Schon mehr als eine Woche keine neue Meldung mehr an dieser Stelle, ist in Spitzbergen nichts los? Tatsächlich ist die Welt in den letzten Wochen und Tagen dort weder untergegangen noch gerettet worden. Aber irgendwas tut sich natürlich immer. Nicht nur Corona – diese Seite ist lang, dranbleiben! 😉
Corona, Corona, Corona
Natürlich ist Corona auch dort nach wie vor das beherrschende Thema. Tatsächlich hat es in Spitzbergens Siedlungen bislang noch keine nachgewiesene Corona-Infektion (gemeint ist natürlich das aktuelle SARS-CoV-2 Virus, nur für den Fall, dass jemand sich wundert) gegeben und schon gar keine Erkrankung an COVID-19. Dabei ist das Virus Spitzbergen schon nahe gewesen, vor allem letzten Sommer an Bord des Hurtigrutenschiffes MS Roald Amundsen. Da die betreffenden Schiffsreisen aber von und bis Norwegen gingen und sicherheitshalber keine Siedlungen besucht wurden, fuhr der SARS-CoV-2 Erreger auch wieder mit der MS Roald Amundsen nach Norwegen zurück, ohne in der Arktis an Land zu bleiben.
Gilt immer noch: Corona hat die Welt und Spitzbergen fest im Griff.
Nach wie vor gibt es Tourismus in Longyearbyen: Touristen reisen vom norwegischen Festland an. Natürlich gelten für diese in Longyearbyen strenge Hygienevorschriften. Auch etwa nach weihnachtlichem Festlandsaufenthalt zurückkehrende Einheimische könnten dem Virus eine Mitfahrgelegenheit bieten. Hier war das Risiko im Einzelfall schon reell, als sich herausstellte, dass bereits in Longyearbyen befindliche Rückkehrer in Norwegen Kontakt zu positiv getesteten Personen hatten. Es blieb bislang aber beim Schrecken. Und auf der Guthabenseite haben immerhin schon ein paar wenige der ältesten Bewohner Longyearbyens ihre erste Impfdosis bekommen.
Für Reisende gelten, wie allgemein bekannt, weiterhin strenge Regeln, die aktuell Touristen von außerhalb Norwegens die Anreise praktisch mehr oder weniger unmöglich machen: Quarantäne und Tests werden den meisten die Reiselust vergehen lassen.
Corona: die Wirtschaft ächzt
Dramatischer sind die Folgen der Pandemie für die lokale Wirtschaft. Vor allem in der wichtigen Tourismusbranche knirscht es vielerorts gefährlich. Dazu kommt, dass die norwegischen Überbrückungshilfen teilweise lange auf sich warten ließen, was unter anderem mit Spitzbergens speziellem Status und der dadurch bedingt sehr dünnen sozialen Absicherung zu tun hat (Stichwort Spitzbergenvertrag). Zumindest hier hat sich aber in den letzten Wochen das eine oder andere getan. Dennoch bleibt vielen nur, zu hoffen, dass die Situation sich wieder entspannt, bevor den Betrieben wirtschaftlich die Luft ausgeht. Gerade die für viele wichtige Wintersaison von Februar bis Anfang Mai wird, wie man sich denken kann, kaum im gewohnten Umfang stattfinden können.
Touristengruppe auf Spitzbergen in der Wintersaison: Wann das wieder möglich sein wird, weiß niemand genau. Viele warten dringend darauf.
Kohle (I)
Eine weitere öffentliche Diskussion, die derzeit mal wieder hoch- und vorankommt, ist die Frage nach der künftigen Energieversorgung Longyearbyens. Der Stand der Dinge ist nach wie vor etwa wie im Dezember geschildert (Beitrag „Bank und Batterien“). Ganz kurz gesagt: Eine neue Stromversorgung muss her, und die wird sicher nicht oder zumindest nicht nur mit Kohle zu tun haben. Nun wird man sich mehr und mehr klar darüber, dass das auch Konsequenzen für die Grube 7 haben wird, Longyearbyens letztes Kohlebergwerk. Klar ist, dass Longyearbyens Geschichte als Bergbauort dem Ende entgegengeht. Bislang hatte man mit Abbau bis etwa 2030 gerechnet. Nun zeichnet sich ab, dass in der Grube 7 die Lichter eventuell noch früher ausgehen könnten. Endgültige Entscheidungen stehen aber bislang aus.
Grube 7 bei Longyearbyen: ein paar Jahre hat sie wohl noch vor sich, aber das Ende rückt näher.
