Eine neue Lawine ist am Hiorthfjellet, auf der Nordseite des Adventdalen gegenüber Longyearbyen, herunter gekommen. Zu Schaden kam zum Glück niemand. Sicherheitskräfte haben das Gelände untersucht und keine Schäden oder Verschütteten gefunden.
Hiorthfjellet im Sommer (Foto: By Bjoertvedt, Wikimedia Commons)
Die Evakuierung der meisten Haushalte in Longyearbyen wurde inzwischen zum Teil aufgehoben. Zahlreiche Häuser im Weg 222, 226 und 28 bleiben aber nach wie vor für die Bewohnerinnen und Bewohner gesperrt. Sie konnten gestern im Laufe des Tages persönliche Gegenstände aus ihren Wohnungen holen. Die Lawinenwarnung besteht nach wie vor.
In Longyearbyen werden zur Zeit 92 Haushalte evakuiert, weil weitere Lawinen befürchtet werden. Die Lawine, die gestern zwei Wohnhäuser am Weg Nr. 228 stark beschädigt hat, wurde offensichtlich von den Behörden im Vorfeld falsch eingeschätzt. Unterdessen ist in der Nacht mindestens eine weitere Lawine am Grube 7 Weg herunter gekommen, hat aber zum Glück keinen Schaden angerichtet.
Aufgrund der gestrigen Fehleinschätzung und einer insgesamt unübersichtlichen Situaiton wurde die Lawinenwarnung auf die höchste Wanrstufe 4 heraufgesetzt. 92 Haushalte in Longyearbyen wurden evakuiert, man stellt sich aber auch auf eine umfangreichere Evakuierung ein und prüft, ob die Sporthalle als Notunterkunft genutzt werden kann. Zwei Häuser mit sechs Haushalten wurden gestern von einer Lawinen stark beschädigt. Es gab zwar eine Lawinenwarnung, diese betraf jedoch nicht bebautes Gebiet.
In Longyearbyen ist das Vertrauen in das Lawinenwarnsytem indes reichlich angekratzt. Nachdem im letzten Jahr zwei Menschen in ihren Häusern bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen, kommen schnell böse Erinnerungen auf.
Am Dienstag hat sich gegen Mittag eine Lawine vom Sukkertoppen gelöst, die zwei Wohnhäuser im Weg 228 stark beschädigt hat. Weg 228 liegt in unmittelbarer Nähe der Häuser, die im Dezember 2015 bei einer Lawine zerstört wurden; damals waren zwei Opfer zu beklagen.
Dieses Mal scheint man mit einem blauen Auge davongekommen zu sein: Soweit bekannt, hat es nur Sachschaden gegeben.
Seit Montag Abend herrschte starker Ostwind mit kräftigem Schneetreiben, eine Wetterlage wie vor der Lawine vom Dezember 2015. Eine Lawinenwarnung war herausgegeben worden, jedoch bestand nach Ansicht der Fachbehörden keine Gefahr für die bebauten Bereiche von Longyearbyen. Diese Einschätzung war offensichtlich falsch, und von offizieller Seite wurde bereits das Wort „Restrisiko“ verwendet.
Für die unmittelbar Betroffenen war die Lage dramatisch, aber die Bewohner der Häuser kamen mit Glück und heiler Haut davon.
Die betroffenen Bereiche und weitere, gefährdete Straßen sowie die Fußgängerbrücke Perleporten sind vorerst gesperrt.
Stelle, an dem sich das Lawinenunglück ereignet hat
Zwei Forscherinnen des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven haben auf dem Meeresboden in der Framstraße, einer Meeresenge zwischen Grönland und Spitzbergen, in 2500 Meter Tiefe große Mengen Plastikmüll gefunden.
Von 2002 bis 2014 wurde der Meeresboden in der Framstraße systematisch mit einer ferngesteuerten Kamera abfotografiert. Das Ergebnis der Studie ist dramatisch: Die Tiefsee droht zu einer Art „Endlager für Plastikmüll“ zu werden, befürchtet die Tiefseebiologin Dr. Melanie Bergmann. 2014 wurden in der Region auf einem Quadratkilometer Meeresboden 6333 Plastikteile gezählt! Obwohl hier relativ wenig menschlicher Einfluss besteht, ist die Menge an Plastikmüll vergleichbar mit der, die man vor Großstädten, zum Beispiel in den tieferen Gewässern vor Lissabon gefunden hat.
Leider nur eine von vielen: Plastiktüte – fotografiert in 2500 Metern Tiefe… (Foto: Melanie Bergmann, Alfred-Wegener-Institut)
Wo genau der Müll herkommt, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Sicher ist, dass Plastikmüll mit dem Golfstrom auch in polare Gebiete transportiert wird. In der Framstraße treffen mehrere große Meeresströme aufeinander. Sie ist die einzige Verbindung des Polarmeeres mit den Ozeanen. Aber auch das Meereis kommt als Transportmittel für Plastikteile in Frage, meint Dr. Melanie Bergmann. Wenn im Sommer das Eis schmilzt, könnte dabei Plastikmüll freigesetzt werden.
Erst Anfang Februar ist auf der Insel Sotra vor Bergen ein offensichtlich kranker Cuvier-Schnabelwal gestrandet. Der Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris) ist eigentlich ein Tiefseewal, der sich sehr selten länger in Küstennähe aufhält. In seinem Magen fand man mehr als 30 Plastiktüten…
Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Ein kleiner Schmetterling, der als ausgestorben galt, ist einigen Forschern im Norden Spitzbergens ins Netz gegangen. 1870, also vor 147 Jahren, wurde Plutella polaris zuletzt gesehen, bevor Geir Søli ihn erneut entdeckte.
Der Forscher des Naturhistorischen Museums in Oslo war im Sommer 2015 im Ringhorndalen am Wijdefjorden im Norden Spitzbergens unterwegs, um Pflanzen und Insekten in dem Gebiet zu kartieren. Als er dabei einen kleinen grauen Schmetterling im Käscher entdeckte, hielt er diesen zunächst für einen engen Verwandten von Plutella polaris, nämlich Plutella xylostella, eine im Norden Norwegens weit häufigere Art, die ab und an vom Wind nach Spitzbergen geblasen wird. Das Ringhorndal ist ein vor Wettereinfluss gut geschütztes Tal und deshalb verhältnismäßig warm und fruchtbar.
Der eher unscheinbare Falter muss enorme Anpassungsfähigkeiten entwickelt haben, um in Spitzbergen überleben zu können. Nur in einem sehr kurzen Zeitfenster im Sommer kann der kleine Kerl genug zu fressen finden. Plutella polaris ist eine von nur drei Schmetterlingsarten, die man auf Spitzbergen registriert hat.
Das Auftreten oder auch Verschwinden von Arten ist besonders mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels interessant. Forscher Geir Søli hofft jedenfalls, dass bald noch mehr spannende Entdeckungen in seinem Käscher zappeln.