Das Licht kommt zurück am 78. Breitengrad, das geht seit einigen Tagen erstaunlich schnell. Bald wird die Sonne auch die Bergspitzen wieder anleuchten und in den folgenden Wochen auch die Täler erreichen.
Einfach der Blick aus dem Fenster auf das Hiorthfjellet, hier und jetzt (12.2., kurz vor 12 Uhr).
Spitzbergen-Reiseführer in Neuauflage, gedruckt und digital
Unterdessen hat sich einiges getan. Die neue Auflage vom Spitzbergen-Reiseführer ist im Druck, Vorbestellungen sind schon seit einigen Tagen möglich und die Auslieferung sollte zeitnah losgehen können. Diese achte (!) Auflage ist mal wieder umfassend überarbeitet worden. Natürlich sind die neuen Regeln dabei berücksichtigt, aber auch sonst gibt es zahlreiche Aktualisierungen, oft im Detail, was man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht unbedingt sieht.
Dass es diese Ebooks bislang nur auf Apple Books gibt, ist keine reine Bosheit, sondern dafür gibt es technische Gründe. Derzeit machen wir aber einen neuen Anlauf, Ebooks von den großen Plattformen unabhängig selbst vertreiben zu können. Drückt die Daumen. Komplizierte Geschichte, viel mehr, als man sich wahrscheinlich erst mal vorstellt.
Neue Seiten: gedanklich im Isfjord unterwegs
Nächster Punkt: neue Seiten. Hier tut sich fortlaufend so einiges. Nicht nur, weil ich einfach will, dass Spitzbergen.de diese schönen Inseln für alle zumindest digital zugänglich macht. Da kann man sich gedanklich in die Arktis versetzen, in vielen Bildern schöne Landschaften genießen und lesen, was es da alles zu entdecken und zu wissen gibt.
Nicht nur gedanklich im Isfjord unterwegs: Spitzbergen unter Segeln ab 2025
Und es gibt wirklich noch viel zu entdecken. Bis 2024 sind wir nach Möglichkeit meist recht zügig weit weg gefahren, in die Hinlopenstraße, zum Nordaustland und so weiter. Das war natürlich auch gut und richtig und toll, das sind faszinierende, wunderbare, ferne Winkel dieser schönen Welt. Aber vielleicht haben wir es damit schon auch mal etwas übertrieben. Zuviele Meilen gemacht, zuwenig Zeit, um sich der Zeitlosigkeit der stillen, arktischen Landschaft so richtig hinzugeben. Was wir gemacht haben, war ganz sicher nicht schlecht, aber man kann es auch anders machen. Es hat natürlich mit den neuen Regeln zu tun, dass wir unsere Fahrten „Spitzbergen unter Segeln“ ab 2025 anders gestalten werden, aber man hätte schon auch früher mal den Ansatz etwas mehr pflegen können, weniger Meilen zu machen, nicht unbedingt immer möglichst schnell in die Ferne zu schweifen, sondern mit mehr Zeit und Ruhe die schönen und vielseitigen Fjorde und Küsten zu entdecken, die gar nicht so weit entfernt sind.
Mit der Meander im Isfjord. Kann man machen 😊
Daher widme ich derzeit genau diesen Gegenden gedanklich viel Aufmerksamkeit, als Vorbereitung auf den Sommer. Ich reise mit dem Finger auf der Landkarte, schaue mir alte Fotos an aus der Zeit, wo die Isfjord-Nordseite gefühlt noch weiter weg war als heute Spitzbergens Nordküste, studiere geologische Karten, wälze diverse Bücher. Genau so habe ich ja auch früher sehr viel Zeit verbracht, und an diesem Punkt bin ich jetzt wieder. Und stelle dabei fest, dass ich mich in vielen versteckten Winkeln des Nordaustlands wahrscheinlich besser auskenne als in der einen oder anderen Bucht im Isfjord … schon komisch, oder? Das wird sich ändern! Es gibt noch so viel zu entdecken, es gibt noch so viele Ideen, was man noch machen muss, wo man noch hin und sich umschauen muss, welche Touren man probieren muss … genug Stoff für lange Zeit. Gute gedankliche Vorbereitungen für die kommenden Fahrten „Spitzbergen unter Segeln“ nicht nur 2025, sondern auch darüber hinaus.
