Spitzbergen unter Segeln 2025 – die neuen Reisebeschreibungen sind da! Wir bleiben Spitzbergen treu, auch wenn sich einiges ändert, so sind etwa die Antigua und die Arctica II nicht mehr dabei. Aber dafür haben wir die Meander, die sozusagen das Beste beider Welten in sich vereinigt: sie ist mit 12 Passagieren fast so klein wie die Arctica II, dabei aber nahezu so gut und komfortabel ausgestattet wie die Antigua.
Auch 2025 wieder: Mit der Meander zum Eis Spitzbergens. Und nach Norwegen.
Acht Fahrten planen wir, die Geographische Reisegesellschaft, 2025 mit der Meander im hohen Norden. Sechs davon in Spitzbergen, und zwar jeweils zwei im Frühjahr (Ende Mai, Anfang Juni), im Hochsommer (Juli) und im Spätsommer (Ende August, September).
Dazu kommen zwei Reisen im November in Nordnorwegen.
Diese verschiedenen Reisezeiten, die Termine und die Ideen dahinter finden sich auf dieser Seite (hier klicken) und im Detail auf den dort zu jeder einzelnen Reise verlinkten PDFs. Willkommen an Bord!
Das neue Fotobuch „Spitzbergen – Kalte Schönheit“ besteht aus 227 Bildern, die geographisch, jahreszeitlich und thematisch eine halbwegs vollständige Rundreise um Spitzbergen bieten.
Die Fotos entstanden über einen Zeitraum von fast 20 Jahren, auf ungezählten kleinen Touren und längeren Reisen von 2005 (da kaufte ich meine erste Digitalkamera) bis 2023. Viele sind mit für mich unvergesslichen Erinnerungen verknüpft, und bei jedem Foto habe ich mir irgend etwas dabei gedacht, warum gerade dieses Bild mit ins Buch darf und nicht 1000 andere, die es auch hätten sein können.
Im Buch sollen und können die Bilder für sich sprechen, da lenkt kein langer Text von den Bildern ab. Meine eigenen Geschichten und Gedanken zu diesen Fotos habe ich da nicht erzählt. Aber ich habe Lust dazu, das trotzdem zu tun, zumindest für ein paar Bilder. Der Platz dazu ist hier. Theoretisch könnte daraus eine kleine, lose Reihe werden. Mal schauen, wie weit ich damit kommme.
Das erste Bild: Nordlicht
Das Jahr beginnt natürlich mitten in der Polarnacht, und damit auch das Fotobuch. Und wie ließe sich die Schönheit der Polarnacht besser darstellen als mit einem Nordlicht?
Mit einem Nordlichtfoto eröffnet auch die erste Auflage des Fotobuches von 2011. Wie stolz war ich in den Jahren zuvor auf meine allerersten Nordlichtfotos! Nur leider fehlte es zunächst noch an allen Voraussetzungen für gute Nordlichtbilder. Das hat sich dann schnell geändert, aber das Nordlichtfoto in der alten Auflage war bereits gedruckt. Jedes Mal, wenn ich ich das Buch von 2011 später in der Hand hatte und der Blick auf dieses Bild fiel, verging mir schon ein Teil der Freude an diesem Buch. Verwischt, unscharf, verrauscht. „Das geht besser!“ war natürlich mein Gedanke. So ist es auch, wie an einem von vielen kalten Abenden in Adventdalen, ausgestattet mit dicker Jacke, Vollformatkamera, lichtstarkem Objektiv und Stativ, als 2019 das neue Foto entstand. So geht es.
Das erste Bild im neuen Fotobuch Spitzbergen: Kalte Schönheit: Nordlicht.
Wenn man sich Nordlichtfotos anschaut, im Internet, in Büchern oder Zeitschriften, leuchten diese oft noch deutlich stärker. Da wurde aber bei der Bildbearbeitung zu stark an den Reglern gedreht. Dieser Versuchung sollte man widerstehen, sonst entstehen schnell Bilder, die mit der Realität von Polarlichtern wenig bis nichts zu tun haben.
Schon alleine das Nordlichtfoto wäre als Grund für eine überarbeitete neue Auflage gut genug gewesen. Ich bin froh, dass es diese neue Auflage nun gibt, jetzt macht das Freude 🙂 wie die Nordlichter selbst.
