Longyearbyen ist schon ein merkwürdiges Örtchen. Das kleine Städtchen mit seinen gut 2500 Einwohnern zieht viele kurzzeitige und saisonale Arbeitskräfte an. Nicht nur der Tourismus spielt dabei eine Rolle, sondern auch die Bau- und Handwerksbranche und andere Betriebe, die immer mal für kürzere Zeit Mitarbeiter brauchen. Viele Betriebe haben Probleme, in der wichtigen Tourismus-Wintersaison, die nun voll im Gange ist, Unterkünfte für ihre saisonalen Mitarbeiter zu finden. Größere Firmen sowie öffentliche Arbeitgeber wie Uni (UNIS)/Polarinstitut, Sysselmann und Stadtverwaltung haben gleich einen eigenen Wohnungspark für ihre Mitarbeiter, um überhaupt Arbeitskräfte zu bekommen.
In den letzten Jahren sind die Preise für Kauf und Miete kräftig gestiegen, was ganz vorne weg mit den nun regelmäßigen Sperrungen ganzer Straßenzüge über Monate hinweg wegen Lawinengefahr zu tun hat.
Wie auch an vielen anderen Orten im Wohnungsmarkt, hat wohl so mancher Eigentümer nun Dollarzeichen in den Augen blinken. Eine ganze Reihe von Wohnungen wird über Airbnb kurzzeitig und lukrativ an Touristen vermietet. Natürlich ist das für die Nutzer ein schönes Angebot, und darunter wird manch eine Firmenwohnung sein, die nur zeitweise von Mitarbeitern genutzt wird und dazwischen wird eben die Kasse ein wenig aufgebessert. Andere Wohnungen sollen aber ausschließlich via Airbnb vermietet werden und sind damit dem lokalen Wohnungsmarkt entzogen, was natürlich kräftig diskutiert und kritisiert wird.
Einer der großen Wohnungseigner in Longyearbyen, die Festlandsfirma Longyearbyen Boligeiendom, hatte 2012 für 37 Millionen Kronen (damals etwa 4,8 Millionen Euro) sieben Gebäude gekauft. Damals wurden die Mieten direkt um 45 % erhöht. Nun sollen von diesen sieben Häusern fünf mit 84 Wohnungen verkauft werden. Longyearbyen Boligeiendom will dafür 77 Millionen Kronen haben. Zwar hat die Firma nach eigenen Angaben einen erheblichen Betrag in Renovierung und Instandhaltung investiert, dem aber Mieteinkünfte gegenüberstehen. Unterm Strich kann nach erfolgreichem Verkauf ein Gewinn nicht weit von 100 % der Investition stehen. Die beiden Gebäude, die zunächst nicht verkauft werden, sind im lawinengefährdeten Bereich. Hier wird wohl erst mal abgewartet, ob die Hänge technisch gesichert werden. Derzeit dürften diese Adressen kaum rentabel verkäuflich sein.
Keine Wohnung in Longyearbyen? Dumm gelaufen!
Für Unmut sorgte die Nachricht, dass die Stadtverwaltung in dieser angespannten Gesamtlage auf dem Wohnungsmarkt dutzende von Wohnungen hat, die seit Monaten leerstehen. Dabei geht es um 24 Wohnungen, die erst 2017 mit erheblichen Mitteln renoviert wurden. Sie stehen im unteren Bereich von Weg 222 und damit zumindest randlich in der lawinengefährdeten Zone. Die Stadtverwaltung hat sich nun dahingehend geäußert, dass sie die Wohnungen auch nicht für kürzere Zeit vermieten will, solange nicht bekannt ist, was für Lawinensicherungen eventuell gebaut werden, wann und wie und wo und was das für Konsequenzen für die Baumasse hat. Dieser Prozess, die Lawinensicherung, wird bereits seit Jahren diskutiert, und man darf gespannt sein, wann entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Zudem kommt weiterer, erheblicher Sanierungsbedarf im Bereich der Fundamente. Dennoch könnten die Wohnungen vermietet werden. Dass das nicht geschieht, ist eine politische Entscheidung, die lokal stark kritisiert wird in Zeiten, in denen andere verzweifelt nach Unterkünften für sich selsbt oder für Mitarbeiter suchen.
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