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Tages-Archiv: 25. Juli 2021 − News & Stories


Abschieds­gruß für Mark Sab­ba­ti­ni

Der­zeit sind die Tage auf Spitz­ber­gen meist etwas grau und win­dig, aber immer voll und sie gehen schnell dahin. Nach lan­ger, pan­de­mie­be­ding­ter Abs­ti­nenz steht es für mich und uns hier in Lon­gye­ar­by­en ganz oben auf der Wunsch­lis­te, viel Zeit drau­ßen zu ver­brin­gen. Sonst hät­te ich hier schon eini­ges geschrie­ben über die vie­len schö­nen Ein­drü­cke der letz­ten Zeit.

Das wird schon noch kom­men.

Aber gleich­zei­tig pas­siert hier ja auch immer wie­der etwas, was nicht uner­wähnt blei­ben darf. Es wäre sicher unan­ge­mes­sen, Fotos von schö­nen Land­schaf­ten, Tie­ren und natur­kund­li­chen Spe­zia­li­tä­ten wie inter­es­san­ten Fos­si­li­en zu ver­öf­fent­li­chen, ohne zu erwäh­nen, was sonst noch so los ist.

Mark Sab­ba­ti­ni unfrei­wil­lig abge­reist

Vor allem, wenn jemand, der seit weit über zehn Jah­ren (13 waren es, genau­er gesagt) zum Orts­bild von Lon­gye­ar­by­en gehört hat, die Insel ver­las­sen hat, und zwar unfrei­wil­lig.

Tat­säch­lich gehört zur Macht des Sys­sel­mes­ters, Per­so­nen von Spitz­ber­gen aus­wei­sen zu kön­nen. Davon wur­de bis­lang nur sel­ten Gebrauch gemacht, etwa in Fäl­len, wo Per­so­nen mehr­fach beim Kon­sum oder sogar Han­del mit ille­ga­len Dro­gen erwischt wur­den. Die offi­zi­el­le Hal­tung dazu ist hier, dass das für eine so klei­ne, abge­le­ge­ne Gemein­de mit mehr­mo­na­ti­ger Polar­nacht noch gefähr­li­cher ist als andern­orts, so dass Wie­der­ho­lungs­tä­ter mit dem Raus­wurf rech­nen müs­sen, ver­bun­den mit dem Ver­bot der Rück­kehr für eine Wei­le.

Auch mit­tel­lo­se Tou­ris­ten wur­den schon mal direkt nach Ankunft wie­der ins nächs­te Flug­zeug gesetzt. Die öffent­li­che Hand will hier nicht für Leu­te auf­kom­men, die nicht in der Lage sind, ihre nächs­te Über­nach­tung zu bezah­len, und man will im Eis­bä­ren­land auch nicht, dass Leu­te wild cam­pen (was in und um Lon­gye­ar­by­en ohne­hin ver­bo­ten ist) und sich dabei zudem Risi­ken aus­set­zen, die sie selbst wahr­schein­lich gar nicht ken­nen oder ein­schät­zen kön­nen.

Soweit so nach­voll­zieh­bar. Aber jeman­den her­aus­wer­fen, der 13 Jah­re lang hier gelebt hat?

Mark Sab­ba­ti­ni: 13 Jah­re Spitz­ber­gen, 13 Jah­re „Ice­peo­p­le“

Der Ame­ri­ka­ner Mark Sab­ba­ti­ni, Zei­tungs- und Medi­en­mensch durch und durch, hat­te bereits län­ge­re Auf­ent­hal­te etwa in der Ant­ark­tis hin­ter sich, als er damals nach Lon­gye­ar­by­en kam und begann, sei­ne kos­ten­lo­se, eng­lisch­spra­chi­ge Zei­tung „Ice­peo­p­le“ auf­zu­bau­en, als für ein inter­na­tio­na­les Publi­kum zugäng­li­ches Alter­na­tiv­an­ge­bot zur Lokal­zei­tung Sval­bard­pos­ten. Seit­dem kann­te man Mark hier, wie er sich tag­ein, tag­aus im Café Frue­ne über sei­nen Rech­ner beug­te und sei­ne Zei­tung und Web­sei­te baut und stän­dig aktu­ell hielt.