Das erste Sonnenlicht
Die Rückkehr der Sonne ist nach mehreren Monaten ohne Sonnenlicht immer ein besonderes Ereignis in der Arktis. In Longyearbyen, von Schatten werfenden Bergen umgeben, wird das Sonnenfest am 8. März gefeiert. Hat man freien Blick nach Süden, kann man schon entsprechend früher wieder in der Sonne baden (nun ja, fast). So etwa in Farmhamna, einer Trapperstation an der Westküste. Die Zeit dort von Ende Januar bis Anfang März 2022 gehört zu den Erlebnissen, an die ich gerne zurückdenken werde, solange ich noch an irgend etwas denken kann. Das Sonnenfest konnten wir dort schon am 20. Februar feiern, und an diesem Tag ist dieses Bild entstanden.
Erstes Sonnenlicht in Farmhamna, 20. Februar 2022.
… ist die Seite zur Langeøya, einer kleinen Insel in der Hinlopenstraße. Die Seite gibt es schon eine Weile, aber nun wurde das zuvor etwas karge Bildmaterial dort ergänzt, nicht nur mit einem tollen (finde ich) Zitat von Carl Koldewey, der die Insel 1868 auf seiner wegweisenden „Ersten Deutschen Nordpolar-Expedition“ besuchte, sondern auch mit weiteren Informationen und Fotos. Nicht viele, aber bei der Vogelperspektive gilt ja ganz klar: Klasse statt Masse.
Derzeit findet sich kaum Gelegenheit an Seiten wie der Langeøya-Seite zu arbeiten, der arktische Sommer ist einfach eine notorisch hektische Zeit. Aber wenn man in anderem Zusammenhang über so etwas wie Koldeweys Bericht stolpert und die Seite grundlegend schon existiert, dann muss man da einfach mal Hand anlegen, ob man eigentlich Zeit hat oder nicht 🙂 dieser „andere Zusammenhang“ ist übrigens ein zarter Hinweis darauf, dass das Buchprojekt „Spitzbergenfahrer“ mit Schwerpunkt auf Reisenden aus dem deutschsprachigen Raum nicht vergessen ist. Im Gegenteil hat es in den letzten Monaten bedeutende Fortschritte gemacht. Vielleicht wird es ja irgendwann doch tatsächlich mal fertig …
Doch noch ein Bild: Die Grönland, Koldeweys Expeditionsschiff von 1868.
Am Donnerstag war auf der Nordhalbkugel der längste Tag des Jahres. Da 2024 ein Schaltjahr ist, fällt die Sommersonnenwende dieses Jahr auf den 20. Juni und nicht wie sonst auf den 21. (es kann auch schon mal der 22. oder 23. sein, je nachdem, wie genau die Erde gerade um die Sonne eiert). Am 24. ist Sankt Hans, und am Abend davor, am „sankthansaften“, wird am Feuer gefeiert.
Eiderente auf ihrem Nest am Hundehof im Adventdalen.
Der Sommer begegnet einem nun auf Schritt und Tritt. Viele Eiderenten und Gänse sitzen noch auf ihren Nestern und wärmen die Eier, aber hier und da sieht man auch schon kleine Küken über die Tundra laufen.
Sommer ist, wenn das Sektglas bricht
„Offizieller“ Sommeranfang ist in Longyearbyen, wenn der Stiel des Sektglases gebrochen ist. Das „Sektglas“ ist ein von Longyearbyen aus gut sichtbares Schneefeld von entsprechender Form am Hang des Operafjellet gut acht Kilometer östlich vom Ort.
Das „Sektglas“, ein Schneefeld am Operafjellet, am Sonntag (16.6.) …
Mit fortschreitender Schneeschmelze löst sich der Stiel vom Kelch, und wenn das passiert ist, ist Sommer. So läuft das hier. Auf den genauen Zeitpunkt wird vorher gerne gewettet. Dieses Jahr ist der Stiel am Dienstag „gegangen“, was ziemlich früh im Sommer ist; sonst lässt dieses Ereignis auch schon mal bis Ende Juli auf sich warten. Je nach Schneeverhältnissen und Witterung.
… und am Freitag (21.6.).
Frühlingsboten dieses Jahr rarer als sonst: Rückgang der Schneeammer
Viele hatten in Longyearbyen dieses Jahr den Eindruck, dass die Schneeammern weniger zahlreich sind als sonst. Die Schneeammer ist der einzige Singvogel Spitzbergens und als Frühlingsbote ab Mitte April ein kleiner Herzensbrecher. Dieser Eindruck wurde nun von Forschern von NINA (norwegisches Institut für Naturforschung) bestätigt, wie man in der Svalbardposten lesen kann. Die Wissenschaftler pflegen eine Zählung, die mittlerweile 27 Jahre umfasst. Dabei werden 100 Nistkästen im ortsnahen Bereich kontrolliert (für Schneeammern gibt es in und um Longyearbyen tatsächlich Nistkästen). Meistens findet man darin 40 bis 60 Nester, aber dieses Jahr waren es nur neun.
