Alle paar Jahre veröffentlicht die norwegische Regierung eine „Svalbardmelding“, die auch vom Parlament abgesegnet wird und die Leitlinien für die norwegische Spitzbergen-Politik der nächsten Jahre definiert. Die letzte Svalbardmelding kam 2009, eine neue politische Strategieerklärung war bereits vor einer Weile für 2016 angekündigt worden.
Nun ist es soweit, diese Woche ist das Papier öffentlich gemacht worden, von dem der zuständige norwegische Justizminister Anundsen schon vorher gesagt hatte, es würde „knallbra“ (supergut) sein. Die Strategieerklärung ist nun großes Thema in den regionalen Medien.
Unter „knallbra“ hätte man sich vielleicht doch etwas anderes vorgestellt. Die neue Svalbardmelding ist eher eine Beschreibung vom Stand der Dinge und gibt wenig konkrete Impulse, um die Entwicklungen zu beeinflussen. Kommentare zur Erklärung verlieren sich schnell im Klein-Klein der Wirtschaftspolitik, und das ist vielleicht auch das Neue: Der Fokus auf der wirtschaftlichen Entwicklung ist deutlich stärker erkennbar als in der Svalbardmelding von 2009.
Aber dass etwa der Kohlebergbau nun eine deutlich geringere Rolle spielt als noch vor ein paar Jahren, ist nun wirklich keine Nachricht mit Neuigkeitswert. Mehr Ganzjahresjobs sollen geschaffen werden, vorzugsweise in einem divers aufgestellten privaten Sektor, sonst aber auch durch erweiterte Präsenz öffentlicher Einrichtungen. Das langfristige Schicksal der Bergbaugesellschaft Store Norske bleibt auch mit der neuen Erklärung im Ungewissen, genauso wie die Antwort auf die Frage, wer künftig möglicherweise die Lücke füllen kann, die von der schrumpfenden Store Norske als ehemaligem industriellen Großbetrieb in Longyearbyen hinterlassen wird. Das ist aber eine der Kernfragen, auf die man in Longyearbyen gerne eine Antwort hätte. Lokale Ideen, Longyearbyen mit einem Fischereihafen als Industriestandort zu entwickeln, wurden kaum aufgegriffen.
Ebenso wenig gibt es nun mehr Klarheit über die Entwicklung des Flugverkehrs. Derzeit ist Longyearbyen als Reiseziel für Linienflieger von nicht-norwegischen Flughäfen aufgrund eines historisch überholten Vertrags gesperrt, so dass Finnair die für diesen Sommer bereits geplanten wieder abgesagt hat, sehr zum Bedauern des touristischen Dienstleistungssektors in Longyearbyen. Ein weiteres Zukunftsthema für Longyearbyen ist die Energieversorgung: Das 1983 gebaute Kohlekraftwerk wird nicht für alle Zeiten im Betrieb bleiben können.
Die Frage der Stromversorgung kann für Longyearbyen weit mehr bedeuten als die Frage, wie der Saft in die Steckdose kommt: Oft ist die Vision gezeichnet worden, das kleine und stromtechnisch in sich geschlossene Longyearbyen als Labor für eine Energieversorgung der Zukunft zu nutzen, um so Wissen von globaler Bedeutung und lokal Arbeitsplätze zu erzeugen. Die neue Svalbardmelding greift diese Visionen nicht auf. Größere Impulse, um solche und andere Ideen zu entwickeln, werden von ihr nicht erwartet.
Konkret ist nur die Zusage von 10 Millionen Kronen für den Bau von Wohnungen in Longyearbyen, auch im Blick auf den Verlust von 11 Häusern durch die Lawine im Dezember 2015. Für 10 Millionen Kronen, nur wenig über eine Million Euro, braucht es aber auch in Norwegen keine ganze Regierungserklärung.
Das neue Strategiepapier zur Spitzbergenpolitik bietet wenig Konkretes zur künftigen Entwicklung von Longyearbyen.
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