Wanderung im Isfjord. Kann man auch machen 😊
Und damit all das Reisen auf der Landkarte, im Fotoarchiv, in Büchern, in Gedanken auch zu etwas „Greifbarem“ (nun ja, soweit eine Seite im Internet eben greifbar ist) führt, wovon auch andere etwas haben, filtriere ich aus alldem einen Kern heraus und gieße ihn in neue Seiten zu diesen schönen Gegenden. Mein Schwerpunkt ist nun erst mal der Isfjord, was nicht heißt, dass wir gar nicht mehr weiter weg fahren werden, so ist das natürlich auch nicht gemeint. Aber die alte Devise, nach Abfahrt quasi so schnell raus aus dem Isfjord wie möglich und am Ende der Fahrt so lange wie möglich noch möglichst weit weg unterwegs zu sein und dann am letzten Nachmittag im Tiefflug durch den Isfjord nach Longyearbyen (das ist natürlich stark zugespitzt), die wird nicht mehr gelten, das ist klar. Und das ist auch gut so.
Neue Seiten: jetzt aber wirklich
Also, neue Seiten! Schauen, lesen, stöbern, sich auf neue Abenteuer freuen!
Nur für den Fall, dass jemand sich (oder mich) fragt: Eisbär im Isfjord – ja, auch das gibt es. Aufgenommen mit schwerem Gerät aus einer Entfernung, die auch ab 2025 noch erlaubt ist. Alle, die dabei sind, bekommen natürlich die Fotos.
Die Zeiten, wo die Polarnacht den Menschen nur Dunkelheit und Skorbut zu bieten hatte, sind lange vorbei. Heute bietet Longyearbyen auch im dunklen Winter jede Menge Abwechslung. Ständig bietet der kulturelle Kalender einen Vortrag (oft allerdings auf Norwegisch) oder sonstige kleinere Veranstaltungen.
Manchmal sind es auch größere Veranstaltungen, wie das Jazzfestival „Polarjazz“ am vergangenen Wochenende. Wie schon zum Dark Seasons Blues Festival Ende Oktober, sind dabei neben lokalen Künstlern vor allem namhafte norwegische und internationale Musiker auf den Bühnen Longyearbyens zu sehen. Beide Festivals sind seit vielen Jahren fester Bestandteil im Kulturkalender Spitzbergens.
Longyearbyens Musikszene macht den Auftakt
Das Polarjazz wurde am Donnerstag Abend im Kulturhaus von verschiedenen lokalen Künstlern eröffnet. Es ist beeindruckend, wie viele davon Longyearbyen zu bieten hat – letztlich ist es doch ein Dorf mit etwa 2500 Menschen. Aber wie viele 2500-Seelen-Nester bekommen ein fast dreistündiges Programm zusammen, bei dem kaum jemand für mehr als ein Lied auf der Bühne steht? Wobei es nur im weitesten Sinne um „Jazz“ ging, was sicher auch auf einen großen Teil der weiteren Konzerte zutraf.
Eröffungsabend des Polarjazz mit Musikern aus Longyearbyen im Kulturhaus.
Auftragswerk zum Spitzbergenvertrag
Das Programm wurde mit zahlreichen Veranstaltungen bis Sonntag fortgesetzt. Zu den Höhepunkten gehörte zweifellos die Uraufführung eines Werkes von Bugge Wesseltoft im Huset, das anlässlich des dieses Jahr anstehenden 100. Jubiläum des Inkrafttretens des Spitzbergenvertrages in Auftrag gegeben und umgesetzt wurde. Wesseltoft brachte dabei in den neun sehr unterschiedlichen Sequenzen seines Werkes klanglich und visuell alles unter, was er mit Svalbard assoziert und begeisterte Publikum und Kritik.
Uraufführung des Werkes von Bugge Wesseltoft im Huset.
Dass Wesseltoft sich für den Teil, der der dramatischen Expeditionsgeschichte gewidmet ist, mit der Wellman-Bjørvig-Bentsen-Geschichte ausgerechnet ein Drama ausgesucht hatte, dass sich 1898-99 im russischen Franz Josefs Land abgespielt hat, scheint nur wenigen, wenn überhaupt, aufgefallen zu sein oder man hat gelassen darüber hinweg gesehen.
