Das berüchtigte Oktoberfest gibt es auch weit nördlich des Polarkreises. Freunde des Konsums leberschädigender Getränke zu überhöhten Preisen in lautstarker, überfüllter Umgebung kommen in diesen Tagen in Longyearbyen voll auf ihre Kosten. Ganz der Tradition des Münchener Vorbildes entsprechend, gibt es ein Bierzelt mit Livemusik, über 120 Biersorten (darunter viele aus Süddeutschland) und einen erstaunlichen Besucherverkehr.
Eingeleitet wurde das Oktoberfest in Longyearbyen mit einem Umzug am Donnerstag (25.9.), Samstag (27.9.) erreichte das Programm u.a. mit Auftritten des Männerchors der norwegischen Bergbaugesellschaft und der „Spitzbergen Schnapskapelle“, die sich speziell zu diesem Anlass aus lokalen Talenten zusammenfand, sowie diversen Vorträgen zum Thema Bier seinen Höhepunkt.
Das Oktoberfest findet in Longyearbyen seit mehreren Jahren statt und eine künftige Fortführung kann als sicher gelten.
Mehr kann dieser Autor, der zur fraglichen Zeit lieber abseits von Longyearben die Aussicht über stille Täler im schönen Abendlicht des späten Septembers genoss, nicht beitragen.
Die Hartnäckigkeit eines Eisbären führte letztlich zu einem Schnappschuss, der definitiv zu den besseren der Saison zählt. Der Bär hatte ein Zeltlager von Studenten im Billefjord hartnäckig belagert und sich auch von vielfachen Schüssen mit Signalpistolen nicht vertreiben lassen, so dass die Gruppe das Lager verließ und sich abholen ließ. Dabei gelang Elida Langstein der unten zu sehende Schnappschuss von dem Eisbären, während dieser nach erfolgreichem Raubzug mit einer Plastiktüte vom Svalbardbutikken ein Zelt verlässt.
Was sich genau in der Tüte befand, ist nicht bekannt.
Eisbär mit Plastiktüte vom Svalbardbutikken in einem Zeltlager im Billefjord. Foto: Elida Langstein.
Das ist mindestens die historische Entdeckung des Jahres in der Arktis: Die kanadische Regierung hat bekannt gegeben, dass am Sonntag eines der beiden Schiffe von John Franklin gefunden wurde.
Franklin war 1845 mit den Schiffen HMS Erebus und HMS Terror aufgebrochen, um die Nordwestpassage zu finden. Beide Schiffe mitsamt ihren Besatzungen, insgesamt 129 Männer, gingen verschollen. Trotz vieler Suchexpeditionen wurde das genaue Schicksal der Expedition bis heute nicht ins letzte Detail geklärt. Nach 3 Wintern verließen die bis dahin überlebenden Männer – Franklin und einige anderen waren vorher bereits gestorben – die Schiffe und versuchten, sich zu Fuß durchzuschlagen, was angesichts der Entfernungen aber völlig aussichtslos ist. Unterwegs kam es unter anderem zu Kannibalismus; der größte Teil wird an Hunger, Kälte und Skorbut gestorben sein. Es gibt überzeugende Hinweise, dass eine schleichende Bleivergiftung wegen schlecht verlöteter Konserven die Besatzungen vorher schon zusätzlich geschwächt hatte, was möglicherweise zu irrationalen Entscheidungen geführt haben kann.
Das Rätsel um die Franklin-Expedition hat mittels der vielen Suchexpeditionen die Entdeckung der Geographie in der kanadischen Arktis stark befördert, ist aber eines der größten Rätsel der Polargeschichte. Die Franklin-Expedition war mit allem ausgestattet gewesen, was die britische Royal Navy 1845 aufzubieten hatte; sie war bis dahin eine der größten, am besten ausgerüsteten Arktis-Expeditionen gewesen. Ihr Verschwinden war für die stolze britische Flotte ein unbegreiflicher Schlag, und die Entdeckung eines der beiden Schiffe 169 Jahre später ist eine Sensation. Ob es sich um das Wrack der Erebus oder der Terror handelt, ist noch unbekannt.
Die kanadische Regierung hat seit mehreren Jahren gezielt nach den Schiffen suchen lassen.
Alte Darstellung von Franklins Schiffen HMS Erebus und HMS Terror in der Nordwestpassage (Quelle: Wikimedia Commons).
Der neue Spitzbergen-Kalender für 2015 von Rolf Stange ist jetzt ofenwarm aus der Druckerei gekommen und kann ab sofort bestellt werden. 12x Spitzbergen: rund um die Insel durch alle Jahreszeiten, Begegnungen mit Tieren und Landschaften von der Polarnacht bis zur Mitternachtsonne.
Wie gewohnt, gibt es den neuen Spitzbergen-Kalender 2015 im handlichen A5-Format und großzügiger in A3-Größe. Hier klicken für mehr Information, Ansicht der Bilder und Bestellung.