Kohle (II)
Das Ende der Bankfiliale in Longyearbyen war 2020 einer der lokalen Aufreger. Im Dezember ging es mit Spitzbergens einziger Bank endgültig zu Ende. Der Geldautomat war schon zuvor längere Zeit nicht mehr in Betrieb, weil der Transport von Bargeld vom norwegischen Festland nach Spitzbergen sich schwierig gestaltete. Nun ist Longyearbyen derzeit de facto von der Bargeldzufuhr abgeschnitten. Da bargeldlose Zahlungsmethoden in Norwegen einschließlich Spitzbergen sehr weit verbreitet sind, sind die praktischen Probleme, die das mit sich bringt, überschaubar, zumal es derzeit kaum internationalen Reiseverkehr gibt. Sobald die Touristen aber wieder aus nichtskandinavischen Ländern kommen, wird es aber absehbar Schwierigkeiten geben, wenn keine Lösung gefunden wird; zudem ist Bargeld nach wie vor ein gesetzlich vorgeschriebenes Zahlungsmittel und muss flächendeckend zugänglich sein. Als Lösung ist eine Zusammenarbeit mit dem Supermarkt Coop Svalbard, besser bekannt als Svalbardbutikken im Gespräch, der den kleinen Ort mit Bargeld versorgen soll.
In eigener Sache (I): „Der arktische Mittwoch“ ist angelaufen
Die Online-Vortragsreihe „Der arktische Mittwoch“ ist am vergangenen Mittwoch mit dem ersten Thema angelaufen. „Die Bäreninsel und Jan Mayen“ lief sehr erfolgreich und brachte sehr zahlreiche positive Rückmeldungen (Mitteilung der Redaktion: dieser Autor war am Mittwoch der Vortragende und kann daher nicht als völlig unbefangen gelten 🙂 ). Birgit Lutz und ich freuen uns auf die weiteren Vorträge, die in den nächsten Wochen anstehen! Natürlich können für alle noch Zugänge gebucht werden – hier gibt es dazu weitere Informationen.
Der arktische Mittwoch ist angelaufen:
Arktis-Vorträge online von Birgit Lutz und Rolf Stange.
In wenigen Einzelfällen gab es Probleme mit den Zoom-Anmeldungen, die aber weitestgehend noch rechtzeitig gelöst werden konnten. In ebenfalls wenigen Fällen war kein Ton zu hören. Daher auch hier an alle Interessenten der Hinweis: Der Umgang mit dem Programm Zoom ist wirklich kein Hexenwerk und lief zu 99 % auch problemlos, sollte aber vorher getestet werden, wenn man noch keine einschlägige Erfahrung hat. Zentraler Punkt: Audio-Funktion und Lautsprecher am eigenen Rechner aktivieren. Das kann der Vortragende nicht aus der Ferne, das muss jede und jeder bei sich selbst tun. Bitte vorher testen, und bei Bedarf stehe ich gerne für einen kleinen Probelauf zur Verfügung – allerdings nicht kurz vor Vortragsbeginn – und das Zoom-Meeting wird ja auch jeweils eine halbe Stunde vor Vortragsbeginn eröffnet, so dass auch hier noch Zeit zur Verfügung steht, um die Technik zu justieren. Bei Bedarf, etwa an einem Probelauf, bitte Kontakt aufnehmen.
In eigener Sache (II): Buch und Poster „Svalbardhytter“
Von mehreren, in Arbeit befindlichen Projekten ist eines aktuell kurz vor Fertigstellung: Ursprünglich ausschließlich als Poster konzipiert, im Ergebnis allerdings auch als Buch, ist „Svalbardhytter“ so gut wie fertig. Poster und Buch „Svalbardhytter“ stellen eine Auswahl von 60 Hütten vor. Hütten gehören in der Arktis zu den Sehnsuchtsorten: Früher versprachen sie Sicherheit und meistens wenigstens ein Minimum an Komfort, heute riechen sie nach Abenteuergeschichten und zudem ist der Besuch einer jeden Hütte in Spitzbergen immer mit einem schönen Natur- und Landschaftserlebnis verknüpft.
Das Hammerfesthaus auf der Bäreninsel (Bjørnøya) stammt aus dem Jahr 1822. Damit ist sie Svalbards älteste Hütte, die noch steht. Sie ist eine von 60 Hütten, die in dem Buch & Poster „Svalbardhytter“ vorgestellt werden.
Der norwegische Titel scheint kryptische Verhältnisse anzudeuten, aber dem ist nicht so: das Poster besteht aus einer schönen Collage aus 60 Fotos sowie den Ortsnamen. Das kleine Buch hat zu jeder Hütte einen mehr oder weniger kurzen Text mit Hintergrundinformationen, und zwar in drei Sprachen: Deutsch, Englisch, Norwegisch. Zudem enthält auch das Buch die Fotos direkt im Text.
„Svalbardhytter“ wird demnächst im Spitzbergen.de-Shop erhältlich sein, dann gibt es hier in den Spitzbergen.de-Nachrichten natürlich einen Hinweis und entsprechend auch einen Email-Newsletter. Wer den noch nicht bekommt, kann ihn gerne anfordern per Email an rolf.stange@spitzbergen.de.