Norwegischer Diesel für russische Fischer? Das war bis vor ein paar Wochen noch gängige Praxis. Die Schiffe kamen zum Tanken (oder „Bunkern“, wie man bei Schiffen auch sagt) nicht nach Longyearbyen, sondern die Tankstellen schwammen auf offener See zu ihren Kunden – in großen Teilen der Barentssee, sowohl in norwegischen als auch in russischen Gewässern, wie Bewegungsdaten norwegischer Tankschiffe belegen.
Als das im November bekannt wurde, folgte eine öffentliche Diskussion, in der man sich schnell einig wurde, dass diese Vorgangsweise im Licht des russischen Krieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen „unethisch“ und ein „Dilemma“ war. Große Lieferanten auf dem norwegischen Dieselmarkt haben sich schnell distanziert und dahingehend geäußert, nicht an russische Kunden zu liefern, konnten entsprechende Lieferungen über Zwischenhändler aber nicht ausschließen.
Fischereischiffe lassen sich gerne nahe bei den Fanggebieten auf See mit allem beliefern, was sie brauchen. Hier liegen zwei russische Schiffe im Bellsund nebeneinander und tauschen Güter und Fisch aus.
Anfang Dezember schuf das norwegische Außenministerium Klarheit, indem es Svalbardposten mitteilte, dass es norwegischen Schiffen untersagt ist, auf See Diesel an russische Schiffe zu verkaufen. Das gilt auch in russischen Gewässern. Um bestehende Verträge zu erfüllen, waren Lieferungen bis Anfang März 2023 noch legal möglich. Seitdem können russische Schiffe norwegischen Diesel nur noch in bestimmten norwegische Häfen kaufen, und ausschließlich zum eigenen Gebrauch. Diese Häfen sind Longyearbyen, Båtsfjord, Kirkenes oder Tromsø. Das wird im täglichen Betrieb kaum attraktiv sein; Fischereischiffe wollen die Fanggebiete möglichst wenig verlassen.
Die Lieferung von Diesel auf See durch norwegische Tankschiffe, zu dem es seit März noch mehrfach kam, war also illegal. Den betreffenden Lieferanten scheint die Rechtslage nicht klar gewesen zu sein.