Wirt­schaft­lich ging es damit aber nie auf­wärts: Zei­tung und Web­sei­te waren und sind immer umsonst gewe­sen (und sol­len es auch blei­ben), das Anzei­gen­ge­schäft ist ziem­lich begrenzt. Wirt­schaft­lich hat das Gam­le Syke­hu­set Mark den här­tes­ten Schlag ver­setzt von meh­re­ren, die er ein­ste­cken muss­te: Der Kauf einer Eigent­umgs­woh­nung dort stell­te sich als Total­ver­lust her­aus, als Set­zungs­schä­den das Gebäu­de unbe­wohn­bar mach­ten. Das ist eine lan­ge Geschich­te in sich selbst (mehr dazu hier). Für vie­le war es sehr, sehr teu­er. Dazu kamen eine ungüns­ti­ge gesund­heit­li­che Ent­wick­lung, u.a. infol­ge eines Stur­zes bei Glatt­eis. All das ist in Lon­gye­ar­by­en kein Geheim­nis und Mark hat immer offen dar­über erzählt und berich­tet.

Wirt­schaft­li­che und gesund­heit­li­che Abwärts­ent­wick­lung

Irgend­wann waren die Reser­ven auf­ge­braucht, und Marks wirt­schaft­li­che Lage in der nörd­lichs­ten Sied­lung (wenn wir Ny-Åle­sund aus­neh­men, wo es kei­ne nor­ma­len Ein­woh­ner gibt) des rei­chen Lan­des Nor­we­gen wur­de pre­kär bis zu dem Punkt, dass Unter­kunft und anste­hen­de Aus­ga­ben nicht mehr gesi­chert waren. Das ging so eine Wei­le mal schlech­ter, mal rech­ter.

Nun gibt es als Fol­ge der spe­zi­el­len Bedin­gun­gen des Spitz­ber­gen­ver­tra­ges in Spitz­ber­gen kein staat­li­ches sozia­les Netz über das hin­aus, was das Her­kunfts­land des oder der Ein­zel­nen her­gibt. Und da die Behör­den hier nicht akzep­tie­ren, dass Leu­te in Spitz­ber­gen in mate­ri­ell unge­si­cher­ten Ver­hält­nis­sen – im Extrem­fall auf der Stra­ße – leben, behält man sich vor, Leu­te in sol­chen Fäl­len her­aus­zu­wer­fen.

Der neue Sys­sel­mes­ter Lars Fau­se hat eine ande­re Sicht auf den frag­li­chen Fall als sei­ne Amts­vor­gän­ge­rin und er ent­schloss sich dazu, „Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men“.

Mark selbst hat sich in der Sval­bard­pos­ten, auf sei­ner eige­nen Sei­te Ice­peo­p­le, auf sozia­len Medi­en und auch mit gegen­über im per­sön­li­chen Gespräch umfang­reich dazu geäu­ßert. Er wie­der­hol­te immer wie­der, dass er die Ent­schei­dung nicht nur ver­steht und akzep­tiert, son­dern dass er sie auch für rich­tig hält, im Anblick der Ent­wick­lung sei­ner Lage über die letz­ten Jah­re.

Rück­kehr nach Alas­ka

Am letz­ten Mitt­woch ist Mark abge­reist, zurück nach Juneau in Alas­ka, wo er sich zunächst gesund­heit­lich und wirt­schaft­lich erho­len und dann in der Medi­en­land­schaft Alas­kas ein neu­es Tätig­keits­feld fin­den will, vor­zugs­wei­se in abge­le­ge­nen Gemein­den.

Mark Sabbatini

Mark Sab­ba­ti­ni beim Abschied von Lon­gye­ar­by­en am letz­ten Mitt­woch. Foto: Ice­peo­p­le.

Ice­peo­p­le will er wei­ter betrei­ben, die Sei­te wird also Mark zufol­ge eine wich­ti­ge Infor­ma­ti­ons­quel­le für das inter­na­tio­na­le, Spitz­ber­gen-inte­re­sier­te Publi­kum blei­ben, mit vie­len, detail­lier­ten Infos zum Orts­ge­sche­hen in Marks eige­ner, von fei­nem Humor gepräg­ter Schrift­spra­che, die nicht mit Mut­ter­sprach­ler­kennt­nis­sen aus­ge­stat­te­ten Lesen­den durch­aus etwas abver­lan­gen kön­nen.

Sei­ne eige­nen Mut­ter­sprach­ler­kennt­nis­se hat Mark übri­gens in den letz­ten Jah­ren immer wie­der bei mei­nen eng­lisch­spra­chi­gen Publi­ka­tio­nen bezahl­ter­wei­se in den Kor­rek­tur­pro­zess ein­ge­bracht, von kür­ze­ren Tex­ten wie in Sval­bardhyt­ter und auf Tei­len die­ser Web­sei­te bis hin zu län­ge­ren Tex­ten bei eng­li­schen Neu­auf­la­gen des Spitz­ber­gen-Rei­se­füh­rers. Das soll laut Mark auch so blei­ben kön­nen.

Wer mehr zu Marks Abrei­se lesen will, wird auf sei­ner eige­nen Sei­te fün­dig wer­den.

So long for now, Mark! See you again!

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