Änderungen der Regeln in den Nationalparks an der West- und Nordküste Spitzbergens sind mehrere Jahre lang in der Diskussion und dann im Gesetzgebungsverfahren gewesen. Am 20. Dezember 2019 schließlich hat das Gesetz mit dem sperrigen Namen „Vorschrift zu den Nationalparks Süd-Spitzbergen, Forlandet und Nordwest-Spitzbergen, den Naturreservaten Nordost-Svalbard und Südost-Svalbard und den Vogelreservaten auf Svalbard“ den norwegischen Staatsrat passiert, wobei die Unterschrift des Königs dem Gesetz abschließend Gültigkeit verleiht. Somit ist es lauf offizieller Mitteleilung der norwegischen Regierung in Kraft.
Neues Vogelreservat Liefdefjord: Andøyane (hier im Bild), Stasjonsøyane, Måkeøyane, Lernerøyane. An Stellen wie diesen kann im Frühsommer hinter jedem Treibholzbalken eine Eiderente brüten. Da hält man sich sowieso besser fern. Nun ist das gesetzlich vorgeschrieben.
Es gibt einige Änderungen, die vor allem für den schiffsbasierten Tourismus von Bedeutung sind. Reise- und Expeditionsleiter sowie auf eigene Faust Reisende wie die Besatzungen privater Yachten sollten – müssen – die neuen Regeln kennen, wenn sie in den betreffenden Gebieten unterwegs sind.
Die wichtigsten Änderungen
Natürlich ist das Gesetz viel umfangreicher, aber das hier sind die wichtigsten Neuerungen:
Es gibt das neue Vogelreservat Liefdefjord, bestehend aus den Inselgruppen Andøyane, Stasjonsøyane, Måkeøyane und Lernerøyane. Analog zu den bereits bestehenden Vogelreservaten ist auf und um diese Inseln jeglicher Verkehr in der Zeit 15. Mai-15. August verboten. Das Verbot gilt auch auf dem Wasser innerhalb von 300 Metern Entfernung bis zum nächsten Ufer, wozu auch Holmen und Schären zählen.
Dies dürfte für den schiffsbasierten Tourismus die einzige neue Regel sein, die zu Einschränkungen in der mehr oder weniger täglichen Praxis führen wird.
Das Vogelreservat Blomstrandhamna ist ausgeweitet worden und umfasst nun auch die Indre Breøya, ein kleines Inselchen auf der Nordseite der Blomstrandhalvøya.
Für das Gebiet unmittelbar rund um die Trollkjeldene gilt rund ums Jahr „betreten verboten“. Das genaue Gebiet wird durch eine Karte sowie durch Koordinaten definiert.
Die Trollkjeldene bestehen aus mehreren Quellgebieten mit großen, schönen Sinterterrassen und befinden sich einige Kilometer von der Küste entfernt im Tal südlich des Bockfjord. Für die Jotunkjeldene – die kleinen, ufernahen und häufig besuchten Quellen im Bockfjord – ändert sich nichts.
Die Tourismusbranche muss ortsspezifische Richtlinien für eine Reihe von Orten erarbeiten und beim Sysselmannen hinterlegen, bevor dort künftig weiterhin Landgänge gemacht werden dürfen. Diese Richtlinien müssen nun erarbeitet werden, was in der Praxis der Branchenverband AECO tun wird. Sobald sie vorliegen, gelten sie für organisierten Tourismus verbindlich, so dass man sich hier in Kenntnis setzen muss.
Dies gilt für: Ytre Norskøya, Sallyhamna und Smeerenburg (alle im Nordwesten), Signehamna und Fjortende Julibukta (Krossfjord), Fuglehuken (Prins Karls Forland), Ahlstrandhalvøya (Van Keulenfjord), Gnålodden und Gåshamna (beide im Hornsund).
In ein paar Fällen gibt es sogar Lockerungen: Nicht-motorisierte Wasserfahrzeuge dürfen entlang des Festlandsufers innerhalb der Vogelreservate Prins Heinrichøya und Mietheholmen (östlich von Ny-Ålesund im Kongsfjord) und Boheman (westlich vom Bohemanneset im Isfjord) passieren. Das ist für Kajakfahrer auf Touren in diesen Gegenden eine erhebliche Erleichterung, die wohl kaum eine Eiderente vom Nest scheuchen wird.
Toiletten- und Grauwasser darf nicht innerhalb von 500 Metern vom Ufer abgelassen werden. Das galt bislang nur in den Naturreservaten.
In den Vogelreservaten ist motorisierter Verkehr an Land verboten (das war auch früher schon so, wurde aber präzisiert). Eine Ausnahme gilt bis zum 14. Mai im Vogelreservat Kapp Linné (das ist neu).
Die Trollkjeldene (Trollquellen) im Bockfjord darf man sich jetzt nur noch aus einer gewissen Entfernung anschauen. Die ufernahen Jotunkjeldene sind davon nicht betroffen.
Alle sonstigen Regeln für die Nationalparks bleiben bestehen. Erlaubt bleibt auch die Trawlerfischerei in Wassertiefen von mehr als 100 Metern.
Weitere Änderungen betreffen Angleichungen von Formulierungen, die keine Änderungen der Praxis mit sich bringen. So heißen die Vogelreservate von nun an nicht mehr Vogelreservate (fuglereservat), sondern „Naturreservat für Vögel“. Damit soll hervorgeben werden, dass es sich um Naturreservate handelt, ebenso wie bei den großen Schutzgebieten Nordost und Südost Svalbard. „Naturreservat“ ist der strengste Gebietsschutz, den das norwegische Gesetz kennt. In den „Naturreservaten für Vögel“ gilt wie gehabt das totale Verkehrsverbot vom 15. Mai bis zum 15. August.
Da kommt noch was
Weitere Änderungen sind in der Diskussion und werden mittelfristig kommen, darunter ein Verwaltungsplan für Zentral-Spitzbergen einschließlich wichtiger Gebiete wie der Isfjord, das Adventdalen bei Longyearbyen und der Van Mijenfjord. Zu den Forderungen gehören eine Ausweitung des Schwerölverbots auf den Isfjord und eine Deckelung der Größe von Kreuzfahrtschiffen, die Spitzbergen anlaufen dürfen. Das ist aber Teil eines anderen Verfahrens, das noch in einem recht frühen Stadium steckt.
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