Di
2. Jun
2015
Der Van Keulenfjord erwies sich als unerschöpfliche Schatzkammer arktischer Impressionen. Natürlich war es zunächst einfach schön, echten spitzbergischen Boden unter die Gummistiefelsohlen zu bekommen. Aber was später folgte, wird sicher weit über diesen Sommer hinaus aus unschlagbarer Höhepunkt in allerbester Erinnerung bleiben.
Der Fjord war tief hinten noch fest zugefroren. Vier Eisbären waren in der Distanz zu sehen, eine Familie und ein einzelner Bär, die zeitweise lagen und sich mitunter begegneten, aber alles in einer Entfernung, die die Wahrnehmung auf ein paar einzelne Pixel reduzierte. Zwischendurch ließ sich noch eine Herde Weißwale blicken, mit einem auffällig hohen Anteil an Jungtieren, die man an der grauen Färbung erkennt.
Wir hatten dann die gute Idee, die Antigua für die Nacht an der Eiskante festzumachen. Das ist das Schöne an Reisen mit einem Segelschiff: man muss es nicht immer eilig haben, ab und an kann man sich auch Zeit nehmen, das wichtigste auf Reisen, und auch sonst im Leben. Wir folgen keinen Fahrplänen, sondern wir nehmen Gelegenheiten wahr, welche die Natur uns bietet. Wir mussten an diesem Tag nirgendwo mehr hin, das Wetter war gut, Tiere in Sicht. Ein guter Ort, um zu bleiben und zu schauen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Wir scheuten keine Kosten und Mühen und holten einen schönen Treibholzbalken von einer Landzunge in der Nähe. Dieses wertvolle Stück naturnaher Schiffsausstattung wurde dann von Kapitän Joachim mit großer Begeisterung und helfenden Händen in einem Eisloch versenkt und mittels einer Trosse an der Antigua befestigt. Fertig war der behelfsmäßige Hafen, und wir konnten den Abend genießen.
Die Nacht war kurz. So gegen 4 Uhr früh beschloss die Eisbärenfamilie, diesem merkwürdigen Eisberg, der da so plötzlich am Eisrand aufgetaucht war, einen Besuch abzustatten. Die beiden Jungtiere, im zweiten Jahr und somit etwa 1,5 Jahre alt, waren an Neugier kaum zu überbieten. Sie liefen übers Eis um den Bug herum und stellen sich auf die Hinterbeine, um besser sehen zu können, bissen in die Trosse, die vielleicht lecker roch nach all den Händen, die sie über die Jahre geführt hatten, und nach all den Häfen, in denen sie sich schon zwischen Schiff und Poller gespannt hatte.
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Muss man noch mal betonen, was für ein grandios-unvergessliches Erlebnis das war?
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