­ten (z.B. unte­res Mathie­son­da­len).

Buch­emp­feh­lung für wei­te­re, aus­führ­li­che und all­ge­mein­ver­ständ­li­che (ja, wirk­lich) Infor­ma­ti­on zu den The­men Geologie/Landschaft.

Land­schaft: Ent­spre­chend der viel­fäl­ti­gen Geo­lo­gie bie­tet sich ein abwechs­lungs­rei­ches Land­schafts­bild. Im küs­ten­na­hen Bereich gibt es mit­un­ter schö­ne Tun­dra mit Strand­wäl­len. Das Hin­ter­land nörd­lich und öst­lich des Bil­lefjord ist stark ver­glet­schert, das Dick­son Land hat einen hohen Anteil eis­frei­en Lan­des. Um den Bil­lefjord her­um bil­den per­mo­kar­bo­ni­sche Kar­bo­nat­ge­stei­ne (u.a. dolo­mit­sche Brekk­zi­en) teil­wei­se spek­ta­ku­lä­re Steil­hän­ge, die zu frei­ste­hen­den Tür­men ver­wit­tern. Der nörd­lich des Bil­lefjord gele­ge­ne Berg­gip­fel Taran­tel­len ist ein sehens­wer­tes Bei­spiel, für aus­dau­ern­de, tritt­si­che­re Wan­de­rer ist Taran­tel­len vom Bil­lefjord aus durch ein enges, stei­les Tal erreich­bar (viel Schutt, lan­ge Tages­tour, wenn man von der Umge­bung des Hør­bye­breen aus anfängt). Taran­tel­len ist ein über 20 m hoher Dop­pel­bo­gen, der an eine rie­si­ge stei­ner­ne Taran­tel erin­nert. Wei­te­re, eben­falls spek­ta­ku­lä­re Steil­stu­fen im mitt­le­ren Dick­son Land, z.B. um die Skans­buk­ta her­um, wer­den von per­mi­schen Kalk­stei­nen gebil­det, die auch in ande­ren Berei­chen Sval­bards ins Auge fal­len (Kapp Sta­ros­tin For­ma­ti­on). Im Dick­son Land bil­det die Kapp Sta­ros­tin For­ma­ti­on oft von der Ero­si­on turm­ar­tig zer­schnit­te­ne Steil­klip­pen in den obe­ren Berg­hän­gen, über die Was­ser­fäl­le her­ab­fal­len. Im Inne­ren des Dick­son Lan­des bil­den der­ar­ti­ge Steil­hän­ge, die im obe­ren Tal­ver­lauf auf­ein­an­der zurü­cken, stei­le, enge Can­yons.

Was­ser­fall über har­ten Kar­bo­na­ten der Kapp Sta­ros­tin For­ma­ti­on im Dick­son Land.

Im süd­li­chen Dick­son Land, im Bereich der tri­as­si­schen klas­ti­schen Sedi­men­te (Sand-/Silt-/Ton­stei­ne), erin­nert die Land­schaft an ande­re Gegen­den mit ver­gleich­ba­rer Geo­lo­gie (öst­li­ches Nor­dens­ki­öld Land, Edgeøya etc.), hier tre­ten basal­ti­sche Intru­sio­nen (Dole­ri­te) teil­wei­se als Steil­stu­fen aus den sonst oft weich erschei­nen­den Hän­gen her­vor. Ein­zel­ne, klei­ne­re Eis­kap­pen bede­cken hier teil­wei­se die Hoch­ebe­nen, die im eis­frei­en Bereich einen wüs­ten­ar­ti­gen Ein­druck machen. Stel­len­wei­se erschwe­ren stei­le Can­yons das Fort­kom­men im ansons­ten flach­wel­li­gen Bereich der Ebe­ne, die weni­ge hun­dert Meter hoch liegt.

