Die Pläne der norwegischen Regierung, eine den Regelungen auf dem Festland entsprechende Lotsenpflicht in Spitzbergen einzuführen, stoßen weiterhin auf Kritik und sorgen unter Betroffenen für Beunruhigung. Mittlerweile haben auch führende Mitarbeiter des zuständigen norwegischen Kystverket eingesehen, dass die Vorlage in derzeitiger Form in Spitzbergen für viele Beteiligte nicht praktikabel ist.
Kleine Schiffe, die mit Passagierzahlen im kleinen zweistelligen Bereich teilweise Fahrten von über zwei Wochen Dauer rund um Spitzbergen machen, würden von einer Lotsenpflicht, die umgerechnet mit mehreren hundert Euro zu Buche schlägt, in Spitzbergen akut vom Aus bedroht sein. Betroffen sind prinzipiell alle Schiffe ab 70 Meter Länge, Passagierschiffe aber ab einer Länge von 24 Metern.
Erfahrene Nautiker können sich theoretisch durch Zertifikate von der Lotsenpflicht befreien lassen. Praktisch wäre dies nach der aktuellen Vorlage jedoch nahezu unmöglich. Um nur eines von etlichen Beispielen für die bürokratischen Hindernisse zu nennen: Der Nautiker muss die betreffende Strecke, für die das Zertifikat gilt, in jeder Richtung mindestens sechsmal befahren haben. Dies mag für den in Norwegen vorherrschenden Pendelverkehr von Passagierschiffen durchaus sinnvoll sein. In Spitzbergen werden viele Strecken allerdings fast ausschließlich in einer Richtung befahren, da die meisten Fahrten Umrundungen sind, die traditionell fast immer im Uhrzeigersinn ausgeführt werden.
Durch derartige Regelungen wären auch Kapitäne mit langjähriger Erfahrung nicht in der Lage, sich zertifizieren und somit von der Lotsenpflicht befreien zu lassen. Ob die offiziellen Lotsen überhaupt Wissen einbringen könnten, dass diese Kapitäne nicht ohnehin längst haben, steht noch auf einem ganz anderen Blatt.
Die Lotsenpflicht soll schrittweise bis 2014 eingeführt werden. Eine Entscheidung ist für Juni angekündigt.
Die MS Stockholm im Treibeis an der Nordküste Spitzbergens. Das Schiff und ihr Kapitän gehören zu den Veteranen der Schifffahrt in Spitzbergen.