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Tages-Archiv: 1. November 2015 − News & Stories


Mann­da­len – 01. Novem­ber 2015

Anstatt nach Süd­wes­ten zu fah­ren, Rich­tung Lofo­ten, sind wir zunächst dem Wet­ter Rich­tung Nord­os­ten aus­ge­wi­chen. Wind­stär­ke 9, das braucht kein Mensch, also ab in die Fjor­de, hin­ter die Ber­ge, weg von der Küs­te. Tief im Kåfjord liegt Mann­da­len, in dem Gebiet, in dem frü­her die See­sa­men („Sjø­sa­mer“) leb­ten. Wir wir im Hand­werk- und Kul­tur­zen­trum lern­ten, ist von der sami­schen Kul­tur auf­grund der Nor­we­gia­ni­sie­rung, die mit viel Druck und Zwang durch­ge­setzt wur­de, nicht mehr viel übrig. Heu­te spre­chen nur noch die wenigs­ten sami­sch, aber das Inter­es­se steigt immer­hin auch bei jun­gen Leu­ten, wie­der Kur­se zu besu­chen, die nun hier in die­sem Zen­trum ange­bo­ten wer­den. Auch das Hand­werk erfreut sich wie­der wach­sen­der Beliebt­heit, die Pro­duk­te kann man erwer­ben, von Käse­ho­beln (nor­we­gi­sche Erfin­dung, wie man sagt) mit Bir­ken­holz­grif­fen (klas­si­sches Mate­ri­al sami­schen Kunst­hand­werks) über geweb­te Decken bis hin zu CDs mit moder­ner sami­scher Musik.

Ein klei­ner Rund­wan­der­weg führt ent­lang von Sta­tio­nen des sami­schen Wider­stands gegen alle mög­li­chen Unter­drü­cker aus der Frem­de. Unglaub­lich, was die Men­schen hier alles erdul­den muss­ten. Nicht nur, dass sie ihre eige­ne Spra­che nicht öffent­lich spre­chen durf­ten. Mit­tel­lo­sen Sami wur­de der letz­te Besitz genom­men, um durch Zwangs­ver­stei­ge­run­gen Abga­ben­schul­den zu bezah­len. Kein Wun­der, dass die Bevöl­ke­rung ein­mal den nor­we­gi­schen Lens­mann mit Zaun­pfäh­len ver­drosch und davon­jag­te. Am Ende des Krie­ges soll die deut­sche Wehr­macht den Ort Mann­da­len als letz­te Ort in Nord­nor­we­gen zer­stört haben – wie gesagt, nichts blieb ihnen hier erspart. Eine Hüt­te ist noch zu sehen, deren Besit­zer nach dem Wie­der­auf­bau Abga­ben für Bau­ma­te­ri­al an die nor­we­gi­schen Behör­den zah­len soll­te; das war so üblich. Er wei­ger­te sich mit einem Brief, des­sen Inhalt sich zusam­men­fas­send, aber zutref­fend mit „fahrt zur Höl­le“ wie­der­ge­ben lässt. Man ließ ihn dar­auf­hin in Ruhe.

Was den­je­ni­gen von uns, die trotz Regen und Dun­kel­heit so lan­ge dabei waren, nicht erspart blieb, war ein schlam­mi­ger, stei­ler Hang, der dort rut­schig abwärts führ­te, wo eine Bau­stel­le sich in den Berg frisst. Ein Hin­weis­schild am Anfang des Weges wäre nett gewe­sen, aber nach über sechs Kilo­me­tern ist der Wil­le, den Rund­weg zu voll­enden und nicht zurück­zu­ge­hen, recht aus­ge­prägt.

Gale­rie – Mann­da­len – 01. Novem­ber 2015

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Spä­ter war ums Schiff her­um außer Regen nichts mehr zu sehen. Kei­ne Chan­ce auf die erwähn­ten Nord­lich­ter, was umso gemei­ner ist, als dass die Son­nen­ak­ti­vi­tät der­zeit stark sein soll. Ohne Wol­ken hät­ten wir wohl Nord­lich­ter kreuz und quer über den Him­mel. Fies!

