Für die Forscher auf Spitzbergen wird es immer schwieriger, die Wanderungen von Eisbären zu erforschen, die sich auf der Barentsee zwischen Svalbard und Russland bewegen. Insgesamt leben etwa 3000 Eisbären in dem Gebiet, doch nur zu etwa 300 Eisbären haben die Forscher inzwischen noch Zugang. Grund ist der Rückzug des Meereises, der dazu führt, dass die wandernden Eisbären Spitzbergen nicht mehr erreichen können.
Mithilfe eines GPS-Halsbandes können Wanderungen der Eisbären nachvollzogen werden
„Die Lage hat sich drastisch geändert“, konstatiert Eisbärforscher Jon Aars vom Norwegischen Polarinstitut. Seit 1987 werden die Eisbären auf Spitzbergen systematisch erforscht. Bis in die neunziger Jahre konnten dabei nicht nur Eisbären beobachtet werden, die ganzjährig auf Spitzbergen leben, sondern auch solche, die sonst auf der Barentsee zwischen Russland und Spitzbergen lange Wanderungen auf dem Meereis unternehmen. Ein großer Teil dieses Bestandes hielt sich im Laufe des Jahres auch immer für einige Zeit auf Spitzbergen auf, so dass die Wanderbewegungen gut untersucht werden konnten.
Heute werden fast nur noch Bären besendert, die sich das ganze Jahr auf Spitzbergen aufhalten. Wenn von 20 besenderten Bären zwei oder drei dabei sind, die auch nach Russland wandern, muss man schon von glücklichen Umständen sprechen. Die Folge ist eine verschlechterte Datenlage über die Wanderbewegungen der Eisbären. Ob diese Daten tatsächlich benötigt werden, um den Schutz der Eisbären zu organisieren, bleibt allerdings umstritten. Über die negativen Auswirkungen der Besenderung wurde auf dieser Seite schon mehrfach berichtet („Tot aufgefundener Eisbär wurde kurz zuvor zu wissenschaftlichen Zwecken betäubt“ oder „Eisbär durch Markierung verletzt“).
Wenn der Bär nicht zum Forscher kommt…
Da die Bären Spitzbergen nicht mehr erreichen können, gibt es Überlegungen, wie die Forscher umgekehrt zu den Eisbären gelangen könnten. Auf dem Meereis wird es jedoch zunehmend schwieriger, sich den Eisbären zu nähern. Das Eis muss stabil genug sein, damit ein Helikopter darauf landen kann. Zugleich darf das offene Meer nicht zu nahe sein, damit der Eisbär nicht ins Meer springt und dort ertrinkt, nachdem er betäubt wurde.
Jon Aars appelliert auch an die Wissenschaftler auf russischer Seite, mehr Einsatz bei der Erforschung der Eisbären, zum Beispiel auf Franz-Josef-Land zu zeigen.
Das Eis wird dünn für die Eisbären der Barentsee…
In der Aufregung hatte ich doch glatt den Haupt-Aufreger in Longyearbyen von Anfang April vergessen: Es gab kein Toilettenpapier mehr zu kaufen! Man nimmt den Klimawandel und angebliche Angriffsübungen der Russen auf Longyearbyen gelassen hin, was soll’s, etwas Schwund ist immer. Aber kein Klopapier mehr? Irgendwo hört der Spaß auch mal auf!
In die gleiche Kategorie fällt auch die Aufregung über die angebliche Flutung des menschheitsrettenden Saatguttresors (oder Saatgutlager oder Doomsday Vault oder wie auch immer man das Ding nennen will. Tatsächlich war im Oktober 2016, also mehrere Monate vor den weltweiten Medienberichten, während einer starken Regenphase Nässe in den Eingangsbereich des Lagers eingedrungen. Das sollte nicht passieren, es war ärgerlich und führte zu Ausbesserungsmaßnahmen, die Geld kosten, aber was tatsächlich passiert war, entbehrte doch jeglicher echten Dramatik. Die gab es dafür ein halbes Jahr später in den Medien, als irgendwer zufällig über diese ehemalige Randnotiz stolperte, sie ein wenig dramaturgisch aufbohrte und dann alle voneinander abschrieben, ohne dass jemand auf die Idee kam, zu schauen, was tatsächlich passiert war. Dabei hätte ein Blick auf die Webseite des Betreibers genügt. Immerhin ist spitzbergen.de nicht auch noch darauf hineingefallen. Ist doch auch was.
Was meine persönliche Arktis-Perspektive betrifft, war im Juni die Fahrt nach Jan Mayen das prägende Ereignis. Zum vierten Mal ging es von Island aus drei Tage lang auf kleinem Boot und großem Meer zu der Vulkaninsel weit im Norden. Jan Mayen ist ein ungeheuer faszinierender Ort, und je mehr man sich umschaut, desto mehr entdeckt man. Auch dieses Mal kamen viele Laufkilometer zusammen. Neben vielen anderen Eindrücken waren es die Lavahöhlen am Beerenberg, die ich garantiert nicht vergessen werde. Während eine Bergsteigergruppe den Beerenberg-Gipfel erreichte (wo ich 2015 glücklich oben gewesen war), hatte ich die Gelegenheit wahrgenommen, mir eine Reihe von Höhlen am Südhang des Beerenberg anzuschauen, die bei Ausflüssen von Lava entstanden waren. Faszinierender geht’s nicht! Dieser Eindruck, oder besser: dieses Gefühl, im Beerenberg zu sein, in den Eingeweiden dieses arktischen Vulkans – extremst abgefahren. Ich brauche auch wohl kaum zu erwähnen, dass es nicht gerade einfach ist, dort hinzukommen. Eine seltene Gelegenheit von der Art, die das delikateste Salz in meiner arktischen Suppe liefert. Das war mein Juni-Highlight.
Lavahöhle im Schmelckdalen auf dem Beerenberg, Jan Mayen.