In Spitzbergen ist der Frühling eingezogen. Schon seit April hört man die Schneeammer überall in und um Longyearbyen singen, und an den steilen Berghängen sind die Krabbentaucher mit ihrem Ruf zu hören, der an ein wahnsinniges Lachen erinnert.
Auch wenn die Temperaturen schon seit Tagen mit leichtem Frost recht frisch sind, werden die schneefreien Flecken in der Tundra größer und größer, und in den Bächen fangen Rinnsale an zu fließen.
Im Adventdalen gibt der Schnee langsam die Tundra frei.
Nun sind auch die Zugvögel über die genannten Frühankömmlige hinaus wieder hier. Vor gut einer Woche saßen die ersten Kurzschnabelgänse gut getarnt neben den Wegen auf der Tundra, kurz darauf kamen die ersten Weißwangengänse hinzu.
Ringelgänse am Adventfjord (im Hintergrund eine Weißwangengans).
Der ersten Vorhut folgen dann in den nächsten Tagen schnell größere Mengen: Dutzende und hunderte von Gänsen sitzen nun auf schneefreien Tundraflächen im Adventdalen und sind auch in Longyearbyen direkt im Ort zu sehen. Um Longyearbyen setzt die Schneeschmelze regelmäßig mehrere Wochen früher ein als anderswo in Spitzbergen, und daher sind die hier früher verfügbaren Tundraflächen für die Tierwelt von großer Bedeutung. Viele Arten, die ihr Futter an Land finden, kommen nach dem Frühjahrszug zunächst ins untere Adventdalen, bevor sie sich auf die Brutgebiete verteilen.
Ringelgänse am Adventfjord (unscharf im Vordergrund Kurzschnabelgänse).
Derzeit kann man diese Gänsearten sowie Eiderenten, Prachteiderenten und viele andere Vögel direkt bei Longyearbyen sehr gut beobachten, aber sobald sie sich nach dem Frühjahrszug entsprechend gestärkt haben und weiter ins Gelände verteilen, werden gerade die Gänse sehr scheu sein. Dann gelingen auch mit guter Ausrüstung kaum noch gute Beobachtungen und Fotos, wie man sie jetzt einfach auch mit kleinerem Gerät machen kann.
Insbesondere die Ringelgans sieht man im Sommer nur selten und wenn, dann nur aus größerer Entfernung. Daher ist es eine besondere Freude, gerade diese Art am Ufer des Adventfjord direkt bei Longyearbyen relativ nahe beobachten zu können. Wenn man sich dabei diskret in Deckung hält oder im Auto sitzen bleibt und nicht aussteigt, ist die Gefahr von Störung auch gering.
Alle drei Gänsearten in einem Bild:
Kurzschnabel-, Weißwangen- und Ringelgänse am Adventfjord.
Dieses Foto macht mir besonders viel Freude, denn hier sind alle drei Gänsearten, die in Spitzbergen brüten, in einem Schnappschuss vereint: Weißwangengans (auch Nonnengans genannt, links unten), Ringelgans (rechts unten) und Kurzschnabelgans (links oben, hinter der Schärfeebene).
Vom äußerst schwierigen Wohnungsmarkt in Longyearbyen war an dieser Stelle in den letzten Jahren schon mehrfach die Rede. Seit Jahren ist es so gut wie unmöglich, zu bezahlbaren Preisen dauerhaft eine Unterkunft zu finden.
139 Wohnungen werden wegen Lawinengefährdung abgerissen
Nach der tragischen Lawine kurz vor Weihnachten 2015 hatte die Entwicklung sich deutlich verschärft. Die Lawine hatte mehrere Häuser am Berg Sukkertoppen zerstört, wobei zwei Menschen ums Leben gekommen waren. In der Folge war die Lawinengefahr für Longyearbyen neu fachlich bewertet worden, mit dem Ergebnis, dass Häuser künftig mit nicht weniger als 139 Wohnungen abgerissen werden. Bislang wurden schon technische Lawinensicherungen gebaut, um die noch verbleibenden Gebäude zu sichern.
Weitere 41 Wohnungen sind gefährdet
Nun sind Zweifel aufgekommen, ob weitere Lawinensicherungen sich wie geplant bauen lassen. Der Baugrund am steilen Hang des Sukkertoppen ist schwierig, so dass nicht sicher ist, ob die Fundamentierung wie erforderlich notwendig ist. Um auch den schlechtesten Szenarien der künftigen Klimaentwicklung angepasst zu sein – „business as usual“ bei den globalen Treibhausgasemissionen – wird mit 14 Meter tief in den Untergrung reichenden Fundamenten gerechnet.
Ob das in dem steilen Gelände technisch möglich ist, ist unsicher. Es ist möglich, dass sich das Projekt als durchführbar herausstellt, aber wenn nicht, ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Gebäude mit bis zu 41 Wohnungen abgerissen werden müssen, wie Svalbardposten berichtet. Betroffen ist der bergnahe Teil im Weg 228 am Sukkertoppen, wo Wohngebäude stehen.
Auch wenn das Ergebnis – Abriss oder nicht – noch fraglich ist, steht eins schon fest: der Wohnungsmarkt in Longyearbyen wird dadurch nicht einfacher werden.
Wohnhäuser am Sukkertoppen und Lawinensicherungen.
Airbnb
Als weiteren Faktor bei dieser Entwicklung hat man schon länger die Kurzzeit-Vermietungsplattform Airbnb im Blick. Es gibt ohne Zweifel eine Reihe von Wohnungen in Longyearbyen, die von ihren Eignern via Airbnb als Kurzzeitmiete an Touristen vermietet werden, so dass Wohnungen zum längerfristigen Vermieten an Einwohner verloren gehen. Man vermutet, dass die Zahl der so vermieteten Wohnungen erheblich ist, genaue Zahlen liegen aber bislang nicht vor. Als ein Beitrag in der Svalbardposten zum Thema erschien, waren 36 Wohnungen in Longyearbyen auf Airbnb im Angebot.
Genauere Zahlen sind allerdings schwierig zu finden, und daher hat die Kommunalverwaltung (Lokalstyre) bei einer spezialisierten Firma einen Bericht in Auftrag gegeben, wie viele Wohnungen tatsächlich über diese Kurzzeitplattform laufen. Je nachdem, wie die Zahlen ausfallen, können dann Einschränkungen erwogen werden.
Das Thema beschäftigt in vielen Städten in der Welt, ist in Longyearbyen aber möglicherweise noch problematische als anderswo: erstens ist es ein kleiner Ort mit nicht allzu vielen Wohnhäusern, zweitens kommen viele zahlungskräftige Touristen hierher, die den Markt zu Ungunsten der Einheimischen verzerren, drittens kann man hier nicht einfach ins Umland ziehen und pendeln.
Eins ist sicher: Für kleinere Einkommen ist es derzeit in Longyearbyen praktisch unmöglich, einen längerfristigen Mietvertrag zu bekommen.
News-Auflistung generiert am 28. März 2023 um 22:21:50 Uhr (GMT+1)
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