Schneeammer im Adventdalen, Anfang Juni: dieses Jahr weniger zahlreich.
Die Gründe dafür sind unklar, aber der Klimawandel gehört wohl hier nicht zu den Verdächtigen, ebensowenig die Verhältnisse im Brutgebiet auf Spitzbergen. Möglich ist beispielsweise, dass ein Teil der Population auf dem Herbstzug von Spitzbergen nach Süden im Oktober 2023 Extremwetter zum Opfer gefallen ist. Zur fraglichen Zeit hat es in der fraglichen Region in der östlichen Barentssee, um Novaya Zemlya, sehr starke Stürme gegeben. Auch die Vogelgrippe oder außergewöhnlich starke Kälte im Überwinterungsgebiet, der Grenzregion zwischen Kasachstan und Russland, könnten eine Rolle gespielt haben.
Ein außergewöhnliches Einzelereignis dieser Art lässt immerhin hoffen, dass die Population sich in den nächsten Jahren wieder erholt.
Ein Abend im Adventdalen im Juni – das kann ein paradiesisches Erlebnis sein, vor allem, wenn man ein offenes Auge für die Vogelwelt hat. Angefangen von den Eiderenten am Hundehof (einfach und gewehrfrei zu Fuß erreichbar). Dort irgendwo neben der Kolonie hinsetzen und genießen ist ein ebenso einfaches wie sicheres Rezept für einen wunderbaren Abend. Vielleicht kommt auch noch ein Eisfuchs vorbei.
Nicht ganz so prall mit Leben gefüllt erscheint der Eindruck auf weiter Fläche im Adventdalen. Es ist nur ein Eindruck aus einer punktuellen Beobachtung heraus, aber dieser Eindruck ist, dass im unteren Adventdalen deutlich weniger Gänse als in den letzten Jahren üblich zu sehen sind.
Ein Vergleich. Das obere Bild ist vom Juli 2022 …
Gänse im Adventdalen, 2022.
… und dieses zweite Bild ist vom vergangenen Montag (10.06.2024).
Gänse (oder auch nicht) im Adventdalen, Juni 2024.
War es die Vogelgrippe?
Der Ort stimmt nicht ganz genau überein und die Zeit natürlich schon gar nicht, Juni ist nicht Juli und 2024 ist nicht 2022. Und überhaupt ist es nur ein punktueller Eindruck über ein paar Wochen hinweg. Aber der Eindruck ist schon, dass derzeit weniger Gänse im Adventdalen sind als sonst. Vielleicht haben sie sich im schneearmen Mai 2024 schneller als sonst auf andere Gebiete verteilt? Möglich. Oder war’s doch die Vogelgrippe? Auch die kann eine Rolle gespielt haben, der 2023 etwa ein Drittel der Svalbard-Population von Weißwangengänsen zum Opfer gefallen ist, in absoluten Zahlen 13.200 Gänse, wie Scotland’s Nature Agency im Oktober 2023 schrieb. Eine dramatische Zahl.
Bei den kleineren Arten ist viel los
Aber bei genauem Hinschauen ist doch überall Leben, gerade bei den kleineren Vögeln ist ein breites Artenspektrum zu finden, wie diese kleine Fotosammlung vom Montagabend zeigt.
Vor allem Krickente und Odinshühnchen sind Arten, die man in Spitzbergen eher selten sieht. Das untere Adventdalen hat eine Artenvielfalt, die in Spitzbergen Seltenheitswert hat.
Nach einem recht kühlen Mai beginnt in Spitzbergen langsam der Sommer. Die Eiderenten haben ihre Nester bezogen, Gänse und Rentiere freuen sich über die nun mehr und mehr wieder schneefreie Tundra. Die erste Juniwoche werden wir mit der Antigua unterwegs sein, und damit sollte der Reiseblog wieder Stoff bekommen.
Aber natürlich gibt es auch immer wieder Sehenswertes im Fernsehen. Was genau, verrät Marga uns unten.
Wie schon die berühmte Jägerin Wanny Woldstad sagte:
Es gibt doch nichts über einen gemütlichen Arktis-Filmabend in Hyttevika.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.