Ella Marie Hætta Isaksen
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der samischen Sängerin und Schauspielerin Ella Marie im Kulturhaus. Hier wurde musikalisch ordentlich Dampf gemacht, mit modernen Klängen, denen die kulturellen Wurzeln nicht abhanden gekommen sind. Auch die politischen Botschaften kamen nicht zu kurz, etwa mit einem unmissverständlichen Gruß der politisch engagierten Samin an die norwegische Regierung, bei dem zwei Mittelfinger die Hauptrollen spielten. Wer die Gelegenheit hat, Ella Marie Hætta Isaksen, wie sie vollständig heißt, mal auf der Bühne zu erleben, sollte sie sich nicht entgehen lassen.
Ella Marie und Band im Kulturhaus.
Wer überlegt, mal eine Kulturreise in die Polarnacht zu machen, kann sich direkt auf der Seite des Veranstalters das Programm anschauen (2026 ist allerdings noch Zukunftsmusik, wobei die Vorbereitungen hinter den Kulissen schon laufen).
Und ansonsten? Langsam kommt das Licht sichtlich wieder zurück, die dunkle Kernzeit der Polarnacht weicht tagsüber der Dämmerung. Bis die Sonne sich wieder blicken lässt, dauert es aber noch ein paar Wochen.
Blick über den Campingplatz am Dienstag Mittag: die Polarnacht nähert sich dem Ende.
Wie üblich noch ein paar Bilder für weitere Eindrücke:
Bei dem Titel könnten die Gedanken schon auf Abwege kommen 🤪 aber keine Sorge, dieser Beitrag braucht keine Altersuntergrenze.
Neulich hatte ich das „Jernsenga“ erwähnt, das „Eisenbett“ im Adventdalen. Wer wissen will, worum es da geht und was die Geschichte dahinter ist, kann auf einer neuen Seite schauen, die ich nun dazu gebaut habe. Einmal hier klicken und schon ist man gedanklich im Adventdalen.
Und als visuellen Höhepunkt gibt es auf der Seite einen Rundumblick, aufgenommen bei diesem wahnsinnig schönen roten Licht neulich. Das sieht wirklich so aus, wie ich es mir auf dem Mars vorstelle, der Eindruck war unglaublich!
Um nichts vorwegzunehmen, gibt es hier jetzt kein Bild. Bilder gibt es dafür auf der neuen Seite zum Jernsenga.
Im Februar kommt das Licht auch im höchsten Norden zurück, da lockt die große, weite, schöne Landschaft. Aber wenn es draußen stürmt, kann man es sich gut vor dem Fernseher gemütlich machen. Es sind im Februar viele Wiederholungen dabei, aber das muss ja nicht schlimm sein.
Wenn es in der Hütte kalt und zugig ist, muss man sich schön an den Ofen setzen.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Februar
Sonntag, 02.02., 15.45 Uhr: „Island – Reise zum Ursprung der Erde“ (F 2023)
Donnerstag, 06.02., 08.55 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Norwegen“ (F 2019)
Donnerstag, 06.02., 09.45 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Lappland“ (F 2019)
Mittwoch, 12.02., 08.55 Uhr (Wdhlg.): „Island – Reise zum Ursprung der Erde“
Mittwoch, 12.02., 10.25 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Island“ (F 2019)
Freitag, 14.02., 16.00 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Schweden“ (F 2019)
Freitag, 14.02., 16.55 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Finnland“ (F 2019)
Samstag, 15.02., 14.25 Uhr (Wdhlg.): „Island – Reise zum Ursprung der Erde“
Montag, 17.02., 16.10 Uhr: „Weiße Wale: Zurück in die Freiheit“ (GB 2021)
Montag, 17.02., 17.50 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Norwegen“
Montag, 17.02., 18.35 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Lappland“
Dienstag, 18.02., 17.50 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden:Schweden“
Dienstag, 18.02., 18.35 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Finnland“
Mittwoch, 19.02., 17.50 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Island“
Donnerstag, 20.02., 10.40 Uhr: „Leben mit Vulkanen – Island: Das Königreich des Feuers“ (F 2018)
Freitag, 28.02., 15.30 Uhr (Wdhlg.): „Leben mit Vulkanen – Island …“
EA = Erstausstrahlung auf Arte.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf anderen Programmen