Mi.
9. Juli
2014
Zugegeben, der Tag begann nicht vor dem ersten Hahnenschrei. Mit einem für den Nachmittag vorgesehenen Stationsbesuch war das Programm klar und einigermaßen entspannt. Dachte ich.
Dafür ging es dann aber auf einmal relativ schnell. Wie sich herausstellte, bot die Station uns die Möglichkeit zum „Kvalrossløpet“, dem traditionellen Lauf von der Kvalrossbukta bis zur Station. Neun Kilometer, die je nach Geschlecht und Alter in 60-80 Minuten zurückzulegen waren, um hinterher offiziell als Walrossläufer diplomiert zu werden. Kein Thema! Wen interessieren schon die 70 Kilometer der vergangenen Tage, vor nicht einmal 12 Stunden beendet …?
Zugegeben, es ging nicht ganz so leichtfüßig zur Sache, als um 12 Uhr zum Start gepfiffen wurde. Mit 6 Leuten traten wir immerhin mit genau 50 % unserer Mannschaftsstärke an. Erwartungsgemäß ging Harold schnell in Führung und hielt diese auch, bis er souverän knapp unter 45 Minuten ins Ziel ging. Alle übrigen folgten innerhalb der zeitlichen Vorgabe und konnten aus der Hand des „Häuptlings“, wie der Stationschef umgangssprachlich genannt wird, ihre Urkunde entgegennehmen. Angesichts der vielen Kilometer der letzten Tage, Steigung, leichtem Wind und Nebel sowie der stark improvisierten Bekleidung gar nicht schlecht. Das Beste war die Möglichkeit, anschließend unter die Dusche gehen zu können!
Bis zum offiziellen Besuch um 4 war noch Zeit für einen kleinen Spaziergang Richtung Kapp Traill südlich von der Station. Kleine Pfade führten zwischen Lavaskulpturen hindurch, die stark mit Flechten und Moos bewachsen waren. In diesem Nebel eine wahrlich verwunschene Landschaft! Am Kapp Traill stießen Felsenfinger ins Meer hinaus, und oben an den Bergen lachten Krabbentaucher wie wahnsinnig. Arktis pur, aber so ganz anders als Spitzbergen.
Pünktlich um 16 Uhr hieß der freundliche Stationschef Roy uns willkommen. Einer kleinen Ansprache folgte das übliche Prozedere eines Stationsbesuches. Sobald der Kaufrausch im kleinen Souvenirladen befriedigt war, erfreuten wir uns an Tee, Kaffee und Keksen sowie richtigen Sitzgelegenheiten und genossen ein wenig die norwegische Gemütlichkeit auf dieser ansonsten so ungemütlichen Insel. Ebenso ist auch der anschließende motorisierte Rücktransport in die Kvalrossbukta als Höhepunkt einzuordnen – Danke!
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Der Rest des Tages? Unfeierlich. Mehr Stopfen als Packen. Hauptsache, wasserdicht. Schleppen. Mit Watstiefeln in der Brandung stehen. Alles an Bord so verteilen, dass es möglichst lüften, vielleicht sogar trocknen kann. Lecker essen. Und dann zog Jan Mayen an uns vorbei. Noch einmal schönes Abendlicht auf roten Ascheklippen und bizarr gewundenen Lavaströmen, bewachsen mit grünem Moos, und dann verschwanden die letzten Krater hinter uns im Nebel. So schnell und endgültig, dass man kurz darauf schon gar nicht mehr sicher sein konnte, ob es die Insel überhaupt wirklich gibt.
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