Öl und Gas aus der Ark­tis? Pro­be­boh­run­gen nord­öst­lich von Spitz­ber­gen

Das nor­we­gi­sche Öldi­rek­to­rat (Olje­di­rek­to­ra­tet) hat im Sep­tem­ber und Okto­ber sie­ben Pro­be­boh­run­gen nord­öst­lich von Spitz­ber­gen durch­füh­ren las­sen. Die Finan­zie­rung der Boh­run­gen wur­de vom nor­we­gi­schen Par­la­ment (Stort­ing) bewil­ligt.

Sol­che Akti­vi­tä­ten sind vor allem des­halb höchst umstrit­ten, weil Nor­we­gen ein­deu­tig fest­ge­legt hat, dass jen­seits der Meereis­gren­ze, also der Gren­ze der maxi­ma­len Aus­deh­nung des Meerei­ses im Früh­jahr, nicht nach Öl oder Gas gebohrt wer­den darf. Gebohrt wur­de dies­mal ent­lang der Ost­küs­te Sval­bards bis hoch zur Insel Kvi­tøya, und die Boh­run­gen gin­gen bis zu 200 Meter tief unter den Mee­res­bo­den. Das Gebiet liegt zwar außer­halb der Schutz­zo­ne, die die Insel­grup­pe umgibt, aber weit nörd­lich der Meereis­gren­ze. Ent­spre­chend erklär­te das Öldi­rek­to­rat auch, die Boh­run­gen hät­ten mit der Öl- und Gas­wirt­schaft nichts zu tun, sie dien­ten ledig­lich der Unter­su­chung geo­lo­gi­scher Struk­tu­ren.

Die kri­ti­schen Oppo­si­ti­ons­par­tei­en im Stort­ing, die sozi­al­li­be­ra­le Venst­re und die grü­ne MDG, ver­ur­teil­ten die Akti­on scharf. Wenn die Öl- und Gas­för­de­rung so weit nörd­lich ohne­hin nicht erwünscht und zumin­dest bis­lang auch gar nicht erlaubt ist, hand­le es sich um rei­ne Geld­ver­schwen­dung, so ein Spre­cher der Venst­re.

In den letz­ten Jah­ren hat Nor­we­gen die Explo­ra­ti­on der Öl- und Gas­fel­der im Nord­at­lan­tik – vor den Lofo­ten und den Ves­terå­len – und in der Barents­see stark vor­an­ge­trie­ben. Selbst hier ist eine För­de­rung jedoch längst nicht über­all bewil­ligt und nach wie vor umstrit­ten. Sie wird u.a. von Tei­len der Lokal­be­völ­ke­rung, von Umwelt­ver­bän­den und der Fische­rei­wirt­schaft abge­lehnt. Wer­den aller­dings wei­ter gro­ße Öl- und Gas­vor­kom­men ent­deckt und erkun­det, wie kürz­lich in der Barents­see, nord­west­lich von Ham­mer­fest, so schafft dies natür­lich Fak­ten, unab­hän­gig von der aktu­el­len Rechts­la­ge. Zukünf­ti­ge poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen wer­den durch wach­sen­de Begehr­lich­kei­ten beein­flusst. Bereits 2012 hat­te der dama­li­ge Außen­mi­nis­ter Espen Barth Eide von der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Arbei­der­par­tiet klar gemacht, dass wirt­schaft­li­che Erwä­gun­gen Vor­rang haben, wenn es um die nor­we­gi­schen Öl- und Gas­vor­kom­men geht. Die Umwelt­po­li­tik kann gege­be­nen­falls ange­passt wer­den (sie­he auch Spitzbergen.de-Nachricht: Öl und Gas in der Ark­tis: Nor­we­gens Außen­mi­nis­ter spricht Klar­text vom Novem­ber 2012).

Nord­ost-Sval­bard ist ein guter Ort für Eis, Eis­bä­ren und Wild­nis, nicht für die Öl- und Gas­in­dus­trie.

Nordost-Svalbard: Eis und Eisbär

Quel­le: TV2

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