Im mitt­le­ren Dick­son Land beherrscht das Old Red mit sei­nen oft braun­ro­ten Sand­stei­nen und Kon­glo­me­ra­ten das Land­schafts­bild, hier gibt es wei­te, über­wie­gend eis­freie Täler mit war­men Far­ben in den vie­ler­orts rund geschwun­ge­nen Hän­gen (Hug­ind­a­len, Nathorst­da­len). Auf den wei­che­ren Old-Red-Sedi­men­ten auf­lie­gen­de, här­te­re kar­bo­ni­sche Kar­bo­na­te bil­den oft pro­mi­nen­te Steil­stu­fen in den Gip­fel­be­rei­chen.

Tun­dra im Nathorst­da­len mit Berg­hän­gen aus Old Red Gestein mit sei­nen war­men Far­ben.

Skans­buk­ta.

Wei­ter nörd­lich, in Rich­tung Åland­vat­net und Mit­tag-Leff­ler­breen, beherrscht ein klein­räu­mi­ger Wech­sel von Grund­ge­birgs- und Deck­ge­birgs­ge­stein die Land­schaft. Im Bereich des Deck­ge­bir­ges gibt es far­ben­fro­he, zu regel­mä­ßi­gen Tür­men zer­schnit­te­ne Hän­ge (z.B. Tri­ko­lorf­jel­let), wäh­rend das Grund­ge­bir­ge dazu neigt, stei­le­re, schrof­fe­re Land­for­men zu bil­den. Beim Mit­tag Leff­ler­breen fin­den sich gewal­ti­ge Morä­nen­land­schaf­ten mit Seen, deren Land­schafts­bild sich immer wie­der ändert (Ålands­vat­net, Hog­land­vat­net).

Flo­ra und Fau­na: Rei­che Tun­dra gibt es auf grö­ße­ren Flä­chen vor allem im Bereich der eis­frei­en Täler. An stei­len Klip­pen gibt es See­vo­gel­ko­lo­nien, ansons­ten ist die­se Regi­on im Zen­trum von Spitz­ber­gen fau­nis­tisch nicht gera­de auf­re­gend. Es gibt um den Bil­lefjord Ren­tie­re in klei­nen Zah­len.

Geschich­te: Akti­vi­tä­ten der Wal­fän­ger in der Regi­on sind mir nicht bekannt. Pomo­ren haben das Gebiet genau wie auch nor­we­gi­sche Trap­per genutzt, der Dick­son Fjord war zwi­schen dem ers­ten und dem zwei­ten Welt­krieg vie­le Jah­re lang die Hei­mat von Arthur Oxaas. Der Bil­lefjord wur­de vor allem im 20. Jahr­hun­dert inten­siv berg­bau­lich genutzt. Die schot­ti­sche Fir­ma SSS (Scot­tish Spits­ber­gen Syn­di­ca­te), in der der bekann­te Polar­for­scher Wil­liam Spier­ce Bruce enga­giert war, betrieb bei Bruce­by­en Explo­ra­ti­on kar­bo­ni­scher Koh­le­vor­kom­men, dort steht noch eine Ansamm­lung alter Hüt­ten sowie ein Schie­nen­strang mit einer Lore. Ein wei­te­rer Ver­such, Boden­schät­ze abzu­bau­en, wur­de durch die »Port­land Cement Fabric« bei den Gips­vor­kom­men in der Skans­buk­ta betrie­ben, das Vor­kom­men erwies sich jedoch, wie so oft auch an ande­ren Stel­len, als öko­no­misch wert­los. Der Ein­gang des alten Berg­wer­kes sowie altes Gerät sind noch sicht­bar. Vor­kom­men devo­ni­scher Stein­koh­le im Berg Pyra­mi­den wur­den 1910 von einer schwe­di­schen Fir­ma in Besitz genom­men und gin­gen 1926 in rus­si­schen Besitz über. Der Berg­bau begann aller­dings erst 1940 und wur­de mit Unter­bre­chun­gen bis 1998 fort­ge­führt, seit­dem ist die Mine still­ge­legt.

Über­res­te des Gips­berg­werks in der Skans­buk­ta.

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Letzte Änderung: 30. September 2010 · Copyright: Rolf Stange
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