Der Campingplatz Longyearbyen ist nicht nur die preisgünstigste Möglichkeit, in Longyearbyen zu übernachten, sondern auch eine der beliebtesten, weil naturnächsten: Bei gutem Wetter ist der Blick über den Isfjord grandios. Rentiere, Eisfüchse und eine Reihe von Vogelarten sind regelmäßige Gäste, und am Ufer schwimmen mehrmals im Sommer Weißwale („Belugas“) vorbei.
An einem Schönwettertag im August ist eine virtuelle Tour des Campingplatzes entstanden, die nun online ist und den vielen Anhängern des Campingplatzes sicher Freude machen wird. Hier klicken, um zur Panorama-Tour Longyearbyen Campingplatz zu kommen.
Im nun zu Ende gehenden Sommer, der Spitzbergen viel gutes Wetter gebracht hat, hat der Campingplatz Longyearbyen mit etwa 2800 Übernachtungen eine sehr gute Saison zu verzeichnen. Als Erfahrung bleibt die Notwendigkeit, darauf hinzuweisen, dass zur Übernachtung auf dem Campingplatz Schlafsack, Isomatte und Zelt erforderlich sind. Der Campingplatz hat zwar Leihmaterial zur Vermietung, aber nur in begrenzten Mengen, und in der Hochsaison ist die Kapazität mitunter ausgeschöpft. Wenn Gäste, wie mehrfach geschehen, ohne Anmeldung kommen, möglichst mit einem Flugzeug mit Ankunft mitten in der Nacht, und davon ausgehen, dass alles auch ohne vorherige Anmeldung (oder bei Anmeldung nur einen Tag zuvor) vorhanden ist, dann kann es vorkommen, dass nichts mehr verfügbar ist und dann steht man ohne Übernachtung in Spitzbergen, was Heulen und Zähneklappern zur Folge hat. Also: Zelt, Schlafsack & Isomatte mitbringen oder zumindest rechtzeitig (!) vorher anfragen, ob diese Ausrüstung zum Mieten zur Verfügung steht. Und dann: Arktis an der frischen Luft genießen 🙂
Seit über einer Woche ist bei Longyearbyen ein Eisbär unterwegs. Seit dem 21. August ist der Bär regelmäßig in Hiorthhamn, auf der Nordseite des Adventfjord, gesehen worden, nur wenige Kilometer von Longyearbyen entfernt, wo über 2000 Menschen leben.
Zunächst war der Eisbär mehrfach in Freizeithütten eingebrochen und hatte dort teilweise Sachschaden angerichtet. In der vergangenen Woche ist er mehrfach in den umliegenden Tälern (Mälardalen, Hanaskogdalen) gesehen und letztmalig beim Janssonhaugen im Adventdalen. Dort scheint er den Kadaver eines Rentiers gefunden zu haben, so dass die Ernährung zunächst gesichert ist. Es ist allerdings nicht ganz sicher, dass es sich tatsächlich um denselben Eisbären handelt.
In diesen Gegenden herrscht viel Freizeitverkehr: Dort sind Touristen ebenso unterwegs wie Einheimische auf Ausflügen oder zur Jagd (derzeit ist Rentier-Jagdsaison). Es wird darauf hingewiesen, dass mit Eisbären immer und überall außerhalb des bewohnten Bereichs von Longyearbyen gerechnet werden muss und dass Touren auch in nächster Umgebung des Ortes nur mit entsprechender Bewaffnung möglich sind. Ebenfalls sehr wichtig und mittlerweile auch gesetzlich vorgeschrieben ist ein „Abschreckmittel“ wie eine Signalpistole mit Knallpatronen, um nahe Begegnungen möglichst schnell zu beenden, ohne dass Mensch oder Tier zu Schaden kommen. Der Einsatz von Pfefferspray ist in Spitzbergen umstritten und wird von der Verwaltung nicht empfohlen, kann aber, aus dem relativen Schutz etwa einer Hütte verwendet, entscheidend dazu beitragen, gefährliche Situationen unblutig zu beenden. Als alleiniger Schutz ist Pfefferspray jedoch nicht ausreichend.
Der Eisbär in der Umgebung von Longyearbyen ist bislang nicht durch aggressives Verhalten aufgefallen. Normalerweise sind Eisbären gegenüber Menschen nicht aggressiv, es gibt jedoch Ausnahmen, etwa bei ausgehungerten Bären. Auch in Pyramiden sind diesen Sommer mehrfach Eisbären gesichtet worden, teilweise direkt am Hotel mitten im Ort, der seit 1998 weitgehend verlassen ist.
Dieser Eisbär ist seit über einer Woche in der Umgebung von Longyearbyen unterwegs, hier bei einer Freizeithütte in Hiorthhamn.