Die Serie trauriger Nachrichten aus Spitzbergen will nicht abreißen. Am Mittwoch kam ein Eisbär im Zusammenhang mit einer Betäubung und Markierung durch Wissenschaftler ums Leben, wie der Sysselmannen bestätigte.
Der Vorfall ereignete sich im Wijdefjord in der routinemäßigen Herbstkampagne zum Markieren von Eisbären. Dabei werden Eisbären vom Hubschrauber aus betäubt und anschließend gewogen, markiert und es werden üblicherweise Proben genommen. Das Tier war der „30. oder 31.“ Bär der aktuellen Kampgne.
Bekannt ist zunächst nur, dass der Bär die Prozedur nicht überlebte. Wann und warum er genau starb, ist bislang nicht veröffentlicht. Routinemäßig wurde beim Sysselmannen ein Verfahren eröffnet. Daher wurden bislang keine weiteren Details mitgeteilt, etwa ob ein Tierarzt anwesend war.
An dem Verfahren, regelmäßig eine große Anzahl von Eisbären vom Hubschrauber aus zu betäuben, was für die Tiere mit erheblichem Stress verbunden ist, wurde schon mehrfach substanzielle Kritik laut. Laut Jon Aars, dem führenden Eisbärenforscher des Norwegischen Polarinstituts, „verliere“ man bei 1000 Betäubungen üblicherweise 2 bis 4 Eisbären. Ihm selbst (Aars) sei dies nun seit 2003 zum dritten Mal passiert. Der Svalbardposten teilte Aars mit, dass das „Markieren dadurch gerechtfertigt wird, dass wir als Wissenschaftler meinen, dass die Informationen, die wir erhalten, wertvoll sind“.
Begegnungen zwischen Mensch und Eisbär haben dieses Jahr auf Spitzbergen bereits vier Bären und einen Menschen das Leben gekostet
(Symbolbild: harmloser Fund eines Eiesbärenschädels in der Hinlopenstraße).
Es ist bereits der vierte Vorfall dieses Jahr, bei dem ein Eisbär auf Spitzbergen durch Menschenhand ums Leben kommt. Vor dem tödlichen Angriff Ende August, bei dem ein Mensch starb, war schon Anfang Januar ein Eisbär von der Polizei erschossen worden, ohne dass eine unmittelbare Gefahrensituation vorlag, und Ende Januar starb ein betäubter Eisbär, der aus der Umgebung Longyearbyens ausgeflogen werden sollte, im Hubschrauber, wobei mutmaßlich erhebliche Fehler gemacht worden sind. Beide Fälle, vor allem jedoch die tödliche Betäubung von Ende Januar, zogen starke Kritik auf sich, wobei es auch darum ging, ob das Polarinstitut die Kompetenz zum Betäuben von Eisbären hat oder ob dabei ein Tierarzt anwesend sein sollte. Man darf auch daher gespannt sein, welche Details im aktuellen Fall noch ans Licht kommen werden, etwa ob ein Tierarzt anwesend war.